Titel: | Die Torfmoore des unteren Oderthals von Stettin abwärts und deren Austorfung, mit besonderer Besprechung der Torffabrik zu Langenberg; von C. Wasserzieher, Ingenieur. |
Autor: | C. Wasserzieher |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXXV., S. 112 |
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XXXV.
Die Torfmoore des unteren Oderthals von Stettin
abwärts und deren Austorfung, mit besonderer Besprechung der Torffabrik zu Langenberg;
von C. Wasserzieher,
Ingenieur.
(Schluß von S. 78 des vorhergehenden
Heftes.)
Wasserzieher, über die Torffabrik zu Langenberg.
Nähere Beschreibung der Fabrik-Einrichtung. Die
Beschreibung des Dampfbaggers kann hier füglich unterbleiben, da seine Construction
nichts Außergewöhnliches darbietet.
Prahm-Transport. – Die Entfernung des
Baggers von der Fabrik beträgt jetzt gegen 80 Ruthen. Zur Aufnahme des gebaggerten
Torfes dienen 7 Prahme à 6 Schachtruthen Inhalt.
Einer derselben liegt am
Baggerschiff, um gefüllt zu werden; zwei gefüllte werden an den Paternostern
entleert; zwei volle Prahme sind unterwegs nach der Fabrik, zwei leere nach dem
Bagger. Auf jedem der letzteren vier Prahme ist ein Mann Besatzung.
In der Nähe der Fabrik, auf einer Landecke, welche in den durch mehrjährige Baggerung
bereits entstandenen kleinen See hineinragt, befindet sich ein Pferdegöpel in
directem Betriebe zweier 30 Zoll großer dreifachen Seilrollen mit verticalen Achsen.
Nähe am Bagger liegt ein kleiner Prahm vor Anker, der eine eiserne beweglich
aufgehängte Rolle von 24 Zoll Durchmesser trägt. Ein 7/8 Zoll starkes Tau ohne Ende
läuft über diese Rolle nach dem Göpel, umschlingt hier dreimal die parallel
nebeneinander stehenden Rollen und kehrt zur Rolle auf dem Prahm zurück. Die in
Bewegung gesetzten Göpelrollen nehmen selbst beim stärksten Zuge das Tau mit, ohne
daß dasselbe auf ihnen gleitet. Der kleine Rollen-Prahm wird etwa alle zwei
Tage dem vorschreitenden Bagger wieder nachgerückt. Eine lose Leine verbindet beide.
An dieser zieht der Arbeiter den gefüllten Prahm vom Bagger nach der Rolle und nach
dem am Land laufenden Theile des Taues, befestigt den Prahm an letzterem durch eine
einfache Zangenvorrichtung, und wird nun mit 1 1/4 Fuß Geschwindigkeit per Secunde bugsirt. Auf der anderen Seite kehren die
leeren Prahme vom Land aus nach dem Rollenprahm und dem Bagger zurück.
Das Tau ohne Ende besteht aus mehreren durch sogenannte Teufelsklauen vereinten
Längen, und kann mit Leichtigkeit verkürzt und verlängert werden. Auf dem
Rollenprahm ist eine kleine Ankerwinde, um deren Trommel sich die Kette eines im
Grund liegenden Ankers schlingt und mit deren Hülfe man das Tau straff holen kann.
Jeder Arbeiter hat einen Bootshaken und die genannte Zangenvorrichtung, die er
überall beliebig mit dem laufenden Tau verbinden und davon lösen kann.
Ehe diese Vorrichtung angelegt war, mußte jeder Prahm zwei Mann Besatzung erhalten
und da die Verhältnisse nicht gestatten, daß die Prahme vom Land aus mit Ziehleinen
getrödelt werden, mußten die Arbeiter lediglich durch Schieben mit langen Bootshaken
die Prahme fortbewegen. Bei stillem Wetter gieng dieß auch, obwohl es wegen der
großen Wassertiefe (bis 16 Fuß) nur von kräftigen, sehr geübten Männern geleistet
werden konnte. Bei leichtem Wind wurde es schwieriger, fixe Brise hemmte die
Fabrication, heftiger Wind machte die Arbeit unmöglich. Der Prahmgöpel nebst Pferd
und Jungen erspart einen Mann, und die nöthigen vier Mann brauchen nicht ausgesuchte
Leute zu seyn. Die Arbeit hängt nicht mehr vom Wetter ab.
