Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 489 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Erlaß des königl. preußischen Ministers für Handel, Gewerbe
und öffentliche Arbeiten – betreffend die Unzulässigkeit der Anträge auf
Erhöhung der ursprünglich concessionirten Dampfspannung in einem Dampfkessel.
Mehrere zu meiner Entscheidung gelangte Specialfälle haben Veranlassung zur
Erörterung der Frage gegeben:
ob es zulässig sey, zu gestatten, daß ein im Betriebe befindlicher oder gewesener
Dampfkessel, sey es nach vorausgegangener Reparatur, resp. Verstärkung mittelst
Ankern und Bolzen etc. oder ohne eine solche, auf Grund einer nochmals
vorzunehmenden Druckprobe mittelst Wassers, mit einer höheren, als der bei seiner
Concessionirung festgestellten höchsten Dampfspannung betrieben werde.
Diese Frage ist zu verneinen.
Nach der Bestimmung im § 13 des Regulativs über die Anlage von Dampfkesseln
vom 31. August 1861Das preußische Regulativ über die Anlage von Dampfkesseln vom J. 1861 wurde
im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 71 und der Nachtrag bezüglich der
Minderung des anzuwendenden Probedruckes vom 1. December 1864 in Bd. CLXXIV
S. 458 mitgetheilt. ist die Bestimmung der Stärke des Materials und der ganzen Construction der
Dampfkessel den Verfertigern der letzteren bei eigener Verantwortlichkeit
überlassen. Es ist hiernach vorauszusetzen, daß der Kesselverfertiger beim Bau eines
Dampfkessels die Blechstärke und Construction desselben nach Maaßgabe der
beabsichtigten Dampfspannung und der Güte des ihm zu Gebote stehenden Materials,
unter Berücksichtigung aller sonstigen Bedingungen, nach rationellen Grundsätzen und
bestem Wissen bemessen und anordnen wird. Es liegt ferner kein Grund zu der Annahme
vor, daß bei dem Antrage auf polizeiliche Genehmigung zur Anlegung eines Kessels
eine geringere, als die von dem Verfertiger beabsichtigte höchste Dampfspannung
angegeben werde. Es folgt hieraus, daß eine wesentliche Voraussetzung für den
gefahrlosen Betrieb des Kessels nur so lange vorhanden, und daß insbesondere der
Verfertiger für die Angemessenheit der Stärke des Materials und der gewählten
Construction nur so lange verantwortlich zu machen ist, als die Dampfspannung, für
welche der Kessel concessionirt ist, nicht überschritten wird.
Die im § 14 des Regulativs vom 31. August 1861 angeordnete Prüfung der
Dampfkessel mittelst Wassers hat lediglich den Zweck, die gute und dichte
Zusammenfügung des Kessels festzustellen. Sie ist weder geeignet, noch dazu
bestimmt, die dauernde Widerstandsfähigkeit des Kessels gegen einen bestimmten
Dampfdruck in verläßlicher Weise zu constatiren. In der That hat die Erfahrung
gelehrt, daß auch solche Kessel, welche in ihren Blechstärken offenbar zu schwach
waren, der Prüfung mittelst einer Wasserdruckpumpe mit dem zwei- und
mehrfachen Betrage des dem Druck der beabsichtigten Dampfspannung entsprechenden
Gewichts widerstanden, ohne eine wahrnehmbare Veränderung ihrer Form zu zeigen.
Die durch den Nachtrag zu dem Regulativ vom 1. December v. Js. herbeigeführte
Abänderung in der Bestimmung des §. 14 dieses Regulativs ist hiernach für die
Beurtheilung der Höhe der zulässigen Dampfspannung in Dampfkesseln, welche vor dem
1. December v. Js. concessionirt worden sind, von keinem Einfluß. Es würde
vollkommen unzulässig seyn, darum, weil das für die Druckprobe maßgebende Gewicht um
ein Drittheil ermäßigt worden ist, in den älteren Dampfkesseln die zulässige
Dampfspannung um den entsprechenden Betrag zu erhöhen.
