Titel: | Ammoniakgas-Kraftmaschine mit Hochdruck, Expansion und ununterbrochener Condensation; von Alfred von Waeyenberch, Ingenieur bei den HHrn. Robert Stephenson und Comp. in Newcastle-on-Cyne (England). |
Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXXXI., S. 347 |
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LXXXI.
Ammoniakgas-Kraftmaschine mit Hochdruck,
Expansion und ununterbrochener Condensation; von Alfred von Waeyenberch, Ingenieur bei den HHrn.
Robert Stephenson und Comp. in Newcastle-on-Cyne
(England).
Aus den Annales du Génie civil December 1865, S.
826.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
v. Waeyenberch's Ammoniakgas-Kraftmaschine.
Das Wasser löst bekanntlich in der Kälte sein 800faches Volumen Ammoniakgas auf und
gibt dieses Gas in der Wärme bei verschiedenen Temperaturen und mit Erzeugung von
verschieden großen Drucken ab; bei der Temperatur von 120°C. enthält das
Wasser so zu sagen kein Ammoniak mehr. Auf diesen Principien beruht die von mir construirte
Kraftmaschine.
In einen Kessel A (Figur 24 und 25) bringt man
wässeriges Ammoniak, welches einen Concentrationsgrad von etwa 22°
Baumé hat. Erwärmt man diese Flüssigkeit, so verläßt das Ammoniak das Wasser
um so schneller, je mehr man die Wärme steigert. Damit nun nicht mehr Ammoniakgas
entbunden wird, als condensirt werden kann, darf die Temperatur im Kessel 95 bis
110° C. nicht überschreiten. Das Ammoniak, welches entbunden wird, geht
zunächst durch den Hahn B' in ein kleines Schlangenrohr
B, um welches fortwährend kaltes Wasser circulirt,
das durch den Hahn C einfließt.
Bei der Berührung mit diesem kalten Wasser wird der wenige Wasserdampf, welcher sich
bilden und mit dem Ammoniak abströmen konnte, condensirt; da aber der von ihm in dem
Schlangenrohr zurückzulegende Weg nicht so groß ist, daß der zu heißem Wasser
gewordene Dampf auch noch erkalten könnte (so daß er wieder Ammoniak absorbirt), so.
fällt er als heißes Wasser in den Kessel A zurück.
Sobald das Ammoniakgas von dem Wasserdampf, den es mit sich genommen haben kann,
befreit ist (was auch dadurch zu erreichen ist, daß man dasselbe über
Bimssteinstücke streichen läßt), tritt dasselbe durch das Rohr D in ein zweites Schlangenrohr E ein, das in einer Cisterne F angebracht ist,
in welcher ununterbrochen ein starker Strom kalten Wassers circulirt, das durch den
Hahn G eingelassen wird.
In diesem Schlangenrohr E wird das Gas in Folge des
Druckes im Kessel und des Unterschiedes der Temperaturen verflüssigt, und nachdem es
die beiden Ventile der Pumpe J gehoben hat, geht es
durch das Rohr x in einen Behälter H über, welchen ich den Accumulator nenne und um den ich
in dem Doppelboden K mittelst des Hahnes L und des Rohres y das heiße
Kesselwasser circuliren lassen kann, welches, da es bei seiner Temperatur von
110° C. fast kein Ammoniak mehr enthält, erst wieder kalt werden muß, um
letzteres von Neuem absorbiren zu können. In Folge der Circulation dieses heißen
Wassers in den Doppelboden K um das Gefäß H, welches eine gewisse Menge verflüssigtes Ammoniakgas
enthält, gibt jenes einen großen Theil seiner Wärme an das verflüssigte Ammoniak ab,
welches dann wieder gasförmig wird, und zwar unter Erzeugung einer um so größeren
Spannung, je länger man das heiße Wasser mit ihm in Berührung gelassen hat. Die
Spannung, welche in dem Accumulator größer wird als in dem Kessel, hält das
Druckventil der Pumpe J geschlossen. Ein auf dem
Accumulator angebrachtes Manometer zeigt die Spannung an, und sobald diese die
entsprechende geworden
ist, läßt man das Ammoniakgas durch den Hahn M und das
Rohr M' in den Cylinder N
gelangen, wo es ebenso wie der Wasserdampf in einer gewöhnlichen Dampfmaschine
wirkt. Die Maschine ist im Uebrigen, wie die Abbildung zeigt, gerade so beschaffen,
wie eine gewöhnliche Dampfmaschine; dieselbe kann eine verticale, horizontale,
oscillirende etc. seyn.
Das Ammoniakgas geht bei seinem Austritte aus dem Cylinder durch das Rohr O in die anstoßende Abtheilung P, den Condensator, wo es auf kaltes Wasser trifft, welches eingepumpt
wird und dessen Menge durch den Hahn Q beliebig zu
reguliren ist.
Dieses kalte Wasser ist dasselbe Wasser, welches soeben als heißes um den Accumulator
circulirte, diesen dann durch das Rohr 2. verlassen und sich in das Schlangenrohr
R begeben hat, wo es in Berührung mit dem kalten
Wasser der Cisterne F Zeit genug gehabt hat, wieder kalt
zu werden, ehe es durch das Rohr U zu dem Hahn Q gelangt. Bei jeder Umdrehung setzt die Maschine zwei
an ihre Welle befestigte Pumpen in Bewegung; die eine J
derselben zieht aus dem Schlangenrohr E durch das Rohr
X so viel verflüssigtes Ammoniakgas heraus, als im
Cylinder in gasförmigem Zustande verbraucht wurde und schafft dasselbe in den
Accumulator, während die zweite Pumpe S aus dem
Condensator P das Wasser herauszieht, welches das aus
dem Cylinder austretende Ammoniak absorbirt hat und dieses ammoniakalische Wasser
durch das Rohr b, das Ventil e und das Rohr d des Apparates T, welchen ich den Verdampfer (évaporateur) nenne, in den Kessel zurücksendet.
