Titel: | Das Puddeln mit Anwendung von Dampf; von A. Weniger und J. Rossiwall. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. X., S. 24 |
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X.
Das Puddeln mit Anwendung von Dampf; von
A. Weniger und
J.
Rossiwall.
Aus dem Berggeist, 1864, Nr. 57 und 59.
Weniger und Rossiwall, über das Puddeln mit Anwendung von
Dampf.
Bei der Puddlings-Frischarbeit mit Anwendung des Wasserdampfes, wie sie nach
dem in England patentirten Verfahren von James Nasmyth,
namentlich aus der im London Journal of arts, März 1855,
S. 158 (daraus im polytechn. Journal Bd. CXXXVI S.
349) veröffentlichten Patentbeschreibung und aus dem Werke Fairbairn's
„Iron, its history etc., London 1861“ bekannt ist, läßt man die
Masse des flüssigen Roheisens längere oder kürzere Zeit mit Wasserdampf von einem
gewissen Drucke durchströmen, wobei eine Zerlegung des Wasserdampfes stattfindet,
und Sauerstoff wie Wasserstoff frei wird; und da bekanntlich der Wasserstoff eine
große Affinität zum Schwefel, Phosphor und Arsen besitzt, so erfolgt eine
Ausscheidung dieser Wasserstoffverbindungen in Gasform, gleichzeitig wirkt aber der
freigewordene Sauerstoff oxydirend auf den Kohlenstoff, auf das Silicium und andere
Erdenbasen. In gleicher Weise wird durch Anwendung des Wasserdampfes beim Puddeln
der in den Brennstoffen (Mineralkohlen) enthaltene Schwefel für die Qualität des
Productes unschädlich gemacht, der Frischproceß aber auch wesentlich
beschleunigt.
Dieses Verfahren macht es daher möglich, Erze zu verwerthen, welche bis jetzt,
ungeachtet ihres oft ansehnlichen Eisengehaltes und reichen Vorkommens, und trotzdem
sie oft sehr billig zu gewinnen wären, wegen ihres Schwefel-,
Phosphor- oder Arsengehaltes, als für die Roheisenproduction ganz
unbrauchbar, unabgebaut bleiben mußten. Diese wichtige Thatsache ist von
unberechenbarem Vortheile, selbst noch dann, wenn die Erze so bösartig sind, daß sie
nur in einem gewissen Verhältnisse verwendet werden können. Ferner ist diese
Arbeitsmethode nicht weniger wichtig für solche Eisenwerke welche darauf angewiesen
sind, große Massen von Puddel- und Schweißofen-Schlacken zu Gute bringen zu müssen, in denen alle nachtheiligen
Nebenbestandtheile des Roheisens sich concentriren, oder dort, wo der für den
Hohofen- und Puddlingsbetrieb disponible Brennstoff sehr schwefelreich ist,
wie dieß bei vielen Mineralkohlen der Fall ist. Endlich wird aber durch die
Anwendung des Wasserdampfes beim Puddlingsprocesse, namentlich nach der von uns neu
eingeführten patentirten Verbesserung, sowohl an Calo (Abbrand) als auch an
Brennmaterial sehr namhaft erspart.
Das Verfahren mittelst der für die Frisch- und Feinirarbeit mit Wasserdampf
von uns neu eingeführten Verbesserung ist folgendes:
Beschreibung des Apparates.