Die Erhöhung der ursprünglich gestatteten Dampfspannung wird besonders in denjenigen
Fällen häufig beantragt, wenn ältere Dampfkessel durch theilweise Erneuerung der
Kesselbleche einer größeren Reparatur unterworfen, oder durch Einziehen von Ankern,
Bolzen u.s.w. verstärkt worden sind. Mit Rücksicht auf die inzwischen erfolgte
Abnutzung der älteren Kesseltheile ist auch in diesen Fällen die Erhöhung der
ursprünglichen Dampfspannung auf Grund einer wiederholten Druckprobe nicht zu
gestatten, gleichviel ob die Reparatur, beziehungsweise Verstärkung von dem ersten
Verfertiger des Kessels oder von einem anderen Fabrikanten ausgeführt worden
ist.
Die königl. Regierung wird hiernach angewiesen, alle Anträge, welche auf Erhöhung der
ursprünglich concessionirten Dampfspannung in einem Dampfkessel gerichtet sind,
abzulehnen.
Berlin, 20. Juni 1865.
Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche
Arbeiten.Graf von Itzenplitz.
Ueber Stahlfabrication nach Bessemer.
Die Benutzung der atmosphärischen Luft zur Entkohlung des Roheisens, um aus diesem
direct Gußstahl herzustellen, bildet die Grundlage des neuerlich so berühmt
gewordenen Bessemer-Processes. Bekanntlich hat der Erfinder, Henry Bessemer in Sheffield, sein Verfahren im Laufe der Zeit,
wie schon die verschiedenen Patente darthun, mehrfach abgeändert. Die Möglichkeit
eines regelmäßigen Betriebes ward erst 1857 erreicht, in welchem Jahre der Proceß
auch nach Schweden verpflanzt wurde. Etwas später fand das Verfahren Eingang in
Frankreich, Deutschland und Belgien.
Die gegenwärtig festgehaltene Methode beschreibt Karmarsch nach eigener
Anschauung folgender Weise: Den eigentlichen Haupttheil des Apparates
bildet eine eiförmige, von dickem Eisenblech gemachte und mit feuerfesten Ziegeln
oder feuerfestem Thonbeschlag ausgefütterte Retorte, welche äußerlich z.B. 2,4 Meter
im größten Durchmesser
und 3,5 Meter in der Länge hat, ohne den etwa 1 Meter langen etwas gekrümmten Hals
an einem Ende. Sie hängt mit zwei in der Richtung ihrer Querachse liegenden Zapfen
im Gleichgewicht und kann durch Räderwerk um diese Zapfen gedreht werden. Die
Luftzuführung geschieht vermittelst eines mächtigen von Dampfkraft bewegten
Cylindergebläses, und zwar (um die Drehbarkeit nicht zu stören) durch den einen
Zapfen, welcher hohl ist, ferner von hier durch ein außen an der Retorte hergehendes
Rohr nach einer Kammer am Boden derselben (dem ihrem Halse entgegengesetzten Ende),
von wo der Wind durch 49 Oeffnungen, jede etwa 10 Millimeter weit, in's Innere des
Gefäßes tritt. Nachdem letzteres durch darin unterhaltenes, vom Gebläse angefachtes
Kohksfeuer zur Weißgluth vorgewärmt ist, werden die Reste dieser Feuerung
ausgeschüttet und unverzüglich 60 Centner geschmolzenes graues Roheisen eingelassen,
durch welches nun die eingeblasene Luft strömt, wobei unter heftigem Aufsprudeln,
Herausschlagen einer starken Flamme und prachtvollen Funkenregen eine äußerst
lebhafte Verbrennung eintritt, d.h. die Oxydation des Kohlenstoffs, des Siliciums
etc. und eines Theils des Eisens stattfindet (der Abbrand beträgt 14–20
Procent des eingesetzten Roheisengewichts). Dieser Vorgang dauerte in dem vor Augen
gehaltenen Falle genau 15 Minuten; sodann wurde eine Quantität geschmolzenes weißes
Roheisen (Spiegeleisen) zugefüllt und nach einigen schaukelnden Bewegungen der
Retorte, um die Vermischung zu bewerkstelligen, der gesammte Inhalt (wenigstens 50
Centner) durch Neigung des Apparates in einen großen Kessel ausgegossen, aus diesem
aber (durch ein in seinem Boden geöffnetes Loch) in die gußeisernen Formen
abgelassen, worin der Stahl die Gestalt prismatischer Blöcke annimmt.