Ein laufender Fuß des gedachten Göpel-Taues wiegt 8 Loth, durchnäßt 10 Loth.
Bei der großen Distanz des Göpels vom Rollenprahm im Verhältniß zu dem geringen
Pfeil (circa 7 Fuß) der Kettenlinie würde die absolute
Festigkeit des Taues kaum der eigenen Spannung desselben genügen, geschweige den
Widerstand der Prahme überwinden. Nun hängt aber die Bucht im Wasser, woselbst 1 Fuß
des durchnäßten Taues nur 1,2 Loth wiegt. Dieser Umstand ermöglicht sehr große
Distanzen bei verhältnißmäßig geringer Bucht des Taues, wodurch allein die
Einrichtung brauchbar wird.
Die Paternoster- oder Becherwerke sind etwa 45 Fuß
lang und hängen unter einer Neigung von etwa 45 Grad aus dem oberen Theil der Fabrik
heraus, woselbst sie um eine horizontale Achse drehbar aufgehängt sind und schweben
mit ihren unteren Enden, an Flaschenzügen hängend, über den Prahmen.
Construction: 2 hölzerne Wangen von 42 Fuß Länge, 13 Zoll Höhe, 6 Zoll Breite sind in
3 Fuß lichter Entfernung mit und nebeneinander verbunden; sie bilden die Seitenwände
einer oben offenen Rinne von 12 Zoll Höhe und 3 Fuß Breite, deren Breterboden auf
die Verbindungsriegel und Streben aufgenagelt ist. Jede Wange trägt am oberen Ende
einen schmiedeeisernen Schwanenhals, mit denen das ganze Werk auf zwei hohlen
gußeisernen Zapfen von 10 Zoll Durchmesser drehbar ruht. Diese Zapfen sind mittelst
angegossener Platten etwa 24 Fuß über dem Wasserspiegel auf dem vor das Gebäude
hervorspringenden Gebälk befestigt. Die Platten dienen gleichzeitig als Lager einer
schmiedeeisernen Welle, welche durch die hohlen Zapfen hindurch geht und zwischen
beiden die viereckige gußeiserne Betriebswalze von 14 Zoll Quadrat und 3 Fuß Länge
trägt, die pro Minute 20 Umdrehungen macht.
Das andere untere Ende jeder Wange trägt ein Lager für die Welle einer fünfeckigen
gußeisernen Walze von 3 Fuß Länge. Zwei Ketten ohne Ende, mit je siebenzig 15 Zoll
langen Schaaken, in 34 Zoll Entfernung von einander über diesen Walzen laufend (wie
ein Riemen über zwei Riemscheiben), sind mit einander verbunden durch 70
schmiedeeiserne Becher. Die untere leere Becherreihe läuft in der oben gedachten
Holzrinne abwärts, geradlinig erhalten durch kleine gußeiserne Gleitstücke, die auf
Eichenholzschienen gleiten, welche die Oberkante der Wangen bekleiden. Die obere
gefüllte Becherreihe des Werks läuft auf Rollen, die auf einem Nahmen festgelagert
sind. Das untere Ende des Werks hängt in eisernen vierscheibigen Flaschenzügen,
deren 3/8 Zoll Kette nach einer Windetrommel läuft, die durch Einrücken eines
Riemens in Bewegung gesetzt wird. Dadurch wird das Werk mit Leichtigkeit gehoben. Das Senken wird
durch eine Bandbremse bewirkt.
Das untere Ende des Werks tritt so weit über das Bassin hin, daß es bis in das
hintere Ende der Prahme reicht, wenn deren vorderes Ende an das Bollwerk stößt,
welches die Grenze zwischen dem Fabrikgebäude und dem mit dem Moor in Verbindung
stehenden Bassin bildet. Die ankommenden vollen Prahme werden mit ihrem Vorderende
unter das Paternoster gelegt (so daß sie also noch 8–10 Fuß vom Bollwerk
abstehen), dieses wird gesenkt und eingerückt; es arbeitet die Torfmasse heraus,
während es immer tiefer herabgelassen wird; das Vorderende des Prahms wird leerer
und hebt sich dem Paternoster entgegen. In der Fabrik steht eine kleine
Schneckenradwinde, deren Kette in das Vorderende des Prahms eingehakt ist. Sobald
diese Winde eingerückt wird, zieht sie den Prahm langsam unter dem Paternoster
hindurch gegen die Fabrik, bis dasselbe das Hinterende des Prahms erreicht und so
denselben entleert hat.
