Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 322 |
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Miscellen.
Miscellen.
Shaw's
Verfahren zum Speisen kleiner Dampfkessel.
Das Speisen kleiner Dampfkessel, namentlich von Dampfspritzen ohne Speisepumpe etc.,
bewirkt Shaw in London nach folgender in England
patentirten Einrichtung, die auf demselben Princip beruht, welches auf
Schmierapparate für Dampfcylinder in verschiedener Weise angewendet worden ist. Ein
Gefäß, das über dem Wasserniveau des Kessels liegt, ist mit einer Eingußröhre für
das Speisewasser versehen, die durch einen Hahnen abgesperrt werden kann; außerdem
mündet in das Gefäß oben eine vom Dampfraum des Kessels abgeleitete, ebenfalls mit
einem Hahnen versehene Röhre, und vom Boden desselben geht ein Rohr, das gleichfalls
mit einem Hahnen versehen ist, nach dem Boden des Kessels. Beim Gebrauche werden
zunächst die Hähne in den beiden letzten Röhren geschlossen, das Gefäß durch den
Trichter mit Wasser gefüllt, dann der Hahnen in der Eingußröhre zugesperrt und der
Hahnen des Rohres geöffnet, das nach dem Dampfraume des Kessels führt, so daß auf
das Wasser der im Kessel vorhandene Druck wirken und, wenn die nach dem Wasserraume
des Kessels führende Röhre geöffnet ist, das Wasser in diesen abfließen kann.
(Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 30.)
Versuche mit Lenoir's Gasmaschine.
Die Industriegesellschaft zu Mülhausen (Elsaß) ließ kürzlich Versuche mit einer Lenoir'schen GasmaschineMan sehe Tresca's Bericht über seine Versuche mit
der Lenoir'schen Gasmaschine, nebst Beschreibung
dieser Maschine, im polytechn. Journal Bd.
CLXIII S. 161. anstellen (Bulletin de la Société
industrielle de Mulhouse, t. XXXV p. 289; Juli
1865). Die hierzu verwendete Maschine besaß einen Kolbendurchmesser von 0,180 Meter
und einen Kolbenhub von 0,300 Meter, und es fand bei derselben die Entzündung statt,
nachdem der Kolben 0,148 Meter durchlaufen hatte. Der Druck im Cylinder scheint 5
Atmosphären im Maximum zu betragen, die Schwankungen sind aber sehr grell; die
Unterbrechung des elektrischen Stromes hat stets den Stillstand der Maschine zur
Folge. Das verwendete Gas bestand aus 9/10 Luft und 1/10 Leuchtgas; die Verbrennung
schien sehr vollständig zu seyn. Die zum Abkühlen des Cylinders verwendete Menge
Wasser schwankte ziemlich bedeutend, betrug aber im Allgemeinen 500–600 Liter
per Stunde; die Temperatur des austretenden Wassers
schwankte je nach der verwendeten Menge zwischen 20 bis 30° C.; es ließ sich
aber kein Einfluß dieser Schwankungen auf den Gang der Maschine wahrnehmen. Das
Schmieren mußte häufig und mit großen Mengen wiederholt werden. Die Leistung der
Maschine schwankte zwischen 0,956 und 0,998 Pferdekraft, der Gasverbrauch betrug bei
regelmäßigem Gange durchschnittlich 2984 Liter, also ziemlich 3 Kubikmeter per Stunde und Pferdekraft.
