Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. , S. 458 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Circular-Erlaß des königl. preußischen Ministers für
Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, vom 1. December 1864 – betreffend
den Nachtrag zu dem Regulativ über die Anlage von Dampfkesseln vom 31. August
1861.
Der §. 14 des Regulativs, betreffend die Anlage von Dampfkesseln vom 31. Aug.
1861 (im polytechn. Journal Bd. CLXIII S.
71) schreibt vor, daß jeder Dampfkessel, bevor er eingemauert oder ummantelt
wird, einer Druckprobe mittelst Wasser unterworfen werden soll, welche bei Kesseln
von Locomotiven und den nach Art derselben gebauten Schiffsdampfkesseln mit dem
zweifachen, bei allen anderen Dampfkesseln mit dem dreifachen Betrage des dem Drucke
der beabsichtigten Dampfspannung entsprechenden Gewichts auszuführen ist.
Gegen die Angemessenheit dieser letzteren Bestimmung haben die inzwischen gemachten
Wahrnehmungen Bedenken ergeben. Nach Anhörung von sachkundigen Fachmännern und
Revisionsbeamten über die bei Anwendung der Vorschrift gewonnenen Erfahrungen, habe
ich in Uebereinstimmung mit der, von der überwiegenden Mehrzahl derselben
ausgesprochenen Ansicht beschlossen, eine Minderung des
anzuwendenden Druckes auf den zweifachen Betrag des dem Drucke der
beabsichtigten Dampfspannung entsprechenden Gewichts eintreten zu lassen,
und demgemäß unter dem heutigen Tage den Nachtrag (a) zu
dem Regulativ vom 31. August 1861 erlassen.
Um etwaigen Zweifeln bei der Ausführung der neuen Vorschrift über die Druckprobe der
Dampfkessel zu begegnen, bemerke ich, daß die Probe sowohl mit heißem, als auch mit
kaltem Wasser vorgenommen werden kann, und daß ein Dampfkessel für undicht zu
erachten ist, wenn bei Ausübung des höchsten Probedrucks das Wasser in anderer
Gestalt, als in derjenigen von Perlen, Nebel oder Staub durch seine Fugen dringt. Es
versteht sich im Uebrigen von selbst, daß nicht die einzelnen Theile eines
Dampfkessels (Siederohr, Dampfdom etc.) jeder für sich der Prüfung zu unterwerfen
sind, sondern daß bei Ausführung der Wasserprobe der zu prüfende Dampfkessel in
allen seinen Theilen vollständig zusammengesetzt seyn muß.
Ich habe außerdem Veranlassung genommen, eine Aenderung des Regulativs vom 31. August
1861 eintreten zu lassen, um die aus der bisherigen Fassung dieses Paragraphen
wiederholt entstandenen Zweifel darüber zu beseitigen, ob es zulässig sey, die
Dampfkraft des Kessels selbst zum Betriebe der Speisevorrichtungen zu benutzen.
Die in dem Nachtrage enthaltenen Abänderungen des Regulativs vom 31. August 1861
finden Anwendung auf alle Kesselprüfungen, welche nach dem Tage der Ausgabe des
Amtsblattes, in welchem der Nachtrag abgedruckt ist, vorgenommen werden.
Berlin, 1. December 1864.
Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
Graf von Itzenplitz.
a.
Nachtrag zu dem Regulativ, betreffend
die Anlage von Dampfkesseln vom 31. August 1861.
Auf Grund der §§. 12 und 15 des Gesetzes, betreffend die Einrichtung
gewerblicher Anlagen vom 1. Juli 1861 wird unter Aufhebung der §§ 9
und 14 des Regulativs, betreffend die Anlage von Dampfkesseln, vom 31. August 1861,
an Stelle derselben Nachstehendes bestimmt:
§. 9. An jedem Dampfkessel muß ein Speiseventil angebracht seyn.
Jeder Dampfkessel muß mit wenigstens zwei zuverlässigen Vorrichtungen zur Speisung
versehen seyn, welche unabhängig von einander, sey es durch die Dampfkraft des
Kessels selbst, sey es durch eine andere Kraft in Betrieb gesetzt werden können, und
von denen jede für sich im Stande seyn muß, dem Kessel das zur Speisung
erforderliche Wasser zuzuführen. Mehrere zu einem Betriebe vereinigte Dampfkessel
werden hierbei als ein Kessel angesehen.
