Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 230 |
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Miscellen.
Miscellen.
Zu Leschot's Bohrmethode mit
Diamantarmirung.
Im polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 395 und
Bd. CLXIX S. 472 wurden Notizen über Leschot's neue Methode der Gesteinsbohrung mittelst
hohler, mit schwarzem Diamant armirter Meißel mitgetheilt. Genaueres berichtet
darüber das Journal „La science pour
tous“ und daraus der „Berggeist“ (1863, Nr.
96) im Folgenden:
„Hr. Leschot hat seiner Vorrichtung den
Hohlbohrer des Zimmermanns zu Grunde gelegt welcher durch eine drehende und
fortschreitende Bewegung in das feste Holz eindringt und davon schwache Späne
ablöst. Dabei hat es aber Hr. L. vermieden, die ganze Höhlung des Bohrloches
durch dieses Gezäh auf einmal herstellen zu wollen, er hat vielmehr
einen röhrenförmigen Bohrer angegeben, welcher eine
ringförmige Höhlung um den in der Achse des Bohrloches stehen bleibenden festen
Kern herstellt. Bei dieser Einrichtung wird die zu leistende Arbeit bedeutend
vermindert, also auch sehr viel an Zeit und Arbeitslohn gespart, während der
cylindrische Kern dann leicht von seiner Basis abgestoßen und herausgebrochen
werden kann. Der Haupttheil dieses Gezähes ist ein Rohr, dessen äußerer
Durchmesser der Weite des Bohrloches, und dessen innerer Durchmesser der Stärke
des stehen zu lassenden Kernes entspricht. Am Ende desselben ist mittelst
Bajonnetteschloß das eigentliche bohrende Werkzeug, nämlich ein Rohr von
gleichem Durchmesser aber bloß einigen Centimetern Länge befestigt, welches auf
seiner Stirnfläche eine Menge Grübchen zur Aufnahme von schwarzen Diamanten enthält. Die letzteren greifen bei der
drehenden und fortschreitenden Bewegung, welche der Bohrer durch irgendeinen
passenden Mechanismus mitgetheilt erhält, das Gestein sehr kräftig an und
stellen das gewünschte ringförmige Loch her, welches durch einen continuirlich
und mit einem passenden Drucke dagegen gespritzten Wasserstrahl stets rein
gehalten wird. Bei Versuchen, welche mit diesem Bohrgezäh angestellt wurden,
erzeugte ein Mann, der an einer Kurbel drehte, in der Minute in Granit ein 10
bis 12 Millimeter tiefes Loch von 46 Millimeter Durchmesser und 30 Millimeter
starkem Kern. Andere Versuche mit Granit von Cherbourg, Protogyn vom
Mont-Blanc und Jaspis aus Savoyen gaben das Resultat, daß ein Mann an der
Kurbel stündlich 0,6, ein Mann an einem Riemenvorgelege 1,5 Meter Loch von 5
Centimeter Durchmesser bohren konnte. Nachdem mehr als 25 Meter noch in den
härtesten Gesteinen gebohrt waren, zeigten sich die Spitzen der Diamanten nicht
merklich abgenützt. Der Werth dieser Diamanten beträgt 135 Frcs., und wenn sie
bis auf die Fassung abgerieben sind, so kann der Rest noch für circa 100 Frcs. als Material zum Schleifen der
Juwelen verwendet werden. Es ist freilich fraglich, ob die Diamanten bei den
Stößen, welchen ein solcher Bohrapparat immer ausgesetzt sehn wird, nicht
abbrechen könnten, und muß hierüber erst die Erfahrung abgewartet werden;
indessen läßt sich so viel behaupten, daß der Leschot'sche Röhrenbohrer seines geringen Umfanges halber und wegen der
Leichtigkeit seiner Aufstellung für den Grubenbetrieb
sehr geeignet seyn muß. Man kann ihn nach jeder Richtung arbeiten lassen, was
eine hauptsächliche Bedingung für derartige Apparate ist. – Wir bedauern
daß die Notiz, welcher wir Vorstehendes entlehnen, keine weiteren Angaben über
die Mechanismen zur Bewegung bietet, da diese Mechanismen sehr viel
Aufmerksamkeit verdienen und sogleich unpraktisch werden, sobald sie
einigermaßen complicirt sind, wie bei vielen ähnlichen in Amerika erfundenen
Apparaten.“
Amerikanische Getreide-Reinigungs- und
Sortirungs-Maschine.
Hr. Ingenieur Fischer in Bautzen beschrieb in seiner
Abhandlung „über das Sortiren der Körper von verschiedenem specifischem
Gewichte“ (S. 38 in diesem Bande des
polytechn. Journals) einen Getreidereiniger mit Saugesortirvorrichtung, ohne den
Erfinder zu nennen. Diese Maschine wurde dem Amerikaner A. B. Childs in Rochester im Staate New-York im Jahre 1851 für Amerika,
England und Frankreich patentirt, und erregte damals auf der Ausstellung des
Smithfield Club, noch mehr aber in Warwick allgemeine Bewunderung.
Herr J. Pintus hat diese amerikanische
Getreidereinigungsmaschine im Jahrgang 1859 der von ihm herausgegebenen Zeitschrift
„Der Pflug“, Bd. I S. 85 beschrieben; er bemerkt am
Schlusse seines Aufsatzes über dieselbe: „Sämmtliche amerikanische und
englische Blätter und eine große Anzahl von Zeugnissen, die uns vorliegen,
sprechen sich außerordentlich günstig über die Maschine aus. Zu den Vortheilen,
welche diese Maschine gewährt, gehören u.a. die, daß man, da sich die Gewalt des
Luftstromes reguliren läßt, im Stande ist, sein Korn in verschiedene Qualitäten
von bestimmter specifischer Schwere zu sondern, daß man nicht nur die
gespaltenen und beschädigten Körner, Steine, Rade, sondern auch alle einzelnen
Körner anderer Getreidearten, z.B. Hafer aus dem Weizen, sowie Sand und Schmutz
jeder Art auf leichte Weise entfernen kann. Die Siebe, wie die Windflügel,
lassen sich zweckmäßig verstellen. Man kann mit der kleinsten Handmaschine Nr. 6
in der Stunde 30 Scheffel Weizen reinigen und sortiren. Der Preis der kleinsten
Sorte ist 18 Pfd. Sterl.“
Verbesserung im Gießen von Barren, nach Johnson.