Die Unterhaltungskosten werden viel höher seyn als die einer Dampfmaschine; setzt man
alle anderen Kosten als gleich voraus, so wird die Dampfmaschine höchstens 5
Kilogramme Kohle im Preise von 0,15 Frcs. verbrauchen, während die 3 von der Lenoir'schen Gasmaschine verbrauchten Kubikmeter Gas in
Mülhausen Privaten 0,90, Industriellen 0,75 Frcs. kosten, ihr Darstellungspreis aber
0,50 Frcs. beträgt. Allein auch die Voraussetzung, daß alle anderen Kosten gleich
seyen, ist nicht richtig; zunächst ist das Schmieren bei der Gasmaschine, die per Pferdekraft täglich circa 1 Kilogramm Oel erfordert, weit kostspieliger, außerdem erfordert
die Batterie besondere Ausgaben, endlich erspart die Maschine auch durchaus nicht
einen Heizer. Eine Dampfmaschine von 1 Pferdekraft erfordert wenig Arbeit von Seiten
des Feuermannes, der daher sehr wohl noch mit einer anderen Arbeit beschäftigt
werden kann; die Lenoir'sche Gasmaschine aber erfordert
die vollständige Aufmerksamkeit des Arbeiters, der mit ihrer Unterhaltung und
Schmierung beauftragt ist.
Das ist für die Praxis vielleicht ihr wesentlichster Uebelstand. Denn diese leicht
aufzustellende Maschine hat den unläugbaren Vorzug, nur während der Arbeit selbst
Gas zu consumiren, sie ist daher für intermittirende Arbeiten ganz vorzüglich
geeignet. Für einen Arbeiter, der täglich zehnmal 1/4 Stunde lang Betriebskraft
braucht, kann diese Maschine, selbst wenn sie 2 1/2–3 Frcs. für diese Zeit
kostet, sehr wohl von Vortheil seyn. Wenn er aber die Maschine während der Arbeit
fortwährend schmieren muß und sich mit nichts Anderem beschäftigen kann oder einen
besonderen Heizer nehmen muß, so tritt der Vortheil doch sehr zurück. Jedenfalls
kann die Lenoir'sche Maschine nur eine sehr beschränkte
Verwendung finden, bevor die angegebenen Uebelstände beseitigt sind. (Deutsche
Industriezeitung, 1865, Nr. 43.)
Großartiger Bessemer-Guß.
In den neuen Werken von Bessemer u. Söhnen zu Eastgreenwich bei London fand in der zweiten Hälfte des Octobers
der Guß eines Bessemer-Blockes in dem enormen Gewichte von hundert Tonnen (1814 Wiener Centner) mit dem besten
Erfolge statt. – Hr. Sectionsrath Ritter von Schäffer, welcher dieser interessanten Cyclopen-Arbeit beiwohnte,
theilt uns darüber einige Notizen mit, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten
wollen; denn obgleich in Eisen und Stahl schon größere Massen gegossen wurden, so
gewinnt doch die ganze Manipulation ein erhöhtes Interesse durch die Anwendung des
Bessemer-Metalles.
Der Kupolofen, in welchem die ungeheure Masse Stahl geschmolzen wurde, ist nach dem
patentirten Systeme von Ireland u. Söhnen construirt; er schmilzt 13 Tonnen (zu 18. 14 Wiener Ctr.) in der
Stunde und verbraucht 3 Centner Kohks auf 50 Centner Metall. Die flüssige
Bessemer-Masse wurde in eine versenkte Form in Mengen von ungefähr 4 Tonnen
in je 20 Minuten gegossen, so daß die ganze Operation von Früh bis Abends fertig
war. Der Gußblock wird auf demselben Flecke, wo er gegossen wurde, als Amboß für
einen auf Stahl eingerichteten Dampfhammer verwendet werden und wird beiläufig sechs
Wochen zum vollständigen Abkühlen brauchen. Die Bestimmung des Blockes ist ein nicht
zu übersehender Fingerzeig für die Dimensionen, welche die Bessemer-Industrie
schon jetzt einnimmt. Wo man früher Eisen verwendete, sucht man jetzt
Bessemer-Metall zu substituiren; die Eisenbahnen- und Schiffstechnik
kann desselben nicht mehr entbehren. Wie der Berichterstatter in Erinnerung bringt,
hat die Rhederei die Vorzüge des Bessemer-Stahles anerkannt, seitdem im
verflossenen Jahre das Schiff „Clytemnestra“ im
Calcutta-Strome einer Cyclone glücklich widerstand, welche gewöhnliche
Fahrzeuge zehnmal in den Grund gebohrt hätte; und was die Eisenbahnen betrifft, so
sind die Bessemer-Schienen wegen der großen Dehnbarkeit namentlich dort ganz
unersetzlich, wo die intensive Kälte, wie in Canada, das spröde Eisen zu einem
höchst gefährlichen Material macht. Soll doch jüngst eine Probe gezeigt haben, daß eine
Bessemer-Schiene von 6 Fuß Länge so gebogen werden kann, daß die Peripherie
der Spirale 9 Fuß und 1 Zoll maß. Dr. F. N.
(Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865, Nr. 45.)
Gold- und Silberproduction.
Dr. Soetbeer aus Hamburg,
bekannt als Autorität auf finanzwissenschaftlichem Gebiete, hat auf dem dießjährigen
Handelstage in Frankfurt aus einer Reihe von Zahlenangaben die wesentliche Abnahme der Gold- und die Steigerung der Silber-Gewinnung nachgewiesen. Die Goldproduction
schätzt er gegenwärtig auf 140 Millionen Thaler jährlich, die Silberproduction auf
75 bis 77 Millionen In den Jahren 1851 bis 1862 sind nach Indien 753 Millionen
Thaler exportirt, also jährlich circa 62 Millionen, oder
annähernd so viel, als in den betreffenden Jahren auf der ganzen Erde producirt
worden sey. Der Ansicht derer, welche ein Sinken des Goldwerthes annehmen, tritt Dr. Soetbeer entgegen.
Bestimmung von geringen Mengen Kupfer und Eisen im
Werkblei.
Lösen von 10 Grm. Blei in verdünnter Salpetersäure, Fällen mit Schwefelsäure,
Filtriren, Auswaschen, Verdampfen des Filtrates zur Trockne, Ausziehen von Kupfer
und Eisen aus der trockenen Masse mittelst verdünnter Schwefelsäure, Fällen des
Kupfers durch Schwefelwasserstoff und Titriren des Eisens im Filtrat durch sehr
verdünnte Chamäleonlösung; Lösen des Schwefelkupfers in Salpetersäure und
Schwefelsäure, Verdampfen zur Trockne, Lösen in Wasser und Titriren des Kupfers nach
de Haen's Methode mit Jodkalium und Hundertstel
unterschwefligsaurer Natronlösung. (Dr. Mohr in Fresenius'
Zeitschrift.)
Neue Anwendungen des Magnesiums; von W. White.
Magnesiumlampen. – Nachdem einmal festgestellt
war, daß Draht und insbesondere Band die beste Form des Magnesiums ist, kam es bloß
darauf an, einen Apparat zu construiren, der immer so viel Draht abwickelt, als
gerade durch die Verbrennung verzehrt wird. Der Amerikaner Alonzo Grant ließ zuerst die Abwickelung des Drahtes durch ein
Uhrwerk besorgen und dieß war ein wesentlicher Fortschritt. Früher kam es beim
Gebrauch des Magnesiumlichtes oft vor, daß es plötzlich verlosch. Wahrscheinlich
kommt dieß von kleinen Sprüngen oder Blasenräumen im Drahte oder von darin
eingeschlossenen Unreinheiten her. Durch Verbesserung der Fabrication hat der Draht
jetzt eine Dehnbarkeit erlangt, von welcher man vor einem Jahre keinen Begriff hatte
und das Verlöschen ist dadurch bedeutend seltener geworden, besonders wenn man Band
anwendet. Ich habe solches ohne Unterbrechung eine halbe Stunde brennen sehen. Mit
Sicherheit kann man auch ohne Zuhülfenahme der Spirituslampe auf ruhiges Fortbrennen
rechnen, wenn man ein doppeltes Band anwendet; denn es ist sehr unwahrscheinlich,
daß beide zugleich verlöschen und so wird immer das eine die Verbrennung des anderen
unterhalten. Ich weiß, daß eine Grant'sche Lampe mit
Doppelband zwei volle Stunden ohne alle Unterbrechung brannte und durch
entsprechende Vergrößerung der Spulen für den Draht und des Uhrwerks läßt sich ein
beliebig lange Zeit ruhig brennendes Licht erzielen.