§. 14. Jeder Dampfkessel muß, bevor er eingemauert und ummantelt wird, nach
Verschluß sämmtlicher Oeffnungen und Belastung der Sicherheitsventile, mittelst
einer Druckpumpe mit Wasser mit dem zweifachen Betrage
des dem Drucke der beabsichtigten Dampfspannung entsprechenden Gewichts geprüft
werden. Die Kesselwände und die Wände der Feuerzüge müssen dieser Prüfung
widerstehen, ohne eine Veränderung ihrer Form zu zeigen und ohne undicht zu
werden.
Diese Druckprobe muß wiederholt werden:
a) nach Reparaturen, welche in der
Maschinenfabrik haben ausgeführt werden müssen;
b) wenn feststehende Kessel an einer
anderen Betriebsstätte aufgestellt werden.
Berlin, 1. December 1864.
Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten,
(gez.) Graf von Itzenplitz.
Ueber die mechanischen Wirkungen abgesperrter und durch die
Sonnenstrahlen erwärmter Luft, von Mouchot.
Babinet theilte der französischen Akademie folgenden, von
Mouchot, Lycealprofessor zu Alençon,
angestellten Versuch mit.
Eine Glocke, oder vielmehr ein cylindrischer Behälter, aus schwachem Silberblech
angefertigt und äußerlich geschwärzt, wird zur Hälfte mit Wasser und zur Hälfte mit
atmosphärischer Luft gefüllt und erhält die Sonnenstrahlen durch zwei über sie
gestürzte Glasglocken, deren eine die andere umgibt und bedeckt. Die
Silberblechglocke wird unten geschlossen; die über dem Absperrwasser befindliche
Luft nimmt in Folge der Einwirkung der Sonnenstrahlen ziemlich rasch eine sehr hohe
Temperatur an. Ein mit Hahn versehenes Rohr communicirt unten mit dem in der Glocke
enthaltenen Wasser und ist so gebogen, daß es nach oben senkrecht aufsteigt. Nachdem
der Apparat einige Zeit der vollen Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt worden,
erhebt sich beim Oeffnen des Hahns ein 10 Meter hoher Wasserstrahl aus dem Rohre,
und hält so lange an, als die Insolation dauert und unterhalb der abgesperrten Luft
noch Wasser vorhanden ist. Stellt man sich zwischen Sonne und Apparat, so nimmt der
Wasserstrahl allmählich
an Höhe ab und steigt zuletzt gar nicht mehr auf. Ist das Wasser im Apparate
erschöpft, so schließt man den Hahn, öffnet eine zu diesem Zwecke angebrachte
Communication und läßt von Neuem Wasser in das Reservoir unter die Luft eintreten;
wirkt dann die Sonne, so springt auch der Strahl wieder.
Babinet meint, daß dieser Apparat sich in Ländern, in
denen der Himmel stets unbedeckt ist und die Sonnenstrahlen stark brennen,
namentlich in Egypten, wohl als zu einer Benutzung im Großen geeignet erweisen
dürfte. (Comptes rendus, t. LIX p. 527, September
1864.)
Vereinfachung der elektrischen Haus-Signalapparate; von
Albert Ungerer in Pforzheim.
Da sich die elektrischen Klingeln und Glocken in Gasthöfen und Fabriken sowohl, als
auch in Privathäusern mehr und mehr Eingang verschaffen, so dürfte es im Interesse
des Publicums seyn, darauf aufmerksam gemacht zu werden, daß eine Rückleitung aus
einem directen Draht in allen den Fällen erspart werden kann, wo eine Gas-
oder metallene Wasserleitung in der Nähe ist.
Ich habe schon viele derartige elektrische Klingeln gesehen, aber noch nicht bei
einer einzigen war die Gasleitung als Rück- resp. Ableitung benützt worden,
sondern es wurde immer eine Unmasse unnöthigen Drahtes verwendet. Ob auch die
Staats-Telegraphen noch Kupferplatten in Brunnenschachte einsenken, weiß ich
nicht, eine Drahtleitung an die nächste Gas- oder Schienenleitung ist aber
billiger und besser.