Im Vergleich mit den sonstigen Methoden der Gußstahlbereitung gewährt der
Bessemer-Proceß eine große Ersparung an Zeit und Kosten und dabei den
Vortheil, sehr beträchtliche Massen in einem einzigen Schmelzgefäße vereinigt für
den Guß schwerer Gegenstände darzubieten. Indessen scheint es schwierig zu seyn, die
Qualität des entstehenden Stahles sicher vorher zu bestimmen und liefern daher
verschiedene Operationen ein mehr oder weniger verschiedenes Product. Die Natur des
Bessemer-Stahls überhaupt ist von jener des guten gewöhnlichen Gußstahls
abweichend. Er soll im Allgemeinen wenig Elasticität besitzen, keiner brauchbaren
Härtung fähig seyn, daher weder zu Federn noch zu Schneidwerkzeugen taugen; dagegen
sind seine wohlfeile Herstellung und die ihm eigene beträchtliche Festigkeit (worin
er, gleichwie an natürlicher Härte, das Schmiedeeisen ansehnlich übertrifft)
Vorzüge, durch welche er zu Dampfkesselblechen und zu schweren Gegenständen, wie
Wellen, Wagenachsen, Eisenbahnschienen, Radkränzen für Eisenbahnfuhrwerke, Kanonen
etc. trefflich qualificirt erscheint. Zu feineren Gegenständen, welche künstlicher
Härtung bedürfen, schmelzt Bessemer selbst seinen Stahl
in Tiegeln um, unter Zusatz von etwas Holzkohle und Braunstein; und Rob. Mushet ließ sich 1858 das Verfahren patentiren, den
Bessemer-Stahl – ebenfalls in Tiegeln – mit 1 bis 20 Procent
Spiegelroheisen (statt dessen er 1863 gefeintes, d.h. weißgemachtes graues Roheisen
in Anwendung brachte) zusammenzuschmelzen, wodurch der Zweck ebenfalls zu erreichen
seyn mag. Gleichwohl scheint es, als ob ein solcher feinerer Gußstahl auch direct
durch den Bessemer-Proceß erlangt werden könne, wenn man als Material das
beste (reinste) Roheisen anwendet und dieses in kleinerem Maaßstabe mit besonderer
Sorgfalt verarbeitet; namentlich ist man in Schweden und Frankreich zu so günstigem
Resultate gelangt und die Welt-Industrie-Ausstellung zu London im Jahr
1862 hatte selbst gute Rasirmesser aufzuweisen, welche in Schweden aus (raffinirtem,
jedoch nicht umgeschmolzenem) Bessemer-Stahl geschmiedet waren. (Berggeist,
1865, Nr. 54.)
Ueber die Nachweisung von Spuren von Chrom in Eisen und
Eisenerzen; von A. Tereil.
Man behandelt das Metall oder Mineral auf gewöhnliche Weise, um die Kieselsäure zu
entfernen und eine Lösung sämmtlicher Metalle zu erhalten, in welcher das Eisen sich
als Oxyd befindet, dann fällt man die Lösung mit überschüssiger sehr concentrirter
Kalilauge, erhitzt auf 80 bis 90° C. und fügt tropfenweise eine sehr
verdünnte Lösung von übermangansaurem Kali hinzu, so lange sich dieses noch
entfärbt. Die Reaction ist beendigt, sobald die Flüssigkeit von mangansaurem Kali
schwach grün gefärbt
ist. Man filtrirt und sättigt das Filtrat mit Essigsäure, wodurch die kleine
Quantität von mangansaurem Kali sofort reducirt wird, und prüft die Lösung, welche
oft deutlich gelb gefärbt ist, mit essigsaurem Blei.