Das Haupterforderniß für die Frischarbeit mit Wasserdampf ist ein Dampfkessel. Bei
größeren Eisenwerken wird jetzt ohnehin fast allgemein für die Eisenraffinirung
Dampfkraft allein, oder doch mit Wasserkraft vereint, angewendet, und der Dampf
durch die Ueberhitze der Oefen erzeugt; wo dieß jedoch nicht der Fall ist, da müßte
ein kleiner Dampfkessel eingelegt und durch die Ueberhitze von einem oder zwei Oefen
bedient werden. Dieselbe Einrichtung läßt sich bei Herdfrischfeuern machen, bei
welchen man anstatt des Gewölbes über dem Vorwärmer einen kleinen Dampfkessel
anbringt, welcher 3–4 Frischfeuer mit Dampf versehen kann. Auf das gegen den
Ofen (oder das Frischfeuer) gekehrte Ende des Dampfkessels wird ein
Dampfleitungsständer gesetzt, an welchem die Haupt-Dampfleitung angebracht
ist. Von der Hauptdampfleitung geht eine Rohrleitung von halbzölligen Gasröhren zu
einem Sicherheitsventile, welches 10 Fuß über der Sohle
der Arbeitsthür des Puddelofens (oder der Herdbank des Frischfeuers) angebracht ist,
und zwar genau correspondirend mit der Mitte der Arbeitsöffnung. Das
Sicherheitsventil dient zur Regulirung des Dampfdruckes; deßhalb ist am Hebel dieses
Sicherheitsventiles ein Gewicht angebracht, welches sich hebt, wenn der Dampfdruck 8
Pfd. auf den Quadratzoll übersteigt. Von dem Sicherheitsventile geht dann der zweite
Röhrenstrang herab, und dieser ist mit einem horizontalen Rohre, welches im Niveau
des Schwellers liegen muß, verbunden. Das horizontale Rohr ist mit dem Krückenrohr
in Verbindung; dieses Krückenrohr ist am vorderen Ende, welches in den Ofen
eingeführt wird, gekrümmt und mit einem angeschraubten Mundstücke versehen. Durch
dieses Mundstück wird der Dampf mittelst 5 Oeffnungen von je 3''' Durchmesser in das
flüssige Eisen eingeführt. Hierzu wird bemerkt, daß dieses Mundstück auch so
construirt seyn kann, daß es auch noch länger ausfällt und hiernach an beliebiger
Stelle an das Rohr anzuschrauben kommt. Auch die Zahl und
der Durchmesser der Oeffnungen dieses Mundstückes lassen
sich beliebig vermehren oder vermindern; doch haben sich bisher die oben angegebene
Zahl und Dimension dieser Oeffnungen sehr gut bewährt. Hervorzuheben ist, daß durch
das Einleiten des Dampfes mittelst mehrerer Oeffnungen
eine viel kräftigere Wirkung erzielt wird, als wenn der Dampf bloß durch die ganze
Querschnittsöffnung des Krückenrohres in das flüssige Eisen einströmt, wie dieß bei
der bisher bekannten Puddlingsarbeit mit Wasserdampf ausgeführt wurde. Damit aber
der Dampf auf allen
Punkten des Metallbades eingeführt werden kann, so sind 2 Kugelgelenke angebracht, welche jede beliebige Bewegung des Rohres
zulassen; zur Handhabung des letzteren dient ein hölzerner Griff. Zum Absperren oder
Auslassen des Dampfes sind an der Dampfleitung zwei Hähne (Pipen) angebracht.
– Hierin besteht der ganze Apparat, welcher eben so einfach, als wenig
kostspielig ist.
Beschreibung der Arbeit beim
Puddlings-Processe.
Nachdem der mit Holzgasfeuerung zu heizende Puddelofen oder der mit einer anderen
Gasfeuerung betriebene Puddelofen gut abgewärmt ist, gibt man auf die Herdsohle
vertheilt 5 Proc. (oder auf 400 Pfd. Roheiseneinsatz 20 Pfd.) Eisenoxyd, gröblich zerstoßen; wenn reines Eisenoxyd fehlt, bedient man
sich eines vollkommen gerösteten reinen Eisenerzes, welches in Oxyd umgewandelt ist.
