Titel: | Neue Metalllegirung für Glocken etc., als Mittheilung patentirt für R. A. Brooman in London. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXXI., S. 285 |
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LXXI.
Neue Metalllegirung für Glocken etc., als
MittheilungVon M. H. Micolon in Paris. patentirt für R. A. Brooman in London.
Aus dem London Journal of
arts, Mai 1864, S. 264.
Brooman's Metalllegirung für Glocken etc.
Diese neue Legirung (patentirt in England am 22. August 1863) läßt sich zur
Fabrication von allerlei metallenen Gegenständen: von Glocken, Hämmern, Amboßen,
Schienen, schneidenden und nicht schneidenden Instrumenten, Geschützen und anderen
Artikeln anwenden. Zu manchen Zwecken wird die Legirung um einen Eisenkern gegossen.
Dieselbe besteht aus Stabeisen (vorzugsweise in der Form von Schnitzeln oder
Bandeisen) und Stahl. Die Mischung wird durch Zusatz von Flüssen, von Mangan
(Braunstein) und Borax, denen für manche Fälle noch etwas Wolfram zugesetzt wird,
und zwar bei höherer Temperatur, bewirkt. Das Ganze wird in einem gewöhnlichen
Kupolofen oder in einem Flammofen zusammen gemischt.
Die vorzugsweise zur Anfertigung von Glocken verwendete
Legirung besteht aus 20 Thln. Bandeisen oder Eisendrehspänen oder
Weihblechabschnitzeln, 80 Thln. Stahlblech oder Stahl in anderer Form, 4 Thln.
Mangan, 4 Thln. Borax. Zur Darstellung einer sehr festen Legirung werden 2 bis 3
Thle. Wolfram zugesetzt. Ist der Kupolofen gehörig vorgerichtet, so wird das Eisen
und der Stahl, dann das Mangan und darnach der Borax, und zuletzt eine frische
Charge Kohks oder Steinkohlen aufgegeben, so daß das Metall im Ofen mit dem
Brennmaterial in directer Berührung ist. Nachdem das Metallgemisch
niedergeschmolzen, wird es in Formen abgestochen. Durch dieses directe Einschmelzen
im Kupolofen und Abstechen des Schmelzguts in Formen lassen sich Glocken vom Klange
des Silbers erhalten, während die Kosten im Vergleich zu denen der Bronze oder des
gewöhnlichen Glockenguts sich als weit geringer herausstellen. Sollen dergleichen
Glocken das äußere Ansehen von Bronze oder Kupfer erhalten, so werden sie zu diesem
Behufe noch in ein galvanoplastisches Bad gebracht.
Kunstgegenstände n. dgl. lassen sich aus der Legirung in derselben Weise herstellen,
indem man die quantitativen Verhältnisse zwischen Eisen und Stahl in
zweckentsprechender Weise abändert.
Soll die Legirung noch größere Festigkeit und Zähigkeit erhalten, wie z.B. zur
Anfertigung von Schienen, Amboßen und anderen Artikeln,
welche starken Druck oder starke Zerrungen auszuhalten haben, so wird das
Metallgemisch um einen Eisenkern gegossen; so werden z.B. Schienen in der Weise
angefertigt, daß das flüssige Metall in einer Form auf eine Eisenstange abgestochen
wird, wodurch man Schienen von größerer Festigkeit, deren Oberfläche sich nicht so
leicht abnützt, als die der gewöhnlichen Schienen, erhält. Bei der Fabrication von
Amboßen verfährt man ebenso; bei der Anfertigung verschiedener Arten von Hämmern
fließt die Legirung um eine eiserne Hülfe oder Röhre, welche zur Aufnahme des Helms
bestimmt ist.
Für manche Zwecke ist es erforderlich, daß die Legirung einen gewissen Grad von
Weichheit erhält; zu diesem Behufe wird sie angelassen, worauf sie sich schneiden
und auf der Drehbank bearbeiten läßt. Für schneidende Instrumente wird sie getempert
und dann im erforderlichen Grade gehärtet.