Metallbarren von Silber, Gold, Stahl etc. werden meistens in eiserne Formen gegossen,
die aus 2 oder mehreren Theilen bestehen und von oben gefüllt werden. Hierbei ist es
kaum zu vermeiden, daß die rasch sich erwärmende und ausdehnende Luft dem Eingießen
Schwierigkeiten in den Weg stellt; auch mengt sich dem Guß leicht Schlacke bei und
macht die Barren undicht und fehlerhaft. Johnson wendet
eine aus 3 Theilen bestehende, durch Schraubenbolzen zusammengehaltene Form an, die
10 Barrenformen, um eine centrale weitere Eingußöffnung gruppirt, enthält. In diese
centrale Form, die etwas höher ist als die umgebenden, wird das Metall von oben
eingegossen. Es läuft durch Canäle am Boden nach den umgebenden kleineren Formen und
steigt in diesen gleichmäßig auf. Man läßt das Metall in die centrale Form so lange
einfließen, bis es an die obere Mündung der umgebenden Formen herantritt, läßt dann
erkalten, entfernt die zusammenhaltenden Schraubenbolzen und nimmt die Barren
heraus, indem man sie von den Eingußzapfen (dem in den Zuführungscanälen
befindlichen Metalle) abschlägt. Das ganze Formsystem ist unten offen und wird beim
Guß auf eine ebene Platte aufgesetzt und dort durch Schrauben etc. befestigt, damit
die Form nicht durch das flüssige Metall gehoben wird, wodurch Verluste eintreten
würden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 24.)
Ueber ein neues Aluminium-Mineral; von U. Stevart.
In meiner Abhandlung „über Verbesserungen in der
Aluminium-Fabrication“ (S. 51 in diesem Bande des polytechn. Journals) habe ich ein
Aluminium-Mineral beschrieben, welches in der Fabrik zu Salyndre
(Gard-Departm.) benutzt wird und dasselbe nach seiner Zusammensetzung im
Wesentlichen als einen eisenhaltigen Diaspor
betrachtet.
Seitdem habe ich erfahren, daß dieses Mineral von Hrn. H. Sainte-Claire Deville zum Rang einer besonderen Gebirgsart erhoben und
Bauxit benannt worden ist, nach der Gemeinde Baux, wo
man dasselbe zuerst gefunden hat. Dieses Mineral besteht im Durchschnitt, wie ich
angab, aus:
Thonerde
60
Eisenoxyd
25
Kieselerde
3
Wasser
12
––––
100
Aber diese Zusammensetzung ist sehr wandelbar; so enthält das Mineral manchmal keine
Kieselerde; die Verhältnisse zwischen der Thonerde und dem Eisenoxyd sind der Art,
daß alle Varietäten zwischen dem reinen Aluminium-Mineral und dem
Thoneisenstein vorkommen, welcher bis 45 Proc. Roheisen im Tiegel liefert.
Man hat in diesem interessanten Mineral ferner 1 bis 2 Proc. Titan gefunden und sogar
Vanad in beträchtlicher Menge.
Die sehr zahlreichen Lager dieses Minerals in den Departements Bar und
Bouches-du-Rhone erstrecken sich in einer Länge von 150 Kilometern von
der Umgegend von Tarascon bis nach Antibes. Einige Lager lassen sich auf eine Länge
von wenigstens einem Kilometer verfolgen und haben eine Mächtigkeit von mehreren
Dutzend Metern. (Revue universelle des mines, 1863, t. XIV p. 387.)
Zur Bereitung eines reinen Zinkoxyds auf nassem Wege; von T.
Sarrazin.
Bei der Darstellung des schwefelsauren Zinkoxyds verursacht die Ausscheidung des
Eisens, mittelst Chlor und kohlensauren Zinkoxyds, zwar keine Schwierigkeit, wohl
aber einige Unbequemlichkeit. Diese versuchsweise zu umgehen, überließ man nach
beendigter Wasserstoffgasentwickelung (bei der Auflösung des Zinks) und Filtration, die
schwefelsaure Zinkoxydlösung mit einer kleinen Menge metallischen Zinks, einer etwa
8tägigen Digestion, unter ersetzen des verdampften Wassers, nach welcher Zeit der in
reichlicher Menge entstandene braune Niederschlag von Eisenoxyd durch Filtration
getrennt wurde. Das Filtrat erwies sich als vollständig frei von Eisen, überhaupt
rein, und wurde nach vorschriftsmäßigem Fällen, Auswaschen, Trocknen und Glühen ein
schönes Zinkoxyd erhalten. (Zeitung des norddeutschen Apotheker-Vereins.)
Ueber Modellirthon mit Glycerin; von Prof. Haas in Stuttgart.
Schon vor längerer Zeit wurde in den technischen Journalen Glycerin als Mittel
empfohlen, den Modellirthon fortwährend plastisch zu erhalten. Versuche, die ich
unlängst darüber anstellte, bestätigten die Sache vollständig, sofern ein solcher
Thon schon vor zwei Monaten mit Glycerin angemacht, und fortwährend im warmen Zimmer
gelegen, sich heutigen Tages noch so plastisch zeigt, wie anfangs. Bei diesen
Versuchen wurde der Thon zunächst ganz ausgetrocknet, dann sein gepulvert und ihm
endlich die nöthige Menge Glycerin eingemengt. Dasselbe hat ein specifisches Gewicht
von 1,231 (= 27° Baumé). Wird dem Thone, so lange er noch feucht ist,
das Glycerin beigemengt, so tritt nachher noch Wasserverdunstung ein, in Folge
dessen derselbe seine plastische Eigenschaft einbüßt.
