Titel: Steinbrechmaschine der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. V., S. 9
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V. Steinbrechmaschine der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück. Aus dem Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 90. Mit Abbildungen auf Tab. I. Steinbrechmaschine der Georgs-Marienhütte. Im Jahrgang 1861 des polytechn. Journals, Bd. CLXI S. 175 wurde Blake's Maschine zum Zerkleinern von Steinen für Straßenschotter, sowie zum Quetschen von Erzen etc. beschrieben. Diese Maschine wird jetzt mit wesentlichen Verbesserungen wohlfeiler von der Georgs-Marienhütte geliefert, als sie aus England zu beziehen ist. Fig. 25 stellt die verbesserte Maschine im Verticaldurchschnitte dar. Die rotirende Welle b mit der Bug- oder Kurbelhöhe Aa überträgt die Bewegung durch eine Lenkstange B ohne Zwischenglied (bei Blake's Maschine ist ein gerader, einarmiger Hebel eingeschaltet) direct auf den Kniehebel α, β, γ und dieser wirkt wieder auf eine bewegliche, um D schwingende Backe M, welche mit dem unbeweglichen aber durch einen Keil E stellbaren Stück N das Maul Z bildet, in welchem das Zerkleinern der harten Materialien erfolgen kann. Ein kräftiges gußeisernes Gestell C dient zur Aufnahme sämmtlicher genannten Theile der Maschine, die übrigens der Transportfähigkeit wegen gewöhnlich auf vier Räder T gesetzt, auf einer ambulanten Eisenbahn V transportirt und beziehungsweise durch Ketten und Klauen U an den Köpfen der Bahnschienen befestigt werden kann. Zur Veränderung der Hubhöhe des Kniehebels, je nach der Größe der im Maule Z zu zerbrechenden Stücke, dient vornehmlich ein Stellkeil d, sowie zur Sicherung, daß dieser Hebel (α, β, γ) nach links hin bei seiner Bewegung nicht durchknickt, eine Feder (Gummibuffer) F, welche zugleich den Rückgang erleichtert. Der Betrieb der Maschine muß unter allen Umständen durch Elementarkraft (Dampfmaschine oder Wasserrad) erfolgen, wozu für eine Riemen-Transmission die Scheibe L an der mit Schwungrad S ausgestatteten Welle A, b aufgekeilt ist. Eine zweite Verbesserung der Maschine bezieht sich auf eine veränderte Anordnung der Lenkstange A, B und dient zu deren Erläuterung die Fig. 26. Je nach der Härte oder Zerstörbarkeit des zu brechenden Materials ist nämlich ein größerer oder kleinerer horizontaler Ausschub des Kniehebels α, β, γ erforderlich. Bei demselben Hube der Kurbel A, a ist dieß nun dadurch möglich gemacht, daß man zwei Ringe e und h entweder in der Lage beläßt, wie unsere Abbildung Fig. 26 zeigt (d.h. den einen über, den andern unter einer Hülse oder Büchse g anbringt, durch welche die Lenkstange B frei hindurchtreten kann), oder beide Ringe zusammen über oder unter die Büchse B stellt. Der Ausschub des Knies wird offenbar am größten, wenn beide Ringe e, h oberhalb der Hülse g liegen und der Kniewinkel am kleinsten ist. Uebrigens hat die Erfahrung gelehrt, daß ein trockener, reiner und krosser Stein nur eines kleinen Ausschubes bedarf, dagegen ein feuchter und dabei schmutziger Stein, sowie ein Stein mit theilweis verwitterter Oberfläche (z.B. manche Thonstein-Nieren), einen größeren Ausschub erfordert. Die Abnutzung der Brechbacken N, P (Fig. 25) ist abhängig von der Härte des Materials, welches gebrochen werden soll, und wird am besten Hartguß dazu verwendet. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist die Form der Brechbacken. Die neueste Construction derselben für außerordentlich harte Körper, wie z.B. Schwefelkiese, ist ein Brechmaul mit leicht auszuwechselnden Stahlzähnen, wie Fig. 27 zeigt. Diese Zähne werden schwalbenschwanzförmig von oben in die Backen eingeschoben, von einfachen Platten gehalten und sind leicht auszuwechseln. Uebrigens hat sich dabei herausgestellt, daß die Arbeit stockt, wenn bei engster Stellung des Mauls, d.h. wenn es zugebissen hat, die Entfernung m größer als die p ist, indem sich dann die Steine festklemmen und nicht rutschen. Will man daher eine Korngröße von einem Zoll haben, so dürfen die Zähne in der Richtung xy nicht länger als 1 Zoll seyn, und die Entfernung p muß dann mindestens 1 1/4 Zoll betragen. Welcher Neigungswinkel der Zähne der beste ist, hat zur Zeit noch nicht ermittelt werden können; nur so viel ist gewiß, daß, je spitzer derselbe genommen wird, desto mehr Mehl es gibt. Auch hat sich gezeigt, daß ein mit schmalen Zähnen versehenes Bruchmaul weit rascher unrichtig wird, wie ein mit dickeren Zähnen ausgestattetes. In der Regel wechselt man die Backen nicht früher aus, als bis das Korn zu unregelmäßig wird. Zähne von mittleren Dimensionen bleiben daher für die Durchschnittsarbeit länger richtig, als schmale und scharfe Zähne. Für minder harte Steine, welche in faust- bis eigroße Stücke zerkleinert werden sollen und wobei es nicht darauf ankommt, ob einige Procent mehr oder weniger Mehl dabei abfallen, sind die gewellten Backen mit Zähnen von der Form Fig. 28 die besten. Diese Backen zerkauen beispielsweise 1000 bis 1500 Centner Kalkstein in 10 Arbeitsstunden. Es dürfte nun angemessen seyn, Einiges über Anschaffungskosten und Rentabilität der Arbeit mit der Maschine anzuführen. Unter der Voraussetzung, daß der Betrieb durch eine locomobile Dampfmaschine erfolgt, stellt sich die betreffende Berechnung wie nachstehend: Steinbrechmaschine   550 Thlr.Den neuesten Nachrichten zufolge liefert die Georgs-Marienhütte die Steinbrechmaschine zum Preise von 450 Thalern. Bisher betrug das Gewicht der Maschine 95 Centner, während man gegenwärtig mit der Herstellung einer leichteren Construction beschäftigt ist. Locomobile von höchstens 6 Pferden 1400   „ Fahrgerüst, Riemen, Fracht etc.   150   „ ––––––––– 2100 Thlr. Für die Bedienung der Brechmaschine genügt ein Mann und für die Bedienung der Locomobile ist die Arbeit eines Mannes kaum auszunutzen. An Kohlen verbraucht eine Locomobile der angeführten Größe per Stunde und per Pferdekraft 10 Pfund mittelgute Steinkohlen, also bei 6 Pferden und 10 Arbeitsstunden: 6 × 10 × 10 = 600 Pfd., wozu zum Zwecke des Anheizens circa 100 Pfd., so daß in Summa 10 Arbeitsstunden 700 Pfd. Steinkohlen erfordern. Demnach stellen sich die Kosten pro Tag: Zinsen und Amortisation von 2100 Thlrn. (10 Proc.) – Thlr. 21 Gr. Schichtlohn bei Bedienung der Maschine –   „ 15   „ Lohn bei Bedienung der Locomobile –   „ 17   „ 7 Centner Steinkohle à 8 Gr. 1   „ 26   „ für Oel und Reparaturen –   „   5   „ –––––––––––––– Summa: 3 Thlr. 24 Gr. Bei der ferneren Annahme, daß täglich in 10 Arbeitsstunden in runden Zahlen 120,000 Pfd. oder 9 3/4 preußische Schachtruthen (von je 144 Kubikfuß gleich 12,308 Pfund) gebrochen werden, stellt sich der Preis einer solchen Schachtruthe zu 11 Gr. 7 Pf. Wir fügen dem Vorstehenden von vielen uns über die