Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. , S. 241 |
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Miscellen.
Miscellen.
Eine Dampfwalze zum Festwalzen beschlagener Straßen.
Der fast unergründliche Schmutz, welcher bei einigermaßen feuchter Witterung auf
allen beschlagenen Straßen unserer Städte schon kurze Zeit nach der Beschotterung
sich zeigt, legt den Gedanken nahe, ob nicht durch bessere Construction, namentlich
bessere Wölbung und festere Verbindung des Materials wesentlich geholfen werden
könnte. Jedenfalls ist eine feste Verbindung des Materials durch regelmäßiges
Einwalzen und Ausbessern nach dem bisherigen Verfahren sehr zweckdienlich. Hierzu
wird in den beschlagenen Straßen und Boulevards von Paris, die trotz des ungeheuren
Verkehrs im Vergleich mit den unserigen sehr wenig Schmutz haben, seit neuerer Zeit
eine Dampfwalze angewendet, deren Einrichtung ebenso einfach als interessant
ist.
Dieselbe gründet sich auf eine sehr einfache Einrichtung. Statt der Leiträder, die in
den Sand einsinken und die Fortbewegung erschweren, hat sie eine zweite Walze, die
der ersten parallel läuft. Mittelst eines sehr einfachen Mechanismus kann man beide
Walzen parallel oder convergent stellen und die Convergenz kann so groß gemacht
werden, daß die Maschine einen Kreis von 14 Meter (etwa 50 Fuß) innerem Halbmesser
beschreiben kann; eine Kurbel, die für den Führer handgerecht angebracht ist, dient
dazu, den Achsen die nöthige Richtung zu geben. Die Hauptschwierigkeit, die Bewegung
beiden Walzen in allen ihren Lagen mitzutheilen, wurde dadurch gehoben, daß man
dieselben durch 2 articulirte Triebwerke mit 2 großen Zahnrädern verband, welch
letzteren durch eine Kette die Bewegung des Kolbens mitgetheilt wird.
Die Maschine wiegt 340 Centner d.h. 200 Centner mehr als die schwersten Walzen und
man kann die bei ihrer Anwendung sich ergebende Ersparniß dem früheren Aufwand
gegenüber ohne Uebertreibung auf 60 Procent schätzen, abgesehen davon, daß diese
Walze schneller und besser arbeitet, denn unter diesem beträchtlichen Gewicht kann
man eine große Menge Beschotterung zusammendrücken und einen viel größeren
Zusammenhang bewirken. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1865, Nr. 17.)
Elektrisirmaschine mit Schwefelscheibe; von Richer.
Bekanntlich hat Ch. Sainte-Claire Deville gefunden, daß
der Schwefel, wenn man ihn mehrmals schmilzt und plötzlich erkaltet, sich in rothen
Schwefel verwandelt. Ich habe überdieß bemerkt, daß wenn man Schwefel, der
solchergestalt mehrmals unter besonderen Erkaltungs-Umständen krystallisirte,
ausgießt, er eine Art Härtung annimmt und zu behalten scheint. Ich konnte davon
Platten oder Scheiben von 2 bis 3 Centimetern Dicke und mehr als 1 Meter Durchmesser
darstellen. Sie besitzen eine gewisse Zähigkeit und sind etwas zerbrechlicher als
Glas. Da sie nicht viel kosten und nicht hygroskopisch sind, so können sie mit
Vortheil zur Construction von Elektrisirmaschinen angewandt werden. Mehrere dieser
Maschinen sind seit länger als einem Jahre construirt und functioniren sehr
regelmäßig. (Comptes rendus, t. LX p. 240.)
Neues Verfahren zum Kupfern eiserner Schiffe vom Capitän Warren.
