Titel: | Schiffspumpen mit Kolben ohne Reibung, von Franz Durand in Paris. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. IX., S. 31 |
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IX.
Schiffspumpen mit Kolben ohne Reibung, von Franz
Durand in Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1865, S. 269.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Durand's Schiffspumpe.
Wenn man die vielen Pumpensysteme kennt, welche erfunden und patentirt worden sind,
so sollte man glauben, es sey schwierig, noch neue Constructionen anzugeben;
dessenungeachtet tritt noch oft, wie gegenwärtig, der Fall ein, daß wir Verbindungen
der Details zu verzeichnen haben, die als bemerkenswerhte Verbesserungen in der
Construction dieser Apparate zu betrachten sind.
Franz Durand, der geschickte Mechaniker in Paris, welchem
man eine ziemliche Anzahl nützlicher Erfindungen bezüglich der Spinn- und an
anderen Maschinen verdankt, bemühte sich eine besondere Art von Pumpen möglichst zu
vereinfachen, damit dieselbe sehr leicht und fast kostenlos auf einem Werft oder bei
Erdarbeiten aufgestellt und zum Ausschöpfen von Wasser benutzt werden kann, das sehr
viel Sand und Sinkstoffe enthält. Der Erfinder wollte der Pumpe folgende Vorzüge
verschaffen:
1) Die Construction derselben sollte sehr einfach und billig seyn, damit sie auch bei
minder wichtigen Arbeiten ohne besonderen Kostenaufwand verwendet werden kann;
2) dieselbe sollte zu ihrer Aufstellung keiner großen Zurichtung bedürfen, damit sie
überall zu gebrauchen ist und eintretenden Falles auch von ungeübten Arbeitern
reparirt werden kann;
3) sie sollte eine sehr vortheilhafte Anordnung der Ventile erhalten, so daß letztere
bequem zu reinigen sind und vermöge der geneigten Lage derselben die etwa im Wasser
enthaltenen Sinkstoffe dem natürlichen Gefälle der Pumpe folgen und an deren unterem
Ende niederfallen, welches während des Betriebes auf irgend eine Art zu schließen
ist, aber geöffnet werden kann, um die Sinkstoffe nach Belieben herauszunehmen;
4) sie sollte sowohl als einfache Saugpumpe wie als Saug- und Druckpumpe
verwendet werden können.
Der eigentliche Pumpenstiefel, das heißt der arbeitende Theil, welcher das Ansaugen
und Hinaufdrücken bewirkt, besteht aus Leder oder Kautschuk und hat fast dieselbe
Einrichtung wie bei der sogenannten Priesterpumpe; derselbe unterscheidet sich von
dem der letzteren nur dadurch, daß das Leder um einen kreisförmigen Ring
niedergedrückt und so ein Bruch desselben durch Zusammenkrumpeln verhütet wird.
Figur 24
stellt eine einfache Saugpumpe nach diesem Systeme im Querdurchschnitt dar. Dieselbe
besteht, wie man sieht, aus einem gußeisernen Gehäuse A
mit zwei Abtheilungen a und a', in welchen die beiden Ventile c und c' angebracht sind. Ueber diesem Gehäuse befindet sich
ein cylindrischer Kasten B aus Gußeisen, welcher
mittelst Bolzen an dasselbe befestigt ist. Der Kolben D
besteht aus Leder oder einer anderen biegsamen Substanz und ist mit seinen Enden
zwischen die Flantschen des erwähnten Kastens B und des
Gehäuses A so eingeklemmt, daß eine luftdichte
Verbindung zwischen diesen beiden Stücken hergestellt wird. Oben ist das Leder des
Kolbens zwischen zwei gußeiserne Platten d und d' gelegt, welche durch Bolzen übereinander befestigt
sind, und vertical
auf- und niederbewegt werden, um den unter dem Leder befindlichen Raum zu
vergrößern oder zu verkleinern und dadurch entweder das Ansaugen oder das
Hinaufdrücken des Wassers zu bewirken.