Weniger günstig für die Sache gestaltet sich der Kostenpunkt. Für ein Pfund trockenen
Thons waren 227 Gramme = 14,5 Loth Glycerin erforderlich und damit wurden 15
Kubikzoll plastischen Thons erhalten; für einen Kubikfuß wären demnach 30 Pfund
nöthig. Der Centner Glycerin (26–280) kann von Jobst in Stuttgart bei Abnahme einer ganzen Korbflasche um 22 fl. bezogen
werden, bei größeren Partien noch billiger. 30 Pfund kommen demnach auf 6 fl. 36 kr.
zu stehen. Zieht man in Erwägung, daß bei kleineren Versuchen immer ein gewisser
Verlust an Glycerin stattfindet, das an den Händen und der Schale haften bleibt, ein
Verlust, der bei größeren Massen verschwindend klein wird, so wird man als Kosten
für einen Kubikfuß plastischen Thons 5 fl. 30 kr. bis 6 fl. in Anrechnung zu bringen
haben, eine Summe, die auf den ersten Blick zu groß scheint, die sich aber doch als
annehmbar herausstellt, wenn man bedenkt, daß solcher Thon seine plastische
Eigenschaft fortwährend behält und deßhalb ohne weitere Kosten und Mühen einer
unbeschränkt langen Verwendung fähig ist. Jedenfalls aber ist dieser Thon bedeutend
billiger als Modellirwachs, an dessen Stelle er in allen Fällen, selbst bei den
feinsten Arbeiten, treten kann, und vor dem er den Vorzug hat, daß er in der Kälte
wie in der Wärme weich bleibt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 3.)
Die Wissenschaft auf dem Theater.
Im Jahre 1846 wurde zuerst in der großen Oper zu Paris bei der ersten Darstellung des
Propheten das elektrische Kohlenlicht angewendet, um den Effect des Sonnenaufganges
hervorzubringen, was auf eine wahrhaft überraschende Weise gelang. In Folge davon
wurde der geschickte Optiker Duboscq, dessen Regulator so
wesentlich zur Constanz des elektrischen Lichtes beigetragen hatte, mit der
Ausführung und Ueberwachung dieses Theiles der Inscenirung betraut, und seitdem kann
kaum ein Ballet oder eine Spectakeloper in Scene gehen, ohne daß das elektrische
Licht in irgend einer Art dabei eine Rolle spielt. Die größeren Opernhäuser
Frankreichs und des ganzen Kontinents folgten dem gegebenen Impulse sehr bald
nach.
Kurz darauf wurden vom Mechaniker Ruhmkorff in Paris seine
großen Inductionsrollen hergestellt. Man erhielt damit ein Mittel, ungemein starke
elektrische Funken in raschester Aufeinanderfolge zu erzeugen. Auch dieses
Experiment fand bald seinen Weg auf das Theater. In einem großen Feen- und
Spectakelstück, dem Pied de Mouton (Hammelfuß), werden
die Lichter eines magischen Leuchters plötzlich wie durch Zauberei entzündet. Die
Dochte derselben sind mit einer leicht entzündlichen Flüssigkeit (z.B. Terpenthinöl und
Weingeist) getränkt, und tauchen in Porcellangefäße, welche die Form und das
Aussehen von Kerzen haben. Etwas oberhalb dieser Dochte sind zwei metallische
Spitzen angebracht, zwischen denen der erzeugte Inductionsfunke überspringt. Der
Leuchter hat zwei Arme. Mit Hülfe eines Commutators kann man bald die eine, bald die
andere Kerze entzünden. Eben so leicht kann man Gasflammen oder Häufchen von Pulver
mittelst des Funkens in Brand stecken. Weit prachtvollere Resultate könnte man noch
durch das Ueberspringen des Funkens in den nahezu luftleeren Geisler'schen Röhren erzeugen. Wären diese z.B. in Form von Namenszügen
etc. gebogen, so könnte man damit gewiß ganz ausgezeichnete Effecte erzielen. Eine
Fee, deren Kopfputz z.B. aus solchen Geisler'schen Röhren bestände, würde jedenfalls
brillant erscheinen.
In der neuesten Zeit sind endlich die Geistererscheinungen auf dem Theater
aufgetaucht, die freilich nur kurze Zeit in London und Paris Furore gemacht
haben.
Wahrscheinlich haben schon in ältester Zeit die Zauberer und Geisterbeschwörer von
diesem einfachen physikalischen Experiment Gebrauch gemacht. Schon im Jahre 1802
brachte ein Engländer diese Idee öffentlich zur Ausführung. Sie wurde mit größtem
Erfolge in der Neuzeit wieder aufgenommen.
Man hat specielle Zauber- und Geistergeschichten geschrieben und aufgeführt,
deren Kern eben in diesen Geistererscheinungen bestand.
Sobald die Geister erscheinen sollen, werden die Lichter des Kronleuchters im
Zuschauerraum verdunkelt, die der Rampe so schwach gehalten, daß man eben noch das
Spiel des Acteurs sehen kann. Plötzlich erscheint der Geist, hell erleuchtet,
vollkommen sichtbar, so daß man selbst das Mienenspiel desselben deutlich erkennen
kann. Die Ausführung dieses überraschenden Effects ist sehr einfach, und erfordert
vor allem sehr reine, gut polirte, große Spiegelgläser ohne
Belag. Dieselben sind etwa in einem Winkel von 45 Grad gegen den Fußboden
der Bühne geneigt, im Hintergrunde derselben aufgestellt. Bei der schwachen
Beleuchtung und ihrer vollkommenen Durchsichtigkeit, sind sie so gut wie unsichtbar.
