Titel: | Ueber die Verfahrungsarten des Hrn. Dulos in Paris zur Herstellung von Stichen in erhabener und in vertiefter Manier; Bericht von Albert Barre. |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XCIX., S. 384 |
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XCIX.
Ueber die Verfahrungsarten des Hrn. Dulos in Paris zur Herstellung von
Stichen in erhabener und in vertiefter Manier; Bericht von Albert Barre.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Januar 1864, S. 3.
Dulos, Verfahrungsarten zur Herstellung von Stichen in erhabener
und in vertiefter Manier.
Die bedeutende Wichtigkeit, welche die illustrirten Werke und Zeitschriften
gegenwärtig erlangt haben, ihre schnelle Herstellung und ihr billiger Preis,
wesentliche Bedingungen des Erfolgs dieser Publicationen, haben schon seit längerer
Zeit das Bestreben hervorgerufen, Verfahrungsarten zu ermitteln, welche das Werk des
Zeichners, mit Ausschluß des Grabstichels, direct zu graviren und insbesondere
Stiche in erhabener Manier für die Buchdruckerpresse zu liefern gestatten.
Die meisten der zu diesem Zwecke angestellten zahlreichen Versuche lassen sich auf
ein gemeinsames Princip zurückführen, nämlich auf das Aetzen mittelst Säuren. In
seiner Anwendung auf die vertiefte Manier (für die Kupferdruckerpresse) ist das
Aetzen ein sehr schätzenswerthes Hülfsmittel; sobald aber eine anhaltende Wirkung
der Säure erforderlich wird, wie bei Stichen in erhabener Manier, beeinträchtigt die
Säure dadurch daß sie ebensowohl seitlich als in die Tiefe frißt, die kräftigen Theile der Zeichnung und
gefährdet gleichzeitig die zarten Theile derselben.
Zur Vermeidung dieses sehr mißlichen Umstandes wurden die Galvanoplastik, die
Vergoldung, theilweises stärkeres Auftragen von Firniß (Schwärze etc.) zu Hülfe
genommen; allein vergeblich, denn die große Anzahl der in dieser Richtung gemachten
Versuche lieferte nur den Beweis, daß die in Vorschlag gebrachten derartigen
Verfahrungsarten sämmtlich ungenügend sind.
Indessen erhielten Gillot und später Comte mittelst der Aetzmanier in Zink sehr bemerkenswerthe Erfolge. Dem
Fachmann ist die Panikonographie bekannt; diesem Verfahren wurde namentlich in
Frankreich von competenter Seite alle Aufmunterung zu Theil und es ward Gegenstand
einer in commercieller Hinsicht ziemlich wichtigen Benutzung. Ob jedoch diese Manier
jemals zur Hervorbringung sehr zarter und genauer Arbeiten anwendbar seyn wird, läßt
sich bezweifeln.
Das vollkommenere Verfahren von Comte ist in seiner
Anwendung noch schwieriger als dasjenige von Gillot;
allerdings findet der Zeichner auch in ihm bedeutende Erleichterungsmittel; allein
es ist sehr zu befürchten, daß die Neographie beim
Drucken häufig nur durch die Säure abgeschwächte Schatten und verdorbene
Halbschatten liefert.
Vial und Merget, welche sich
seit einigen Monaten um die Priorität von noch wenig bekannten Methoden
streitenPolytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 206
und 285, Bd. CLXXI S. 285., haben, allem Anschein nach, mit denselben Hindernissen zu kämpfen.
Versuche in einer ganz anderen Richtung wurden in den Jahren 1841 bis 1846 von Fr. v.
Kobell, Eduard Palmer und Volkmar-Ahner, sowie neuerlich von Beslay
gemacht; die von ihnen in Vorschlag gebrachten Verfahrungsarten würden ganz
vortrefflich seyn, wenn sie beim Zeichnen etwas mehr Freiheit gestatteten.
Als die Frage auf diesem Standpunkte angelangt war, fand Hr. Dulos (Graveur der Akademie der Wissenschaften, der Sternwarte, der
Verwaltung des Brücken- und Straßenbaues und der polytechnischen Schule in Paris,
rue des Mathurins-Saint-Jacques, No. 11) auf einem
ganz neuen Wege ein Verfahren oder vielmehr Verfahrungsarten, welche nach unserem
Dafürhalten zu einer großen Zukunft berufen sind.