fragliche Steinbrechmaschine vorliegenden günstigen Urtheilen folgende zwei bei, wovon das erstere die Herren Gebrüder Lossen zu Concordia-Hütte (Herzogthum Nassau) unterm 15. December 1863 ausstellten, das zweite von einer chemischen Fabrik herrührt: „Nachdem unsere Steinbrechmaschine nunmehr seit nahe 3 Monaten im Gange ist, machen wir uns ein Vergnügen daraus, Ihnen über deren Leistungen den versprochenen Bericht zu erstatten. „Vor allem müssen wir Ihren Verbesserungen der ursprünglichen amerikanischen Bauart unsere volle Anerkennung zollen. Die Maschine wird dadurch weit einfacher und enthält weniger Theile, die einem Bruche ausgesetzt sind; auch die Art und Weise, wie Korngröße und Ausschlag regulirt werden, läßt nichts zu wünschen. „Für das hiesige Werk war, wie Sie wissen, die Frage von Wichtigkeit, ob auch bei der geringen verfügbaren Kraft von 1 6/10 Pferden der Betrieb möglich sey, und in dieser Beziehung hat sich unsere Voraussetzung vollkommen bewährt. Wir zerkleinern in 1 Stunde durchschnittlich 26–27 preußische Scheffel Mainzer Kalkstein, oder etwa 40 Zollcentner, was bei der drei-bis vierfachen Kraft 120–160 Centner macht, ganz übereinstimmend mit Ihren Angaben. Dieser Stein würde wegen seiner Zähigkeit eigentlich einen größeren Ausschlag erfordern, als wir anwenden können, und die Production verhältnißmäßig sich steigern; allein nur dadurch, daß wir das Nachrücken durch kleineren Ausschlag etwas verzögern, wird es überhaupt möglich, mit so geringer Kraft zu quetschen. „Die Maschine bewältigt jeden Stein, den das Maul aufzunehmen vermag; nur dürfen wir nicht zwei große Steine unmittelbar nach einander einwerfen, sondern müssen in geeigneten Pausen kleinere nachbringen, oder, wenn bloß große Stücke vorhanden sind, die Maschine inzwischen wieder einigermaßen sich erholen lassen. Wir arbeiten in der Regel bei 200 Umdrehungen, welche während des Durchganges eines sehr großen Steines auf 120 bis 150 reducirt werden; 3–6 Secunden Bewegung stellen die ursprüngliche Geschwindigkeit wieder her. „Noch bleibt zu bemerken, daß durch die Maschine nicht mehr Mehl entsteht, als bei der früher üblichen Zerkleinerung von der Hand, und wahrscheinlich weniger, als dieß beim Zerdrücken mittelst Walzen der Fall seyn dürfte; von einem Pochhammer gar nicht zu reden etc.“ Das Urtheil der erwähnten chemischen Fabrik zu Frankfurt a. M. vom 2. Mai 1864 lautet folgendermaßen: „Nach beifolgendem Muster brachen wir mit Ihrer Maschine bis 40 Centner in der Stunde, im Durchschnitte Stücke wie lange Haselnüsse, wobei jedoch viel Staub fällt, welches wir beabsichtigen. (NB. Bei späterem Besuch des Directors Wintzer in Griesheim war die Leistung der Maschine bereits 80 Centner per Stunde.) Stellen wir die Maschine gröber, so leistet sie selbst das Dreifache, und es fällt sehr wenig Staub. Die Maschine macht per Minute 100–150 Umgänge, und es ist uns nicht möglich, zu sagen, wie viel Pferdekräfte dieselbe bedarf, da sie an einer Haupttransmission mit anderen großen Maschinen hängt. Doch beurtheilen wir den Kraftaufwand gering, denn wir bemerken bei Auslösung oder Einrückung keine Rückwirkung auf die Dampfmaschine. Unser Kalkstein ist sehr hart und die Zerkleinerung desselben kommt nur kaum auf den dritten Theil gegen früher, während wir an Zeit das Dreifache gewinnen.“

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