Ich habe an einer Daniell'schen Batterie den einen Pol mit
der Wasserleitung und den anderen mit der Gasleitung meiner Fabrik verbunden, und
diese beiden auf einer Entfernung von mehreren hundert Fußen wieder unter sich. Die
Ablenkung der Magnetnadel blieb aber genau dieselbe, ob die beiden Leitungen
verbunden waren oder nicht. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 49.)
Ueber die Zusammensetzung des Steinkohlen-Leuchtgases,
von Professor Landolt.
In der zu Bonn im October d. J. abgehaltenen Herbst-Versammlung des
naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande und Westphalens hielt Hr.
Professor Landolt einen Vortrag über die Zusammensetzung
des Steinkohlen-Leuchtgases. Nach Anführung sämmtlicher Körper, welche bis
dahin in demselben nachgewiesen wurden, theilte er die Resultate einiger Versuche
mit, welche den Zweck hatten, die Menge des Acetylens
C⁴H² im Leuchtgase quantitativ zu ermitteln. Es wurden gemessene
Volumina Gas zuerst durch concentrirte Schwefelsäure und hierauf durch eine
ammoniakalische Lösung von Kupferchlorür geleitet, der erhaltene rothe Niederschlag
sammt der Flüssigkeit zum Kochen erhitzt, um das gleichzeitig absorbirte Aethylen
auszutreiben, und hierauf das zurückbleibende reine Acetylenkupfer durch Erwärmen
mit Salzsäure zersetzt. Das ausgeschiedene Acetylengas bestimmte man volumetrisch.
Es ergab sich, daß in dem Bonner Leuchtgas ungefähr 0,07 Volumprocente dieses
Kohlenwasserstoffs enthalten sind.
Der Vortragende theilte ferner eine Reihe Analysen von Steinkohlengas aus
verschiedenen Städten mit. Dieselben zeigten, daß die Zusammensetzung des Gases
überall ziemlich die nämliche ist und innerhalb verhältnismäßig geringer Grenzen
schwankt. So wurden z.B. folgende Zahlen erhalten:
Leuchtgas aus:
Heidelberg.
Breslau.
Bonn.
Wasserstoff
41,04
40,70
39,80
Volumprocente
Grubengas
40,71
39,82
43,12
„
Kohlenoxyd
7,64
4,01
4,66
„
schwere Kohlenwasserstoffe
7,28
4,96
4,75
„
Kohlensäure
0,58
0,41
3,02
„
Stickstoff
2,75
10,10
4,65
„
Die Analysen waren nach den Bunsen'schen Methoden
ausgeführt worden. (Berggeist, 1864, Nr. 95.)
Ueber die Nachweisung des Goldes auf vergoldeten Metallwaaren;
von Dr. E. Thiel in
Darmstadt.
Bei sehr schwach vergoldeten Metallwaaren ist es oft schwierig, mit Sicherheit das
Gold nachzuweisen, indem sowohl die Probe mit Salpetersäure als auch das von R. Weber vorgeschlagene Verfahren (polytechn. Journal Bd. CLIV. S. 394) zweifelhafte Resultate
gibt.
Bei Ausführung einer derartigen Untersuchung brachte der Verfasser das letztgenannte
Verfahren in Anwendung, und nahm dabei Veranlassung, seine Zuverlässigkeit einer
näheren Prüfung zu unterwerfen.
Um nämlich bei etwa sich ergebenden Zweifeln einen Anhaltspunkt zur Vergleichung zu
haben, ließ der Verfasser eine Messingplatte in einer galvanoplastischen Anstalt auf
der einen Seite mit einer möglichst schwachen Vergoldung versehen und suchte nun die
darauf abgelagerte Goldmenge dem Gewicht nach zu bestimmen.
Die Gegenstände, welche mit einer Vergoldung versehen werden sollen, müssen
bekanntlich zu diesem Zweck mehrmals durch Bürsten u.s.w. gereinigt werden; sie
erleiden dadurch einen Gewichtsverlust, so daß die abgelagerte Goldmenge keineswegs
aus dem Gewichtsunterschied vor und nach der Vergoldung unmittelbar bestimmt werden
kann. Zur Ermittelung dieses durch die Reinigung u.s.w. bedingten Gewichtsverlustes
wurde eine zweite Messingplatte genau von derselben Größe sorgfältig denselben
Operationen unterworfen, aber nicht vergoldet.