Befindet sich der Eisenoxydzuschlag bereits auf der Herdsohle des Puddelofens, so
trägt man dann das Roheisen ein, was wo möglich zu 2/3 grauem und 1/3 weißem Roheisen gattirt seyn
soll, und schmelzt dasselbe rasch ein, damit es
vollkommen flüssig wird. In dieser Weise oder durch Eintragen in das geschmolzene
Eisen kann man übrigens auch noch andere, die
gleichzeitige Reinigung des Eisens bezweckende Zuschläge
verwenden, wobei jedoch darauf zu achten ist, daß die Zuschläge das Mundstück des
erwähnten Krückenrohres nicht anzugreifen und durch zu häufige Schlackenbildung
einen größeren Eisenverlust zu verursachen geeignet seyn dürfen, wie z.B. Kochsalz,
Potasche und andere Salze, oder daß die Zuschläge dem Processe nicht andere
Nachtheile bringen, wie dieß beim Kalksteine der Fall ist, welcher ein zu frühes
Aufsteigen des geschmolzenen Metalles bewirkt.
Dann hebt man mittelst der Brechstange alle festen
Partikeln auf und rührt mit einer Krücke die Masse gut
durch, bis alle festen Brocken aufgelöst sind. Nun bestreicht man das
Krückenrohr so weit, als dasselbe der Ofenhitze ausgesetzt wird und das Mundstück
desselben mit einem dünnen Schleder, aus Thonwasser und
geschlämmtem Graphit bestehend,Dieser Graphitschleder wird wie eine dünne Hefe angemacht und mittelst eines
Lappens oder eines Bauschens von Werg auf das Rohr gestrichen. Für das
Thonwasser, welches das Bindemittel für den Graphit liefert, verwendet man
gewöhnlichen feuerfesten Thon. Die Schraube am Mundstücke wird mit feuchtem
Graphit geschwärzt, damit dieses Mundstück, wenn nöthig abgeschraubt werden
kann, was sonst nicht leicht möglich ist. stellt sodann die Zufeuerung, sowie den Oberwind ab, und öffnet zuerst den
einen Hahn (Pipe), dann den anderen Hahn, während man das Krückenrohr noch außerhalb des Ofens
hält. Erst wenn alles condensirte Wasser durch den Dampf aus dem Krückenrohre
ausgeblasen ist, bringt man das Krückenrohr mit dem Mundstücke in das Metallbad und
rührt nun langsam und gleichförmig, in der Mitte beginnend, gegen den Fuchs und so zurück, und zwar stets von der Arbeitsseite
gegen die Rückwand, also über die Quere des Ofens, Streifen an Streifen bis gegen
die Feuerbrücke, und so wieder zurück bis gegen den
Fuchs, jedoch derartig daß das Mundstück nie den Boden
oder die Ofenwände berührt, sondern ganz leicht im Metallbade bewegt wird. Das
Metallbad muß in dieser Art recht gleichförmig mit Dampf bedient werden. Wird jedoch
das Eisen vor beendetem Dampfrühren dick, so unterbricht
man das Dampfrühren.
Dieses Dampfrühren, welches je nach der reineren oder unreineren Beschaffenheit des
Roheisens 10, 12, 15 bis 20 Minuten betragen kann, darf weder
zu schnell, noch zu langsam erfolgen, sondern es dürfen in 5 Minuten höchstens 175 Züge von
der Arbeits- gegen die Rückseite und zurück erfolgen, oder in derselben Zeit
88 Doppelzüge. – In dieser Dampfrührperiode ist
das gänzliche Einstellen der Zufeuerung von besonderer
Wichtigkeit, da hiervon, zum geringeren Theile wohl auch von der Anwendung des
erwähnten Graphitschleders und von der, später zu erwähnenden, nach beendetem
Dampfrühren nicht sogleichen Unterbrechung des Dampfausströmens, zumeist die längere
Dauer der Dampfkrücke abhängt, welche sonst sehr bald (im günstigsten Falle nach 8
Tagen) abschmilzt und unbrauchbar wird, während dieselbe bei der genauen Beobachtung
des Einstellens der Zufeuerung 14 Tage bis 3 Wochen und auch noch länger brauchbar
bleibt. Das Einstellen der Zufeuerung, was bei dem Dampfrühren dadurch ermöglicht
wird, weil während desselben durch die Dampfzersetzung die Temperatur des
Metallbades unverändert hoch bleibt, bringt aber auch
noch die weiteren Vortheile, daß hierdurch das Reagiren der
Schlacke auf die Eisenoberfläche befördert und Brennmaterial erspart
wird.