Diese Methode ist ebenfalls anwendbar, um Spuren von Wolfram, Vanadin oder Molybdän
im Eisen oder den Eisenerzen zu erkennen. (Bulletin de la
Société chimique, durch Hübner's
Zeitschrift für Chemie.)
Ueber die Nachweisung von Sublimat im Calomel; von H. Bonnewyn.
Reiner Calomel, auf einer sorgfältig gereinigten und blank geputzten eisernen
Messerklinge mit einigen Tropfen Alkohol oder Aether benetzt, verändert die Klinge
selbst beim Reiben nicht. Ist dem Calomel aber eine äußerst geringe Menge (1/50,000)
Sublimat beigemischt, so bildet sich auf der Klinge ein tief schwarzer Fleck, der
erst nach längerem Reiben gegen einen harten Körper wieder verschwindet. Diese
Reaction ist so empfindlich, rasch und charakteristisch, daß sie allen anderen
vorzuziehen ist. (Journal de la Société des
sciences médicales et naturelles de Bruxelles, durch Hübner's Zeitschrift für Chemie.)
Wasserglas zum Schutze von hölzernen
Dachconstructionen.
Bei der Anlage der Glashütte „Surte“ bei Gothenburg in Schweden,
welche ich für Rechnung der Eda-Glashüttengesellschaft ausführte, wurde zur
Schmelz- und Streckhütte ein vorhandenes Gebäude benutzt, welches
ursprünglich zu einer mechanischen Weberei bestimmt war und die gewöhnliche
Dachconstruction derselben, eine Reihe von Schleppdächern, hatte. Der Dachverband
selbst war aus Holz und ruhte auf eisernen Säulen von 12 1/2 Fuß Höhe, und war die
Entfernung der Gewölbe der Schmelzöfen bis zum Holzwerte 6 bis 8 Fuß.
Beim Beginne des Betriebes stellte sich sofort die Nothwendigkeit heraus, die
hölzernen Sparren gegen die strahlende Wärme der Oefen zu schützen. Ein directes
Anzünden durch die Oefen war nicht zu befürchten, da das adoptirte Ofensystem,
Regenerativöfen unserer verbesserten Construction, ein übermäßiges Herausschlagen
der Flamme aus den Arbeitslöchern vermied.
Die Hitze unter dem Dache war aber trotzdem so bedeutend, daß die Balken und Sparren
sich bräunten, und lag selbstredend der Gedanke eines Schutzes durch Wasserglas am
nächsten.
Nach einer Reihe von Versuchen über die beste Zusammensetzung des Glassatzes, bei
welchen sowohl Soda wie Glaubersalz benutzt wurden, wurde schließlich folgendes
Gemenge angewendet:
180
Pfund
Sand,
110
„
Glaubersalz,
10
„
gepulverte Kohks.
Mehrere 4 Centner haltige Häfen des Weißglasofens wurden mit einem Gemenge obiger
Zusammensetzung gefüllt und sodann auf gewöhnliche Weise geschmolzen und blank
geschürt.
Sobald das Wasserglas blank war, wurde es ausgeschöpft, aber nicht in Wasser
geschränkt, sondern auf eisernen Platten der langsamen Abkühlung überlassen. Nach
dem Erkalten wurde es auf dem gewöhnlichen Kollergange der Hütte fein gemahlen und
in einem gußeisernen Kessel aufgelöst.
Die Lösung war vollkommen klar mit einem Stiche in's Gelbliche, und löste sich das
Wasserglas vollkommen ohne Rückstand.
Zum Anstriche nahm ich eine sehr verdünnte Lösung und ließ 5 bis 6 mal auftragen. Der
Erfolg entsprach vollkommen unseren Erwartungen. Albert Pütsch. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX S.
543.)
Glycerin zum Reinhalten von Schießwaffen; von Dr. C. Thiel in
Darmstadt.