Verhalten des Magnesiumlichtes zu den Farben. –
Eine Eigenthümlichkeit des Magnesiumlichtes ist die, alle Farben völlig ebenso
erscheinen zu lassen, wie sie beim Sonnenlichte erscheinen. Alle Farben: Grün, Blau,
Gelb, Weiß, Roth, Violett, Purpur u.s.w. erscheinen vollkommen deutlich und
unverändert. Diese Eigenschaft des Magnesiumlichtes ließe sich in Färbereien,
Ausschnitthandlungen und ähnlichen Etablissements benutzen, um Abends oder bei
trübem nebligem Wetter Zweifel in Bezug auf die Farben der Stoffe zu beseitigen.
Magnesiumlegirungen. – Man hat das Magnesium mit
verschiedenen anderen Metallen ohne besondern Vortheil legirt. Es macht einige
Schwierigkeiten, beim Zusammenschmelzen das Verbrennen des Magnesiums zu verhindern.
Man kann dieß aber leicht verhüten, wenn man das andere Metall zuerst schmilzt und
dann das Magnesium mit einer Zange oder sonst wie untertaucht, bis es ebenfalls
geschmolzen ist.
Eine Legirung von Blei mit Magnesium brennt mit gutem Lichte. Noch vorzüglicher sind
in dieser Beziehung die Magnesiumzinklegirungen. Legirungen mit Zink im Verhältniß
von 5, 10, 15 und 20 Procent lassen sich sehr leicht zu Draht verarbeiten und
verbrennen ruhig, aber mit schwächerem Lichte als reines Magnesium, und verursachen
mehr Qualm.
Zu Feuerwerkszwecken empfehlen sich die
Zinkmagnesiumlegirungen besonders. In Gestalt von Pulver zum Raketensatze
hinzugefügt, geben diese ein schönes Licht und in Gestalt von Draht sind sie selbst
schon ein einfacher und effectmachender Feuerwerkskörper. (Photographisches Archiv,
October 1865, S. 377.)
Ueber die Zersetzbarkeit der Salzsäure durch Kupfer.
Die Meinungen der Chemiker über das Verhalten des Kupfers gegen Chlorwasserstoffsäure
gehen wesentlich auseinander. Während beispielsweise Wurtz in seinem ausgezeichneten Werke: Leçon
de philosophie chimique pag. 63 die Unzersetzbarkeit der Salzsäure durch
Kupfer hervorhebt, findet sich in dem so gründlichen Lehrbuche der Chemie von Graham-Otto (IV. Auflage, Bd. II, 3. Abth. S.
209), ohne daß der Beobachter genannt wäre, die Angabe, daß das Kupfer in sehr fein
vertheiltem Zustande von concentrirter Salzsäure unter Entwickelung von Wasserstoff
gelöst werde.
Diese letztere Angabe ist nach C. Weltzien richtig; denn
concentrirte Salzsäure wird von fein vertheiltem Kupfer unter
Wasserstoffentwickelung, wenn auch sehr langsam, zersetzt. Die Einwirkung erfolgt
rascher, wenn man gasförmige Chlorwasserstoffsäure über glühendes, fein vertheiltes
Kupfer leitet. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1865, Bd. CXXXVI S. 109.)
Die sogenannte Pharaonsschlange.
