Titel: | Das Schieß- und Sprengpulver des kgl. preußischen Artillerie-Hauptmanns E. Schultze. |
Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. CXVII., S. 453 |
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CXVII.
Das Schieß- und Sprengpulver des kgl. preußischen
Artillerie-Hauptmanns E. Schultze.
Schultze's Schieß- und Sprengpulver.
Die deutsche Industrie-Zeitung vom 10. März 1865 enthält
über die Darstellung dieses Pulvers das Nachfolgende:
„Dieses weiße Schieß- und SprengpulverHinsichtlich der Vorzüge des neuen Sprengpulvers, im Vergleich zu dem alten Pulver, verweisen wir
auf die Mittheilungen im polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 323. A. d.
Red. wird aus Holzfaser auf eine ähnliche Weise dargestellt wie
Schießbaumwolle aus Baumwolle. Holz von irgend einer Art, für Sprengpulver am
besten hartes., wird in dünne Blätter zertheilt, deren Dicke die Größe des
Pulverkornes bedingt und je nach der darzustellenden Sorte verändert wird. Die
Blätter werden
dann unter eine Durchstoßmaschine gebracht, deren Stempel etwa einen der
Blattdicke gleichen Durchmesser hat. Die so erhaltenen Holzcylinder werden zur
Fabrication des besten Pulvers verwendet; die übrig bleibenden durchlöcherten
Holzplatten werden durch zwei rechtwinkelig gegen einander bewegte Paar
Schneidwalzen in Vierecke zerschnitten und zur Darstellung von Pulver für
Festungen und die Marine verwendet.
Das zerkleinte Holz wird nun zunächst von Säuren und anderen leicht löslichen
Substanzen befreit, indem in einen kupfernen Kessel so viel Wasser mit 3 Pfd.
Sodalösung gebracht wird, daß 100 Pfd. Holz frei darin schwimmen können. Das
Holz wird gut in der Flüssigkeit umgerührt und 3–4 Stunden gekocht, dann
das Kochen mit frischer Flüssigkeit 3–4 Stunden wiederholt. Hierauf wird
das Holz herausgenommen und 24 Stunden einem Strom frischen kalten Wassers
ausgesetzt. Nach dem Trocknen werden die Holzkörner in Eisenblechkästen mit
siebartigem Boden gebracht und 15 Minuten lang Dampf durchgeleitet, wobei das
Protein und Albumin abgetrennt und mit dem Condensationswasser abgeführt werden.
Die wieder 24 Stunden lang in einen Strom kalten, fließenden Wassers gebrachten
und dann getrockneten Holzkörner werden hierauf mit Chlorkalk oder Chlorgas
gebleicht, dann mit kaltem, frischem Wasser gewaschen, das fast bis zum Kochen
erhitzt wird, wieder 24 Stunden lang in einen Strom von frischem, kaltem Wasser
gebracht und bei mäßiger Temperatur getrocknet. Hierauf werden sie mit Säuren
behandelt; dazu werden 40 Th. concentrirter Salpetersäure von 1,48–1,50
spec. Gew. mit 100 Th. concentrirter Schwefelsäure von 1,84 spec. Gew. gemischt,
die Mischung etwa 2 Stunden fortwährend umgerührt und dann an einem kalten Orte
zum Gebrauch aufbewahrt. Beim Gebrauch werden 100 Th. des Säuregemisches in
einen gußeisernen Kessel gebracht, um den fortwährend kaltes Wasser circulirt,
allmählich 6 Th. Holzkörner zugesetzt und das Ganze 2–3 Stunden
fortwährend umgerührt. Das Holz wird dann, etwa in einer Centrifugalmaschine,
vollständig von den Säuren befreit, 2–3 Tage in frisches kaltes Wasser
gebracht, in schwacher Sodalösung gekocht, wieder 24 Stunden frischem, kaltem
Wasser ausgesetzt und darauf getrocknet.
So ist das Holz für die letzte Operation fertig, die beliebig später vorgenommen
werden kann und in einer Sättigung mit sauerstoff- und stickstoffhaltigen Salzen
besteht, wozu salpetersaures Kali entweder allein oder mit salpetersaurem Baryt
verwendet werden kann. Wendet man beide Salze an, so werden 22,5 Th.
Kalisalpeter und 7,5 Th. Barytsalpeter in 220 Th. Wasser von 44° C.
gelöst und in der Lösung 100 Th. Holzpulver 10 bis 15 Minuten umgerührt. Wird
Kalisalpeter allein verwendet, so werden 26 Th. davon in 220 Th. Wasser von
20° C. gelöst und darin 100 Th. Holzkörner wie oben umgerührt. Dann wird
das Pulver in Trockenräumen von 32–44° C. Lufttemperatur
12–18 Stunden getrocknet, in einer Siebtrommel von Staub befreit und ist
nun gebrauchsfertig.“