Hierbei ist nun aber ein Arbeiter behülflich, der, sobald der Prahm seine Bewegung
beginnt, in das leere Ende desselben steigt und mit einer Holzkrücke den liegen
gebliebenen Schlamm gegen das Paternoster schiebt, so daß der Prahm nach Verlauf von
20 Minuten leer ist.
Zuweilen ist der Schlamm so zähe und unbeweglich, daß es nöthig wird, einen kräftigen
Wasserstrahl hineinzuleiten, um denselben aufzulockern und loszuschwemmen. Zu diesem
Ende geht von der später zu erwähnenden Wasserdruckleitung aus ein Strang nach den
Paternostern. Er endet in zwei Hahnen von 3 Zoll Durchmesser mit Schläuchen und
Mundstücken, welche von den Arbeitern, wie angedeutet, benutzt werden.
Die PaternosterDiese Baggerwerke sind erst kürzlich aus den früheren Schaufelwerken
hergestellt. Letztere drehten sich in entgegengesetztem Sinne wie die
jetzigen Werke, und trugen nicht Eimer oder Becher, sondern Schaufeln, deren
untere Reihe aufwärts stieg und den Schlamm
in der Rinne, welche von den Wangen gebildet wird, emporschleifte. Neu
wirkten diese Werke ganz gut. Die Schaufeln glitten ohne den Boden jener
Rinne zu berühren, aber doch dicht über demselben hin. Aber bald liefen sich
sämmtliche Gelenke und Rollen ein wenig aus und die Schaufeln streiften den
Rinnenboden, was viel Kraftverlust verursachte. Das Uebelste bei dieser
Anordnung aber war, daß jede noch kräftige Wurzel (und es gelangen deren oft
armesstarke unbemerkt bis zum Paternoster) sich zwischen Schaufel und Boden
setzte und entweder das Werk anhielt, oder, und zwar meist, eine Schaufel
verbog resp. zerbrach. Das gab täglich stundenlangen Aufenthalt beim
Auswechseln der Schaufeln und nach drei Campagnen waren sämmtliche Schaufeln
verbogen, geflickt oder erneut. Bei dem jetzigen System ist in der ganzen
Campagne nicht das Mindeste vorgekommen.Dann wurden früher unbegreiflicher Weise die Winden zum Heben und Senken der
Werke von den Arbeitern gedreht. 4 bis 6 Mann waren mit ungeheurem
Zeitverlustbeschäftigt, erst das eine und dann das andere
Werk zu heben, und dicht daneben lief während der Zeit
leer die Transmissionswelle, welche jetzt diese Arbeit verrichtet.
Ferner waren diese Schaufelwerke so kurz, daß wenn der Prahm am Bollwerk
lag, das Ende des Werks nur bis in das Vorderende des Prahms reichte, von
einem Durchziehen des letzteren also nicht die Rede seyn konnte, sondern
aller Schlamm mußte nach einem Ende des Prahms herangedrückt werden, eine
Arbeit, bei der in jedem Prahm drei Mann sich abmühten, so daß sieben Mann
oft täglich nur 18, höchstens aber 24 Prahme entleerten. Freilich fehlten
damals auch die Wasserschläuche, mittelst deren und der übrigen Abänderungen
Hülfe jetzt täglich von drei Mann 40 bis 44 Prahme entleert werden. werden von drei Mann bedient; zwei sind in den Prahmen beschäftigt. Der
dritte hebt und senkt die Werke, rückt sie ein und aus, bedient die Winden zum
Durchziehen der Prphme und die Wasserhähne.
Für den zuweilen vorkommenden Fall, daß der Betriebsriemen während des Ganges
zerreißt oder von den Scheiben läuft, was mehrmals eintrat, wenn das Werk zu tief in
den Schlamm hineingesenkt wurde, ist unter der Riemenscheibe eine rohe Klotzbremse
angebracht, welche der Arbeiter in solchem Falle von feinem Platze aus schnell
anziehen kann. Ohne diese Anwendung würde natürlich das gefüllte Werk mit
beschleunigter Geschwindigkeit zurücklaufen, was, bevor es aufgehalten werden
konnte, zu mannichfachen Brüchen Veranlassung gab.