Dieselben beruhen auf der folgenden Beobachtung von Capillaritäts-Erscheinungen:
Zeichnet man auf eine Silberplatte oder eine versilberte Kupferplatte mit einem
Firniß Linien, bringt die Platte dann in waagrechte Lage und gießt nun Quecksilber
auf dieselbe, so bilden sich rechts und links von den gezogenen Linien oder Strichen
zwei convexe Menisken und das Quecksilber steht über der Platte hervor. Derselbe
Versuch gelingt auch, wenn man auf eine mattirte Glasplatte mit einem fetten Körper
Figuren zeichnet und auf den mit der Zeichnung versehenen Theil Wasser gießt. Im
Allgemeinen können wir sagen, daß jede Flüssigkeit, die eine Fläche ätzt, auf
welcher mit einem, für sich selbst von dieser Flüssigkeit nicht benetzbaren Körper
Striche, Zeichnungen etc. gemacht worden sind, sich ebenso verhält wie Quecksilber
auf Silber und Wasser auf Glas.
Man nimmt also eine versilberte Kupferplatte, überträgt oder zeichnet auf dieselbe
ein beliebiges Dessin, wir wollen annehmen die Zeichnung sey mit lithographischer
Tinte gemacht. Ist diese Zeichnung vollendet, so wird die Platte auf galvanischem
Wege mit einer dünnen Eisenschicht überzogen, welche sich nur an den mit der
lithographischen Tinte nicht bedeckten Stellen absetzt. Dann wird diese Tinte mit
Terpenthinöl oder Benzin weggenommen, so daß die weißen Stellen der Zeichnung durch
die Eisenschicht, die Striche derselben durch das Silber selbst dargestellt werden.
In diesem Zustande wird die Platte mit Quecksilber übergössen, welches nur am Silber
anhaftet; der Ueberschuß desselben wird mittelst eines weichen Pinsels entfernt,
worauf das Quecksilber an allen den Stellen, wo vorher die lithographische Tinte
gewesen, erhaben hervortritt. Nun kann man einen Abguß machen, dessen Vertiefungen
den vom Quecksilber gebildeten Hervorragungen entsprechen und so einen Stich in
vertiefter Manier erzeugen. Ein solcher Abguß läßt sich jedoch nur mit Gyps,
geschmolzenem Wachs oder derartigen Substanzen nehmen, welche zu weich sind, um
einen genügenden Abdruck zu liefern; metallisirt man aber die Form, macht dieselbe
also leitend und überzieht sie auf galvanischem Wege mit Kupfer, so erhält man eine
genaue Reproduction der ursprünglichem vom Quecksilber gebildeten Erhabenheiten,
gewissermaßen eine Matrize, mittelst deren sich beliebig viele Platten für die
Kupferdruckerpresse anfertigen lassen.
Soll ein für die Buchdruckerpresse geeigneter Stich (also in erhabener Manier)
dargestellt werden, so erhält die Kupferplatte, wie sie aus der Hand des Zeichners
kommt, einen Ueberzug von Silber, welcher sich nur an den von der lithographischen
Tinte nicht berührten Stellen absetzt; diese Tinte wird mittelst Benzin entfernt,
darauf werden die ursprünglich mit der Zeichnung bedeckt gewesenen Stellen der
Kupferplatte oxydirt und nun verfährt man weiter auf die vorhin angegebene Weise.
Die zum Drucke bestimmte, auf galvanoplastischem Wege hergestellte Platte trägt dann die Striche
der Zeichnung in erhabener Manier, während die Vertiefungen den anfänglich vom
Quecksilber gebildeten Erhabenheiten entsprechen.
Diese ersten Combinationen führten Hrn. Dulos zu
einfacheren und vollkommeneren Methoden; so läßt sich z.B. das Quecksilber durch
eine leichtflüssige Legirung ersetzen, etwa das d'Arcet'sche Metall, welchem eine geringe Menge Quecksilber hinzugefügt wird.