Die obere Platte d hat zwei Oefen, welche an die Stange
E angehängt sind; letztere ist mit ihrem anderen
Ende an die gekröpfte Welle F befestigt, die ein
Schwungrad und eine Kurbel oder eine feste und lose Scheibe trägt, je nachdem
Hand- oder Maschinenbetrieb stattfinden soll. Wenn der lederne Pumpenstiefel
niedergeht, so legt er sich um den an das Gehäuse A
angegossenen Ring G und biegt sich auf diese Weise
regelmäßig, so daß man einen Bruch desselben nicht zu befürchten hat. Der obere
Kasten B wird gewöhnlich mit soviel Wasser gefüllt, daß
der Kolben stets unter Wasser bleibt und so ein Eingehen desselben durch Eintrocknen
verhütet wird.
Die Abtheilung a, welche das Saugventil c enthält, trägt eine Röhre H, woran die Röhre H' festgebolzt ist, welche
in die anzusaugende Flüssigkeit eintaucht. Diese Abtheilung ist an ihrem oberen
Theile offen und steht mit dem Inneren des ledernen Pumpenstiefels in Verbindung;
sie wird unten durch das in der Kammer a' angebrachte
Druckventil c' geöffnet, um dem angesaugten Wasser einen
Ausweg zu verschaffen. Die eine Wand der Kammer a',
nämlich die dem Ventil c' gegenüberliegende, ist
vollkommen offen; man befestigt an dieselbe außen einen Trog J, der bei jedem Kolbenzuge das Wasser aufnimmt, welches durch eine am
oberen Theile desselben zu diesem Zwecke angebrachte Ausgußrohre abfließt.
Soll die Pumpe als Druckpumpe wirken, so ersetzt man den Trog durch eine gußeiserne
Platte, die mit einer Röhre versehen ist, an welche man das Druckrohr befestigt.
Der untere Theil der Kammer a' endigt in eine Röhre, die
man durch einen Pfropfen t verschließt; die festen vom
Wasser mitgeführten Substanzen setzen sich in dieser Röhre nieder und werden durch
Ausziehen des Pfropfens daraus entfernt.
Wenn die Ventile durch in denselben hängengebliebene Steine oder andere feste Körper
verstopft sind, so zieht man letztere heraus, indem man mit dem Arm entweder durch
den Trog J oder durch die untere Röhre hineinfährt. Man
kann so bis zu dem Saugventile c gelangen, wenn man das
Druckventil c' aufhebt und die Hand durch die von diesem
geschlossene Oeffnung hindurchsteckt.
Die Ventile sind von Leder oder aus einer anderen biegsamen Substanz und werden mit
Eisenblechen armirt, welche die zu schließenden Oeffnungen bedecken, damit sie dem
Wasserdruck widerstehen können; sie sind an das Gehäuse mittelst eiserner Schienen befestigt,
welche man oben durch Schraubenbolzen fest anzieht.
Ein Aufleger n begrenzt den Weg des Saugventils c und sichert dessen regelmäßigen Gang.
Die Wirkungsweise der Pumpe in beiden Fällen, nämlich als einfache Saugpumpe sowie
als Saug- und Druckpumpe ist nun leicht einzusehen.
Beim Umdrehen der Treibwelle F erhalten die Platten d, d', welche das den Kolben bildende Leder D einklemmen, eine auf- und niedergehende
Bewegung; steigt der Pumpenstiefel, so entsteht natürlich unter ihm ein leerer Raum
und das aus dem Saugrohr H tretende Wasser hebt das
Ventil c auf und nimmt die Kammer a ein; geht dagegen der Pumpenstiefel nieder, so schließt sich das Ventil
c und die Flüssigkeit zieht durch die Oeffnung des
Ventils c', um in den Trog J
oder in ein Druckrohr zu gelangen.