Zerreiben der Torfmasse. – Am oberen Ende jedes
Paternosters schütten die Becher den Schlamm in eine große kurze Holzrinne, welche,
sich theilend, denselben in zwei neben einander stehende Bottiche führt. Dieselben
haben 10 Fuß Durchmesser, sind 2 Fuß tief und aus 2 Zoll starken Planken gemacht.
Concentrisch innerhalb ihres Randes, circa 10 Zoll von
demselben abstehend und ebenfalls 2 Fuß hoch ist eine zweite Wand, siebartig aus 3/8
zölligem Rundeisen gebildet. In diesen inneren Raum von 8 Fuß Durchmesser gelangt
der Schlamm. Eine stehende Welle mit vier Armen dreht sich 20 mal per Minute inmitten desselben. Das Ende jedes Armes
trägt einen verticalen starken Besen, welcher scharf an der Siebwand
hinstreicht.
In diesen vier Bottichen wird die Torfmasse zerkleinert, und es werden die Wurzeln
und groben Fasern zurückgehalten, während die gereinigte Masse in den ringförmigen
Raum außerhalb des Siebes hineincentrifugirt wird. Da der Bagger die Torfmasse stets
viel zu trocken liefert, ja selbst in den Prahmen nie so genügend Wasser
hinzugesetzt wird, daß die zerkleinerte Masse in den Rinnen außerhalb der Fabrik
gehörig fließen kann, so wird während der Bearbeitung in den Bottichen das nöthige
Wasser zugesetzt. Zu diesem Zweck liegt oberhalb derselben die Druckleitung einer großen
Wasserpumpe, welche über jedem Bottich einen Hahnen trägt, der nach Bedürfniß
gestellt wird.An dieser Druckleitung befinden sich 6 Hähne von je 3 Zoll Durchmesser; die
Pumpe liefert so viel Wasser, daß alle 6 gleichzeitig kräftige Strahlen
geben. Oft ist aber nur einer oder sind nur zwei derselben geöffnet, ja sie
sind zuweilen alle geschlossen. Deßhalb mußte die Pumpe einen Regulator
erhalten, welcher sie jeder Anforderung sofort accomodirte. Außerdem
befindet sich natürlich ein Sicherheitsventil auf der Druckleitung. Ich sage
„natürlich“ und doch ist es Thatsache, daß ich kein
Sicherheitsventil und keinen Druckregulator vorfand, obwohl wegen dieses
Mangels bereits zweimal das Druckrohr gesprengt worden war!
Vor jedem der vier Bottiche und etwas tiefer steht ein gleiches Gefäß, in welchem
sich ein hölzerner Mahlgang befindet. Der fest liegende, 8 Zoll hohe Bodenstein, so
wie der rotirende 21 Zoll hohe Läufer sind beide 8 Fuß 6 Zoll lang, auf den
mahlenden Flächen mit tiefen Eingangsrinnen versehen und mit Hirn- auf
Hirnholz auf einander wirkend. Das Eingangsloch des Läufers ist 4 Fuß 8 Zoll groß
und nimmt den aus dem Siebbottich kommenden Strom auf. Die Abflußrinne des Mahlgangs
ist durch ein Ueberfallschütz geschlossen, mit welchem man das Niveau der
Flüssigkeit außerhalb des Läufers beliebig ändern kann. Dadurch macht man nun den
Stein leichter oder schwerer, ja man kann ihn förmlich aufschwimmen lassen, und hat
so die Feinheit des Mahlens in der Gewalt. Der rotirende Stein mit seinen tiefen
Einzugsrinnen auf der Mahlfläche wirkt übrigens ähnlich einer Centrifugalpumpe denn
er mahlt sich im Loch stets leer, während er außen den Schlamm bis zum Ueberfließen
über den Bottichrand treibt.