Die zum Clichiren dienende Legirung verhält sich bei den im Vorstehenden
beschriebenen Anwendungen genau wie das Quecksilber, und sobald die Erhabenheiten
durch das Erkalten fixirt sind, läßt sich durch einen Kupferüberzug auf galvanischem
Wege eine Platte herstellen, welche leicht durch eine neue ersetzt werden kann, wenn
man die Mutterplatte oder Matrize aufbewahrte. Es muß indessen hier bemerkt werden,
daß man mit dem d'Arcet'schen Metall nicht an freier Luft
operiren darf; es ist vorzuziehen, die Platte unter eine Oelschicht zu bringen und
diese auf etwa 80° C. zu erhitzen, bei welcher Temperatur jene Legirung
schmilzt. Auf diese Weise wird jede Oxydation, welche den günstigen Erfolg des
Verfahrens beeinträchtigen würde, vermieden; auch vertheilt sich bei Beobachtung
dieser Vorsichtsmaßregel die Legirung besser über die Platte und die Erhabenheiten
über der letzteren treten stärker hervor.
Immer aber würde es in Folge der Nothwendigkeit, den Ueberschuß des Quecksilbers oder
der leichtflüssigen Legirung zu beseitigen, nicht möglich seyn, äußerst zarte
Zeichnungen zu reproduciren, wenn zu diesem Behufe nicht noch andere Hülfsmittel
vorhanden wären.
Quecksilber sowohl, wie auch die gedachte Legirung lassen sich nämlich mit großem
Vortheile durch Kupferamalgam ersetzen. Man trägt
dasselbe auf die mit der Zeichnung versehene und auf angegebene Weise behandelte
Platte mittelst einer Walze aus versilbertem Kupfer auf, welche das auf der
Eisenschicht frei bleibende Amalgam abzieht und es dagegen auf dem Silber ablagert.
Sobald das Amalgam den krystallinischen Zustand angenommen hat, macht man einen
Gegenabdruck in Kupfer auf galvanoplastischem Wege.
Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß um einen erhabenen Stich zu erhalten, die
leichtflüssige Legirung oder das Quecksilber um die Zeichnung herum Erhabenheiten
bilden und dieselbe aussparen muß, und daß man dann einen galvanischen Abdruck
machen muß, welcher die genaue Reproduction der Zeichnung in Form eines erhabenen
Stiches darstellt. Für den Stich in vertiefter Manier wird die Zeichnung selbst als
Relief dargestellt und dann durch den galvanoplastischen Abdruck vertieft
copirt.
Dulos gibt ein noch rascher zum Ziele führendes Verfahren
an, welches sich auf die
von ihm beobachtete Eigenschaft des Silbers gründet, das Quecksilber leichter
anzuziehen, als dieß das Kupfer thut, sowie auf das Bestreben des Quecksilbers, dem
Silber fester anzuhaften. Nach dieser Methode verfährt man auf folgende Weise:
Nachdem man die Zeichnung mit lithographischer Kreide auf einer Kupferplatte
ausgeführt hat, wird diese versilbert und dann die Kreide mit Benzin entfernt, so
daß die Stellen der Kupferplatte, welche die Zeichnung darstellen, und auf denen
sich kein Silber abgelagert hat, bloß liegen. Wird nun die so vorgerichtete Platte
in ein Bad gebracht, welches ein Quecksilbersalz, z.B. eine Lösung von
schwefelsaurem Quecksilberoxyd enthält, so tritt die Schwefelsäure des letzteren
sofort an das Kupfer, indem sich schwefelsaures Kupferoxyd bildet, und das reducirte
Quecksilber verbindet sich mit dem Silber. Läßt man ein solches Bad mehrere Minuten
auf die Kupferplatte einwirken, so erhält man Vertiefungen, deren Seitenwände in
Folge des Ueberganges des Quecksilbers vom Kupfer zum Silber nicht weiter
angegriffen werden. Zu dem in Rede stehenden Zwecke können alle Quecksilbersalze
angewendet werden, die besten Resultate erhält man aber mit schwefelsaurem Quecksilberoxyd-Ammoniak.
Wir wollen nun zur Besprechung der verschiedenen Anwendungen des von Dulos erfundenen Verfahrens übergehen.