Capitän Warren hat ein neues Verfahren zum Kupfern
eiserner Schiffe erfunden, durch welches jede galvanische Wirkung verhütet und
gleichzeitig ein festes Anhaften des Beschlags gesichert wird; dasselbe ist jetzt in
den Werken der Eisenschiffbauer Brown und Simpson zu Dundee eingeführt. Zunächst wird der Boden des
zu kupfernden Schiffes sehr sorgfältig gereinigt und nach dem Trocknen mit heißem
Hay'schem Firniß angestrichen; dann mit dem Warren'schen Isolirungsmaterial, einer Art Filz von etwa
einem Viertelzoll Stärke beschlagen, und zwar so, daß die Ränder der einzelnen
Blätter dieses Materials um einige Zolle übereinander zu liegen kommen, damit das Eisen
vollständig isolirt wird. Der Filz wird mit Marineleim an den Schiffsboden befestigt
und fest gegen denselben angepreßt; die mit diesem Verfahren verbundenen
Schwierigkeiten sind nur unbedeutend. Nachdem das Ganze trocken geworden ist, wird
die äußere Fläche des Filzes oder Isolators an den Theilen, welche mit Kupfer
beschlagen werden sollen, mit Marineleim überzogen. Dann wird das Kupfer, welches
vorher mit Firniß angestrichen werden muß, auf den mit Leim bestrichenen Filz so
gelegt, daß die Ränder jeder einzelnen Kupferplatte die daneben liegenden Platten
überragen, ganz wie beim Beschlagen hölzerner Schiffe. Längs dieser Kanten werden
Löcher zur Aufnahme kleiner Nägel angebracht, mittelst deren die Kupferplatten
zusammengenietet werden; denn obschon die letzteren der Filzbekleidung schon fest
genug anhaften, so ist es doch räthlich, die übereinander liegenden Ränder auf diese
Weise noch mit einander zu vernieten. Die hierzu dienenden Nägel haben eine sehr
sinnreiche, zweckentsprechende Form: ihre Spitzen sind nämlich gespalten und schwach
nach außen gebogen, so daß sie, nachdem sie durch die zwei Kupferplatten
hindurchgegangen sind, auf den Isolator stoßen, sich öffnen und so vollständig
verklinkt werden. (London Artizan, December 1864.)
Tabelle über Windgeschwindigkeiten und Winddruck.
Textabbildung Bd. 176, S. 242
Winddruckzahlen des Admirals Beaufort, wie sie in den meteorologischen Journalen
und beim Winddruckmesser zu Vlissingen gebraucht werden; Benennungen,
entsprechend den Beaufort'schen Zahlen nach den
ministeriellen Bestimmungen vom 11. Juni 1853; Windgeschwindigkeiten; in Metern
pro Stunde; in englischen Seemeilen pro Stunde oder in niederländischen Seemeilen pro Wacht; Druck des Windes in Kilogram. pro Qdrtmeter.; Windstille (Stilte); Schwach
(flaauw); Schwache Kühlung (flaauwe koelte); Lichte Kühlung (ligte koelte);
Mäßige Kühlung (matige koelte); Frische Kühlung (frische koelte); Starke Kühlung
(sterke koelte); Mäßiger Wind (matige wind); Frischer Wind (frische wind);
Starker Wind (sterke wind); Viel Wind (veel wind); Sturm (Storm); Orkan
(orkaan)
(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 31.)
Verfahren zur Fabrication von Gold- und Silberdraht, von
Benoit Richard und Raymond Radisson zu Lyon.
Nach dieser Erfindung (patentirt in England am 12. April 1864) wird das Metall zu
einem Zain gegossen, welcher in der Mitte seiner ganzen Länge nach ausgebohrt wird,
so daß er eine Höhlung erhält, in die raffinirtes Kupfer eingegossen wird. Nach dem
vollständigen Erstarren wird dieser zusammengesetzte Zain zu Draht von der
gewünschten Stärke ausgezogen und dabei unter Ausglühen auf die beim Drahtziehen
übliche Weise behandelt. Der Kupferkern wird hierbei mit dem den äußeren Mantel
bildenden Metall gleichzeitig ausgezogen, indem die beiden Metalle einen einzigen
Körper ausmachen.
Der Zain muß beim Gießen eine solche Gestalt erhalten, daß er sich auf einer Drehbank
oder eine Bohrmaschine einspannen läßt, damit er der Länge nach durchbohrt werden
kann. Zu diesem Zwecke wird ein im Querschnitte quadratischer Zain vorgezogen.
Derselbe muß ungefähr 14 Zoll Länge bei 2 1/2 Zoll Querschnitt haben. Der
Durchmesser der centralen Höhlung, welche der Länge nach durch ihn hindurchgebohrt
wird, hängt von dem gewünschten gegenseitigen Verhältnisse des Kerns zu dem äußeren
aus Gold, bez. Silber bestehenden Mantel ab. Um das Innere der Höhlung ganz rein und
frei von Fett zu erhalten, wird sie mit einer schwachen Lösung von caustischem Kali
oder Natron ausgewaschen. Dann wird der Zain mit Wasser gut abgespült und auf
288° bis 340° C. erhitzt; darauf wird das geschmolzene, zur Bildung
des Kerns bestimmte Kupfer recht heiß in die centrale Höhlung des Zains eingegossen.
