Titel: Die Maschine des nordamerikanischen Thurmschiffes „Dictator“.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CXX., S. 415
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CXX. Die Maschine des nordamerikanischen Thurmschiffes „Dictator“. Mit einer Abbildung auf Tab. VI. Maschine des nordamerikanischen Thurmschiffes „Dictator“. Ueber diese Maschine haben wir folgende Notizen aus einer im Scientific American (1864, Nr. 20, S. 309) enthaltenen Beschreibung ausgezogen. Die Bewegung der beiden Kolben der in Figur 25 skizzirten Zwillingsmaschine wird durch die auf den Drehachsen aa₂ sitzenden ungleicharmigen Winkelhebel und durch die Lenkstangen bb₂ auf die eine Kurbel c der Propellerachse so übertragen, daß die beiden Dampfkolben in rechtwinkeliger Versetzung zu einander arbeiten. Es wird durch diese Einrichtung einestheils die sonst übliche kostspielige Doppelkrummachse erspart; anderntheils wird der Druck auf den Kurbelzapfen und das Kurbellager ganz in demselben Maaße reducirt, als der Kurbelhub großer als der Kolbenweg ist. Die Cylinder haben 100 Zoll engl. Durchmesser bei 4 Fuß Kolbenhub. Die kurzen Arme der Winkelhebel sind 4 Fuß, die langen 7 Fuß 4 Zoll lang, und hat demnach die Kurbel eine Länge von 3 Fuß 8 Zoll. Die Kurbelachse ist 21 Zoll und deren Zapfen 14 Zoll stark bei 20 Zoll Länge. Die Achsen der Winkelhebel sind 23 Zoll und die Endzapfen der letzteren 14 Zoll stark. Die Luftpumpen haben bei 50 Zoll Durchmesser 2 Fuß Hub. Der Durchmesser der Propellerschraube beträgt 21 1/2 Fuß und deren Steigung 34 Fuß; sie wiegt 39,082 Pfd. Die Kurbel ist mit einem polirten gußeisernen Gleichgewichtsrade von 12' Durchmesser verbunden und das Gegengewicht in besonders geschmackvoller Weise angeordnet. Das Rahmwerk, die Lagerständer und die activen Maschinentheile sind aus Schmiedeeisen und polirt, so daß, wie unsere Quelle versichert, der „Dictator“ die schönste aller Kriegsschiffsmaschinen hat. Der Maschinenraum ist 12 Fuß hoch und 32 Fuß lang und breit. Die Ventilation dieses Raumes geschieht durch einen aus polirtem Kupfer gefertigten 11füßigen Ventilator, welcher in horizontaler Lage unter dem Oberdeck angebracht ist und durch eine direct wirkende Dampfmaschine betrieben wird. Die Maschine ist an die Deckbalken angeschraubt. Ein aus 3 Zoll starken schmiedeeisernen Platten bestehender cylindrischer Aufsatz von 4 Fuß Durchmesser ist concentrisch mit dem Ventilator auf dem Verdeck befestigt; durch ein darin befindliches Loch wird die Luft gesogen und der Maschinenraum vollständig ventilirt. Die Luft wird weiter durch im Fußboden, dem 10 Fuß höher als der Schiffsboden liegenden Boden, angebrachte Löcher in den Kesselraum getrieben. Der „Dictator“ hat nur 6, aber ungewöhnlich hohe Kessel und zwei Reihen von Feuerungen. Die gesammte vom Feuer berührte Fläche beträgt 34,000 Quadratfuß, die totale Rostfläche der 56 Feuerungen 11. 20 Quadratfuß. Die nach Martin's Patent construirten Kessel haben 10,640 Röhren in einer Gesammtlänge von 38,720 Fuß,Wenn man von der feuerberührten Fläche 85 Proc. auf die Röhren rechnet, so würden sich für dieselben 32,912 Quadratfuß und für jedes 14 Zoll Umfang oder 4 1/2 Zoll Durchmesser ergeben.R. W. also 10,000 Fuß mehr als die englischen Panzerschiffe „Warrior“ und „Black Prince.“ Die Luftzuführung zu den Feuerungen wird außer dem schon erwähnten durch zwei 78zöllige Ventilatoren gefördert. Diese sind unter dem Thurme angebracht, durch dessen Decke die Luft gesogen wird. Der Schornstein ist 10 Fuß weit, hat an seiner Basis 8 Zoll Wandstärke und ist mit einem bombenfesten Roste versehen, welcher 6 Fuß über dem Verdeck liegt. Die Asche wird durch ein innerhalb des Schornsteines liegendes Rohr über Deck gefördert, und liegt die Ausführöffnung so hoch, daß sie von den Wellen nicht erreicht wird. R. W. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX S. 237.)

Tafeln

Tafel Tab. VI
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