Vor denselben ist eine breite Spalte nach dem Raume unter dem Podium geöffnet. In
diesem Raume stellen sich die Schauspieler auf, welche die Geister darstellen
sollen. Im Moment der Erscheinung wird diese Gruppe durch ein sehr lebhaftes
Hydrooxygen-Gaslicht mit Reflector intensiv beleuchtet. Die Lichtstrahlen,
welche von dort aus auf die Spiegel fallen, werden zum großen Theil in den
Zuschauerraum zurückgeworfen. Die Dunkelheit, welche hinter dem Glasspiegel
herrscht, spielt gewissermaßen die Rolle eines Spiegelbelags. Wäre ein gewöhnlicher
Zinn- oder Silberbelag vorhanden, so würde man ein deutliches Spiegelbild
erhalten, so erhält man nur die Geistererscheinung. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864,
Nr. 1.)
Ueber die elektrische Leitungsfähigkeit der
Gutta-percha und des Kautschuks unter verschiedenem Drucke, von C. W. Siemens.
Bei den bezüglichen Versuchen, deren Resultate Siemens der
British Association for the Advancement of Science
mittheilte, wurde der Druck durch eine starke hydraulische Presse hervorgebracht; es
ergab sich, daß der Leitungswiderstand der
Gutta-percha (oder ihr Isolirungsvermögen) mit
dem Drucke zunimmt und zwar in einem größeren Verhältniß als dieser; bei
einem Drucke von 300 Atmosphären war der Widerstand beinahe dreimal so groß, wie bei
dem gewöhnlichen atmosphärischen Drucke. Es ergibt sich daraus das für die submarine Telegraphie höchst wichtige Resultat, daß die Gutta-percha auf dem Meeresboden besser isolirt
als auf dem Lande. Wurde der Druck aufgehoben, so fiel der Widerstand fast
unmittelbar wieder auf seinen ursprünglichen Grad und erreichte diesen nach einiger
Zeit genau wieder.
Ein ganz anderes Verhalten zeigte der Kautschuk, dessen
Leitungswiderstand mit der Zunahme des Druckes abnahm und zwar ziemlich in
gleichem Verhältnisse; nach dem Aufhören des Druckes zeigte sich eine Art
Gegenschlag: der Widerstand stieg sofort über seinen ursprünglichen Betrag, welchen
er aber nach einiger Zeit wieder erreichte.
Man könnte dieses verschiedene Verhalten dadurch erklären wollen, daß unter dem hohen Drucke Wasser in
die Poren des Kautschuks eindränge, während dieß bei Gutta-percha nicht der
Fall sey; diese Ansicht ergab sich aber als unhaltbar, denn wenn ein Metalldraht
erst mit Kautschuk, dann mit Gutta-percha überzogen wurde, so zeigte sich bei
Druckvergrößerung im Leitungswiderstande eine Veränderung, die zwischen den
Resultaten, welche Kautschuk und Gutta-percha für sich gaben, in der Mitte
lag. (Cosmos; Armengaud's
Génie industriel, November 1863, S. 274.)
Eine Abänderung der Daniell'schen
galvanischen Batterie, von J. Minotto.
Bekanntlich bestehen die galvanischen Elemente der Daniell'schen constanten Batterie aus einem Glase, das mit concentrirter
Kupfervitriollösung gefüllt ist, in welcher ein Cylinder von Kupferblech steht, und
aus einer porösen Thonzelle mit verdünnter Schwefelsäure, in welche ein amalgamirter
Zinkblock taucht. Die Thonzellen sind ein großer Uebelstand. Sind sie porös genug,
daß sie dem Strome keinen zu großen Widerstand leisten, so zerbrechen sie sehr
leicht, lassen auch die Kupferlösung zum Zink durchdringen und bekleiden sich
allmählich mit einer fest haftenden Kupferschicht. Aus diesen Gründen hat man
bekanntlich jetzt in Deutschland die Meidinger'sche
constante Batterie vielfach eingeführt, eine Combination, bei der Kupfer und Zink
die Metalle, Kupfervitriol und Bittersalzlösung die erregenden Flüssigkeiten bilden.
Bei Siemens und Halske in
Berlin sah Referent schon vor mehreren Jahren eine sehr constante Combination, bei
der die Scheidewand durch eine Lage Papierzeug gebildet war.
Minotto wählt statt dessen eine Lage Sand. Auf den Boden
eines Glasgefäßes kommt eine Kupferscheibe mit angelöthetem Draht, der durch
Gutta-percha isolirt ist. Hierauf schüttet man eine Lage pulverisirten
Kupfervitriols und darüber eine Lage feinen, reinen Sand. Auf diesen kommt endlich
eine amalgamirte Zinkplatte mit Leitungsdrath zu liegen. Man gießt dann vorsichtig
Wasser auf, das den Sand durchtränkt, und mit dem Kupfervitriol eine gesättigte
Lösung bildet. Dieselbe setzt auf der Kupferplatte galvanisch Kupfer ab, die frei
werdende Säure dient zur Sättigung des gebildeten Zinkoxydes. Die Kette soll zwar
schwach aber ungemein constant wirken, sehr billig seyn und nur sehr geringe
Aufmerksamkeit verlangen. Von Zeit zu Zeit muß das Wasser ergänzt werden. Ist der
Kupfervitriol gänzlich consumirt, so nimmt man den Apparat auseinander, wäscht den
Sand aus, und kann dann die Kette sofort wieder zusammensetzen, falls nicht eine
neue Zinkplatte nöthig wird. Der Sand verhindert die Vermischung der Flüssigkeiten,
ohne doch dem Strome zu großen Widerstand entgegenzusetzen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864,
Nr. 1.)
Ueber eine Zündmasse der für Zündnadelgewehre bestimmten
Patronen; von Dr. Eduard Reich.