Beide Platten waren 10 Centimeter lang und 5,5 Centimeter breit. Das Gewicht der
vergoldeten betrug:
nach der Vergoldung
22,783 Grm.
vor der Vergoldung.
22,773 „
und das der nicht vergoldeten:
vor der Reinigung
28,235 Grm.
nach derselben
23,228 „
Letztere hat sonach 7 Milligrm. bei diesen Operationen verloren. Nimmt man nun diesen
Verlust auch bei der anderen Platte an, so betrug auf derselben die abgelagerte
Goldmenge 17 Milligrm. Auf einen Quadratcentimeter Fläche kam sonach 17/55 = 0,309
Milligramme Gold, oder, das Gewicht von 1 Kubikcentim. Gold zu 19,265 Grm.
angenommen, betrug die Dicke der Goldschicht 0,0001604 Millimeter.
Diese Platte zeigte bei dem Daraufbringen eines Tropfens der Probeflüssigkeit nicht
die mindeste Andeutung eines schwarzen Flecks. Das Gold bildete sonach immer noch
eine vollständig zusammenhängende Schicht.
Bei den zu untersuchenden Gegenständen ergaben sich nun Andeutungen von Flecken, man
konnte also sagen, daß bei ihnen auf dem Quadratcentimeter Fläche weniger als 0,309
Milligrm. Gold vorhanden waren, oder daß die Dicke des Goldes weniger als 0,0001604
Millimeter betrug; um so mehr, da auf allen goldähnlichen Legirungen diese
Flüssigkeit sofort einen schwarzen Fleck unverkennbar zurückläßt.
Hr. Münzmeister Rößler kam bei Anwendung der Salpetersäure
zu denselben Resultaten bei den untersuchten Gegenständen, und es ist aus diesem
Grunde diese Probe von R. Weber um so mehr zu empfehlen,
als sie viel leichter und schneller ausführbar ist als diejenige mit Salpetersäure
und auch keine besondere Beschädigung der zu untersuchenden Gegenstände
veranlaßt.
Gleichzeitig bemerkt der Verfasser noch, daß die Concentration der Flüssigkeit nicht
besonders in Betracht kommt, indem er bei 10fach bis 30fach verdünnten Lösungen der
ursprünglichen Flüssigkeit keine besonderen Unterschiede in der Deutlichkeit und
Schnelligkeit der Reaction wahrnehmen konnte. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum
Hessen, 1864, Nr. 30.)
Verfahren zum Verkupfern des Gußeisens, von Dr. Dullo.
Das Verkupfern des Gußeisens hat bekanntlich bedeutende Schwierigkeiten, das Kupfer
lagert sich entweder ungleichmäßig ab, oder es läßt sich an einzelnen Stellen
herunterbürsten oder haftet gar nicht; feiner Guß macht weniger, aber immer noch
genug Schwierigkeit. In der illustrirten deutschen Gewerbezeitung theilt nun Dr. Dullo ein sehr leicht
ausführbares Verfahren mit, das für alle Arten von Guß sehr gute Resultate liefern
soll. Man reinigt den eisernen Gegenstand äußerst sorgfältig durch Bürsten mit
Salzsäure; den gereinigten Gegenstand läßt man in schwach angesäuertem Wasser so
lange liegen, bis man ihn, ohne ihn vorher abzutrocknen, in das Kupferbad bringt,
welches durch Lösen von 25 Grm. Kupferoxyd in 170 Grm. roher Salzsäure und Zusatz
von 1/4 Liter Wasser und 1/2 Liter Alkohol dargestellt wird. In dieses legt man den
eisernen Gegenstand und läßt ihn ruhig in der Kälte einige Stunden darin liegen,
worauf er sich mit einer gleichmäßigen, sehr dichten und fest haftenden
Kupferschicht überzogen haben wird. Das Kupferbad darf nicht sauer seyn, auch nicht
zu concentrirt, auch nicht mehr Wasser enthalten, als nothwendig ist. Der Alkohol
ist ein treffliches Mittel, um den Ausscheidungsproceß von Metallen aus ihren
Lösungen vermittelst anderer Metalle zu verlangsamen und deßhalb in sehr dichtem
Zustande zu bewirken. Durch Zusatz von mehr oder weniger Alkohol, der bekanntlich
die Elektricität nicht leitet, kann man den Strom beliebig schwächen. Wenn man zu
obiger Kupferlösung kein Wasser, sondern nur Alkohol anwendet, so verkupfert sich