Verfahrungsarten um Zeichnungen in
Kreide- und Federmanier, sowie Uebertragungen von Kupferstichen und
Lithographien in Stiche in vertiefter oder erhabener Manier
umzuwandeln.
Auf eine gekörnte Kupferplatte läßt sich mit lithographischer Kreide ebenso leicht
zeichnen, wie auf Stein, und eine derartige Zeichnung läßt sich sowohl zu einem für
die Kupferdruckerpresse, als auch zu einem für die Buchdruckerpresse geeigneten
Stich, demnach in Stiche in vertiefter wie in erhabener Manier umwandeln, und zwar
sowohl mittelst Kupferamalgam, als mittelst eines Quecksilbersalzes.
1. Herstellung von Stichen in
vertiefter Manier mittelst Kupferamalgam.
Nachdem die Zeichnung auf der Kupferplatte vollendet und diese auf galvanischem
Wege mit einer Eisenschicht überzogen, und die Kreide mittelst Benzin entfernt
worden ist, wird die Platte galvanisch versilbert; der Silberniederschlag haftet
am Kupfer, mit Ausschluß derjenigen Stellen, welche vorher mit der
lithographischen Kreide bedeckt gewesen waren; dann wird mittelst einer Walze
von versilbertem Kupfer auf die Platte Kupferamalgam aufgetragen, welches
letztere am Silber mit Ausschluß der mit Eisen überzogenen Stellen haftet; nach
seinem Erstarren in Folge des Krystallinischwerdens läßt sich ein
galvanoplastischer Kupferabdruck nehmen, welcher zum Drucke benutzt werden
kann.
2. Herstellung von Stichen in
erhabener Manier (für die Buchdruckerpresse) mittelst
Kupferamalgam.
Wird die mit der Zeichnung versehene Platte in das Silberbad gebracht, so lagert
sich das Silber auf dem Kupfer ab, mit Ausnahme der Stellen, die mit Kreide
bedeckt sind. Nach dem Versilbern wird die Kreide entfernt, so daß die Zeichnung
durch das bloßgelegte Kupfer dargestellt wird; dann werden diese Stellen des
Kupfers durch Erhitzen oxydirt, und darauf wird mittelst der versilberten Walze
Kupferamalgam aufgetragen, welches nur am Silber haftet; alsdann wird die
Zeichnung auf galvanoplastischem Wege in einen Stich in erhabener Manier
umgewandelt. Die auf diese Weise erhaltene Kupferplatte kann unmittelbar zum
Drucke verwendet werden.
3. Herstellung von Stichen in
vertiefter Manier mittelst eines Quecksilbersalzes.
Die mit der Zeichnung versehene Platte wird wie vorstehend galvanisch versilbert
und von der lithographischen Kreide mittelst Benzin befreit, dann in eine
Schale, welche eine Lösung von schwefelsaurem Quecksilberoxyd-Ammoniak enthält,
gelegt und gleichzeitig auf ihrer Oberfläche vier bis fünf Minuten lang mit der
versilberten Kupferwalze überfahren, wodurch das überschüssige Quecksilber auf
das Silber übertragen wird. Mit der so zubereiteten Platte kann man sofort
Abdrücke erhalten.
4. Stiche in erhabener Manier
mittelst eines Quecksilbersalzes herzustellen.
Die mit der Zeichnung versehene, dann mit Eisen überzogene und versilberte Platte
wird mittelst säurehaltigen Wassers vom Eisen befreit, in das Bad des eben
genannten Quecksilber-Doppelsalzes getaucht und etwa fünf Minuten lang mit der
versilberten Walze behandelt. Die Zeichnung tritt dadurch erhaben hervor und die
auf diese Weise erhaltene Platte kann sofort dem Buchdrucker übergeben
werden.
Stich in Bister-Manier
(Aqua-tinta-Manier).