Unter dem Namen Pharaonsschlange kommt seit einiger Zeit in Paris (und jetzt auch als
deutsches Fabricat) ein Spielzeug in den Handel, welches auf einer eigenthümlichen,
von Wöhler im J. 1821 entdeckten Eigenschaft des Schwefelcyanquecksilbers beruht. Erhitzt man diese
Verbindung gelinde, sagt W., so schwillt sie plötzlich, sich gleichsam aus sich
selbst in wurmartigen Gestalten windend, um das Vielfache ihres vorigen Umfanges zu
einer sehr leichten Masse, unter Entwickelung von etwas Schwefelkohlenstoff,
Stickstoff und Quecksilber, auf. In Paris mischt man dieselbe in gewissen
Verhältnissen mit chlorsaurem Kali und formt daraus kleine Cylinder. Beim Erhitzen
krümmt sich ein solcher Cylinder wie eine Schlange und nimmt ein schuppiges Aussehen
an. Die Schachteln, in denen diese „Schlangen“ verkauft werden,
sind allerdings mit der Aufschrift „Gift“ versehen, doch ist
vor diesem Spielzeug noch ganz besonders zu warnen, da dasselbe gewissen Bonbons
ähnlich steht, und in Paris bereits Unglücksfälle verursachte. (Deutsche
Industriezeitung, 1865, Nr. 40.)
Ueber den Einfluß des Gypses auf die Zusammensetzung der
Weine, nach Chancel.
Ueber diesen Gegenstand hat G. Chancel neuerlich
eingehende Untersuchungen angestellt. Es ergibt sich aus denselben, daß durch den
Zusatz einer hinlänglichen Menge von Gyps fast alles in den Trauben vorhandene Kali
als Weinstein in den Wein übergeführt und auf diese Weise der Weinsäuregehalt des
letzteren vermehrt wird; daher vermag gegypster Wein wenigstens ebenso große Mengen von Weinstein in den
Fässern abzusetzen, als die gewöhnlichen Weine.
Die Trestern von stark gegypstem Weine enthalten weit weniger Kali, als die von Wein,
welcher auf die gewöhnliche Weise behandelt worden; deßhalb haben solche Trestern
auch einen weit geringeren Düngerwerth, als die von nur schwach oder gar nicht
gegypsten Weinen herrührenden.
Uebrigens ist wohl zu beachten, daß der größere Theil des zweifach-weinsauren
Kalis bei den Schalen zurückbleibt und erst dann in den Most übergeht, wenn jene
durch die Gährung zersetzt werden; denn die Analyse der Weißweine und Bleicherte,
also gerade solcher Weine, welche nicht auf den Trestern gegohren haben, beweist,
daß sie etwa nur halb so viel Weinstein enthalten, als die während der ganzen Dauer
der Gährung mit den Trestern in Berührung gebliebenen, aus denselben Trauben
gekelterten Rothweine.
Kurz zusammengefaßt sind die Wirkungen des Gypses, wie er in der Praxis angewendet
wird, die folgenden:
1) Er führt aus den Trestern die Hälfte der Weinsäure in den Wein über, welche ohne
seine Vermittelung in den ersteren als Weinstein zurückbleiben würde.
2) Er vermehrt die Säure des Weins, so daß derselbe am Acidimeter höhere Grade zeigt;
ferner erhöht und belebt er dessen Farbe und vermehrt dessen Haltbarkeit.
3) Er vermittelt den Uebertritt des größeren Theiles von dem in den Trestern als
Weinstein vorhandenen Kali in den Wein und zwar in Form von schwefelsaurem Kali.
(Comptes rendus, t. LX p. 408; Februar 1865.)
Transparente Lackfarben aus Anilinfarbstoffen.