Während einer kurzen Zeit meines Lebens war ich Zögling der Stabs-Schule des
dritten k. k. Feld-Artillerie-Regiments. Seither lenkte ich meine
Aufmerksamkeit unter Anderem auch den Feuerwerkskörpern zu, mit denen ich immer nach
mehreren Jahren einmal experimentirte. Vor etwa 15 Monaten kam in einem Kreise von
Bekannten die Rede auf die sogenannten Zündpillen der für die Zündnadelgewehre
bestimmten Patronen; man bat mich, Versuche in Hinsicht dieser Körper
anzustellen.
Ich laugte zu dem Ende 10 Gewichtstheile trockenen Scheibenpulvers mit kochendem
Wasser sorgfältig aus, und vermengte den trockenen und alkoholisirten Rückstand
unter Zusatz einiger Tropfen höchst rectificirten Weingeistes und reinen Steinöls
mit folgenden staubfeinen Körpern allmählich und innig:
chlorsaurem Kali
16
Gewichtstheilen
schwarzem Schwefelantimon
2
„
Zucker
3
„
gelbem Blutlaugensalz
2
„
Bleisuperoxyd
4
„
Die schwach feuchte Masse wurde in Stückchen von der Größe kleiner Erbsen in aus Pappe gefertigte
Zündspiegel mit Hülfe eines aus Zwetschenbaumholz gedrehten Cylinderchens
geschlagen. Ich ließ alsdann durch eine Woche lang in einem warmen Locale die
Trocknung vor sich gehen.
Trieb man eine starke Stahlnadel mittelst eines gut gemessenen, nicht zu starken
Hammerschlags rasch in die Masse, so erfolgte augenblicklich Entzündung und ungemein
schnelle Verbrennung. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1863 S. 273.)
Dunkles Schwarz für messingenen optische Instrumente.
Das dunkle Schwarz, welches so häufig bei messingenen optischen Instrumenten
angewendet wird, erhält man nach dem Practical Mechanics'
Journal dadurch, daß man das mit Tripel polirte Messing mit einer
verdünnten Lösung eines Gemisches aus einem Theil neutralem salpetersaurem Zinnoxyd
und 2 Theilen Goldchlorid wäscht und es etwa erst nach 10 Minuten mit einem feuchten
Tuche abwischt. War Säure im Ueberschuß vorhanden, so hat die Oberfläche eine
dunkelschwarze Färbung angenommen. Das neutrale salpetersaure Zinnoxyd erhält man
durch Fällen von Zinnchlorid mittelst Ammoniak und Auflösen des so erhaltenen Oxydes
in Salpetersäure. (Neues Jahrbuch für Pharmacie.)
Paraffinpapier statt Wachspapier.
Das Paraffin ist jetzt ein überall erreichbarer Handelsartikel geworden und man
erhält es zu circa 1 fl. in einem farb- und
geruchlosen Zustande. Dieses reine Paraffin ist ein vorzügliches Material zur
Bereitung des Paraffinpapiers, welches das Wachspapier in Rücksicht auf das
Verfahren der Darstellung und die technische Verwendung, aber auch in ökonomischer
Beziehung beachtenswerth übertrifft und selbst dem Pergamentpapier Concurrenz machen
wird. Da das Paraffin schon bei 35 bis 40° R., also leichter als das Wachs
schmilzt, auch weniger leicht als dieses erstarrt, so ist nur eine gelinde Wärme
nöthig, um die Durchdringung des Papiers zu erreichen. Bei unvorsichtig vermehrter
Hitze tritt nicht so leicht, wie beim Wachs, eine Bräunung des Papiers, sondern eine
Verdampfung des Paraffins ein. Das Paraffinpapier ist weit zweckmäßiger verwendbar
als das Wachspapier. Dieses hat stets einen mehr oder – weniger ranzigen
Geruch, es ist gegen Feuchtigkeit, besonders alkalischen Stoffen und Säuren
gegenüber, wenig beständig, dagegen bleibt das Paraffinpapier geruchlos und wird von
Feuchtigkeit, alkalischen und sauren Substanzen sehr schwierig alterirt. Ferner ist
das Paraffin nahezu 1/3 billiger als Wachs und in seiner Fähigkeit, die Papierfaser
zu durchdringen, um 1/3 stärker als dieses. (Dr. Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1863, Nr. 45.)
Collodium als Firniß; von O. A. Bernhard.
Einen recht praktischen Firniß gibt Collodium, welches mit dem 32sten Theil Ricinusöl
versetzt ist. Vor Terpenthinöl- und Weingeistfirnissen hat er wesentliche
Vortheile. Er trocknet äußerst schnell, schlägt nicht durchs Papier, kann also
sogleich angewendet werden, dann bleibt er von öligen und weingeistigen
Flüssigkeiten unverändert. Landkarten, Kalender, Tabellen, Aufschriften u.s.w. damit
überzogen, bleiben jahrelang unverändert glänzend und geschmeidig, mit Ausnahme
eines schwach gelblichen Stiches, den sie annehmen. Von Unreinigkeiten lassen sich
letztere leicht mittelst Wasser reinigen. Sollten sich bei Anwendung desselben nach
mehrmaligem Auftragen, was immer geschehen muß, weiße Stellen zeigen, so dürfen
diese nur mit Aether leicht benetzt werden, um sogleich zu verschwinden. (Neues
Repertorium für Pharmacie, Bd. XII S. 440.)
Weinbereitung mit Centrifugal-Maschinen statt mit
Pressen; von Adolph Reihlen, Fabrikbesitzer in
Stuttgart.
Nach einem vorläufigen, von dem Vorstande der kgl. Centralstelle für Gewerbe und
Handel in Stuttgart unter Mitwirkung der landwirtschaftlichen Centralstelle
angestellten Versuche, aus ganzen, nicht zerdrückten Trauben mittelst einer von Hand
getriebenen Centrifugalmaschine, Weine verschiedener Qualität zu bereiten, wurde auf
Anregung des genannten Herrn am 23 October 1863 ein größerer Versuch mittelst einer
in der Zuckerfabrik in Stuttgart aufgestellten Centrifuge vorgenommen.
