Titel: | Maschine zum Reinigen (Plüsen) der Wolle von Gebrüder Platt und Comp. in Oldham. |
Autor: | S. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XCIII., S. 337 |
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XCIII.
Maschine zum Reinigen (Plüsen) der Wolle von
Gebrüder Platt und Comp. in Oldham.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Wollreinigungsmaschine von Gebrüder Platt und Comp.
Zu den wichtigsten Vorarbeiten für die Wollen-Streichgarnspinnerei gehört das
Reinigen der Wolle, ehe sie auf die Krempel gebracht wird; besonders für die
Fabrication feiner Tuche ist dieß sehr wesentlich, weil jede kleine Stroh-
oder Klettenfaser, welche sich noch im fertigen Tuche vorfindet, bemerkbar ist, und,
wenn sie auch mit der größten Vorsicht dann entfernt wird, doch ein kleines Loch
(Noppstelle) hinterläßt, welches meist als eine fehlerhafte Stelle bezeichnet
wird.
Die Entfernung von Staub, Sand, Farbstoffen u. dgl. bietet bei den allgemein üblichen
Reinigungswölfen keine Schwierigkeiten mehr dar; dagegen hat noch keine der bis
jetzt eingeführten Maschinen die Aufgabe völlig gelöst, auch die einigen Wollsorten
anhaftenden sogenannten Reinkletten und deren mit der Wolle oft fest
zusammenhängende Fasern auszuscheiden.
Ganz speciell zu diesem Zwecke haben die Herren Gebrüder
Platt und Comp. in Oldham bei Manchester, denen
wir so manche nützliche Verbesserung an Spinnerei-Maschinen verdanken, eine
Maschine construirt, welche auf der Londoner allgemeinen
Industrie-Ausstellung im Jahre 1862 Beachtung fand, und auch für manche
Feintuch-Fabriken angeschafft wurde.
Fig. 1 stellt
die obere Ansicht (den Grundriß) dieser Maschine zum Plüsen der Wolle dar;
Fig. 2 einen
Vertical-Durchschnitt durch die Länge der Maschine;
Fig. 10 einen
Durchschnitt nach A, B.
Die anderen Figuren stellen einzelne Theile der Maschine dar, deren Buchstaben mit
den entsprechenden Theilen an der zusammengesetzten Maschine correspondiren.
Der Gang der Maschine ist nun folgender:
Auf dem fortlaufenden Lattentisch ohne Ende a wird die
Wolle aufgelegt, und von demselben der Maschine zugeführt; zuerst gelangt die Wolle
unter die eiserne geriffelte Einzugswalze b, und wird
hernach von der mit Spitzen versehenen Walze c erfaßt;
diese ist zum Theil von dem Deckel d und der Mulde e umschlossen; an letzterer befindet sich eine Reihe
spitzer Zähne; der Hacker f schlägt die Wolle von der
Zahnwalze c ab, zieht sie durch die Zahnreihe der Mulde
e, und bringt sie bis über den Rost g, durch welchen der durch dieses Auflockern der Wolle gelöste Sand und
Staub unter die Maschine fällt.
An einem Querstück h der Maschine ist das Messer i befestigt; diesem entgegen von unten nach oben und
dicht daran vorbei bewegt sich das Messer k auf und
nieder; durch diese Bewegung werden die vom Hacker den Messern zugeführten Wollhaare
abgestreift, so daß jede Klettenfaser von den Wollhaaren abgelöst wird und entweder
durch den Rost g oder den Zwischenraum zwischen diesem
und dem Messer k unter die Maschine fällt; aus den
Messern werden die Wollhaare von der Walze l
mitgenommen, von dieser aber durch die Abschlagschiene (Hacker) m abgeschlagen, so daß sie an der Maschine
hinunterfallen.
Dieses im Allgemeinen über den Gang der Maschine vorausgeschickt, gehen wir nun zur
Einrichtung derselben und zur Beschreibung der einzelnen Theile über.
Das Maschinengestell C ist durch Traversen verbunden und
rundum mit Blechwänden D verkleidet, um zu verhüten, daß
der Schmutz der Wolle sich verbreiten kann; die Seitenwände sind zu öffnen, um den
angesammelten Schmutz entfernen zu können.
