Titel: | Neues Capillarfilter zum Klären des Wassers, von Rivier in Paris. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XXXII., S. 101 |
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XXXII.
Neues Capillarfilter zum Klären des Wassers, von
Rivier in
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, August 1865, S.
89.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Rivier's Capillarfilter zum Klären des Wassers.
Das Filtriren des trüben und schlammigen Wassers geschieht in diesem Apparate von
unten nach oben, nur durch den Druck der Wassersäule, welche bei den kleinen
Apparaten in dem oberen Becken derselben, bei den größeren Apparaten in dem das zu
klärende Wasser aufnehmenden Cylinder enthalten ist. Wird das Wasser regelmäßig und
ununterbrochen zugeführt, so erfolgt die Filtration rasch und continuirlich.
Figur 14
stellt den Durchschnitt eines Apparates von 2,3 Meter Durchmesser dar, welcher vor
den Thoren von Paris, auf der Insel Samt-Denis, bei Hrn. Warnier aufgestellt ist und in 24 Stunden 300 Kubikmeter
(300000 Liter) filtrirtes Wasser liefert.
Das Wasser gelangt durch das Rohr A in den Trichter B, in dessen Mitte die mittelst des Hebels D drehbare Welle C steht.
Ein Ueberfallrohr E ist an dem Trichter für den Fall
befestigt, daß derselbe nicht die ganze zutretende Wassermasse zu fassen vermag.
Das trübe Wasser tritt von B in den Cylinder F und von hier in den unteren Raum I, welcher von dem das filtrirte Wasser aufnehmenden
Raum G durch zwei mit Löchern versehene Scheider oder
Siebböden a und b getrennt
ist, zwischen denen die filtrirend oder reinigend wirkenden Substanzen
eingeschlossen sind.
An der in der Mitte des Apparates befindlichen Welle sind mit Bürsten J versehene Arme befestigt, die zum Reinigen des
Siebbodens a bestimmt und zur leichteren Bewegung mit
Rollen n versehen sind. Das vom Reinigen des Bodens a mittelst der Bürsten herrührende schmutzige Wasser
wird durch den Hahn K abgelassen. Die durchbrochenen
Böden a und b werden durch
Armaturen o gehalten; der Trichter ist durch Spreizen
o' gehörig centrirt; der Hahn M dient zum Abziehen des filtrirten Wassers.
Die filtrirenden Substanzen bestehen 1) in einer Filzplatte, 2) in einer Schicht von
Badeschwämmen, auf welcher 3) Schichten von Holzkohle und in den großen Apparaten
Sand oder Kies liegen. Der Filz kommt auf einen hölzernen oder eisernen Siebboden zu
liegen, je nach dem Material, woraus der Behälter besteht; zwischen dem Filz und der
ersten Schwammschicht wird ein Drahtgewebe eingeschaltet.
Das Wasser dringt zunächst durch den Filz, hernach durch die Schwämme und steigt dann
weiter auf. Der Filz hat die Eigenschaft, einmal ein sehr dichtes Gewebe zu bilden,
und dann auf das Wasser eine Capillarwirkung auszuüben, so daß er, anstatt dem
Aufsteigen des Wassers einen Widerstand entgegenzusetzen, vielmehr beiträgt,
dasselbe zu erleichtern und zu beschleunigen. Die Schwämme haben ganz dieselbe
Wirkung. Die im Wasser suspendirten Verunreinigungen bleiben am Filze sitzen oder
fallen auf den Boden des Apparates und werden dann beim Oeffnen des Hahnes K durch den kräftigen Druck der darüber befindlichen
Wassersäule von dem nicht filtrirten Wasser weggespült, so daß nur die Oberfläche
des Filzes gereinigt zu werden braucht, was durch einen sehr einfachen und sehr
wirksamen Mechanismus geschieht. Durch die in dem Cylinder F stehende, unten in einem Zapfenlager ruhende Welle C wird nämlich das über den ganzen Durchmesser des
Apparates sich erstreckende Bürstensystem in Bewegung gesetzt; soll nun die
Reinigung vorgenommen werden, so wird der Abflußhahn K
geöffnet und die Welle gedreht. Durch das unablässig nach unten drängende filtrirte
Wasser wird das
Waschen der Filzplatten sehr erleichtert; hat sich viel Schlamm angesammelt, so muß
natürlich der Apparat ganz auseinander genommen werden.
Diese Apparate können, da sie höchst einfach sind und keine Löthungen haben, kaum in
Unordnung gerathen. Sie erfüllen ihren Zweck, wo sie auch aufgestellt seyn mögen;
nur muß das Wasser stets in der dem Verbrauch entsprechenden Menge zufließen oder
zugeführt werden.
Sie lassen sich überall anwenden: in jedem Hause für den Gebrauch sämmtlicher
Bewohner, wozu man sie mit der städtischen Wasserleitung in Verbindung setzt; in
Dörfern, deren Bewohner im Sommer häufig dazu verurtheilt sind, trübes Wasser aus
den Pfützen etc. zu genießen; in den Fabriken, um reines Speisewasser für
Dampfkessel zu erhalten; in den Bleichanstalten, Papierfabriken, kurz in allen
Geschäften, welche größere Mengen reinen Wassers nöthig haben.