Glycerin, dieser früher gar nicht beachtete Bestandtheil fast aller Fette, eignet
sich sehr gut zu dem angegebenen Zweck. Von einem sehr tüchtigen Büchsenschützen
nach einer Flüssigkeit befragt, die kein Wasser und kein Fett seyn dürfe und die das
Reinhalten der Schießwaffen bei anhaltendem Schießen bewirken sollte, wußte ich
demselben keine andere zu empfehlen als Glycerin, und zwar reines Glycerin, welches
leicht in allen Apotheken und Materialhandlungen, sogar in großen Quantitäten, zu
haben ist. Ich befürchtete, daß dieses Präparat für den angegebenen Zweck zu theuer
sey und machte deßhalb auf das Verdünnen mit der halben oder gleichen Wassermenge
aufmerksam.
In diese Flüssigkeit wird also ganz einfach das Pflaster vor seinem Gebrauche
getaucht. Mehrere tüchtige hiesige Schützen haben dieses einfache Mittel sehr probat
gefunden. Es ist deßhalb für weitere Kreise, Scharfschützencorps, Schützenvereine
u.s.w. ebenfalls empfehlenswerth und kann denselben vielleicht recht gute Dienste
leisten, ohne gerade in der Form eines theuer bezahlten Geheimmittels dem Publicum
geboten zu werden. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1865 S. 193.)
Französischer Toiletteessig.
Ein in Paris sehr begehrter Toilette-Artikel hat nach dem Journal de Pharmacie et de Chimie folgende
Zusammensetzung:
Essigsäure von 6°
3
Liter
Alkohol von 80° C.
10
Liter
Tolutinctur
200
Gramme
Benzoëtinctur
200
„
Citronenöl
40
„
Oel von Portugal
40
„
Bergamottenöl
40
„
Cedratöl
40
„
Limonenöl
20
„
Orangenblüthen- (Neroli-)Oel
10
„
Kleinorangenöl
10
„
feines Lavendelöl
5
„
feines Rosmarinöl
4
„
Moschus
0,60 Centigrm.
Ratanhatinctur 15–30 Gramme oder q. s., um durch
Versuche eine angenehme Färbung dieses kosmetischen Mittels zu erhalten.
(Zeitschrift des österreichischen Apothekervereins.)
Das in Wien angewandte Brausystem im Vergleich mit dem
bayerischen.
Unter der Ueberschrift „Das Geheimniß der Wiener Brauer“
bespricht der Redacteur des Journals „Der Bierbrauer“ (1865,
Nr. 3) einen Gegenstand, der von allgemeinem Interesse ist, da unter
Sachverständigen, Kennern guten Bieres und Solchen, die in Wien (und anderen Orten
Oesterreichs) das schöne leichte Bier trinken konnten, die Thatsache feststeht, daß
das Münchener und Erlanger,
überhaupt das bayerische Bier, bereits an dem Wiener,
Prager, Pilsener und anderen österreichischen Bieren einen gewaltigen Concurrenten
gefunden hat und ersteres gegenwärtig entschieden von letzterem übertroffen
wird.
Nach dem Pariser Journal des Brasseurs wird zuerst die
Frage beantwortet: Was den unbestrittenen Vorzug der Wiener etc. Biere vor dem
bayerischen begründe, welches letztere man jetzt zu nahrhaft und zu plump finde.