Die Maschine dient dort zur Trennung der Zuckerkrystalle von Syrup, hat einen
Durchmesser des inneren Siebes von 27 Zoll, während dessen Höhe 9 Zoll beträgt. Sie
wird von einer Dampfmaschine getrieben und macht in der Minute 1000–1200
Umdrehungen.
Durch die Güte des Hrn. v. Ergenzinger, Präsidenten der
kgl. Hofkammer, wurden die zu einem größeren Versuche nöthigen Trauben aus dem kgl.
Weinberge auf der Prag geliefert.
Die bei der Arbeit anwesende Commission bestand aus den Herren: Präsident v. Ergenzinger, Director v. Steinbeis und Hofdomänenrath v. Schmid.
Die Wägungen und Aufschreibungen wurden von dem Verfasser unter Zuhülfenahme seines
Comptoirpersonales besorgt und genau controlirt.
Gleich bei den ersten Füllungen der Centrifuge stellte sich heraus, daß die Maschine
am besten in Gang gesetzt wird, ehe die Trauben
hineingeschüttet werden, weil sich dieselben sonst weder gleichartig an dem inneren
Rande der Siebtrommel anlegen, noch die Beeren gehörig platzen.
Bei Anwendung dieser kleinen Vorsicht wurden nicht nur alle reifen Beeren zerrissen,
sondern es floß bei einer Füllung von je etwa 40 Pfund Trauben der Most in
4–5 Minuten sehr rasch ab.
Auf diese Weise lieferten:
70
Pfd. Rißlinge
44 1/2
Pfd. (63 1/2
Proc.)
Wein u.
25 1/2
Pfd. (36 1/2
Proc.) Träber
79
Pfd. Gutedel
56
Pfd. (71
Proc.)
„ „
23
Pfd. (29
Proc.) „
76
Pfd. Elbling
58
Pfd. (76
Proc.)
„ „
18
Pfd. (24
Proc.) „
90 1/2
Pfd. Silvaner
68 1/2
Pfd. (76
Proc.)
„ „
22
Pfd. (24
Proc.) „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
315 1/2
Pfd. Trauben
227
Pfd. (76
Proc.)
Wein u.
88 1/2
Pfd. (28
Proc.) Träber.
Alle Trauben waren vollkommen reif.
Nimmt man an, daß ein Butten Trauben von 120 Pfund 2 Imi Wein mit circa 80 Pfund, mithin circa 66 2/3 Proc. Wein bei guter
Pressung liefert, so würde schon in dieser Rücksicht die Centrifuge mit mehr als 5
Pfund Wem von 100 Pfd. Trauben im Vortheil seyn; mit anderen Worten, im vorliegenden
Fall wären 17 Imi Wein aus einer Traubenmenge erzielt worden, die bei gewöhnlich
guter Pressung nur 16 Imi gegeben hätte.
Nachdem der Beweis geliefert war, daß die Centrifuge Raspel und Presse zu ersetzen
vermöchte, galt es zu untersuchen, wie durch Zusatz von Wasser den sehr lockeren
Träbern möglichst viel Nachwein entzogen werden könnte.
Während das ursprüngliche Durchschnittsgewicht des unverdünnten Mostes etwa
74° betrug, wurden durch Vermischung der 88 1/2 Pfund Traber mit 30 Pfd.
Wasser und Centrifugiren 42 Pfd. Nachwein von 44° erhalten. Hierauf wurden
noch probeweise 9 Pfund Wasser in die Centrifuge eingegossen, um aus den Trauben
noch mehr Wein auszuwaschen; diese Manipulation erwies sich indessen nicht
zweckmäßig, insoferne der so erhaltene Nachwein bloß 20° wog, offenbar weil
das Wasser keine Zeit hatte, in das Innere der Traubenhäute einzudringen.
Es wurde nun zuletzt noch die Hälfte der Träber mit 6 Pfund Wasser in einem Gefäß
gemischt und centrifugirt, wobei der Nachwein wieder 40° wog. Aller Nachwein
kam in ein Gefäß zusammen und wog im Durchschnitt 36°.
Da zuletzt nicht mehr als 46 Pfund Traber von 315 1/2 Pfund Trauben, also bloß 14,6
Proc. Träber übrig blieben, so wurde ein Aequivalent von nicht weniger als 85,4
Proc. Wein erhalten.
Die letzten Träber stellten ein ganz loses Gemenge von Kämmen, Häuten und Kernen vor,
so trocken, daß durch Absieben jede einzelne dieser drei Substanzen ganz leicht für
sich hätte abgesondert werden können.
Bei dieser Arbeit wäre die Gewinnung von Weinkernöl außerordentlich erleichtert.
Eine eigenthümlich überraschende Erscheinung bot der centrifugirte ohne Wasserzusatz
bereitete Wein insoferne dar, als er schon am 23. November, also gerade nach einem
Monate, glanzhell und zum Ablassen fertig sich erwies, während der auf gewöhnliche
Weise aus denselben Trauben dargestellte und im gleichen Locale gegohrene Wein noch
ganz trübe und schleimig erschien.
Geschmack und Geruch entsprachen dem Ansehen der beiden Weine vollständig.
Die interessante Frage, ob bei halbreifen Trauben unter entsprechender Modificirung
der Geschwindigkeit, die Centrifuge bloß die reifen Beeren zerreißen, die unreifen
aber unversehrt lassen, das Auslesen und Beeren von Hand also ersetzen würde, konnte
der vorgerückten Jahreszeit wegen Heuer nicht mehr untersucht werden, wie überhaupt
dieser Versuch nicht als ein endgiltiges Resultat, sondern namentlich dazu dienen
soll, auf die Anwendbarkeit der Centrifuge bei der Weinbereitung aufmerksam zu
machen und spätere größere Arbeiten in dieser Richtung hervorzurufen.