Die Betriebs-Riemenscheibe E befindet sich auf der
am Untertheil des Maschinengestells gelagerten Welle F,
an welcher Doppelkrummzapfen angebracht sind; diese Welle macht 600 Umgänge per Minute. Mittelst der Lenker J und der Winkelarme K wird von dieser
Krummzapfenwelle aus die Abschlagschiene m bewegt;
ebenso wird mittelst der Lenker L das Untermesser k bewegt; an demselben befinden sich die Oehsen M, in welche die Lenker L
eingreifen: andererseits sind die Gegenlenker N fest mit
der Messerschiene und durch Doppelmuttern mit dem beweglichen, im Gestelle mittelst
der Zapfen P gelagerten Querstücke O verbunden; die Doppelmuttern der Gegenlenker N gestatten ein genaues Stellen des Messers k gegen das Messer i.
Von der Welle F aus wird mittelst der Zahnräder G und H von 16 und 54 Zähnen
die Welle Q bewegt, welche also in der Minute 178
Umdrehungen macht; das Zahnrad H dient gleichzeitig als
Kurbelscheibe für den Lenker K, welcher mit dem anderen
Ende an die Kurbel des Hackers f greift und diesen
bewegt. Diese Lenkerstange (Fig. 3) ist von
eigenthümlicher Construction: das mit dem Zapfen des Kammrades H in Verbindung stehende Ende derselben bildet einen
hohlen Schaft, in welchem sich eine Spiralfeder befindet, die das Bestreben hat, das
mit dem Hacker verbundene Ende des Lenkers, welches lose in dem Schaft gleitet,
herauszudrücken, die Lenkerstange also zu verlängern; dieß wird jedoch begrenzt
durch den Keil, welcher in dem Schlitz des Obertheiles steckt und nur ein
Zusammendrücken bis zu 3/4 Zoll gestattet. Diese Einrichtung hat den Zweck, der
Bewegung des Hackers f, welche durch den Lenker K bewirkt wird, an den Endpunkten des Hubes durch die
Ausdehnung der Feder einen Schwung zu geben, welcher bewirkt, daß die vom Hacker
mitgeführte Wolle von demselben losläßt und abfliegt. Der Hacker f selbst (Fig. 4) besteht aus einer
Reihe von zugespitzten Stahldrähten, welche in seiner Welle befestigt und zunächst
deren Enden noch mit einem Blechstreifen unter einander verbunden sind; die Spitzen
sind so angeordnet, daß sie durch die entsprechend eingetheilten Spitzen der Walze
c und des Muldenstücks e
durchschlagen und dabei die Wolle auflockern und gerade legen.
Von der auf der Welle Q an dem entgegengesetzten Ende
derselben befindlichen Riemenscheibe von 6 3/4 Zoll Durchmesser wird mittelst Riemen
die Bewegung auf die Riemenscheibe von 14 5/8 Zoll Durchmesser übertragen, welche
auf dem Endzapfen der Walze l befestigt ist, so daß
diese Walze 82 Umdrehungen per Minute in der Richtung
des Pfeils macht.