Die Antwort lautet folgendermaßen: „Die Wiener haben begriffen, daß das Malz –
– das Bier ist! Sie haben sich angestrengt, ein dem englischen Malze
vergleichbares Gut zu liefern und seitdem sind sie dahin gelangt, die besten
Biere der Welt zu produciren.“
„Was das in Wien angewandte Brausystem anlangt, so ist es –
abgesehen von geringfügigen Abänderungen – im Allgemeinen dasselbe wie
das in München übliche (zwei Dickmaischen und eine Lautermaische). Lediglich die
Beschaffenheit des Wiener Malzes bedingt die Vorzüge des dortigen
Bieres.“
„Nach englischem Muster läßt man in Wien das Gerstenkorn sehr langsam keimen; – man läßt den Blattkeim sich
sehr langsam entwickeln und man trocknet das Malz ebenso langsam und sehr stark,
da es bekannt ist, daß man sehr blasses Malz erhalten kann, wenn es auch sehr
stark und bei hoher Temperatur getrocknet wird.“
Sodann bemerkt der Redacteur des „Bierbrauers“ hierzu
Folgendes:
„Es ist überhaupt die größere Trockenheit des
nach englischer Weise hergestellten Malzes, welche es möglich macht, trotz des
altbayerischen Brauverfahrens, über freiem Feuer eine so feine Würze zur Gährung
zu bringen.“
„Die Trockenheit des langgewachsenen Malzes
(statt des rasch gewachsenen Malzes mit kurzem Blattkeim, wie es in München
meistens bereitet wird) macht es möglich, die Dickmaische über freiem Feuer zu
kochen, ohne daß ein Anbrennen zu befürchten
ist.“
„Bei dem kurzgewachsenen kommt das Anbrennen kleiner Schrotmassen häufiger
vor, als man gewöhnlich annimmt. Die ungleiche Färbung der Würzen von gleichem
Procentgehalt gibt dann den sicheren Wegweiser – und wenn man da oft
denkt, den Grund auf der Darre suchen zu sollen, so belehren doch die öfteren
Kesselreparaturen eines Anderen.“
„Der Trockenheit eines kurzgewachsenen Malzes geschieht aber noch nach
einer anderen Seite hin Abbruch. Man untersuche ein Malz (kurzes und langes
Gewächs) in den verschiedenen Stadien des Trocknens auf der Darre. Das
gespaltene Korn zeigt rasches Austrocknen des Kerns, soweit er vom Blattkeim
bestrichen ist., – der ungemalzte Theil des Mehlkörpers hält das Wasser
mit großer Zähigkeit zurück. Wird nun die Temperatur der Darre rasch gesteigert, so tritt in dem ungemalzten Theile
des Kornes Verkleisterung ein, – das Korn ist zum Theil
„Glasmalz,“ zum Theil nicht.“
„Beim Schroten solcher zweispaltigen Körner wird der gemalzte Theil leicht
zerbröckelt, der ungemalzte Theil nur plattgedrückt. Beim Dickmaischen senken
sich die dem Wasser unzugänglichen Glasmalz-Stücke an den Boden und
erleichtern da das Anbrennen – der gelockerte
Theil des Malzes hingegen schwemmt sich leicht auf bei der wallenden Bewegung im
Kessel.“
Vergleichsweise Wichtigkeit der bedeutendsten bekannten
Steinkohlenbecken.
Der Stand unserer geologischen Kenntnisse und Erfahrungen ist heutzutage wohl
vorgeschritten genug, um uns zu der Annahme zu berechtigen, daß nunmehr sämmtliche,
nicht von jüngeren Formationen bedeckte Steinkohlenbecken bekannt sind. Auch die
Becken, deren Ausgehendes erkannt werden konnte, wurden unter die sie bedeckenden
Ablagerungen bis auf oft sehr bedeutende Erstreckungen verfolgt. Demnach bleiben nur
noch solche Steinkohlenbecken aufzufinden, welche von jüngeren Bildungen gänzlich
bedeckt sind und deren Daseyn an keinem positiven Anzeichen erkannt werden kann.
Fast überall, wo Steinkohlenbecken erkannt wurden, sind sie auch in Abbau genommen
worden, und dieser Bergbau hat sich im Verhältniß zunächst zum Reichthume dieser
Lagerstätten, dann zu ihrer mehr oder weniger günstigen commerciellen Lage
entwickelt. In dieser Beziehung nimmt der Reichthum der Formation an wirklichem Kohl
die erste Stelle ein; denn keine der Gegenden, in denen mächtige und ohne ganz
besondere Schwierigkeiten abzubauende Flötze guter Steinkohlen vorkommen, ist von
der Industrie ohne Fabriken, ohne Localconsum und ohne Communicationswege gelassen
worden.
Zur Beurtheilung der relativen Wichtigkeit der bekannten Steinkohlenbassins muß
demnach sowohl ihre Oberflächenerstreckung, als auch ihre Production in Betracht
gezogen werden; die
nachstehenden Zahlen mögen einen annähernden Begriff von diesen Elementen geben:
Größe der Becken.
