Titel: | Selbstwirkender Schmierapparat für Locomotivcylinder; von W. Volkmar, Ingenieur in Zürich. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. III., S. 6 |
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III.
Selbstwirkender Schmierapparat für
Locomotivcylinder; von W.
Volkmar, Ingenieur in Zürich.
Aus dem Civilingenieur, Bd. XI S. 12.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Volkmar's Schmierapparat für Locomotivcylinder.
Es sind in neuerer Zeit verschiedene Vorrichtungen erfunden worden, welche den Zweck
haben, das Schmieren der Locomotivcylinder selbstwirkend zu erfüllen. Da das
Schmieren der Cylinder während der Fahrt mit einiger Gefahr verbunden und da
fernerweit bei dem nur in längeren Zwischenräumen stattfindenden Schmieren
derselben, trotz der größeren Menge von Oel, dieses doch bald vom Dampf mit
fortgerissen wird und die Schieber und Kolben wieder trocken laufen, so dürfte der
Vortheil von selbstwirkenden Schmierbüchsen gewiß nicht zu verkennen seyn, welche
nicht nur die Gefahr vermeiden, sondern auch in kleineren Zwischenräumen kleinere
Mengen Oel dem Schieber und Kolben mittheilen und so eine wesentlich bessere
Schmierung derselben bewirken.
Die am längsten bekannte derartige selbstwirkende Schmiervorrichtung ist die
Condensations-Schmierbüchse von Jacobi,Polytechn. Journal Bd. CLIX S. 248;
verbesserte Construction in Bd. CLXIX S. 16. welche zwar sehr sinnreich ist, sich aber doch in der Praxis, wenigstens bei
Locomotiven, nicht bewährt hat, weil durch die fortwährende Verbindung des Dampfes
mit dem Oelbehälter, durch fortwährende Condensation des ersteren, auch immer etwas
Oel abläuft, welches wenig nützt, wenn der Kolben mit Dampf arbeitet. Beim Leerlauf
der Maschine auf Gefällen wird aber, wenn der Dampf abgestellt ist, auch wenig Dampf
mehr condensirt, folglich der Schieberkolben gerade dann, wenn er es am nöthigsten
hätte, am wenigsten mit Oel versehen.
Dieser Apparat ist nun in neuerer Zeit in England dahin verbessert worden, daß durch
die Anwendung eines Ventils, welches durch den Dampfdruck geschlossen wird, zunächst
der fortwährende Contact des Dampfes mit dem Oel vermieden ist, und so das durch das
sich bildende Condensationswasser verdrängte Oel nur ablaufen kann, wenn der Dampf
abgestellt ist.
Bei diesem Apparat kann die Menge des verdrängten Oeles aber nur sehr gering seyn, da vor dem
Schluß des Ventils nur sehr wenig Dampf in den Oelbehälter entweichen, und sich also
nur eine verschwindend kleine Menge Condensationswasser bilden kann. Dieser letztere
Apparat wird also für längere Gefälle entschieden zu wenig Oel dem Kolben
zuführen.
Diesen Nachtheil habe ich nun durch meinen vorliegenden Apparat zu vermeiden gesucht.
Wie aus der in Fig.
16 und 17 gegebenen Abbildung (in natürlicher Größe) ersichtlich, ist hier
ebenfalls ein Ventil angewendet, welches durch den Dampfdruck geschlossen wird. Am
anderen Ende (a) der kreuzförmigen Führungsnerven des
Ventils befindet sich ein kleiner Kolben, welcher, wenn das Ventil (wie in der Figur 17)
geschlossen, so weit über den unteren Boden des Oelbehälters vorsteht, daß das Oel
leicht den Raum an den Führungsnerven ausfüllen kann. Wird nun der Dampf abgestellt,
so wird sich das untere Ventil öffnen (Fig. 16), der obere
Kolben (a) aber beim Heruntergehen die cylindrische
Oeffnung ganz ausfüllen, so daß nur das zwischen den Nerven und dem Raum b befindliche Oel abfließen kann. Beim jedesmaligen
Dampfabstellen wird daher dem Schieber und Kolben eine, je nach der Größe des Raumes
ganz bestimmte Menge Oel zugeführt, also nur dann, wenn es nothwendig ist. Auf
längeren Gefällen, wo eine etwas größere Menge Oel für den Kolben nöthig ist, da
läßt sich durch momentanes Reversiren mit dem Steuerhebel das Ventilspiel beliebig
wiederholen und kann dadurch dem Kolben nach Belieben Oel gegeben werden. Der Führer
kann, so oft er es für nöthig erachtet, von seinem Stande aus, schmieren.
Da beim Laufe der Maschine ohne Dampf die Luft im Schieberkasten verdünnt wird, so
wird der Oelabfluß schnell und sicher erfolgen.
Statt des Kolbens (a) kann man auch ein Ventil anwenden,
welches sich schließt, sobald sich das untere öffnet, allein hierdurch wird der
Apparat etwas complicirter und der Ventilsitz am Boden des Oelbehälters wird sich
bald verharzen, so daß der Schluß weniger dicht seyn würde, als bei diesem Kölbchen,
welches schon durch seine verticale Bewegung stets sauber gehalten wird. Außerdem
wird sich, wenn das untere Ventil auf den Stiften (c)
aufsitzt, der über der Kante (d) noch vorstehende Theil
des Kölbchens bald mit einer Oelkruste überziehen und sich so von selbst oben einen
ganz dichten Schluß herstellen. Damit beim Hin- und Herfahren auf Bahnhöfen
nicht von selbst viel Oel ablaufen kann, ist es gut, wenn erst bei der Abfahrt der
Oelbehälter nach Bedarf gefüllt wird.
Selbstverständlich kann dieser Apparat, dessen Ventil nebst Führung und Kölbchen möglichst passend
eingeschliffen seyn muß, nicht direct auf dem Cylinder, sondern nur auf dem
Schieberkasten angebracht werden, was aber auch genügt, da das Oel vom Schieber
immer von selbst auch zum Kolben gelangt.