Der letztere wird in noch glühendem Zustande rund gehämmert, so daß er einen
Cylinder von etwa 1 1/2 Zoll Durchmesser bildet; an einem Ende wird er zugespitzt,
so daß er in die Löcher eines Zieheisens hineingesteckt und von der Ziehzange gefaßt
werden kann, mittelst welcher dann der Zain durch die Löcher ganz hindurch- und
somit ausgezogen wird. Nach fünf- bis sechsmaligem Durchziehen wird der Zain
ausgeglüht und dann weiter zu der erforderlichen Stärke ausgezogen, gewöhnlich ohne
nochmaliges Ausglühen, was von der Reinheit der angewendeten Metalle abhängt. (London Journal of arts, Januar 1865, S. 31.)
Neues Vorkommen von Smirgel in Nordamerika.
Dr. C. T. Jackson zu Boston
theilt in einem vom 23. October v. J. datirten, an Elie de
Beaumont gerichteten Schreiben dem Letzteren mit, daß er auf dem Gebiete
der Stadt Chester in Massachussets eine außerordentlich reiche Lagerstätte des
besten Smirgels entdeckt habe, welche bereits seit zwei Jahren in Abbau stand, indem
das Mineral für Magneteisenstein gehalten wurde, seiner außerordentlichen
Strengflüssigkeit wegen aber nur mit Spath- und Rotheisenstein zusammen verhüttet
werden konnte. Als Jackson bei einer Befahrung der Grube
zahlreiche Trume von Margarit und Emerylit fand und große Uebereinstimmung der
geognostischen Verhältnisse mit denen der Smirgellagerstätten von Naxos und Ephesus
zu bemerken glaubte, so veranlaßte er Versuchsarbeiten auf jenes gesuchte Mineral,
welche auch sehr bald zu unerwartet günstigen Resultaten führten. Bei einer
wiederholten genaueren Untersuchung des Terrains ergab sich, daß eine der mächtigen
Bänke des vermeintlichen Eisenerzes zum überwiegend größeren Theile aus Smirgel
besteht, welcher auch Ursache der Strengflüssigkeit desselben ist. Die Mächtigkeit
dieser Bank schwankt zwischen 3 und 10 Fuß, und beträgt im Mittel mindestens 4 Fuß.
Am Fuße des südlich gelegenen Berges geht sie zu Tage aus und läßt sich von hier bis
fast zu dem Gipfel, dessen senkrechte Höhe über der Basis 750 Fuß beträgt,
ununterbrochen verfolgen. Sie durchsetzt auch den nördlich gelegenen Berg in einer
mittleren Mächtigkeit von 6 Fuß und zeigt hier ziemlich grobkörnig krystallinische
Textur, gleich dem derben oder körnigen Corund. Diese große Bank läßt sich auf eine
Strecke von 4 Meilen verfolgen; sie streicht O. hor.
1–2 und fällt unter 600 bis 700 nach O. ein,
conform mit den schwach gebogenen Schichten der sie einschließenden Gesteine, welche
aus Glimmerschiefer, krystallisirten Turmalin führendem schieferigen Amphibolit,
Talk- und Chloritschiefer bestehen, von denen der erstere im Ganzen vorherrscht. Am
nördlichen, vom südlicher gelegenen durch eine tiefe, von einem Arme des Westfieldflusses durchströmte
Schlucht getrennten Berge ragt die harte Smirgel- oder Corundbank weithin sichtbar
als Kamm oder Grat aus den weicheren Gesteinsschichten hervor; ihre Oberfläche
erscheint hier in Folge von Phänomenen, die wohl der Diluvialzeit angehören, mehr
oder weniger vollständig polirt. Der Smirgel dieses nördlichen Berges enthält keinen
Eisenstein beigemengt und ist weit reiner als alle Smirgelsorten von Naxos und aus
Kleinasien, welche Jackson untersucht hat. Sein specif.