Fassen wir das erhaltene Resultat zusammen, so scheint daraus Folgendes
hervorzugehen:
1) Centrifugen können ohne vorhergehendes Raspeln oder sonstiges Zerquetschen der
Trauben zweckmäßig zum Weinbereiten benützt werden.
2) Vorhergehendes Raspeln der Trauben würde die Wirksamkeit der Centrifuge
außerordentlich unterstützen, weil das sehr rasch erfolgende Ablaufen des Mostes
eine weit stärkere Ladung der Maschine gestattet; in diesem Falle würden mit Einer
Centrifuge binnen 8–10 Minuten (einschließlich Füllen und Leeren) etwa
100–120 Pfund zerdrückte Trauben in Most und Träber getrennt werden können,
was ungefähr einem Eimer per Stunde entspräche.
3) Der mit Centrifugen gewonnene Wein sättigt sich einerseits sehr intensiv mit der
zu Einleitung des Gährungs-Processes erforderlichen atmosphärischen Luft,
während andererseits viel mehr Fäserchen und consistente Schleimtheile der Traube in
den Träbern zurückbleiben. Aus den Kämmen und Kernen kommt kein übelschmeckender
Gerbstoff und andere Substanzen in den Most und er scheint aus diesen Gründen
rascher zu gähren und viel früher abgelassen werden zu können.
Obgleich bis jetzt der Centrifugalmost entschieden besser zu seyn scheint, so ist
doch behufs unparteiischer Vergleichung die Abklärung des auf gewöhnliche Weise
gekelterten Weines abzuwarten; insbesondere wäre seiner Zeit der relative Gehalt an
Gerbstoff und anderen Säuren in den verschieden dargestellten Weinen, sowie deren
relative Haltbarkeit zu ermitteln.
4) Die Mehrausbeute des freiwillig abfließenden Weines, die große Leichtigkeit der
Bereitung von Nachwein, das Wegbleiben schlechter Substanzen aus Kernen und Kämmen
und die Auskelterung aller an den letzteren haftenden Beerenreste, empfehlen die
Benützung von Centrifugen zur Weinbereitung ganz besonders.
5) Es wäre sehr zu wünschen, daß mit gleichen Quantitäten geraspelter Trauben im
kommenden Herbst genau vergleichende größere Versuche gemacht würden, um über
Ausbeute, Qualität, Kosten etc. der erhaltenen Weine genaue, auf Zahlen begründete
Zusammenstellungen zu erhalten. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1863, Nr. 50.)
Die künstliche Befruchtung der Getreide-Pflanzen nach
Hooibrenk.
Die Vorschläge des Hrn. Hooibrenk zur künstlichen
Befruchtung der Cerealien (worüber im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 399 berichtet wurde), fahren in
Frankreich fort, sowohl die höheren Regionen der Regierung, als auch die
wissenschaftlichen Kreise zu beschäftigen; denselben ward sogar die hohe Ehre einer
ausführlichen Erwähnung in der feierlichen „Darstellung der Lage des
Reichs (Exposé de la situation de
l'Empire),“ welche der Kaiser jährlich den Kammern übersendet.
Die bei den Versuchen in Sillery erreichten Resultate scheinen wenigstens so direct von der künstlichen Befruchtung
herzustammen, daß man es für Gewissenspflicht hielt, die Sache gründlich zu prüfen.
Eine Commission ist also ernannt worden und als deren Präsident fungirt der
Marschall Graf Vaillant, Minister des kaiserlichen
Hauses, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Die Commission ladet alle die sich
dafür interessiren ein, an den Versuchen Theil zu nehmen und die Resultate
einzusenden. Natürlich ist die Aufforderung von Instructionen begleitet, welche sowohl
die in Rede stehende Methode beschreiben, als auch die Einheit der Versuche
erstreben. Hier nun die nöthigen Auszüge.
H. Hooibrenk empfiehlt zweierlei Operationen: 1) die
Cerealien bald nach ihrem Aufgehen drei oder viermal zu walzen; 2) dieselben zur
Blüthezeit künstlich zu befruchten. Zum erstenmal wird gewalzt, wenn die Hälmchen
etwa 3 bis 4 Zoll hoch sind; zum zweitenmale fünf, sechs oder sieben Tage später;
zum drittenmale nach einer ähnlichen Zwischenzeit. Das Walzen muß jedesmal in
derselben Richtung stattfinden, damit die Pflanze immer nach derselben Seite hin
gebogen werde. Die Winterfrucht, welche schon im Herbste gewalzt worden ist, muß
noch im Frühling, wenn die Vegetation wieder beginnt, ein oder zweimal gewalzt
werden. Die Walze muß cannelirt seyn und ungefähr das Gewicht der Landeswalze haben.
(Modelle werden den Versuchslustigen gesendet.) Sollte im Winter der Frost den Boden
gehoben haben, so muß er mit der gewöhnlichen Walze einfach wieder beigedrückt
werden, wenn er mit Winterfrucht bestellt ist. Rübsaat und Mais werden nicht
gewalzt. Die künstliche Befruchtung findet statt, sobald die Blüthe beginnt. Der
anzuwendende Apparat besteht aus einem 20 bis 25 Meter (60–75') langen Seile,
an dem 2 Fuß lange, dicht stehende, grob wollene Fransen hängen. Alle 4 Zoll ist ein
Schrotkorn an eine der Fransen befestigt. Die Fransen werden mit etwas – sehr
wenig – Honig bestrichen, indem man die mit etwas Honig benetzten Finger an
denselben abreibt. Zur Bewerkstelligung der künstlichen Befruchtung wird das Seil
auf das Getreidefeld gebracht und so getragen, daß die Fransen die Aehren in ihrer
ganzen Länge einwickeln. Drei Männer tragen das Seil, einer an jedem Ende und einer
in der Mitte; letzterer muß dem Seile eine kleine Bewegung geben, damit die Aehren
bei der Berührung geschüttelt werden. Die Operation wird dreimal wiederholt, je nach
einem Zwischenraum von einem oder zwei Tagen und bei ruhigem Wetter. Das erstemal
muß sie, wo möglich, in der Richtung von Osten nach Westen, zum zweitenmal von
Westen nach Osten stattfinden. Beim drittenmal kann die Richtung nach Belieben seyn.