Die untere Schicht der Torfsorte III (Tabelle auf Seite 68) läßt sich natürlich nicht
verarbeiten; auch würde dieß keinen Sinn haben, wie auf Seite 66 erhellt. Aber auch
weniger lissige Schichten und Sorten machen die Verarbeitung schwierig, indem sie
die Siebe oft dicht verfilzen.
Früher, als 4–6 Prahme pro Tag einen Bottich
passirten, hatte man diese Schwierigkeit nie so empfunden, wie nun, wo 9–11
Prahme täglich durchgerieben werden müssen.
Bei Anlage der Fabrik müssen eigenthümliche Vorstellungen über die Natur des zu
verarbeitenden Rohstoffs geherrscht haben: Anstatt der vier Siebbottiche nämlich
nahmen vier Walzengerüste den Schlamm aus den Paternostern auf. Jedes enthielt zwei
Paar Walzen von 30 Zoll Durchmesser und 4 Fuß Länge. Das obere Paar war geriffelt
mit 2 Zoll Theilung, das untere deßgleichen mit 3/4 Zoll Theilung. Die Walzen je
eines Paares liefen mit gleicher Peripheriegeschwindigkeit gegeneinander. Die
Torfmasse, von den Baggereimer und Paternosterschaufeln schon breiartig zerkleinert,
erlitt bei ihrem Durchfluß durch die Walzen eine nur geringe Veränderung. Die
kostbaren Walzengerüste, auf denen man Steine hätte zermalmen können, erwiesen sich
für die schlammige Torfmasse fast nutzlos.
An Stelle der Mahlgänge standen die heutigen Siebe; dieselben waren aber viel enger
als diese, weil sie ja die Zerkleinerung vollenden mußten; auch empfiengen sie
natürlich alle Wurzeln und Fasern, und verstopften sich demnach viel schneller, als
die jetzigen, lieferten aber dennoch niemals den Schlamm so fein als die
Mahlgänge.
Der Schlamm sammelt sich nun auf allen vier Mahlgängen in einem Canal von fünf Fuß
Breite mit geneigter Sohle. Am tiefsten Punkte desselben befindet sich das Saugrohr
einer Schwartzkopff'schen Centrifugalpumpe von 30 Zoll
Durchmesser und 220 Umdrehungen per Minute, welche den
Schlamm in die 18 Fuß höher befindliche Rinnenleitung treibt. Von Unterkante,
Saugrohr bis Mitte Rinnenleitung sind 20 Fuß. Die Pumpe hebt bei dieser
Geschwindigkeit 134 Pfund oder circa 2 Kubikfuß Schlamm
auf 19 Fuß Höhe per Secunde, was einer Arbeit von 6
Pferden entspricht.
Leistung der Fabrik. – Der ganze Torfplatz ist
jetzt circa 65 preußische Morgen groß; davon gehen etwa
15 Morgen auf Fabrikplatz, Canäle, Fahrwege, Wälle, Gräben etc. und 50 Morgen oder
9000 Quadratruthen werden mit Torf belassen. Eine Quadratruthe liefert circa 54 Kubikfuß trockenen Torf, in einem 54 Kubikfuß
großen Kasten eingeschüttet gemessen. Die Stücke sind 2-2 3/4 Zoll im Geviert
und 6–8 Zoll lang.
Eine preuß. Klafter à 108 preuß. Kubikfuß
wiegt
aus lissigem Rohstoff circa, 26
Centner,
aus braunem Rohstoff circa 32
Centner.
Das spec. Gewicht des Torfs ist circa 0,73 und resp. 0,9.
(108 Kubikfuß Torf ohne alle Zwischenräume würden also wiegen resp. 48 1/2 und 59
3/4 Centner; die Zwischenräume betragen demnach circa 46
Proc., der Torf 54 Procent; wird der Torf gepackt, so betragen die Zwischenräume
doch noch 30 Procent, eine Thatsache, die man gewöhnlich weit unterschätzt.)
In Wirklichkeit werden in circa 60 Arbeitstagen à 12 effectiven Arbeitsstunden auf 9000
Quadratruthen circa 4300 Klafter oder circa 125000 Zollcentner Torf fabricirt.