Gewicht ist = 3,75 bis 3,80; das des Smirgels vom südlich gelegenen Berge hingegen,
dem stets etwas Eisenstein beigemengt ist, = 4,02 bis 4,18; das der besten Sorte von
Naxos = 3,71 bis 3,72. – Die mikroskopische Analyse des gepulverten und mit
Salzsäure digerirten Smirgels von Chester zeigte die größte Uebereinstimmung des
letzteren mit der Varietät von Naxos hinsichtlich der Form und des Grades der
Durchsichtigkeit der Körner; auch bezüglich der Härte steht das amerikanische
Mineral dem griechischen nicht im mindesten nach. Die Analyse ergab keine Spur von
Kieselsäure.
Bei der Anwendung zum Poliren von Stahl erwies sich der Smirgel von Chester
vorzüglicher als der von Naxos, etwa im Verhältnisse von 20 zu 15. Seine Lagerstätte
befindet sich ganz in der Nähe einer Waffenfabrik, für welche dieselbe von großer
Bedeutung werden kann; sie wird auch dem von der englischen Gesellschaft, in deren
Besitz die Lagerstätten auf Naxos und in Kleinasien – die einzigen bis jetzt
bekannten, denn das fichtelgebirgische Vorkommen ist für die Technik zu unbedeutend
– sich befinden, ausgeübten Monopole zum größten Vortheile für die Industrie
bald ein Ende machen. (Comptes rendus, t. LX p. 421, Februar 1865.)
Katalytische Erscheinungen.
Die Oxydation gewisser Stoffe wird durch die Gegenwart des schwefelsauren
Manganoxyduls in sehr merkwürdiger Art beschleunigt. Eine Lösung von schwefliger
Säure geht an der Luft nur langsam in Schwefelsäure über, sehr rasch dagegen, wenn
man eine Spur schwefelsaures Manganoxydul zusetzt (nach Vernon Harcourt). Oxalsäure wird durch Chromsäure in der Kälte nur langsam oder
gar nicht oxydirt, sehr rasch aber durch Zusatz des Mangansalzes. Das
übermangansaure Kali dient bekanntlich zur maaßanalytischen Bestimmung der
Oxalsäure; indem es dieselbe in saurer Lösung in Kohlensäure verwandelt, entfärbt es
sich und liefert ein Manganoxydulsalz. Den Maaßanalytikern ist nun bekannt, daß die
ersten Tropfen der Lösung von übermangansaurem Kali sich sehr langsam entfärben,
während später, wo sich etwas Manganoxydulsalz gebildet hat, die Entfärbung fast
momentan erfolgt. Dem Oelfirniß setzt man sog. Siccatif, d.h. borsaures Manganoxydul
zu; ebenso wirkt nach Jacobsen ölsaures Manganoxydul, um
ein rasches Trocknen zu bewirken. Das Trocknen des Leinöl-Firnisses beruht auf einer
Oxydation, die also durch das Mangansalz sehr befördert wird. Vielleicht gelänge es
auch, auf Grund dieser Erscheinungen die rasche Oxydation des Alkohols zu Essigsäure
zu bewirken. (Breslauer Gewerbeblatt.)
Ueber die Reinigung von Rohparaffin.
Die von Kletzinsky (polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 473) empfohlene Reinigung des
rohen Paraffins von den anhängenden Theerölen vermittelst Chlorkalk und Salzsäure,
indem man das rohe Product mit 10 Procent Chlorkalk zusammen schmilzt und dann mit
Salzsäure zersetzt, ist nach Versuchen von Dr. Dullo zu verwerfen, denn wenn auch dadurch eine
augenblickliche Bleichung des Paraffins bewirkt wird, so tritt bald darauf wieder
die gelbe Farbe auf, und es zeigt sich auch, daß das Chlor oder die unterchlorige
Säure auf das Paraffin so zersetzend einwirkt, daß gechlorte Kohlenwasserstoffe
entstehen, die dem Paraffin in der Anwendung ebenso schädlich sind, wie dem
Photogen, das ebenfalls niemals mit Chlor gebleicht wird. (Deutsche illustrirte
Gewerbezeitung, 1865, Nr. 7.)
Ueber eine neue Art, Branntwein zu entfuseln.