In dem neuesten Hefte seines chemisch-technischen Repertoriums (1865 I) macht
Dr. Jacobsen darauf
aufmerksam, daß das käufliche Anilin bei seinem jetzigen niedrigen Preise (25 Sgr.
und darunter) verdiene, auf weitere technische Verwendung geprüft zu werden. So löst
das Anilin den Kautschuk (in der Wärme in ziemlich bedeutender Menge), wohl alle
Harze mit sauren Eigenschaften, Anilinfarbstoffe etc. Schellack löst sich völlig in
Anilin auf und färbt man die dickliche Lösung mit einer concentrirten Lösung einer
Anilinfarbe in Anilin, so erhält man Farblösungen, die sich sehr gut zum Malen
transparenter Bilder auf Glas, zum Malen auf Porzellan etc. eignen. Anilinfarben in
Anilin gelöst besitzen in der Transparenz ein hohes Lüster und die schellackhaltige
Farblösung haftet ganz vortrefflich auf Glas und Porzellan. Man kann auch direct
Anilinfarbstoffe in der Schellack-Anilinlösung durch Erwärmen auflösen, nur
nicht Fuchsin, weil dieses durch Erhitzen mit Schellack bekanntlich in Blau (Bleu de Mulhouse) übergeführt wird, weßhalb man eine
kalt bereitete Lösung von Fuchsin in Anilin mit der Schellack-Anilinlösung
mischen muß. Diese Farblösungen lassen sich auf der Palette auch mit Oelfarben
mischen und kann man dadurch in einzelnen Farben eine Brillanz der Töne erzeugen,
die Oelfarben sonst nicht zeigen, nur muß der zu den Oelfarben verwendete Firniß
bleifrei seyn; auch darf man die Anilinfarben nicht mit Bleifarben mischen, sollen
sie nicht, namentlich das Fuchsin, rasch zerstört werden.
Petroleum-Gewinnung in Hannover.
Die Petroleum-Production im Amtsbezirk Burgdorf in
Hannover nimmt einen merklichen Aufschwung, namentlich in Sehnde, wo die
Bohrversuche nach Qualität und Quantität besonders günstig ausgefallen sind. In drei
dortigen Gruben wird jetzt (1. November) täglich durchschnittlich ein Quantum von je
3 Tonnen oder Centner Rohpetroleum gewonnen, welches an Qualität das amerikanische
Rohpetroleum bedeutend übertrifft, indem dieses nur 50, das Sehnder Product aber
fast 75 Proc. Reinpetroleum enthält. An einem Orte dortigen Amtes hat sich freilich
nur ein Product gefunden, welches wenig mehr als 10 Procent reinen Petroleums
enthielt. Das Bereich der Theerquellen von Hänigsen, welche schon vielleicht seit
Jahrhunderten Bergtheer in kleinen Quantitäten producirten (d. i. nichts Anderes als
Rohpetroleum), wird in Kurzem ebenfalls angebohrt werden, und ist dort – nach der Güte des schon
bisher gewonnenen Products zu schließen – eine besonders gute Ausbeute zu
hoffen. Die englische Gesellschaft, welche diese Bohrungen unternommen hat, hat mit
37 Gemeinden unseres Landes, zum größeren Theil im vormaligen Amt Ilten (nunmehr
Burgdorfer-Amts) belegen, behufs Bohrens Contracte geschlossen und ist im
Begriff, mit noch mehreren abzuschließen. (Berggeist, 1865, Nr. 89.)
Anwendung der Guacoyol-Steine als Brennmaterial.
Eine mexicanische Zeitung berichtet, daß die Steine der Frucht von der
Guacoyol-Palme, welche außerordentlich reichlich an der mexicanischen Küste
von San Blas und in dem Thal von Banderas wächst, nach Versuchen welche auf einigen
englischen Kriegsschiffen angestellt wurden, mit großem Vortheil als Brennmaterial
für Dampfschiffe verwendbar sind, indem sie dieselbe Heizkraft wie ihr gleiches
Gewicht der besten Steinkohlen ergaben, wogegen sie den Vortheil gewähren, daß sie
einerseits die Lagerräume und die Hände der mit ihnen beschäftigten Arbeiter nicht
beschmutzen, andererseits weder der von selbst erfolgenden Verbrennung, noch einer
Benachtheiligung durch Leckwerden des Schiffes unterworfen sind. Gegenwärtig kann
man dieselben zu San Francisco um beiläufig den halben Preis eines gleichen
Gewichtes Steinkohlen kaufen, und man glaubt, daß jährlich viele Tausend Tonnen
derselben gesammelt werden könnten. (Mechanics' Magazine
vom 29. September 1865.)
