Titel: | Ueber die Darstellung des gelben Alizarins aus dem käuflichen grünen Alizarin; von E. Kopp. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXI., S. 61 |
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XXI.
Ueber die Darstellung des gelben Alizarins aus
dem käuflichen grünen Alizarin; von E.
Kopp.
Aus den Comptes rendus, t. LIX p. 330, August
1864.
Kopp, über die Darstellung des gelben Alizarins aus dem käufl.
grünen Alizarin.
Das im Handel vorkommende grüne AlizarinDie fabrikmäßige Darstellung des grünen Alizarins nach E. Kopp's Verfahren ist im polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 296 beschrieben., welches frei von Purpurin ist, bildet den einzigen Rohstoff, welchen man
zur Bereitung des gelben Alizarins in größerem Maaßstabe mit Vortheil benutzen kann.
Hierzu braucht man das grüne Alizarin nur in der Wärme mit Alkohol oder Holzgeist in
Verdrängungsapparaten zu erschöpfen und die so erhaltenen Alizarinlösungen
einzuengen. Folgendes Verfahren aber, welches auf der Anwendung des Schieferöls
beruht, ist einfacher, leichter ausführbar und ökonomischer.
Man kocht das trockene grüne Ulizarin mehrmals mit gereinigtem Schieferöl, dessen
Siedepunkt sich so viel als möglich 150° C. nähern muß. Die unlösliche grüne
Substanz setzt sich mit der größten Leichtigkeit zu Boden, sobald das Sieden
aufhört. Nach einigen Minuten kann man das noch sehr heiße Schieferöl decantiren,
welches einen starken Antheil gelben Alizarins aufgelöst hat, wovon sich ein Theil
beim Erkalten der Flüssigkeit in krystallinischem Zustande absetzt. Sobald die
Temperatur des Oels auf 100° gesunken ist, setzt man demselben eine schwache Aetznatronlauge
zu und rührt stark um. Die Lauge bemächtigt sich des sämmtlichen Alizarins, indem
sie sich bläulichviolett färbt und das Schieferöl schwimmt bald oben auf, ganz frei
von Farbstoff, daher man es nach dem Decantiren sofort zu einer neuen Operation
benutzen kann.
Man zieht die alizarinhaltige Lauge ab und läßt sie in (mit Wasser) verdünnte
Schwefelsäure laufen.
Das gelbe Alizarin scheidet sich hierbei in voluminösen Flocken ab, welche man nur
auf einem Filter zu sammeln, mit kaltem Wasser bis zum Verschwinden der letzten
Säurespuren zu waschen und zu trocknen braucht.
Die schwärzliche grüne Substanz, welche einer mehrmaligen Behandlung mit Schieferöl
unterzogen wurde und dann fast gar kein Alizarin mehr enthält, läßt man in Säcken
abtropfen, wornach sie stark gepreßt wird, um ihr den größeren Theil des anhaftenden
Oels zu entziehen. Die letzten Spuren desselben verliert sie beim Liegen an der Luft
oder in einem Trockenraum.
Behandelt man sie in der Wärme mit ihrem gleichen Gewicht von mit Wasser stark
verdünnter Salpetersäure, so verwandelt sie sich unter Entbindung von Kohlensäure
und Salpetergas, und unter Erzeugung einer kleinen Menge Phtalsäure in einen gelben
oder bräunlichgelben Farbstoff, welcher in Wasser sehr wenig löslich ist, aber sehr
löslich in den alkalischen Flüssigkeiten, die er intensiv weinroth färbt; ich
benenne ihn Xanthazarin. Das Xanthazarin färbt direct die Wolle und Seide, sie mögen
gebeizt seyn oder nicht, auch die gebeizte Baumwolle, letztere aber schwieriger. Die
Farben sind den mit Gelbholz erzeugten analog. Die reducirenden Körper, wie
Schwefelwasserstoff, Zinnchlorür, unterschwefligsaure Salze, wirken leicht und
kräftig auf das Xanthazarin und verwandeln es in einen neuen rothen Farbstoff.