Nach beendetem Dampfrühren wird sogleich wieder zugefeuert
und Oberwind gegeben, worauf man wie gewöhnlich etwas Gaarschlacke, aber ja nicht zu viel einträgt, und das Rühren mit der
Arbeitskrücke in der gewöhnlichen Weise beginnt. Man braucht hierauf noch etwa
2–3 Krücken, während man bei der gewöhnlichen Arbeit (ohne Dampfanwendung)
6–9 Krücken braucht, bis das Eisen so dick wird, daß es mit der Brechstange
umgesetzt werden kann. Nach zweimaligem Umsetzen erfolgt
dann in der Regel das Luppenmachen.
Während des Dampfrührens bemerkt man in einer Peripherie von 12–15'' um die
Dampfkrücke unausgesetzt Flämmchen von bläulicher,
röthlicher und gelblicher Farbe aus dem Metallbade aufsteigen, nämlich Kohlenoxydgas
und Wasserstoff-Verbindungen, welche den sichtbaren Beweis der Eingangs
geschilderten Zersetzung und Neubildungen liefern.
Die ganze Manipulation ist so einfach und leicht, daß sie weder eine Anstrengung noch
besondere Aufmerksamkeit von Seiten des Arbeiters erfordert, daher er sich um so
leichter daran gewöhnt, als derselbe bald einsieht, daß ihm dadurch seine schwere
Arbeit erleichtert wird; denn der Puddler müßte ohne Dampfrühren mindestens
3–4 Krücken mehr rühren, welche große Anstrengung
erfordern.
Bei Rostfeuerung mit Mineralkohlen (oder einer anderen
Rostfeuerung) ist die Manipulation ganz dieselbe, nur daß man vor dem Dampfrühren
den Rost gut bedeckt und den Temper schließt, bis das Dampfrühren vorüber ist,
worauf dann die Nachfeuerung sogleich wieder beginnt; der Temper muß wenigstens
soweit geschlossen werden, daß der Arbeiter im Ofen noch sehen kann. – Zur
besseren Conservirung des Krückenrohres ist es auch
geboten, nach beendetem Dampfrühren den Dampf durch das
aus dem Ofen genommene Krückenrohr noch fortströmen zu
lassen, bis dieses Rohr nicht mehr glüht, was etwa eine Minute dauert.
Die Millbars, welche aus mit Dampf gerührtem Eisen erzeugt
werden, sind auffallend zäher, als jene in gewöhnlicher Art erzeugten; während
letztere, hohl gelegt, mit einem neunpfündigen Schlägel einige 20 Schläge
aushielten, vertrugen die ersteren bei 5 Minuten Dampfrühren 40, bei 10 Minuten 90,
bei 15 Minuten 127–160, bei 20 Minuten Dampfrühren aber 215–223 solche
Schläge. Die Festigkeit nimmt demnach bei verlängertem Dampfrühren (bis zu einer
gewissen, zumeist nach Beschaffenheit des Roheisens wechselnden Grenze) progressiv
zu; außerdem wird auch nach den bisherigen Erfahrungen noch an Calo sicher 2–3 Proc. und an Brennholz 2
Kub.-Fuß für den
Centner des gewonnenen Productes erspart. Nun wird sich dieß zwar wohl nicht aller
Orten gleich bleiben, aber zuverlässig wird sich allenthalben ein großer Unterschied
zu Gunsten der oben beschriebenen Manipulation ergeben.