Jahresproduction.
Hektaren.
Tonnen.
Großbritannien und Irland
1570000
86000000
Frankreich
350000
10000000
Belgien
150000
10000000
Preußen, Sachsen
300000
12000000
Oesterreich, Böhmen
120000
2500000
Spanien
150000
400000
Nordamerika
30000000
20000000
Aus dieser Uebersicht ergibt sich, daß die Steinkohlenproduction zu dem Flächenraume,
den die Becken einnehmen, keineswegs im Verhältniß steht. Der Grund davon liegt in
der Thatsache, daß eine über ausgedehnte Flächen verbreitete Steinkohlenformation
sehr arm, ja beinahe ganz steril seyn kann an wirklicher Kohle, während andere, in
ihrer Ausdehnung weit beschränktere Becken zahlreiche und mächtige Flötze enthalten
können. So sehen wir z.B. in Bezug auf Frankreich, daß das Lotrebecken, welches eine
Erstreckung von weniger als 25000 Hektaren hat, also nur den sechzehnten Theil der
französischen Steinkohlenformationen repräsentirt, für sich allein 2800000 Tonnen,
also über ein Viertel der Gesammtproduction des Landes liefert. Bezüglich der
nordamerikanischen Kohlenbecken hingegen, finden wir, daß dieselben einen
Flächenraum von 30 Millionen Hektaren einnehmen, daß aber unter diesen das Becken
von Canada mit inbegriffen ist, welches fast gar keine Steinkohle führt, obschon es
über etwa 6 Millionen Hektaren verbreitet ist; die angegebene Production von 20
Millionen Tonnen concentrirt sich fast gänzlich in den Bassins von Pennsylvanien und
der Alleghanys. (Aus Am.
Burat, Situation de
l'industrie houillère en 1864, durch den Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1865, S.
165.)
Neue reiche Lagerstätten von phosphorsaurem Kalk in
Estremadura (Spanien).
Kürzlich legte Ramon de Luna der französischen Akademie
Proben von phosphorsaurem Kalk (Phosphorit) vor, von welchem Minerale er mehrere
sehr bedeutende Fundstätten in unmittelbarer Nähe der aus der Provinz Estremadura
nach Portugal führenden Eisenbahnlinie entdeckt hat, eine sehr glückliche Lage, in
Folge deren der Transport dieser für die Landwirthschaft so wichtigen Substanz sehr
billig werden wird. Die eine dieser Lagerstätten befindet sich bei Montanchez, 6
Lieues von Caceres und 8 Lieues von Logrosan entfernt; das hier vorkommende Phosphat
enthält im Maximum 85 Proc., im Minimum 50 Proc. reinen phosphorsauren Kalk. Die
zweite, gleichfalls von de Luna entdeckte Ablagerung
liegt eine halbe Stunde von Caceres entfernt und ist über 4 Quadratkilometer
verbreitet; der dortige Phosphorit zeigt einen Gehalt von 72 Proc. 3CaO, PO⁵.
Das erst ganz neuerlich entdeckte Vorkommen bei Montanchez ist ebenso reich, als das
seit längerer Zeit bekannte von Logrosan und ist sehr merkwürdig. Der Phosphorit
findet sich hur in der Kreideformation, in sehr bedeutender Menge namentlich im
Quadersandstein; er zeigt faserige Textur, ein Umstand von praktischer Wichtigkeit,
denn da das Mineral frei ist von kohlensaurem Kalk, so läßt es sich in Folge jener
weniger geschlossenen Textur durch Schwefelsäure leichter zersetzen.
Die Resultate der nachstehenden, von de Luna ausgeführten
Analysen stimmen mit den von Bobierre und Friedel erhaltenen Resultaten fast gänzlich überein.
Nr. 1 Phosphat von Caceres
Nr. 2 deßgleichen
(reichste Sorte)
(ärmste Sorte)
Kieseliger, in Salpetersäure unlöslicher Rückstand
21,05
47,02
bei Rothglühhitze entweichendes Wasser
3,00
1,33
dreibasischer phosphorsaurer Kalk (3 CaO, PO⁵)
72,10
50,10
Eisenoxyd etc. und Verlust
3,85
1,55
––––––
––––––––
100,00
100,00
Nr. 3 Phosphat von Montachez.
