Titel: | Ropers's Heißluftmaschine; von Conrector G. Delabar. |
Autor: | Gangolf Delabar [GND] |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. LXX., S. 249 |
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LXX.
Ropers's Heißluftmaschine; von Conrector G. Delabar.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Roper's Heißluftmaschine.
Ueber diese Maschine findet sich im Scientific American vom 3. December
1864 eine kurze Mittheilung, aus welcher hervorgeht, daß dieselbe zur
gleichen Kategorie der calorischen Maschinen mit innerer
Feuerung gehört, wie einerseits die Maschine von Belou
Polytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
413. und andererseits diejenige von Windhausen und Huch
Im vorhergehenden Heft S. 169., welche wir bereits besprochen haben.
In der erwähnten Mittheilung wird zuerst hervorgehoben, daß die Maschine von Roper in Amerika die größte Aufmerksamkeit erregt und
bereits große Verbreitung gefunden hat. Am Schlusse des Artikels wird dann noch
bemerkt, daß bereits mehr als 200 solche Maschinen im praktischen Gebrauche seyen
und daß eine zweijährige Erfahrung gezeigt habe, daß dieselbe durch Unterbrechungen
und Ausbesserungen sogar weniger Kosten nöthig mache als eine gewöhnliche
Dampfmaschine.
Wie dem nun auch sey, so scheint hieraus wenigstens so viel hervorzugehen, daß
dieselbe nicht als eine Nachahmung der angeführten französischen oder deutschen
Heißluftmaschine dieser Art angesehen werden dürfe, sondern als eine in Amerika
selbst zuerst in's Leben getretene Modification der calorischen Maschine betrachtet
werden müsse. Und wirklich wird in dem erwähnten Artikel die Einführung der inneren Feuerung bei Heißluftmaschinen als eine Erfindung
Roper's bezeichnet. Ob dieselbe aber auch älteren
Datums sey als die Maschine von Belou und diejenige von
Windhausen und Huch ist
damit keineswegs gesagt. Es ist daher wohl möglich und sogar wahrscheinlich, daß
diese Maschinen ganz unabhängig von einander erfunden und construirt worden
sind.
Was nun die Einrichtung der in Rede stehenden amerikanischen Maschine betrifft, so
hat sie jedenfalls ihr Eigenthümliches. Ihre Anordnung und Construction ergibt sich
wenigstens im Allgemeinen aus Fig. 14, in welcher
dieselbe perspectivisch abgebildet ist.
Darin versinnlicht:
A den großen aufrechtstehenden Kessel mit dem
eingeschlossenen Feuerungsraum, in welchem die Luft in directer Berührung mit dem
Feuer und den Verbrennungsgasen erhitzt wird;
B den darüber befindlichen, ebenfalls aufrechtstehenden
Arbeitscylinder, in welchem die Luft, nachdem sie durch die Erhitzung die gehörige
Ausdehnung und Spannung erlangt hat und im geeigneten Moment durch ein im
Cylinderboden angebrachtes sich öffnendes Ventil in den Cylinderraum unter dem
Kolben gelangt ist, diesen in die Höhe treibt und die damit zusammenhängenden
Stangen und Balanciers, sowie das Schwungrad mit der Treibwelle in Bewegung setzt;
und
C die Luftpumpe, welche durch die beiden äußeren Stangen
c¹ und c²
der Balanciers in Bewegung gesetzt, die kalte Luft in die Heizkammer treibt. Dazu
dienen zwei Verbindungsröhren, wovon die eine unter und die andere größere über dem
Rost einmündet. Diese Unordnung hat einen doppelten Zweck. Einmal verhindert sie den
zu starken Zug, wodurch, wenn alle Luft durch das Feuer ziehen würde, leicht Asche
und unverbrannte Kohlentheile in den Arbeitscylinder mit fortgerissen würden; und
dann dient sie dazu – und das ist die Hauptsache – die eingeführte
kalte Luft durch Vermischung mit den Verbrennungsgasen auf eine sehr rasche und
energische Weise so zu erhitzen, daß sie mit Vortheil als motorische Kraft verwendet
werden kann.
Bei den calorischen Maschinen ohne innere Feuerung liegt eine Hauptschwierigkeit
bekanntlich in der außerordentlichen Langsamkeit, mit welcher die in einem
besonderen Herde entwickelte Hitze der äußeren zugeführten kalten Luft durch
Eisenplatten oder verschiedene andere Regeneratoren mitgetheilt wird. Wird nun aber
die kalte Luft, wie es bei den calorischen Maschinen mit innerer Feuerung der Fall
ist, wenigstens theilweise, durch das Feuer selbst geleitet, so erhitzt sich
dieselbe bei der theilweisen Verbindung ihres Sauerstoffs mit dem bei der
Verbrennung des Brennmaterials freiwerdenden Kohlenstoff und Wasserstoff so sehr,
daß die zur größeren Menge über dem Feuer zugeleitete kalte Luft, welche sich mit
diesen Verbrennungsgasen vermischt, sich sofort auf denjenigen Temperaturgrad
erhöht, bei welchem sie im Cylinder mit Vortheil als bewegende Kraft benutzt werden
kann, ohne die Dichtung an den Reibungsflächen zu sehr anzugreifen. Unsere Quelle
bemerkt, daß sich die Maschine in dieser Beziehung während einer zweijährigen Praxis
sehr gut gehalten habe.
Zur Regulirung der zugeführten relativen Luftmenge, wie ihrer Temperatur, dienen
besondere Vorrichtungen, welche hier jedoch, in Ermangelung einer
Durchschnittszeichnung, nicht näher beschrieben werden können.
Wie die Maschinen von Belou und Windhausen, wird auch Roper's Maschine täglich
nur einmal, und zwar des Morgens vor ihrer Ingangsetzung, gefüllt, so daß sie in der
Zwischenzeit deßwegen nicht angehalten werden muß.
Die Verbrennung selbst wird vorzüglich durch die unter dem Rost eintretende Luft
regulirt, indem jene mehr oder weniger beschleunigt oder verzögert werden kann, je
nachdem mehr oder weniger Luft zugeleitet wird. In diesem Umstand, wornach mit der
größeren Geschwindigkeit, mit welcher sich die Maschine bewegt, zugleich auch die
Verbrennung beschleunigt wird und umgekehrt, liegt aber für die calorischen
Maschinen dieser Art eine Eigenthümlichkeit, welche ihnen, den Dampfmaschinen
gegenüber, bei welchen die Bewegung des Dampfes im Cylinder unabhängig von der
Erzeugung des Dampfes im Kessel vor sich geht, keineswegs als Vorzug angerechnet
werden kann. Denn bei der erwähnten Abhängigkeit wird die Maschine nur so lange
regelmäßig gehen, als die Verbrennung in ihr regelmäßig stattfindet, was jedenfalls
eine sehr sorgfältige Bedienung voraussetzt, wie sie in der Praxis jedoch nicht
immer zutrifft.