Bei dem Puddeln für Stahl darf der Oberwind und die
Zufeuerung nicht abgestellt, so wie nur bis 10 Minuten
mit Dampf gerührt werden, weil sowohl durch das Abstellen der Zufeuerung, als auch
durch das längere Dampfrühren das Eisen sehnig wird, was bei der Stahlerzeugung zu vermeiden
ist, indem dabei der Stahl ungleich im Korne und eisenschüssig ausfallen würde.
Beschreibung der Arbeit bei der
Herdfrischerei, dann in Feinir-Herden und Oefen.
Bei Herdfrischfeuern ist, nachdem das Eisen flüssig eingeschmolzen, der Wind
einzustellen und die Kohle von der Oberfläche des Eisens zu beseitigen; im Uebrigen
gilt ganz dasselbe wie bei den Puddelöfen, nur daß die Dampfrührperiode 5, höchstens
6 Minuten betragen darf, da das Eisenquantum hier viel geringer ist. Nach beendigtem
Dampfrühren wird dann wieder, und zwar die warme Kohle aufgegeben, der Wind
angelassen und die Arbeit in gewöhnlicher Weise zu Ende geführt.
Bei Feinirherden wird wie bei den Frischfeuern verfahren, jedoch können die
Feinirherde auch in unmittelbare Verbindung mit dem Hohofenbetriebe gebracht werden,
indem man die Feinirherde in der unmittelbaren Nähe des Hohofens anbringt, dieselben
durch Brennstoff stets warm erhält, bei jedesmaligem Abstiche das Roheisen
unmittelbar aus dem Hohofen in die Feinirherde abfließen läßt und in diesen sogleich
durch das Dampfrühren (mittelst des beschriebenen Apparates) von dem in demselben
enthaltenen Schwefel, Phosphor oder Arsen befreit, wozu dann kein anderer Brennstoff
erforderlich ist, als jener, welchen man zum Warmhalten der Feinirherde in den
zwischen den einzelnen Abstichen vorkommenden Intervallen benöthigt. Die Größe
solcher Feinirherde ist theilweise abhängig von dem Dampfdrucke, mit welchem man den Dampf in die Feinirherde
einzuleiten in der Lage ist, da man darauf zu achten hat, daß die Tiefe des
Metallbades keine größere ist, als eine solche, welche der nahe am Boden des Herdes
einströmende Wasserdampf wirksam zu durchströmen
vermag.
Es versteht sich übrigens von selbst, daß das Feiniren des Roheisens mit Anwendung
des Wasserdampfes in gleicher Weise, wie in Herden, auch
in Flammöfen ausgeführt werden kann, in welchem Falle
aber die Arbeit nach Art jener in den Puddelöfen mit Rücksicht
auf den Fassungsraum und die Feuerungszustellung der Oefen auszuführen
kommt.
Das Feiniren oder Reinigen unreinen Roheisens durch den Wasserdampf ist auch für den
Bessemer-Proceß von großer Bedeutung, da
bekanntlich für diesen Proceß sich vorzugsweise nur ein ganz reines Roheisen eignet;
es wäre hierdurch auch solchen Hütten die entsprechende Ausführung des Bessemerns
möglich, welche nur über ein weniger reines Roheisen verfügen können. In diesem
Falle könnte die Feinirung oder Reinigung des Roheisens entweder, wenn dasselbe ohnehin
für die Manipulation in dem Bessemer-Apparate umgeschmolzen werden müßte, in
den hierfür bestimmten Flammöfen erfolgen, oder, wenn das Roheisen unmittelbar vom
Hohofen zum Bessemern gelangen sollte, könnte dasselbe aus dem Hohofen in
entsprechend construirte transportable Feinirherde geleitet, in diesen mit
Wasserdampf gereinigt und dann sogleich in den Bessemer-Apparat geschafft
werden; oder es könnte im letzteren Falle für das Feiniren mit Wasserdampf auch ein
für diesen Zweck geeigneter Bessemer-Apparat (z.B. der in Schweden
vorzugsweise gebräuchliche fixe Bessemer-Ofen) unmittelbar vor der
Manipulation des Bessemerns als Feinirherd benützt werden, und es wäre zu diesem
Ende nur eine vollkommen schließbare Oeffnung an demselben anzubringen, durch welche
die entsprechend construirte Dampfkrücke eingeführt werden könnte und für die
gleichzeitig ermöglichte Schließung der Düsen zu sorgen. Uebrigens könnten diese
Düsen auch den Wind schräg nach abwärts in den Ofen führend angebracht werden, so
daß das flüssige, allenfalls mechanisch in dieselben hineingetriebene Roheisen auf
der schiefen Ebene der Düsen von selbst wieder in den Ofen zurückfallen müßte.