Mosselmann's Düngerbereitung, sogenannter animalisirter Kalk.
Hr. A. Mosselmann, Administrator der Vieille Montagne und des Crédit agricole, 15 rue du Milan in
Paris, hat seine Bereitung eines sich unverändert conservirenden Düngers, des
sogenannten animalisirten Kalks, zuerst in einem Aufsatz in den Comptes rendus de l'Académie de sciences von 1863
beschrieben, woraus derselbe im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 308 mitgetheilt wurde.
Seitdem hat Hr. Mosselmann sein Verfahren in den Details
für die praktische Anwendung wesentlich modificirt.
Er construirte als Sammelplätze der festen und flüssigen menschlichen Excremente transportable Abtrittsgruben (fosses mobiles). Dieselben werden durch zwei an
Dimensionen gleiche und zusammengehörige Gefäße aus Zinkblech gebildet; das obere Gefäß dient dabei zur Aufnahme der festen, das untere eben so für die flüssigen Excremente, wozu ein
Rohr die Communication beider Gefäße bewirkt. Jedes dieser Gefäße ist mit einer
durchlöcherten Seitenwand (diviseur) ausgestattet, um
geeignete Abtheilungen zur Abscheidung zu bilden: im oberen Gefäße um das Flüssige
vom Festen zu trennen, und im unteren Gefäße um den Urin zum Aufsteigen in dem
größeren Raume zu zwingen, der mit Kalkpulver (ungelöschtem Kalk) gefüllt ist. Beide
Gefäße sind eben so leicht von ihren Standorten zu entfernen, wie durch neue (leere)
Gefäße zu ersetzen. Das obere Gefäß wird mit den thönernen Fallröhren der Abtritte
verbunden.Diese transportablen Abtrittsgruben sind nach beigegebenen Abbildungen
beschrieben in Prof. Rühlmann's Abhandlung
„über Mosselmann's
Düngerbereitung“ in den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1865 S. 118, wornach unser Artikel bearbeitet ist.A. d. Red.
Düngerbereitung aus den festen Excrementen. – Aus
den Inhalten der oberen Gefäße, d.h. aus den festen Excrementen, bereitet Mosselmann einen für die Landwirthschaft unmittelbar
brauchbaren Dünger dadurch, daß er solche mit gebranntem Kalke mechanisch vermengt,
den man vorher mit 50 Procent seines Gewichts Urin zu Pulver gelöscht hat. Hierzu
werden jene Gefäße auf der ebenen und festen, aus Thon gebildeten Tenne einer Art
Scheuer (eines bedachten Schuppens) über Stellen ausgeschüttet, die man vorher mit
dem erwähnten präparirten Kalkpulver überschüttet und jede derselben mit einem etwa
4 Zoll hohen Walle desselben Kalkes umgeben hatte. Mit Hülfe hölzerner
(Korn-) Schaufeln umhüllt man die Kothmasse derartig sorgfältig, daß dieselbe
getrennte Knollen und beziehungsweise grobe Körner bildet, die überall vom Kalke umgeben, mit demselben aber nicht vermengt
sind.
Nach verhältnißmäßig kurzer Zeit (10 bis 12 Minuten) ist der Inhalt dreier Gefäße
(zusammen 0,245 Kubikmeter betragend) so weit verarbeitet, daß das Ganze wie
appetitliche Kalkpräparate erscheint, die man ohne irgend eine Unannehmlichkeit zu
empfinden in die Hand nehmen und den Magazinen überweisen kann, aus welchen sie ohne
Weiteres als künstlicher Dünger verkauft werden. Beim Aufbrechen der gebildeten
Knollen zeigt sich der ganze Inhalt sofort als mehr oder weniger frisches,
menschliches Excrement.