Die Operation, besonders wenn Thau gefallen ist, darf nicht vor 10 Uhr Morgens
begonnen werden, und keinesfalls bei Regenwetter. Man verfährt mit Rübsamen,
Haidekorn und Mais wie für Getreide, nur müssen für Mais die Schrotkörner etwas
schwerer seyn. Nach dem Gebrauch für die Befruchtung einer Pflanzenart muß der
Apparat gewaschen werden, ehe man ihn für eine andere Pflanze anwendet.
Die Instructionen verlangen, daß man die Versuche auf folgende Weise ausführe: 1) Man
suche ein in seinen Theilen möglichst gleichartiges Feld, besonders was Boden,
Düngung und Lage betrifft, dabei sey es fern von Wäldern oder zu dichten
Baumgruppen. 2) Man theile das Feld in 4 Streifen, und trenne sie durch einen Pfad.
Die eine Abtheilung bearbeite man auf die landesübliche Weise; auf der zweiten walze
man ohne künstlich zu befruchten; auf der dritten walze man und wende die künstliche
Befruchtungsmethode an; auf der vierten walze man nicht, gebrauche aber den
Befruchtungs-Apparat. Läßt sich das Feld nicht in Streifen theilen, so müssen
jedenfalls die Abtheilungen so gleichartig als möglich seyn. 3) Die Ernte muß in
allen vier Abtheilungen zu gleicher Zeit stattfinden. 4) Von jeder Abtheilung
dresche man allein das Product und zwar mit derselben Maschine, welche jedesmal
sorgfältig gereinigt wird. Man wäge und messe einzeln die Körner von jeder
Abtheilung. Ebenso das Stroh. 5) Beim Ernten zähle man genau die Zahl der Halme,
welche ein Quadratmeter in jeder Abtheilung enthält, wobei man so viel als möglich
eine Stelle, welche den durchschnittlichen Bestand repräsentirt, aussucht. 6) Die
Halme dieses Quadratmeters werden sorgfältig und mit ihren Wurzeln herausgenommen;
man binde sie in eine Garbe und versehe sie mit einer Etiquette, welche ihren
Ursprung angibt. Diese Garben sollen wohl eingepackt und mit den nöthigen Angaben in
Kisten an den Minister des kaiserlichen Hauses gesendet werden. 7 Tabellen enthalten
die Aufzählung der gewünschten Angaben. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der
Landwirthschaft, 1864, Nr. 1.)
Erdölquellen in der Walachei.
Der Director der Erdöl-Import-Gesellschaft theilt den Times mit, daß diese Gesellschaft in der Walachei neue
Erdölquellen entdeckt und bereits für die Lieferung von 20,000 Tonnen von dort
Contracte abgeschlossen habe. Ein von Ibraila eingetroffener Dampfer habe bereits
280 Tonnen, die in Qualität völlig dem pennsylvanischen Petroleum gleichständen,
nach England gebracht.
Die Steinkohlenproduction Englands.
Die gesammte Steinkohlenförderung Englands im Jahre 1861 wird zu 83,635,214 Tonnen
à 20 englische Centner angegeben. Hiervon
kommen auf:
Gruben
Tonnen.
Durham und Northumberland
271
19,144,965
Cumberland
28
1,255,644
Yorkshire
397
9,374,600
Derbyshire und Nottinghamshire
180
5,116,319
Leicestershire
11
740,000
Warwickshire
16
647,000
Staffordshire und Worcestershire
580
7,253,750
Lancashire
373
12,195,500
Cheshire
39
801,570
Shropshire
66
829,750
Gloucestershire, Somersetshire und Devonshire
112
6,514,025
Wales
398
8,561,021
Schottland
424
11,081,000
Irland
46
123,070
Wie sehr die Steinkohlenförderung Englands in den letzten Jahren zugenommen hat, geht
aus folgenden Zahlen hervor. Dieselbe betrug:
1854
bei
2397
Gruben
64,661,401
Tonnen.
1855
„
2613
„
66,453,079
„
1856
„
2829
„
66,645,450
„
1857
„
2867
„
65,394,707
„
1858
„
2958
„
65,008,649
„
1859
„
2949
„
71,979,765
„
1860
„
3009
„
84,044,798
„
1861
„
3052
„
83,635,214
„
Exportirt wurden im Jahre 1861: 7,560,758 Tonnen Kohle, 286,150 Ton. Kohks und 79,717
Ton. Patentkohle. Die stärksten Abnehmer waren: Amerika mit 1,063,756 Tonnen,
Frankreich mit 1,436,160 Tonnen (der Betrag hat sich gegen früher verringert, weil
die kaiserl. Marine jetzt französische Kohlen verwendet), Dänemark mit 542,567 Ton.,
Hamburg mit 414,427 Ton., Preußen mit 439,096 Ton., Italien mit 417,629 Ton.,
Spanien und die canarischen Inseln mit 403,238 Ton., Rußland mit 342,513 Ton.,
Holland mit 262,868 Ton., Schweden mit 214,004 Ton., Ostindien mit 199,069 Ton.,
Türkei mit 174,686 Ton., Norwegen mit 135,221 Ton., Malta mit 115,731 Ton., Portugal
mit 108,794 Ton., Hannover mit 100,312 Ton. Die übrigen Beträge belaufen sich noch
nicht auf 100,000 Tonnen. (Practical Mechanics' Journal,
Februar 1863, S. 305.)