Auch die retortenförmigen Bessemer-Apparate könnten leicht als Feiniröfen vor
dem Bessemern benützt werden, in welchem Falle die zum Einführen der Dampfkrücke
nöthige schließbare Oeffnung an jener Seite des Apparates, welche beim Füllen
desselben nach oben zu liegen kommt, und in entsprechender Entfernung vom Boden
desselben anzubringen wäre. Nach der Feinirung des Eisens müßte dann der Apparat
behufs des Bessemerns erst in die verticale Lage gebracht werden, nachdem das
Krückenrohr herausgenommen und die für dasselbe dienende Oeffnung geschlossen worden
ist. Selbstverständlich müßte in den eben angeführten Fällen sowohl auf den
entsprechenden Querschnitt der sämmtlichen Ausströmungs-Oeffnungen des
Krückenrohres, sowie auf den entsprechenden Dampfdruck Bedacht genommen werden.
Schließlich wird bemerkt, daß bei der oben beschriebenen Eisen- und
Stahl-Frischmethode mit Anwendung des Wasserdampfes als neu patentirt wurde: 1) die Construction des anschraubbaren und mit
mehreren Oeffnungen versehenen Mundstückes an der Dampfkrücke; 2) die Anwendung des
Graphitschleders für den der Ofenhitze ausgesetzten Theil der Dampfkrücke und das
Mundstück derselben; 3) die bei der Eisen- und Stahl-Frischarbeit mit
Wasserdampf eingeführte gleichzeitige Verwendung von Zuschlägen, namentlich des
Eisenoxyds, welche ebenfalls die Reinigung des Eisens bezwecken; 4) die auf Schonung
der Dampfkrücke und auf Verminderung des Brennstoff-Aufwandes, so wie des
Calo's abzielende gänzliche Einstellung der Zufeuerung während der Dampfrühr-Periode; 5) die
Anwendung des Wasserdampfes mit den oben sub 1 bis
einschließlich 4 bezogenen eingeführten Modalitäten bei der Herdfrischerei, dann bei
den Feinir-Herden und Oefen. –
So weit geht die von den Patent-Inhabern, den Herren A. Weniger und J. Rossiwall über den Gegenstand
verfaßte Abhandlung. Einige geschäftliche Anhaltspunkte bietet ein Circular, in
welchem die Genannten Folgendes bemerken:
Die besonders günstigen Resultate, welche wir mit dieser neuen Frischarbeit bereits
in der Puddlingshütte zu Nadràg erzielt haben,
hatten die Aufstellung des zu dieser Arbeit nöthigen Apparates bei allen Puddelöfen
dieses Eisenwerkes zur Folge, und wir können die Vortheile dieser Frischarbeit als
erprobt einer Aufmerksamkeit um so mehr empfehlen, als die nöthige Einrichtung bei
einem Werke, welches mit Dampfkesseln für andere Zwecke ohnehin versehen ist, mit
Ausnahme der Beischaffung und Aufstellung des billigst zu beschaffenden
Dampfpuddlings-Apparates keine Auslagen bedingt. Dagegen sind die Vortheile,
welche durch diese Arbeit geboten werden, sehr namhaft; denn abgesehen von dem
großen Vortheile, welcher aus der selbst von einem minder reinen, ja durch Schwefel,
Phosphor oder Arsen bedeutend verunreinigten, Roheisen erzielten untadelhaften
Qualität der Streckwaaren erwächst, ergab sich in Nadrág bisher per Centner Erzeugung (Millbars) eine Ersparniß
von
2
Kubikfuß gedörrten Holzes à 5,6 kr.