Düngerbereitung aus den flüssigen Excrementen. –
Was nun die Düngerbereitung aus Urin anlangt, so wird zuerst gebrannter Kalk mit
Urin zu Pulver gelöscht, wobei er zu dem 2 1/2fachen des ursprünglichen Volums
aufschwillt; hierauf übergießt und vermengt man ihn mit einer größeren Menge Urin,
von dem er nun noch ein eben so großes Volumen absorbirt, als sein eigenes in dem
aufgequollenen Zustande ist. Der Vortheil dieser in zwei
Perioden stattfindenden Zufügung des Urines zum Kalke besteht darin, daß 1
Hektoliter Kalk im Ganzen 3 Hektoliter Urin aufzunehmen vermag, d.h. viel mehr als nach der sonst schon bekannten Methode, den
Kalk direct und sogleich mit dem ganzen einzuverleibenden Urinquantum zu mischen.
–
Gegen die Mosselmann'sche Düngerbereitung stellt der unter
dem Titel: „Ueber Abfuhr und Verwerthung der Dungstoffe“ im
Buchhandel erschienene Commissionsbericht an das königl. preußische Ministerium
wesentliche Bedenken auf.
1 Kbkf. gebrannter Kalk = 83 Pfd. braucht 41 1/2 Pfd. Urin = 0,65 Kbkf., um iniu Kalkhydrat übergeführt zu werden, vergrößert dabei sein Volumen auf 2 1/2
Kbkf. und kann dann 2 1/2 Kbkf. Fäces aufnehmen, um damit „animalisirten
Kalk“ zu bilden; zur Darstellung von „chaux supersaturée d'urine
(mit Urin übersättigtem Kalk) bedarf 1 Kbks. Kalk 3,15 Kbkf. Urin. Rechnet man
auf die Person rund 10 Kbkf. gewinnbarer Excremente jährlich, so würde Berlin (1861
: 547,571 Einw.) jährlich circa 550,000 Kbkf. Fäces und
4,900,000 Kbkf. Urin liefern, zu deren Ueberführung in animalisirten und mit Urin
übersättigten Kalk jährlich 1,660,000 Kbkf. gebrannter Kalk nöthig wären, d.h. etwa
sechsmal so viel als jetzt die großartigen Rüdersdorfer Kalkbrüche liefern; viele Städte würden sich die nöthige Kalkmenge gar nicht
verschaffen können.
Nach den Industrie-Blättern würden die Herstellungskosten des Productes für
Berlin, wenn man den Kalk zu den Selbstkosten berechnet, etwas über 5 Sgr. per Centner betragen, während der Dungwerth an
Stickstoff und Phosphaten 2 1/6 Sgr. per Centner
beträgt.
Ein noch wichtigeres Bedenken möchte darin liegen, ob es
rathsam ist, dem Boden so große Mengen Kalk zuzuführen (mit jeder Düngung
von 115 bis 237 Kbkf. Latrinenstoffe auf den Morgen 35,6 bis 73,5 Kbkf. gebrannten
Kalkes dem Boden einzuverleiben).
Bei der Desinfection der Senkgruben nach dem Müller-Schür'schen System (beschrieben S. 78 in diesem Bande des polytechn. Journals) erhält man
Kalkexcremente mit bei weitem geringerem Kalkgehalte.
Ergänzung der Berichtigungen zu der in
Bd. CLXXVII S. 173 enthaltenen Abhandlung über die
künstlichen Metallconstructionen der Geschützrohre.
S. 175
Zeile
18 von oben anstatt:
110 zu lesen: 119;
S. 183
„
9 von unten anstatt:
r₀(N₀ – N₁) –
(r₁ – r₀)N₀ zu lesen:
r₀(N₀ – N₁) –
(r₁ – r₀)N₁;
S. 183
„
2 von unten aber –
N₀ stehen zu lassen;
S. 184
„
9 von unten anstatt:
(r₁ – r₀)²π zu lesen:
(r² – r₀²)π.