Versendung. – Dieselbe geschieht ausschließlich
durch verdeckte Kähne, welche mit Kippwagen von 40 Kubikfuß Inhalt von Laderampen
aus beladen werden. Zwischen diesen und den Kähnen ist ein Sieb von 12 Fuß Länge und 4 Fuß Breite
etwas geneigt aufgehängt, welches zwei Mann durch Drehen einer quer unter dem Sieb
liegenden Daumenwelle in rüttelnde Bewegung versetzen. Das Sieb ist auf 3 Fuß Länge
zunächst der Rampe 1 1/4 Zoll weit, alsdann 3/4 Zoll weit aus 3/8 zölligen Stäben
zusammengesetzt. Der Torf, der oftmals viel Mull enthält und meistens auch von dem
Planum her anhaftenden Sand, wird hier von beiden in gewissem Maaße befreit. Der
Sand und ganz feines Mull fallen durch den engeren Theil des Siebes und gesondert
das grobe Mull, welches zum Heizen des Fabrikdampfkessels dient. Es wird immer nur
an einer Rampe geladen, und zwar mit 6-8 Wagen und 3–4 Pferden; mit 3
Pferden werden durchschnittlich per Tag 30 Klafter
verladen.
Das Sieben und das Wegkarren des Mulls nach den Schuppen kostet pro Klafter 1 Slbrgr. und ergiebt pro Tag etwa 1 Klafter Mull mit einem Werthe für die Fabrik von etwa 2
Thlrn. Das Sieben bringt also um so mehr Vortheil, als unsere Fahrzeuge eine größere
Anzahl Klafter gesiebten als ungesiebten Torf tragen.
Der Torf dient lediglich Fabrikzwecken und wird zum großen Theil in Schweißöfen nach
dem Siemens'schen Regenerationsprincip vergast.
Sein Preis loco Langenberg frei im Kahn ist per Centner circa 3 1/3
Silbergroschen.
Bei Betrachtung dieser Torfbereitung fällt zuerst die
große Menge Wasser in's Auge, dessen Zuführung die Methode erheischt, um die
Zerkleinerung des Torfes, die Ausscheidung von Wurzeln und Fasern, und den Transport
der zerriebenen Masse auf weite Strecken hin zu ermöglichen und zu erleichtern.
Schon das Baggern bringt viel Wasser in die Prahme; beim Ausschöpfen derselben muß
Wasser zugeführt werden, um diese Arbeit zu erleichtern, endlich beim Sieben, und es
ist gewiß richtig, daß nur durch dieses Flüssigmachen des Torfes solche Massen so
schnell und mit so wenig Handarbeit gehoben, zerrissen, gereinigt und dann noch nach
allen Seiten hin transportirt und gleichmäßig ausgebreitet werden können.
Bei alledem ist es doch mißlich, daß ein Product, dessen Trocknung schließlich die
Hauptaufgabe ist, die Fabrik so wässerig verläßt, daß aus 100 Theilen des Belaufs
circa 83 Volum- oder 85 Gewichtstheile Wasser
verdunsten oder in den Boden sinken müssen. Natürlich vergeht in Folge davon vom
Belauf bis zum Einmiethen geraume Zeit, obschon eben der Sandboden das Absacken und
die überaus freie Lage der Felder das Verdunsten des Wassers begünstigt. Dagegen
wird letzteres dadurch sehr gehemmt, daß der Torf auf weiten Flächen ausgebreitet
liegt und somit beim
ersten Aufsetzen der Soden sehr gedrängt zu stehen kommt. Um mit Sicherheit die
letzten Belaufe trocken zu erhalten, müssen dieselben vor Ausgang Juni beendet seyn,
deßhalb kann man auch nicht darauf rechnen, die erstbelaufenen Felder zuletzt noch
einmal zu belassen und so etwa die Production zu steigern. Ferner wird man sich
sagen, daß der ganze großartige Apparat nur einen außerordentlich kleinen Theil des
Jahres für die Amortisation und Verzinsung der Anlage arbeitet. Dieß ist aber nur
für die Fabrik nebst den Paternostern und Rinnenleitungen richtig. Der Sandplan ist
ja den ganzen Sommer über nöthig. Der Bagger ist nach der Campagne für fremde
Rechnung beschäftigt, so daß er sich genügend verzinst. Die Anlage einer
Schneidemühle neben der Fabrik ist nur eine Frage der Zeit; alsdann ist für den Rest
des Jahres Dampfmaschine und Kessel lohnend beschäftigt.