und
„
2
Pfund Roheisen à 2,6 kr., also für eine
jährliche Erzeugung von
nur 8000 Ctr. Millbars per
Puddelofen
von 16,000 Kubikfuß Holz, à 5,6 kr.
gerechnet
896 fl.
und
von 16,000 Pfd. Roheisen, à 2,6 kr.
gerechnet
416 „
––––––
1312 fl.
Ferner resultirt aber auch bei der Schweißarbeit der mit Dampf gepuddelten Millbars,
da dieselben weit leichter schweißen und die Pakete mit einer Hitze auf Zaggel
ausgewalzt werden können, für das 8000 Ctr. Millbars gewonnene Mittelgut (6960 Ctr.)
per Centner der Erzeugung eine Ersparniß von 2
Kubikf. gedörrten Holzes à 5,6 kr. und von 2 Pfd.
Millbars à 4 kr., also als Ersparniß für
13,920 Kubikf. Holz, à 5,6
kr. gerechnet
779 fl. 52 kr. und für
13,920 Pfund Millbars, à 4
kr. gerechnet
556
„ 80 „
––––––––––––
1336 fl. 32 kr.,
wornach sich bloß der aus unserer neuen Puddlingsarbeit bei
jedem einzelnen Puddelofen, erzielte, in Zahlen ausdrückbare Gewinn mit 2648 fl. 32
kr. per Jahr beziffert.
Wohl wissend, daß sich dieser Gewinn nicht bei allen Eisenwerken gleich hoch stellen
wird und kann, da hierauf die Qualität und der Preis der verwendeten Materialien
einen entscheidenden Einfluß nehmen, so glauben wir doch durch die obigen
wahrheitsgetreuen Ziffern die Nützlichkeit unserer Erfindung dargethan zu haben.
Wer von dieser Erfindung Gebrauch zu machen gedenkt, wolle sich vorerst mit uns,
unter der Adresse: „Joseph Rossiwall, k. k.
Rechnungsrath in Wien, Landstraße, Salesianergasse Nr. 10“, in's
Einvernehmen setzen. Wir werden sodann einen vollständigen
Dampfpuddlings-Apparat für einen Ofen, gegen sofortige Vergütung von dessen
Gestehungskosten, besorgen und gerne das Zugeständniß machen, daß mit demselben während einer mit uns
zu vereinbarenden Zeit Versuche ausgeführt werden können.
Nach Ablauf dieser Zeit aber würde jede weitere Arbeit mit diesem Apparate und nach
unserem privilegirten Verfahren sofort einzustellen und sich gleichzeitig zu
erklären seyn, ob man die Concession zur Ausübung unseres Privilegiums und für
welche Zahl von Puddelöfen man dieselbe von uns zu erwerben gesonnen sey.
Hierzu bemerken wir, daß wir diese Concession gegen eine billige Quote des bei einem
einfachen Puddelofen jährlich zu erzielenden Gewinnes zu überlassen gedenken, und
daß das Nadráger Eisenwerk für einen zu den Versuchen benöthigten
Dampfleitungs-Apparat mit 5 Klafter halbzölligen Gasröhren excl. der
Emballage 45 fl. berechnen wird; sollte eine größere Länge von Gasröhren
erforderlich seyn, so würde für jeden weiteren Fuß der Gasröhren 45 kr. zu vergüten
kommen.