Titel: | Verfahren zur Darstellung von Chromsäure und Chromsäuresalzen, von Fr. O. Ward. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LI., S. 239 |
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LI.
Verfahren zur Darstellung von Chromsäure und
Chromsäuresalzen, von Fr. O. Ward.
Aus dem Mechanics'
Magazine, April 1865, S. 232.
Ward's Verfahren zur Darstellung von Chromsäure und
Chromsäuresalzen.
Der wesentlichste Zweck dieses dem Erfinder patentirten Verfahrens ist eine
möglichste Verminderung der bei der Verarbeitung von
Chromerzen auf Chromsäure oder Chromsäuresalze nach einer der üblichen Methoden
erforderlichen Hitze. Eine solche Temperaturverminderung
hat zunächst den Vortheil, daß dadurch die Oefen mehr geschont werden, und dann, daß
bei jenen Gewinnungsmethoden wobei zur Darstellung der gedachten Präparate Alkalien
in Anwendung kommen, die Verflüchtigung der letzteren verhindert wird.
Um eine Erniedrigung der zum Aufschließen der Chromerze erforderlichen Hitze zu
ermöglichen, bringt Ward Fluor und zwar vorzugsweise
Flußspath mit dem zu verhüttenden Chromerz in den Ofen. Dieses Verfahren läßt sich
sowohl mit dem älteren Processe, bei welchem salpetersaures Kali (oder Natron) als
Oxydationsmittel angewendet wird, als auch mit den neueren Methoden verbinden, bei
denen zur Umwandlung des Chromoxydes zu Chromsäure der atmosphärische Sauerstoff und
zur sofortigen Bindung der entstandenen Chromsäure ein Alkali oder eine alkalische
Erde angewendet werden. Ward's Verfahren ist auch in dem
Falle mit Vortheil verwendbar, wo man die Chromerze vorgängig durch Erhitzen mit
einer kohligen Substanz von Eisen befreit (indem das Oxyd des letzteren durch die
Kohle zu Metall reducirt und letzteres dann durch Schwefelsäure entfernt wird), um
hernach das Erz mittelst einer der erwähnten Methoden zu Chromsäure zu oxydiren.
Der feingepulverte Flußspath wird mit dem gleichfalls mehr oder weniger rösch
gepochten Chromerze und den je nach der anzuwendenden Methode verschiedenen
Zuschlägen innigst gemengt; er wirkt als Flußmittel und befördert und beschleunigt
die Reaction zwischen den Gemengtheilen der Beschickung, so daß zum Gelingen, des
Processes eine weit geringere Temperatur genügt. Die erhaltene Schmelze wird auf die
gebräuchliche Weise ausgelaugt und die Lauge gereinigt, versotten und krystallisirt
etc.
Die Menge des zuzuschlagenden Flußspathes richtet sich natürlich in jedem besonderen
Falle nach der Qualität des Erzes. Manche Erze sind weit schwieriger schmelzbar und
aufschließbar als andere; manche haben krystallinische Textur, andere sind amorph;
diese letzteren zeigen sich öfters leichter zersetzbar und schmelzbar, als die
krystallinischen Varietäten. Es ist demnach nicht wohl möglich, bezüglich der
anzuwendenden Flußspathmenge bestimmte Vorschriften zu geben. Ward empfiehlt mit jeder zur Verhüttung kommenden Sorte Chromerz eine
Betriebsprobe im Kleinen im Schmelztiegel anzustellen; zu diesem Behufe mengt man
ein bestimmtes Gewicht (einige Probircentner) des zu untersuchenden Erzes in
feingepulvertem Zustande innig mit einem Zwanzigstel oder 5 Proc. seines Gewichtes
von gleichfalls fein gepulvertem, gutem und reinem Flußspath, und variirt dem
erhaltenen Resultate entsprechend, die Menge des Zuschlags auf und ab, um durch
Vergleichung sämmtlicher Resultate einen Anhaltspunkt zu gewinnen für die Bestimmung
derjenigen Flußspathmenge, mittelst welcher bei möglichst niedriger Temperatur das
Erz am raschesten und vollständigsten aufgeschlossen und das Chromoxyd, mit dem
geringsten Zeitaufwande und dem möglich geringsten Abgange, in Chromsäure, bezüglich
Chromsäuresalz verwandelt wird. Selbstverständlich müssen bei diesen Proben auch die
zur Bindung der Chromsäure im Momente ihres Entstehens erforderlichen basischen
Zuschläge der Beschickung, und zwar dem auf dem betr. Werke üblichen oder
beabsichtigten Verfahren ihrer Qualität nach entsprechend zugesetzt werden.