das Eisen auch, es bildet sich aber nur eine sehr dünne, für die meisten Zwecke zu
dünne Haut; deßhalb ist etwas Wasserzusatz zu empfehlen. Ein Uebelstand dieser
Methode ist der, daß sich, sobald sich eine Schicht Kupfer auf dem Eisen abgelagert
hat, darüber eine dünne aber dicht anhaftende Schicht von Kupferchlorür anlegt, die
bei längerer Einwirkung auch zu metallischem Kupfer reducirt wird. Da man aber
hierauf nicht immer warten kann, so muß man das Kupferchlorür beseitigen, damit sich
nicht an der Luft Kupferoxyd, resp. Oxydul bildet und so den Gegenstand unansehnlich
macht. Dazu wäscht man den Gegenstand, so wie er aus dem Bade kommt, ohne ihn mit
den Fingern anzufassen, erst gut mit Wasser ab, dann mit wenig verdünnter Salzsäure,
darauf mit verdünnter Natronlauge, dann wieder mit Salzsäure und schließlich
nochmals mit Natronlauge. Man kann dabei immer die Bürste handhaben, um das
Kupferchlorür aus den vertieften Stellen zu beseitigen. Schließlich trocknet man den
Gegenstand an einem warmen Orte. Die so verkupferten Gegenstände kann man mit einem
silberweißen, sehr schönen Ueberzuge versehen, wenn man sie in eine Auflösung von 10
Grm. Eisenchlorür in 1/2 Liter Alkohol von 60 Procent taucht und mit metallischem
Zink in Berührung bringt; man thut aber gut, diese Eisenlösung schwach zu erwärmen,
weil sonst die Action zu langsam von statten geht.
Ueber ungewöhnlich große Krystalle von chlorsaurem Kali; von
Franz Stolba in Prag.
Das bei uns im Handel vorkommende chlorsaure Kali bildet bekanntlich kleine
irisirende Tafeln. Dagegen erhält man auf dem Unionswerk zu St. Helens in Lancashire
beim Umkrystallisiren des daselbst in großem Maaßstabe dargestellten Salzes mitunter
Tafeln von 8 Zoll Länge und Breite, und einer Linie Stärke. Die Bildung so großer
Krystalle erklärt sich leicht daraus, daß man bei dem dritten Umkrystallisiren sehr
große Massen der warmen Salzlösung in großen Bleipfannen äußerst langsam, nämlich
erst in einigen Wochen auskühlen läßt. Nicht alle Krystallisationen zeigen das
prachtvolle Farbenspiel in gleichem Grade; die Erfahrung hat gelehrt, daß sich die
Krystalle, welche diese Erscheinung am schönsten zeigen, nur aus besonders reinen
und klaren Lösungen abscheiden. Auch die Spaltungsflächen dieser schief rhombisch
krystallisirenden und parallel der Endfläche vollkommen theilbaren, ziemlich
gleichseitigen, sechsseitigen Tafeln, zeigen diese Erscheinung gleich schön.
(Journal für praktische Chemie, 1864, Bd. XCIII S. 117.)
Asbestbad bei Destillationen in chemischen Laboratorien; von
Dr. Emil Erlenmeyer.
Bei der Destillation von Flüssigkeiten, welche leicht stoßen, sowie bei allen
fractionirten Destillationen besonders von Gemengen solcher Flüssigkeiten, welche
einen hohen Siedepunkt haben, fand ich es sehr vortheilhaft, das Destillationsgefäß
auf ein Drahtnetz zu stellen, auf welchem Asbest in dünner, aber dichter Schicht
ausgebreitet ist. Man kann sich des so häufig im Handel vorkommenden spröden und
kurzfaserigen Asbests bedienen, welcher zu Pfropfen doch nicht verwendbar ist. Die
auf solchem Asbestbad erhitzten Flüssigkeiten sieden ganz ruhig und regelmäßig, und
wenn man auch die Wände des Gefäßes, welche nicht von Flüssigkeit berührt sind, mit
Asbest umgibt, indem man das Drahtnetz entsprechend anschmiegt, so werden sie weit
weniger überhitzt als wenn man ein bloßes Drahtnetz oder ein Sandbad anwendet. Ich
habe dieses Asbestbad jetzt in so vielen Fällen mit großem Vortheil angewendet, daß
ich es mit gutem Gewissen empfehlen kann. Es braucht kaum hinzugefügt zu werden, daß
es auch beim Kochen mit aufsteigendem Kühlrohr etc. angewendet werden kann.
(Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1864 S. 639.)
Englisches Verfahren, das Reißen der Thonwaaren zu
vermeiden.
Um beim künstlichen raschen Trocknen von Thonwaaren,
besonders von solchen, die aus ziemlich fettem Thon gemacht und daher dem Reißen
sehr unterworfen sind, diesen Uebelstand zu vermeiden, verfährt man folgendermaßen.
Die Gegenstände werden nämlich in eine möglichst eng damit zu füllende Kammer (in
die man nöthigenfalls noch einige Gefäße mit Wasser bringt) gesetzt, die vollständig
verschlossen wird. Man erwärmt nun die Kammer von außen und setzt dieß so lange
fort, bis die sämmtlichen Gegenstände darin durch und durch eine ziemlich hohe
Temperatur angenommen haben. Alsdann erst läßt man den in der Kammer enthaltenen
Wasserdampf langsam austreten, und führt schließlich noch etwas trockene, warme Luft
ein, um das Austrocknen zu vollenden. Da das Reißen solcher Thonwaaren dadurch
bedingt ist, daß der Thon in Folge der höheren Temperatur an der Oberfläche zuerst
trocknet und sich zusammenzieht, während er im Inneren, wohin die Wärme nicht so
leicht dringen kann und wo durch die Verdunstung an der Oberfläche noch Wärme
entzogen wird, noch feucht und voluminöser ist, so will man dadurch, daß man die
Gegenstände in einer mit Wasserdampf bei der gegebenen
Temperatur vollkommen gesättigten Luft (die also kein Wasser mehr aufnehmen
kann) längere Zeit einer höheren Temperatur aussetzt, erreichen, daß das Innere
ebenfalls die höhere Temperatur annimmt, ohne daß die Oberfläche in der (feuchten)
Luft trocknen kann. Ist dieß einmal erreicht, so erfolgt das Trocknen in höherer
Temperatur eben so gefahrlos in Bezug auf das Reißen und weit rascher, wie bei
niedriger.
Bewährt sich dieses Verfahren, das theoretisch richtig ist, in der Praxis, d.h.
stellen sich der Ausführbarkeit nicht technische oder ökonomische Hindernisse
entgegen, so wäre damit eine sehr wünschenswerthe Unabhängigkeit von Jahreszeit und
Witterung für die Fabrication erreicht und das im Winter bis jetzt sehr unangenehme
Trocknen sehr erleichtert. (Monatsblätter des Gewerbevereins zu Cöln, Mai 1864, S.
136.)
Ueber flüssigen Leim; von Balland
in Toul.
In den Comptes rendus von 1852 (polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 122) findet man ein Mittel, mit
Hülfe von Salpetersäure einen flüssigen, unveränderlichen Leim zu bereiten, dessen
Eigenschaften nahezu die nämlichen sind wie die des gewöhnlichen Leimes.
Diese Eigenschaften sind nur nahezu dieselben, denn dieser Leim trocknet viel
langsamer, er hat nie dieselbe Bindekraft, er absorbirt endlich viel leichter die
Feuchtigkeit der Luft. Wenn man dagegen die Salpetersäure durch Essigsäure ersetzt, so kann man einen Leim herstellen,
welcher ebenso flüssig als unveränderlich ist, dessen Säure sich aber während des
Trocknens verflüchtigt und der einmal trocken, sich gar nicht von dem gewöhnlichen
Leim unterscheidet.