In der Sitzung des naturwissenschaftlichen Vereins für die Provinz Sachsen und
Thüringen in Halle am 15. Februar dieses Jahres hat Hr. Fritzsche folgende Mittheilung über eine
Neuerung in der Branntweindestillation gemacht. Diese Neuerung besteht nämlich im
Durchleiten der Spiritusdämpfe durch fettes Oel (Baumöl
oder Rüböl), das jedoch nicht mit Schwefelsäure zuvor gereinigt worden seyn darf.
Bei diesem Verfahren führt man die in der Brennblase sich bildenden Spiritusdämpfe
durch einen kleinen Behälter, welcher zu einem Drittel mit Oel angefüllt ist. Dieses
hält alles Fuselöl zurück, zu dem es eine größere Verwandtschaft hat als der
Spiritus. Ebenso destillirt das Wasser nicht über, da die Temperatur in dem zweiten
Behälter den Siedepunkt des Wassers nicht erreicht.
Der Genannte hat in jener Sitzung eines im Kleinen angestellten Versuches Erwähnung
gethan, bei welchem 200 Kubikcentimet. 96procentiger Alkohol mit 100 Kubikcentimeter
reinem Fuselöl destillirt worden waren. Das Destillat ergab einen Alkohol von 91
Procent, also bei der Menge des angewendeten Fuselöls ein immerhin günstiges
Resultat. (Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, 1865 S. 228.)
Mittel gegen das Zerspringen der Lampengläser.
Da das Zerspringen der Lampengläser besonders bei den Petroleumlampen als ein
wesentlicher Nachtheil auftritt, so habe ich, um dieses Zerspringen zu verhindern,
die Glascylinder der Länge nach mit einer Sprengkohle aufgesprengt. Mehrere Versuche
bestätigten, daß die so aufgesprengten Gläser nicht weiter zerspringen, wie groß und
wie schief auch die Flamme brennen mag; dagegen zerspringen die nicht aufgesprengten
Gläser fast immer, wenn sie solchen abnormen Flammen ausgesetzt sind. –
Gläser, die schon einen kleinen Riß haben, werden stets unbrauchbar, weil der Riß
durch die Flamme vergrößert wird und dann einen unregelmäßigen Verlauf annimmt; wenn
man aber den kleinen noch nicht in sich zurückgegangenen Riß mittelst einer
Sprengkohle direct nach den Oeffnungen des Glascylinders leitet, dann können diese
Gläser noch lange ihren Zweck erfüllen. – Beim Reinigen der so der Länge nach
aufgesprengten Lampengläser ist kein Zerbrechen zu befürchten, wenn der
Reinigungsstab leicht in die Oeffnung des Cylinders hineingeht.
L. Burmester,
Stud. phil.
Göttingen, im April 1865.
Mittel zur Sicherung der artesischen Brunnen gegen
Verminderung ihrer Ausgiebigkeit, von Kind.
Der bekannte sächsische Bohringenieur Kind bemerkt nach
Aufzählung der Ursachen, welche hauptsächlich dazu beigetragen haben, die artesischen Brunnen immer mehr in Mißcredit zu bringen,
daß die vielfachen ungünstigen Erfolge solcher Anlagen weniger in wirklichem Mangel
oder Nichtvorhandenseyn von Wasser, als in gewissen Umständen, welche das Aufsteigen
des letztern verhindern, zu suchen sind. Wenn nämlich das Wasser bei seinem
Aufsteigen im Bohrloche mit Schichten von Sand oder von sehr zerklüftetem Gesteine
zusammentrifft, so verliert oder „versitzt“ es sich in
demselben in einer wechselnden Entfernung von seinem Austrittspunkte, d.h. von dem
Punkte, an welchem es mittelst des Bohrers erschroten ist. Er gibt das folgende
Mittel an, um einen günstigen Erfolg möglichst zu sichern.
In einer Schicht von dichten Gebirgsarten, von Thon, Mergel oder hartem Gestein
bringt man in 15, 20 oder 30 Meter Teufe unter dem Niveau, in welchem die
Grundwässer an dem Orte;, an welchem man arbeitet, gewöhnlich stehen, eine
Verspundung an und zwar bedient man sich dazu einer besonderen Röhrentour, um die
gewöhnlichen Grundwässer von dem erbohrten, dem eigentlichen artesischen Wasser,
vollständig abzusperren.
