Titel: | Skizze einer transportablen (schwedischen) Sägemühle; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. |
Autor: | Robert Schmidt |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LXXV., S. 249 |
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LXXV.
Skizze einer transportablen (schwedischen)
Sägemühle; von Dr. Rob. Schmidt,
Civilingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Schmidt, Skizze einer transportablen Sägemühle.
Seitdem man durch Einführung der Locomobilen die Dampfkraft transportabel gemacht
hat, werden bekanntlich in neuester Zeit auch transportable Sägemühlen zur
Ausführung gebracht. Der Zweck solcher Schneidmühlen ist hauptsächlich der, die
Transportkosten für rohe wie geschnittene Hölzer zu sparen, was besonders in den
Fällen von Wichtigkeit ist, wenn die nächstgelegene (stabile) Sägemühle sich in
bedeutender Entfernung von der Haide, wo das Holz geschlagen wird und von dem
Verwendungsorte desselben befindet, und außerdem der Transport nur per Achse geschehen kann. Die transportable Sägemühle
eignet sich besonders für größere Güter; man schlägt in oder nahe der Haide, welche
die zu schneidenden Hölzer liefert, die Sägemühle auf, schafft eine Locomobile zum
Betrieb derselben hierher, und arbeitet hier so lange wie locale Verhältnisse es
bedingen. Nach eben diesen Verhältnissen ändert man den Aufstellungsort.
Da es für die gute Leistung jeder Arbeitsmaschine ein wesentliches Erforderniß ist,
daß dieselbe möglichst große Stabilität besitzt, diese aber nur durch genügende
Fundamente erreicht werden kann, so wird selbstverständlich eine transportable
Sägemühle nie so gute Arbeit liefern als eine feststehende, zumal es bei Anlagen der
ersteren Art auch immer darauf ankommen wird, dieselbe möglichst billig
herzustellen. Wie bei vielen maschinellen Anlagen nicht alle an dieselben zu
stellenden Anforderungen gleichzeitig erfüllt werden können, so auch bei den
transportablen Sägemühlen, und dieß ist der Grund, daß man für letztere verschiedene
Constructionssysteme zur Anwendung gebracht hat, welche sich besonders durch die
Lage der Betriebswelle und die Art der Fundamentirung unterscheiden. Man findet
transportable Sägemühlen, bei welchen die Betriebswelle oberhalb der Schneidvorrichtung angebracht ist; dieß führt den Uebelstand
herbei, daß der Schwerpunkt der ganzen Anlage nach oben gerückt wird, dieselbe
wenig Stabilität erhält. Dagegen gestattet eine solche Anordnung mit Leichtigkeit,
daß man die Bahn für den Schlitten zu ebener Erde anbringen kann. Will man für den
letzteren Fall die Betriebswelle unterhalb des Schlittens
anbringen, so tritt der Uebelstand ein, daß man für den Riemenlauf einen Canal im
Erdreich ausstechen muß. Die Fundamente findet man sowohl aus Pfählen wie aus
Schwellen gebildet.
Die hier zu beschreibende transportable Sägemühle, deren Zeichnung uns durch einen
befreundeten Techniker zuging, ist von solcher Construction, wie sie seit Jahren
besonders in Schweden zur Anwendung gebracht wird. Die Betriebswelle liegt nahe dem
Fußboden, doch so weit von demselben entfernt, daß die Betriebsriemscheibe noch über
demselben liegt, also kein Ausschnitt für den Riemenlauf nothwendig wird. Das
Fundament ist aus Schwellen gebildet, welche durch geeignete Holzconstructionen mit
der Bahn in Verbindung gebracht sind, die etwa 4 1/2 Fuß hoch vom Fußboden sich
befindet, so daß die Hölzer hier auf- und abgerollt werden müssen. Die eigentlichen
maschinellen Theile sind sämmtlich aus Eisen construirt, und zwar wird der Verschub
der Hölzer ohne Schlitten durch Walzen bewirkt, in der Weise also, wie wir dieß
bereits bei der von uns unlängst in diesem Journal (Bd. CLXXV S. 409) beschriebenen
Dampf-Sägemühle kennen gelernt haben. Die Figuren 15 und 16 geben zwei
verticale Projectionen der transportablen Sägemühle, und zwar Fig. 15 den Durchschnitt
und die Ansicht der rechten Seite von Fig. 16, und Fig. 16 die
Ansicht der linken Seite von Fig. 15.
A sind Querschwellen, welche auf dem Boden möglichst
richtig gelagert werden. Auf diesen liegen Langschwellen B, die durch Querschwellen C in richtiger Lage
zu einander gehalten werden. Letztere nehmen Stiele D
auf, welche wiederum durch Querschwellen E verbunden
sind, während auf letzteren die Langschwellen P gelagert
sind, die zur Aufnahme der eisernen Schienen, welche die Bahn für die Wagen H bilden, dienen. Die auf der einen, hinteren Seite der
Bahn angebrachten Bohlen G bilden einen Weg für die
Arbeiter, während auf der anderen, vorderen Seite derselben durch Bohlen F ein Plateau gebildet ist, das zum Auf- und Abbringen,
sowie zum Lagern der Hölzer bestimmt ist.
Die Langschwellen B nehmen die Fundamentplatte J auf, auf welche sowohl die Betriebswelle a, wie auch die gußeisernen Ständer und Führungsstücke
K und K' gelagert sind.
Das einfache Gatter b wird von der Welle a aus durch zwei Lenkstangen c in hin- und hergehende Bewegung versetzt.
Der Verschub des Holzes geschieht, wie bereits erwähnt, durch Anwendung des in dem
früheren Artikel mitgetheilten Princips. Als Unterlage des Holzes dienen nämlich
zwei cannelirte Walzen d, welche mittelst der Lenkstange
f, der nöthigen Hebelverbindung, des Rades g und Zahnräderverbindung von der Welle a aus in Umdrehung gesetzt werden. Die
Compressionsvorrichtung besteht ebenfalls aus zwei über den Walzen d befindlichen Walzen h. Die
Lager dieser Walzen, welche jedenfalls mit abwärtswirkenden Federn gehörig in
Verbindung stehen, bilden die Enden von Zahnstangen, welche mittelst Handräder k, entsprechend der Stärke der Hölzer, auf- und abwärts
bewegt werden können.
In Schweden kostet eine transportable Sägemühle der beschriebenen Art circa 600 Species.