Titel: Die Ammoniakgas-Maschine von L. Delaporte, Civilingenieur in Paris.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XCIX., S. 423
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XCIX. Die Ammoniakgas-Maschine von L. Delaporte, Civilingenieur in Paris. Aus Armengaud'sGénie industriel, August 1865, S. 63. Mit einer Abbildung auf Tab. VII. Delaporte's Ammoniakgas-Maschine. Hr. Delaporte ließ sich am 31. October 1859 in Frankreich einen Motor patentiren, bei welchem er zur Krafterzeugung Ammoniakgas benutzt. Zur Entbindung des Gases aus einer gesättigten Ammoniaklösung durch Erhitzen derselben wendet er einen ähnlichen Kessel an, wie sie zur Erzeugung des Wasserdampfes für die Dampfmaschinen gebräuchlich sind, nämlich ein cylindrisches Gefäß von Metall; dieser sogenannte Entsättiger (désaturateur), welcher die Ammoniaklösung enthält, A Fig. 35, ist in einem Ofen S angebracht, der seinen Herd p und seine Züge o, o hat. Die Ammoniaklösung wird in diesem Behälter hinreichend erhitzt, um das Gas auszutreiben und demselben den gewünschten Druck zu ertheilen; alsdann öffnet man den Hahn K, das Gas strömt sogleich durch die Röhre B aus, gelangt in den Schieberkasten C des Treibcylinders Q und tritt mittelst des Schiebers X abwechselnd über und unter den Kolben D, welchen es so in Bewegung setzt und diese Bewegung wird durch die Stange t auf den Balancier B' übertragen, welcher sie durch die Bleuelstange B'' der Kurbel M und folglich der mit dem Schwungrad V versehenen Welle mittheilt. Wenn das Ammoniakgas seine Spannkraft auf den Kolben D ausgeübt hat, strömt es durch das Rohr E aus und gelangt in den Condensator F; das Rohr E geht durch eine mit kaltem Wasser gefüllte Cisterne I, ehe es zum Condensator gelangt. Diese Anordnung hat den Zweck, den vom Ammoniakgas mitgerissenen Wasserdampf durch die Berührung der Wände zu condensiren; dieser flüssig gewordene Wasserdampf absorbirt eine beträchtliche Gasmenge und verwandelt sich so in eine Ammoniaklösung. Wenn das von der Condensation des mitgerissenen Dampfes herrührende Wasser nicht hinreicht, um alles Ammoniakgas zu absorbiren, Muß eine Einspritzung kalten Wassers durch den Hahn g bewerkstelligt werden. Dieses kalte Wasser kann der Cisterne T oder einem Brunnen etc. entnommen werden. Das in den Condensator eingespritzte Wasser absorbirt Ammoniak, daher die im unteren Theil des Condensators enthaltene Flüssigkeit nichts anderes als eine Ammoniaklösung ist. Dieselbe wird aus dem Condensator durch die Luftpumpe H gezogen und fließt in das Reservoir k; aus diesem wird sie durch die Speisepumpe u aufgesaugt, in welche sie durch das Rohr U gelangt, und hernach wird sie in den Kessel (Entsättiger) A durch das Rohr U' geschafft. In dem Kessel A angelangt, entwickelt diese Lösung neuerdings ihr Ammoniak, welches im gasförmigen Zustande die Maschine in Betrieb setzt, und so fort. Wenn die Lösung nicht mehr concentrirt genug seyn sollte, so setzt man ihr eine hinreichende Menge gesättigter Lösung zu; man kann hierzu aber auch einen Strom Ammoniakgas entweder in den Kessel oder in das Reservoir k leiten. Da es vorkommen kann, daß man in den Kessel eine größere Wassermenge gelangen läßt, als vom Ammoniakgas mitgerissen wurde, derselbe also bald voll werden müßte, so läßt man zur Vermeidung dieses Uebelstandes das Extractionsrohr y bis auf den Boden des Kessels hinabreichen, und öffnet den an diesem Rohr angebrachten Hahn, wenn der Wasserspiegel zu hoch ist. Die in diesem Falle auslaufende Flüssigkeit ist nahezu reines Nasser, denn die Ammoniaklösung ist leichter als das Wasser und bleibt daher an der Oberfläche der Flüssigkeit a; aus demselben Grunde läßt man das Speiserohr U' nur auf eine sehr kleine Tiefe in die Flüssigkeit hineinreichen. Das durch das Rohr y abfließende heiße Wasser geht durch den Mantel L, welcher das Speiserohr U' umgibt. Diese Anordnung hat den Zweck, die Ammoniaklösung zu erwärmen, bevor sie in den Kessel gelangt, und so Brennmaterial zu ersparen. Das aus dem Kessel gezogene Wasser kann man durch die Röhre 1 wegfließen lassen, wenn man es nicht vollständig abkühlen lassen und zum Einspritzen in den Condensator benützen will. Die Ammoniakgas-Kraftmaschinen können mit Hoch- oder Niederdruck, mit oder ohne Expansion betrieben werden. – Zum Erhitzen des Kessels (Entsättigers) kann man Wasserdampf oder jede andere Wärmequelle verwenden. – Die in der Abbildung mit a bezeichnete Flüssigkeit ist die Ammoniaklösung.Hr. E. Tellier hat in einer der französischen Akademie der Wissenschaften am 9. Januar 1865 gemachten Mittheilung die Anwendung des durch Druck verflüssigten Ammoniakgases zur Erzeugung mechanischer Kraft vorgeschlagen; man sehe darüber polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 163.Anm. d. Red.

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