Dreibasischer phosphorsaurer Kalk
85,03
kohlensaurer Kalk
10,35
bei Rothglühhitze entweichendes Wasser
2,40
Eisenoxyd, Kieselerde etc.
2,22
–––––––––––
100,00
Bei der ganz unberechenbaren Wichtigkeit dieser so großen Massen von phosphorsaurem
Kalk für die spanische Landwirthschaft machte de Luna,
namentlich auch durch den Umstand dazu bewogen, daß fast die ganze Lagerstätte von
Logrosan englisches Eigenthum ist, in einem besonderen Werkchen über die Zukunft der spanischen Landwirthschaft, auf das
Unglück aufmerksam, welches für Spanien unfehlbar daraus entstehen würde, wenn auch
diese neuentdeckten, reichen Lagerstätten von Phosphorit in englische Hände kämen
– Lagerstätten, welche de Luna ohne einer
Uebertreibung sich schuldig zu machen, in Hinsicht auf ihre ungemein bedeutende
agronomische Wichtigkeit als ein neues Peru für Spanien betrachtet. (Comptes rendus, t. LVI p.
47; Juli 1865).
Ueber eine Ablagerung von Fledermaus-Guano; von E. Hardy.
In der Gemeinde Chaux-les-Portes, 16 Kilometer von Vesoul entfernt,
existirt eine Höhle, Eigenthum des Commandanten de
Beaufond, welche eine ziemlich reiche Ablagerung von Guano enthält. Die
Mündung dieser in der Gegend Trou de la Beaume genannten
Höhle befindet sich an dem bewaldeten Abhange eines auf dem rechten Saônenfer
gelegenen Hügels, etwa 10 Meter über dem Wasserspiegel; sie ist 6 Meter hoch und 5
Meter breit; die lichte Breite der Höhle beträgt 2 bis 3 Meter, ihre
durchschnittliche Höhe 4 Met., an manchen Stellen aber bis 10 und selbst 15 Met.;
ihre Länge ist in Folge neuer Einstürze nur 381 Meter. Ihre Wände bestehen aus steil
aufgerichteten Kalksteinbänken; sie ist ganz finster und dient unzähligen
Fledermäusen, welche sich am Tage an der Decke und den oberen Theilen der Wände
anklammern, bei Anbruch der Nacht aber ausfliegen, zum Wohnorte. In Folge des
beständigen Aufenthalts dieser Thiere hat sich der Boden der Höhle mit organischen
Substanzen aller Art bedeckt, welche sich namentlich an den abgelegensten Stellen
angehäuft haben und hier eine Schichte von mehreren Metern Mächtigkeit bilden. Bloß
die in dem der Exploration zugänglichen Theile der Höhle befindliche Guanomasse
beträgt schon 700 bis 800 Kubikmeter.
Dieser Guano ist sehr feucht und zeigt bei seiner Förderung einen Wassergehalt von 60
Proc., den er übrigens an der Luft sehr bald verliert. Bei 120° C.
getrocknet, enthält er nach meiner Untersuchung 55,2 organische Substanz 12,2
Stickstoff (als Ammoniak), 8,3 phosphorsauren Kalk, 24,3 mineralische Substanzen,
entspricht also der durchschnittlichen chemischen Zusammensetzung der amerikanischen
Guanosorten, so daß er sich als Dünger jedenfalls mit Vortheil verwenden lassen
wird. (Comptes rendus, t. LX p. 1044; Mai 1865).
Auf der allgemeinen Pariser Ausstellung im J. 1855 befand sich, als
„sardinischer Guano“ bezeichnet ein Product, bestehend aus
den in gewissen Grotten in Sardinien gesammelten Excrementen der seit Jahrhunderten
dort hausenden Fledermäuse. – Hervé Mangon
hat im Jahr 1855 in Frankreich gesammelten Fledermaus-Guano analysirt, man
sehe polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 399.
Die Redaction.