Wollte man dieses gesättigte Wasser gleich mit dem Wasser vermischen, welches sich
unten im Kessel befindet und fast rein ist, so würde dieses Wasser eine sehr
schwache Ammoniaklösung werden, aus welcher folglich das Ammoniak nur sehr langsam
entbunden werden würde; zur Verhütung dieses Uebelstandes habe ich den Verdampfer
T in dem Kessel angebracht. Durch die bloße
Betrachtung dieses Apparates wird man schon dessen Wirkungsweise verstehen. Das aus
dem Condensator durch die Pumpe S zugeschaffte
ammoniakalische Wasser gelangt in den oberen Theil des Apparates T, trifft auf der Innenfläche die Kugelcalotte f und fällt in die kleine Schale g, aus welcher es in die Schale h überläuft
und durch deren Mitte es in die Schale r abfließt; auf
diese Weise gelangt es, wie die kleinen Pfeile anzeigen, bis in die unterste Schale
m, aus welcher es in den Kessel fließt. Das
herabfallende Wasser ist dann fast ganz rein, denn auf seinem Wege aus einer Schale
in die andere hat das Ammoniak Zeit gehabt, das Wasser zu verlassen. Das Ammoniak
macht hierauf wieder
ganz denselben Weg, den es anfangs zurücklegen mußte, um verflüssigt zu werden und
in den Accumulator zu gelangen. V ist der Hahn, welcher
zum Reguliren der Circulation des kalten Wassers in der Cisterne F dient, indem man mittelst desselben das Wasser mehr
oder weniger schnell ausfließen läßt.
Das Ammoniakgas, welches durch die Dichtungen oder durch das Sicherheitsventil
ausströmen könnte, wird durch ein Sammelrohr dem Condensator wieder zugeführt, wo es
sich in dem kalten Wasser auflöst und dann mittelst der Pumpe S wieder in den Kessel geschafft wird.
Auf die angegebene Weise erhält man bei einer Temperatur im Kessel von 100 bis
120° C. eine Spannung von 15, 20, 25, 30 Atmosphären in dem Accumulator; die
Höhe der Spannung hängt davon ab, ob man das heiße Wasser mehr oder weniger lange
Zeit mit dem im Accumulator befindlichen verflüssigten Ammoniakgas in Berührung
läßt.
Ein weiterer Vortheil besteht darin, daß die Temperatur im Cylinder nicht über 15 bis
17° C. steigt.
Im Mai 1862 versuchte ich bei meinem ersten Modelle eines derartigen Motors einen
Condensator, welcher eine genügend große Wassermenge enthielt, um alles Ammoniak zu
absorbiren, das die Maschine während einer Tagearbeit verbrauchen konnte, in der
Absicht, das erschöpfte Wasser, nachdem man es aus dem Kessel gezogen hatte, durch
die gesättigte Lösung aus dem Condensator zu ersetzen; aber in Folge der latenten
Wärme, welche das Ammoniakgas bei seinem Austritt aus dem Cylinder besitzt, wurde
das Wasser im Condensator, nachdem die Maschine einige Zeit im Betrieb war, durch
die chemische Verbindung, die es mit dem Ammoniak eingieng, so heiß, daß es dann
kein Gas mehr absorbiren konnte und man letzterem, obgleich es im Cylinder eine sehr
große Spannung hatte, nur sehr wenig Kraft abzugewinnen vermochte, wegen des
Gegendruckes, den das nicht absorbirte, im Condensator befindliche Gas auf den
Kolben ausübte.
Ich versuchte später diese Verbindungswärme zum Verdampfen des verflüssigten Gases zu
benutzen; da aber die Resultate nicht befriedigender ausfielen, so änderte ich meine
Maschine vollständig ab und gelangte so zu der vorher beschriebenen
Construction.
Gang der Maschine (Prüfung derselben mit
dem Prony'schen Zaume.)
Durchmesser des Cylinders
= 127 Millimeter.
Hub
= 203 Millimeter.
Spannung im Kessel
= 6 Atmosphären.
Spannung im Accumulator = 15,26 Atmosphären.
Temperatur im Kessel = 123° C. (im Mittel).
Temperatur im Accumulator = 40° C.
Leere im Condensator: zwischen 67 und 61 Millim. Quecksilbersäule.
Anzahl der Umdrehungen per Minute = 140.
Kraft der Maschine nach dem Prony'schen Zaume: 8,4
Pferdestärken.
Dauer der Admission: während 3/4 von der Länge des Hubes.
Verbrauch an Steinkohlen (best steam coal) per Stunde: 3 Kilogramme, also etwas weniger als 1/2
Kilogramm per Pferdekraft und Stunde.
Durchschnittlicher Kohlenverbrauch per Tag zu 10
Arbeitsstunden: 27 1/2 Kilogramme.
Probe mit dem Dynamometer.
Länge des Hebelarmes = 1 Meter.
Anzahl der Umdrehungen per Minute = 140.
Schwere des auf die Waagschale des Zaumes gelegten Gewichtssteines = 43 Kilogr.
(2 π × 1 × 140 × 43)/(75
× 60) = 8,40.