Allerdings pflegte man bisher die in mildem Gestein abgesunkenen Bohrlöcher
gleichfalls zu verrohren; allein diese, nur zur Verhütung von Nachfall bestimmte Art
von Verrohrung ist niemals dicht genug, um Verluste an Wasser zu verhindern. Jene
Verspundung muß demnach durchaus so ausgeführt werden, daß sie die Dichtheit einer
wahren Cüvelirung gewährt; auch muß diese Sicherungsmaßregel gleich von vorn herein
angewendet werden. Wird dann mit dem Bohrzeuge Wasser erschroten, so steigt es auf,
ohne daß seine Ausgiebigkeit in Folge des oben hervorgehobenen Umstandes sich
vermindern kann. (Bulletin de la Société
d'Encouragement, September 1864, S. 572.)
Ueber Conservirung der Eier durch Wasserglas.
Wenn auch Wasserglas als Schutzmittel gegen feuchte Mauern sich nicht bewährt hat, so
ist es doch ein sehr praktisches und billiges Mittel, um Eier Jahre lang gut
aufzubewahren und der sonst üblichen Kalkbeize weitaus vorzuziehen. Das Verfahren
ist ein sehr einfaches; man nimmt eine nicht allzu concentrirte Wasserglaslösung,
erwärmt sie bis auf circa 30° Cels. und legt dann
die zu conservirenden Eier hinein, welche, da sie auf der Flüssigkeit
herumschwimmen, öfters untergetaucht werden müssen. Nach 10 Minuten sind sie fertig
präparirt und nun läßt man sie auf einem hölzernen Roste abtrocknen. Auf solche
Weise behandelte Eier bekommen einen glänzenden luftdichten Ueberzug. Diese
rationelle Methode verdanken wir der Mittheilung des Herrn Ingenieurs Kremler. (Wochenschrift des
nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865 S. 191.)
Ueber den in den Djungeln der Provinz Cuttack
(Brittisch-Ostindien) gesammelten Lack.
Das diesen Scharlachlack liefernde Insect lebt auf den dünnen Zweigen eines in den
Djungeln (Gras- und Rohrdickichten) der Landschaft Cuttack häufig vorkommenden Baumes, welcher von den Eingeborenen Asan oder Burkober genannt
wird, und baut sich von Wachs eine Art von Höhle. Zur Gewinnung des Farbstoffes
taucht man das Insect mit seiner Höhle in kochendes Wasser, wodurch das Wachs
geschmolzen und der Lack ausgeschieden wird. Beim Erkalten gesteht das Wachs und
wird weggenommen. Das den Lack suspendirt haltende überschüssige Wasser wird dann
verdunstet. Um dieses kostbare Product zu seiner Anwendung oder zum Verkaufe
aufzubewahren, werden Baumwollbäuschchen in die Flüssigkeit getaucht und dann
getrocknet, darauf von Neuem eingetaucht und wieder getrocknet, und so fort, bis der
Farbstoff stark genug concentrirt ist. In diesem Zustande bringen die Eingeborenen
das prächtige Erzeugniß auf den Markt. Außer zu anderen Zwecken dient es ihnen auch
zum Rothfärben des Leders.
Das im Vorstehenden angegebene Verfahren wird von den Eingeborenen auch zum
Einsammeln und Aufbewahren einer großen Anzahl ihrer Pflanzenfarben angewendet.
Zuweilen wird, nachdem die mit den lackführenden Gehäusen des Insectes besetzten
Zweige der Bäume, auf denen das letztere lebt, eingesammelt und mit kochendem Wasser
behandelt worden sind, ein wollener oder baumwollener Socken oder Strumpf in die
Flüssigkeit getaucht, und damit angefüllt, dann herausgenommen und ausgedrückt, so
daß das Wasser wie durch ein Filter abläuft, während der Farbstoff im Innern des
Strumpfes hängen bleibt und nur getrocknet zu werden braucht. (Bulletin de la Société d'Encouragement,
October 1864, S. 638.)
Aufbewahrung des Winterobstes.
Für die möglichst lange Erhaltung von feinerem Winterobst in seiner vollkommenen
Schönheit und Güte wird es den Obstfreunden von Interesse seyn, eine noch wenig
bekannte Aufbewahrungs-Methode kennen zu lernen, welche der Einsender dieser
Mittheilung als zuverlässig erprobt hat.