Die Walze l (Fig. 5) ist von Holz, mit
einer durchgehenden eisernen Welle versehen und mit starkem Leder überzogen; in
dieses sind spiralförmige Vertiefungen von 1/8'' Breite
und 1/16'' Tiefe eingeschnitten, deren sich zehn rechts
und zehn links herumwinden, so daß sich die Rinnen mehrfach durchschneiden; jede
Rinne macht von einem Ende der Walze zum anderen einen einmaligen Umgang. Der
Lederüberzug selbst und die Rinnen in demselben bezwecken, daß die Wollhaare an der
Walze haften und von derselben aus den Messern i, k
mitgezogen werden. Auf dem Endzapfen der Walze l sitzt
außerdem eine Riemenscheibe von 5 Zoll Durchmesser, welche mittelst Riemen ihre
Bewegung auf die Vorgelege-Riemenscheibe von 7 3/4 Zoll Durchmesser
überträgt, mit welcher letzteren ein Zahnrädchen von 16 Zähnen fest verbunden ist;
dieses greift in das Zahnrad von 198 Zähnen, welches auf dem Zapfen der gezahnten
Walze c befestigt ist; durch diese
Bewegungs-Uebertragung erhält die Walze c ihre
Umdrehung nach der Pfeilrichtung zu 4,28 Umgängen per
Minute. Diese Walze (Fig. 6) ist zusammengesetzt aus einer inneren runden eisernen Welle
(Kern), auf welche ein eiserner, aus halbrunden Hälften bestehender Belag
aufgeschraubt ist; in diesen Belag sind die spitzen Stahlstifte von Innen
eingenietet; dieselben sind in zehn Reihen auf dem Umfang und zu 39 Stiften in der
Länge der Walze den durchschlagenden Spitzen des Hackers f entsprechend so versetzt, daß sich die Spitzen des Hackers und
diejenigen dieser Walze nicht treffen können. Die gußeisernen Mulden d und e umschließen zum
Theil die Walze, damit die Wolle nicht aus den Spitzen derselben sich ausheben kann, sondern vom Hacker
durchgezogen (gekämmt) werden muß. Die an der unteren Mulde eingesetzte Spitzenreihe
fördert noch das Geradlegen der Wollhaare. Die untere Mulde endet bis nahe an den
Messern i, k in dem aus schwachen Stahlblättern und
dünnen Zwischenlagen gebildeten Rost g.
Das auf dem Ende der Walze c befestigte Zahnrädchen von
14 Zähnen überträgt seine Bewegung auf das mit demselben in Eingriff stehende, an
der Tischwalzenwelle S befindliche Rädchen von 60
Zähnen, während das ebenfalls auf dieser Welle sitzende Zahnrädchen von 44 Zähnen
die Bewegung auf die eiserne Einzugswalze b durch das
auf dieser befestigte Rädchen mit 18 Zähnen übermittelt, so daß diese 3,43
Umdrehungen per Minute macht. Diese Einzugswalze (Fig. 7) hat 18
in der Richtung ihrer Achse eingehobelte Riffeln, um die Wolle festhalten zu können.
Die Tischwalzen-Welle S macht dieser
Bewegungs-Uebertragung entsprechend 1 Umdrehung per Minute, und wird daher
bei einem Durchmesser von 2 3/4 Zoll dem durch sie bewegten Lattentisch eine
fortschreitende Bewegung von 7,63 Zoll per Minute
ertheilen.
Der Lattentisch ist in der Weise zusammengesetzt, daß auf drei parallel laufende
endlose Lederriemen, welche in entsprechenden Abständen um die Tischwalze S und die Spannwalze T
geführt sind, Holzleisten aufgeschraubt werden. Diese Spannwalze kann mittelst der
Stelllager n verstellt werden, um den Lattentisch straff
zu erhalten; es dient demselben auch die Walze u als
Unterlage.
In Fig. 8 ist
das bewegliche Untermesser mit dem Gegenlenker N und dem
Querstück O, dann in Fig. 9 das Querstück h mit dem Messer i in 1/4
natürlicher Größe dargestellt; aus letzterer Figur ist die eigenthümliche
Befestigung des Messers mit Spangen p ersichtlich, durch
welche dasselbe genau gerichtet werden kann; von der genauen Stellung der Messer
gegen einander hängt nämlich die gute Leistung der Maschine wesentlich ad.
Der Zuführtisch a führt also die Wolle mit einer
Geschwindigkeit von 7,63 Zoll per Minute der Einführwalze b zu, und diese zieht die Wolle mit 9,48 Zoll Umfangsgeschwindigkeit
weiter, während die Spitzen der Walze c mit einer
Umfangsgeschwindigkeit von 42,8 Zoll per Minute hier die
Wolle schon strecken und weiter nehmen; der Hacker f
vollführt per Minute 178 Schläge oder auf den Zoll Länge
der zugeführten Wolle 4,1 Schläge und wirft dieselbe den Messern i, k zu, wovon sich das letztere in der Minute 600mal
auf und nieder bewegt; die Walze l zieht nun mit einer
Umfangsgeschwindigkeit von 1158,66 Zoll per Minute die
Wollhaare heraus, während die Schiene m mit einer
Geschwindigkeit von 600
Huben per Minute die Wolle von der Walze l abschlägt und hinunter fallen läßt.
Die beschriebene Maschine soll für einzelne Wollgattungen vorzügliche Dienste
leisten.
S.