Titel: | Erfahrungen aus dem Gebiete der Biergährung; von Ludwig Häcker in Ungarisch Altenburg. |
Autor: | Ludwig Häcker |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XCVIII., S. 385 |
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XCVIII.
Erfahrungen aus dem Gebiete der Biergährung; von
Ludwig Häcker in Ungarisch Altenburg.
Häcker, Erfahrungen aus dem Gebiete der Biergährung.
Eine in den Handbüchern der Bierbrauerei mannichfach erwähnte, in der Praxis zum
Glück nicht häufig vorkommende Erscheinung, die als eine Krankheitsform des
Gährprocesses anzusehen ist, ist die sogenannte Rast der
Gährung.
Sie stellt sich wie folgt dar: Es sind bei einem Gebräue oder bei einer Folge von
Gebräuen, alle Vorzeichen des Brauprocesses günstig gewesen: reiner Lautermaisch,
klare Haupt- und Nachwürze, gutes Brechen des Hopfensudes, dunkler Stand auf
der Kühle; die gehopste und gehörig abgekühlte Würze befindet sich im Gährbottich,
in der rechten Zeit zeigen sich Kräusen, die Gährung zeigt sich, wenn auch gerade
nicht kräftig, so doch normal bis nach dem Sinken der
Kräusen – da tritt plötzlich ein Stillstand ein: das Ansehen der
Gährflüssigkeit bleibt sich tagelang gleich, die Probe im Schauglas ist immer gleich
trübe und unentschieden, die Saccharometeranzeige bleibt hoch, von einem Tage zum
anderen nur wenig Attenuation beurkundend – mit einem Worte: die Gährung rastet. In jüngstvergangener Zeit hatte die
Gährung für Lagerbiere noch die normale Zeit von 8–10 Tagen gedauert, jetzt
verfließen 12, es verfließen 14 Tage, das Verhalten der Gährflüssigkeit bleibt sich
hartnäckig gleich, das Bier „fällt nicht durch.“ Endlich
entschließt sich der Brauer zum Abziehen: Hefe findet sich weniger im Gährbottich
angesammelt als bei normalen Gährungen; wenn die Krankheit schon längere Zeit dauert
und intensiv auftritt, ist die Hefenmenge äußerst gering, die Farbe der Hefe
erschreckend dunkel. Bei der Probe des abgezogenen Bieres im Schauglas tritt nach 1
bis 2 Tagen erst Klärung ein, doch nicht vollkommen genügende, an den Wandungen des
Glases bleiben jene Hefenstreifen haften, welche als
„Flinkerln“ unseren Bräuern ein Zeichen unregelmäßiger
Hauptgährung sind. Auf die Frage, was weiter mit diesem Biere anzustellen ist, diene
der Rath, wofern man es nur mit einem oder einzelnen Gebräuen zu thun hat, dieselben
auf gut gerathene und gut durchgefallene Biersude in den Lagerfässern auszutheilen.
Zeigt sich jedoch das Uebel anhaltender, so gebe man die betreffenden Gebräue
zusammen in eine möglichst kalte Kellerabtheilung: die Erfahrung hat gezeigt, daß
mehrmonatliches Lagern in kalten Kellern solche Biere noch in Ordnung bringen kann
– sobald sie jedoch leidlich rein sind, müssen sie schleunigst verkauft
werden. In ungünstigen Fällen wurde von rastender Gährung stammendes Bier gar nie
rein und zeigte bald Neigung zur Säuerung.
Suchen wir nun zunächst an der Hand anerkannter Schriftsteller über Braukunde Näheres
von dieser Rast der Gährung zu erfahren, um auf Grund der Erforschung der
Krankheitsursachen deren Heilung oder, noch besser, deren Abhaltung zu versuchen, so
finden wir zunächst in Habich's „Chemie des
Bieres“ §. 77 die Verschmierung der
Hefenzellen durch Hopfenharz als Grund einer verlangsamten Gährung
angeführt. Die betreffende Stelle heißt: „Die Umkleidung der Hefenzellen
mit Hopfenharz kann – bei Anwendung von geringer Menge von Stellhefe
– so weit gehen, daß die Gährung ganz unterbrochen wird. Es ist dieß die
räthselhafte Erscheinung des „Rastens der Gährung.“ Sie
geht vorüber und die Gährung beginnt wieder, sobald die neugebildeten
Hefenzellen nach Beseitigung des störenden Hopfenharzes anfangen zu arbeiten.