Nachdem die Kupferplatte in der für diese Manier gebräuchlichen Weise gekörnt wurde,
nimmt man einen galvanoplastischen Abdruck davon, gleichfalls in Kupfer, und
versilbert die Oberfläche dieses die Aqua-tinta-Körnung in umgekehrter Weise
zeigenden Abdrucks. Die Zeichnung wird auf diese Fläche mit lithographischer Kreide
aufgetragen, wobei die Lichter mittelst des Schabers gespart werden; dann wird die
Platte galvanisch mit Eisen überzogen, die Kreide mittelst Benzin weggenommen und
mittelst der versilberten Walze Kupferamalgam aufgetragen. – Schließlich wird
auf galvanischem Wege eine zweite Platte dargestellt, welche zum Drucke dient;
dieselbe zeigt in ihren Vertiefungen die ursprüngliche Aqua-tinta-Körnung, die
Kreidezeichnung und die mittelst des Schabers eingetragenen Lichter.
Stich in erhabener und in vertiefter
Manier mittelst einer auf weißem Firniß ausgeführten Zeichnung.
Die Zeichnung wird auf einer Kupferplatte ausgeführt, welche mit einem, wesentlich
aus Kautschuk und Zinkweiß bestehenden Firnisse überzogen ist. Dieser besitzt
nämlich die Eigenschaft, sich mit Gänsefedern oder spitzen Elfenbeingriffeln ganz
leicht radiren zu lassen. Ist die Zeichnung vollendet, so wird die Platte in ein
Eisenbad gebracht, worin sich nur auf den durch den Griffel bloßgelegten Stellen der
Platte Eisen niederschlägt. Wird die Herstellung eines vertieften Stiches mittelst
eines Quecksilbersalzes beabsichtigt, so wird der Firniß beseitigt und die Platte
versilbert; das Silber setzt sich nur auf dem freien Kupfer, nicht aber auf den von
Eisen bedeckten Stellen ab. Nachdem darauf das Eisen mittelst verdünnter
Schwefelsäure entfernt worden, wird die Platte wie vorher mit dem Quecksilbersalz
behandelt.
Um dieselbe Zeichnung mit Anwendung des Quecksilbersalzes erhaben zu erhalten, muß
man, bei dem vorhergehenden Verfahren, anstatt des Eisenbades, ein Silberbad
anwenden.
Solche Firnißzeichnungen können übrigens ebenfalls durch Anwendung von Kupferamalgam
in Stiche verwandelt werden.
Diese verschiedenen Verfahrungsarten, welche der Erfinder Dulos ohne Rückhalt der Oeffentlichkeit übergibt, entsprechen seit länger
als einem Jahre allen an sie zu stellenden Anforderungen vollständig; wir haben hier
nicht sinnreiche Laboratoriumsversuche vor uns, sondern eine wesentlich praktische
Lösung einer schwierigen Aufgabe.
Das Dulos'sche Verfahren ist ebenso wichtig für den
Zeichner, welcher durch dasselbe von der Kupferplatte ganz unabhängig wird, indem
sich die gründlichst durchgeführte Zeichnung wie die flüchtigste Skizze mit gleicher
Treue übertragen läßt, als für den Verleger, welchem die schöne Erfindung die größte
Mannichfaltigkeit der Productionen mittelst der Buchdruckerpresse gestattet, die den Effect vertiefter
oder erhabener Stiche, der Lithographie oder der Aqua-tinta haben. Schon jetzt sind
(in Frankreich) viele in Folge ihrer Seltenheit und ihres immer steigenden Werthes
nur wenigen Bevorzugten zugängliche alte Stiche in den treuesten Nachbildungen als
Producte der Buchdruckerpresse für geringen Preis zu haben.
Es soll indeß keineswegs gesagt werden, daß die Kupferstecherkunst durch diese
glückliche Anwendung der Physik und Chemie verdrängt zu werden in Gefahr sey; wir
glauben im Gegentheil, daß der Grabstichel, welcher in mancher Beziehung das Werk
des Zeichners bezüglich des Effects und des Drucks zu vervollständigen oder zu
modificiren berufen ist, nicht ersetzt werden kann; aber die der Wissenschaft
entlehnten Verfahrungsarten werden hauptsächlich das Erscheinen illustrirter Werke
begünstigen und dadurch den Bereich des Stiches für die Buchdruckerpresse zum
Vortheile der Kunst wie der Künstler selbst vergrößern.