Um ihn herzustellen, darf man nur in einem verschlossenen Glase gröblich zerstoßenen
Leim mit Essigsäure behandeln; der Leim löst sich in der Säure, wie das Gummi in
Wasser. Die Lösung geht viel rascher vor sich, wenn man das Glas den warmen
Sonnenstrahlen aussetzt oder es in lauwarmes Wasser taucht. Das Verhältniß zwischen
Säure und Leim kann je nach der gewünschten Consistenz verschieden seyn. Man braucht
etwas mehr Säure, wenn es kalt ist; für eine Temperatur von 15° C. geben 100
Theile Säure und 38 Theile Leim eine passende Consistenz. (Journal de Pharmacie et de Chimie; neues Repertorium für Pharmacie, Bd.
XIII S. 323.)
Conservirung der Hefe.
Zur Conservirung flüssiger Hefe wird dieselbe mit 1/8 Maaßtheil Glycerin vermischt;
Preßhefe dagegen wird in verdeckten Gefäßen mit dem Glycerin übergossen und an einen
trockenen Ort gestellt. Das im letzteren Falle gebrauchte Glycerin kann man nachher
durchseihen und wieder zur Syrupdicke eindampfen, um es zu einem gleichen Zwecke
wieder anzuwenden. Man darf dazu nur völlig wasserhelles, weißes und reines Glycerin
anwenden, in welchem Falle es auch ohne Einfluß auf den Geschmack der Backwaare ist,
und darin nicht mehr als ein verhältnismäßiger Zuckerzusatz wirkt.
(Industrie-Blätter, 1864 S. 8.)
In England angewendete Vorrichtungen zum Schutz der
Athmungsorgane.
Die Nasen- und Mundapparate, welche in England gewöhnlich Respirators genannt werden, haben sich seit einigen
Jahren sehr verbreitet. Es gibt zwei Arten dieser Respiratoren: die einen, für
welche Dr. Stenhouse zu
London die Priorität beansprucht, bestehen aus einer dünnen Holzkohlenschicht,
welche zwischen zwei Drahtnetzen mit groben Maschen eingeschlossen ist, und dienen
zum Schutz gegen Gase und Dämpfe.Als vorzüglicher empfiehlt Dr. Stenhouse die
platinisirte Holzkohle, d.h. die mit Platinchlorid präparirte (s. darüber
polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S.
378). Es scheint, daß während des Krimkrieges in den englischen
Lazarethen gewichtige Versuche gemacht worden sind. Die anderen, viel gebräuchlicheren, bestehen, nur aus Drahtnetzen mit sehr
engen Maschen und bewahren vor Staub jeder Art. Die ersteren werden für die Arbeiten
in den Abzugscanälen, Hospitälern und anderen ähnlichen Etablissements empfohlen.
Man hat sich derselben in den Abzugscanälen der Stadt London, so wie in denen von
Glasgow bedient; sie haben aber an Bedeutung verloren, seitdem diese unterirdischen
Canäle verbessert worden sind. Im Guy's Hospital wendet
man sie bei der Behandlung gewisser ansteckender oder mit widerlichen Gerüchen
behafteter Krankheiten an.
Die Drahtrespiratoren sind in mehreren Fabriken, namentlich in Gießereien, im
Gebrauch. In der großen Glasfabrik von Chance zu
Spon-Lane bei Birmingham bedienen sich die Arbeiter, welche mit dem Zermahlen
der Rohmaterialien, mit der Pulverisirung des Schmirgels, hauptsächlich aber die,
welche mit der Zusammensetzung der Mischungen (Kalk, schwefelsaures Natron, Arsenik,
Mangan etc.) beschäftigt sind, regelmäßig jener Respiratoren.Einer von ihnen sagte uns, daß diese Respiratoren „mit Gold
aufgewogen“ werden müßten, dieß waren seine Worte, und ein
Anderer, daß er ohne dieselben nicht zwei Monate bei Hrn. Chance hätte bleiben können. Uebrigens ist man in Birmingham für diese Apparate so eingenommen, daß sie
Privatleute bei starkem Rauch tragen. Es ist zu wünschen, daß sich die Anwendung
derselben in mehreren Gewerben, in denen man sie noch nicht kennt, verbreitet, z.B.
in den Arsenfabriken, um sich gegen den feinen Staub des Sublimats der arsenigen
Säure zu schützen. (Aus dem Bericht des Ingenieurs Ch. de
Freycinet a. a. O.)