Mit Eintritt des Winters bringt man das zu verwahrende Obst in Kisten, Fässer und
Gefäße, wie sie eben zur Hand sind, und füllt die Zwischenräume während des
Einschichtens mit möglichst feinem Sande aus, der aber weder zu feucht noch zu
trocken seyn darf. Vorzüglich geeignet wird dazu der feine Flußsand seyn, weil
dieser die wenigsten erdigen Theile mit sich führt. Die Aufbewahrung der so
angefüllten Gefäße muß in frostfreien Räumen geschehen, am Besten also im Keller, wo
man auch das Einschichten vornimmt. Wegen Verschiedenheit der Lagerweise des
aufzubewahrenden Obstes ist es erforderlich, solches nach der Verschiedenheit der
Reifzeit zu sondern, und diese unter Angabe der Sorte auf dem Gefäße zu markiren.
Unbedingt nothwendig wird dieses für Winterbirnen, weil diese bekanntlich, sobald
sie ihre volle Lagerreife erlangt haben, mehr oder weniger rasch durchgehen. Es ist
hierbei daran zu erinnern, daß, wenn Winterbirnen demnächst die volle Güte der Sorte
entwickeln sollen, sie so spät als möglich vom Baume abgenommen werden müssen.
Die Vortheile dieser Aufbewahrungsmethode sind: 1) bedarf das Obst keines
zeitraubenden und für seine Haltbarkeit nachtheiligen Durchsuchens, da, im Falle
auch einzelne Früchte faulen sollten, bei dem dieselben abschneidenden Sande eine
Ansteckung nicht leicht erfolgen kann; 2) behalten die Früchte im Sande eine ganz
vorzügliche Frische, sie welken fast gar nicht, ihr eigenthümlicher Wohlgeschmack
erhält sich viel länger als bei anderen Aufbewahrungsarten, und die Periode ihrer
Lagerreife dauert länger; 3) auch in einem beschränkten Raume läßt sich auf diese
Weise viel Obst aufbewahren, indem die Kisten hoch übereinander stehen können, wobei
man die zunächst reifenden Sorten obenhin bringt; 4) der Aufwand dieser
Aufbewahrungsmethode ist gering, indem der Sand anderweit zu verwenden ist und die
Kisten jahrelang zu diesem Zwecke gebraucht werden können; 5) gegen Beschädigung
durch Mäuse und Ratten, auch gegen die Näschereien des Gesindes ist das Obst auf
diese Weise am Besten geschützt. Beim Herausnehmen reinigt man die Früchte von den
anhängenden feineren Sandtheilen durch Abbürsten oder noch besser durch Abwaschen.
(Wochenblatt des Vereins nassauischer Land- und Forstwirthe.)
Beantwortung der Frage, ob die Blätter der Pflanzen Kohlenoxyd
ausathmen; von B. Corenwinder.
Ich habe einen einfachen Apparat erdacht, welcher das Kohlenoxyd mit Genauigkeit zu
bestimmen gestattet, selbst wenn es der Luft nur in sehr geringem Verhältniß
beigemischt ist. Er besteht aus einigen verticalen Röhren und einem horizontalen
Rohr, durch welche man das zu analysirende Gas mittelst eines Aspirators circuliren
läßt.
Die Luft zieht zuerst durch eine oder zwei (unten zugeschmolzene) verticale Röhren,
welche Aetzkali enthalten, um alle in derselben vorhandene Kohlensäure zu
absorbiren. Sie zieht dann langsam durch ein horizontales Rohr, welches
Bimssteinstücke und Kupferoxyd enthält; dieses Rohr wird zum Dunkelrothglühen
erhitzt.
In Berührung mit dem Kupferoxyd wird das Kohlenoxyd (oder die sonstigen brennbaren
Gase) in Kohlensäure verwandelt, welche man in einer concentrirtes Barytwasser
enthaltenden (unten zugeschmolzenen) verticalen Röhre auffängt.
Ich habe mich durch besondere Versuche versichert, daß man im kohlensauren Baryt
alles Kohlenoxyd, welches so über Kupferoxyd geleitet wurde, wieder findet.
Mittelst dieses Apparates gelang es mir, bestimmt nachzuweisen:
1) daß die Atmosphäre nicht merklich Kohlenoxyd oder andere brennbare Gase
enthält;
2) daß der Mist oder die Dünger, wenn sie an der Luft in Fäulniß übergehen, keine
Spur von Kohlenoxyd ausdünsten;
3) daß man auch in den gasförmigen Producten welche die Blumen, selbst die
wohlriechendsten, ausduften, kein Kohlenoxyd findet;
4) daß die Blätter der Pflanzen niemals brennbare Gase ausathmen, weder während der
Nacht, noch während des Tages, im Schatten oder an der Sonne; endlich
5) daß, wenn man eine Pflanze in Gegenwart eines beträchtlichen Verhältnisses von
Kohlensäure der Einwirkung der Sonne aussetzt, diese Säure rasch absorbirt wird, die
Blätter aber keine Spur von Kohlenoxyd ausathmen.
Diese letzteren Versuche wurden mit Pflanzen angestellt, welche im normalen Zustande
im freien Felde oder in Blumentöpfen lebten.
Meine Untersuchungen über die Blätter bestätigen also die Resultate, welche Boussingault und Cloëz
(Comptes rendus, t. LVII p. 413) nach einer anderen Methode erhielten, daß nämlich die Blätter und
selbst die Aeste der Pflanzen unter Umständen, die den natürlichen so ähnlich als
möglich sind, Sauerstoff ausgeben, welchem kein brennbares Gas beigemischt ist. (Comptes rendus, t. LX p.
102, Januar 1865.)
Der Seidenbau in der Provinz Assam
(Brittisch-Ostindien).
In der Provinz Assam werden drei verschiedene Sorten von Seide gewonnen.
Die erste ist die gewöhnliche Seide von der
Maulbeer-Seidenraupe; sie bildet den geringsten Theil der dortigen Seidenernte.
Die zweite Sorte ist die sogenannte Erieseide, welche von
einer größeren Raupe herrührt und einen größeren Cocon als unsere Seidenraupe gibt.
Das Insect lebt weit mehr vom Laube eines Baumes, welcher ein dem Ricinusöl
ähnliches fettes Oel liefert, als von Maulbeerblättern. Der Erieseidenbau ist sehr
verbreitet; Sir William Reed suchte diese Art auf Malta
und in Italien zu acclimatisiren. Die Erieseide fühlt sich sehr weich an und ist
das, was die Engländer „flossy“
nennen, in hohem Grade; dagegen besitzt sie den Fehler, sich nur schwierig zwirnen
zu lassen. Die aus ihr angefertigten Gewebe werden von den Nachbarstämmen von Assam
sehr gesucht, und bilden den wichtigsten Artikel für den Export nach Buthan und in
die das Thal des Brahmaputra im Norden beherrschenden Gebirge. Obgleich die
Erieseide gröber ist als die gewöhnliche, so hat sie doch mehrere ihr eigenthümliche
Eigenschaften; die aus ihr gewebten Stoffe sind sehr stark und gleichzeitig sehr
dauerhaft, und werden von den Assamiten ganz allgemein als Mantel oder Plaid
getragen.
Die dritte in Assam producirte Seidensorte ist die Mongahseide; die Raupe, welche dieselbe liefert, wird gänzlich im Freien
gezogen. Die Raupe wird einfach auf den zu ihrer Nahrung bestimmten Baum gesetzt;
wenn sie zum Einspinnen bereit ist, so kriecht sie von selbst von demselben herab.
Die in dieser Periode ihrer Existenz befindlichen Raupen werden dann in Körben
gesammelt und auf besonders dazu hergerichtete Gestelle gebracht, wo sie ihre Cocons
spinnen.
Nach günstig ausgefallenen Ernten kostet die Mongahseide in Assam 10 bis 11 Fr. per Kilogr.; bei mittelmäßigem Ertrage dagegen bis 14
Fr. Der Export dieser Seide geht zum kleinen Theile nach Dakka, zum
größeren Theile aber nach Calcutta; was in dieser Stadt nicht consumirt wird, geht
zurück nach Madras und bis nach Arabien.
Nur diese einzige Sorte Assamseide wird ganz abgehaspelt exportirt; die von den
Affamiten aus derselben gewebten Stoffe, welche nicht an Ort und Stelle ihren Consum
finden, werden an die benachbarten Stämme verkauft oder nach dem nordwestlichen
Indien, bis in's Peudjâb hinein, ausgeführt. (Bulletin
de la Société d'Encouragement, October 1864, S. 638.)