Sollte dem Bierbrauer dabei der Geduldfaden reißen, so mag er dem rastenden
Biere ein wenig neue Stellhefe auf die Raufe geben; das ist besser als
das Aufrühren der verharzten Bodenhefe, was man gewöhnlich zur Abhülfe
benutzt.“ Ferner sagt Habich §. 78:
„Uebrigens hat nicht jedes Rasten der Gährung seinen Grund in der
Umkleidung der Hefenzellen mit Hopfenharz. Es kann nämlich auch eine plötzliche
Veränderung des Luftdruckes die Gährungserscheinungen
ändern.“
Mulder hat in seiner „Bierchemie“
§. 342 eine Stelle, welche ich mir ebenfalls erlaube hier anzuführen:
„Fände eine bloße Bildung von Hefe statt, so würde man in der Hefe
bloß wirksame Zellen haben; da jedoch der Hefebildung eine Hefezersetzung
vorausgeht, so hat man unter der frisch abgeschiedenen Hefe auch alle leeren
Zellen mit eingemengt. Es stellt sich hier ein Uebelstand ein, für den ich keine
Abhülfe weiß. Die Hefezellen gähren aus und sinken als leere, verdickte,
schwerer gewordene unwirksame Theile zu Boden.... Man erhält also bei der
Untergährung in stets zunehmendem Verhältnisse ausgegohrene Hefezellen gemengt
mit der Unterhefe. Die Hefe muß also auf diese Art mehr und mehr unwirksam
werden. Ich habe allerdings gelesen, daß man empfohlen hat, bisweilen Hefe aus
einer anderen Brauerei zu nehmen; allein aus dem Mitgetheilten scheint sich die
Nothwendigkeit zu ergeben, die Unterhefe von Zeit zu Zeit gerade wegzuwerfen und
mit frisch bereiteter Hefe anzufangen.“
Als die Gährung kräftigende Mittel, und insofern auch als Mittel gegen die Rast,
werden in Vorschlag oder auch nur in Anführung gebracht:
a) von Balling – Zusatz
von Malzmehl;
b) von Heiß –
Hopfenzusatz im Gährbottich;
c) von Habich –
Weingeist-(Arac-)Zusatz zur Hefe;
(siehe „Der Bierbrauer“ 1861 S. 39.)
d) bei Brauern gewöhnlich – Beigabe von
Weinsteinöl, d. i. einer Lösung von kohlensaurem Kali, zur Hefe;
e) von Habich ferner, wie
oben bereits citirt – Beimengung frischer Hefe beim Eintritt des
Stillstandes.
Außer diesen Mitteln schien es mir wichtig noch zum Versuch zu bringen:
f) Abziehen des rastenden Bieres von der Hefe und Zugabe
von neuem Ferment;
g) Hefenwechsel;
h) Vorbereitung der Hefe
durch vorherige Stellung mit einem kleinen Quantum wärmerer, jedoch nicht über
10° R. zeigender Würze;
i) endlich – sorgfältige Erhaltung der im ersten Gährstadium
bis zur Bildung hoher
Kräusen – selbst erzeugten Wärme in der
Gährflüssigkeit, also Vermeidung der Einbringung von Eisschwimmern oder Eis als
solchem in den Gährbottich in jener Periode, wofern nicht etwa ungewöhnlich lebhafte
Gährung durch Bildung großer Blasen und energische Bewegung sich zeigen sollte.
Den praktischen Werth dieser sämmtlichen Rathschläge, mit Ausnahme des unter a) angeführten, nahm ich im Laufe der Zeit Gelegenheit
im Großen zu erproben, wobei sich folgende Ergebnisse
herausstellten:
ad a). Zusatz von Malzmehl zur gährenden Würze habe ich
beim Versuch im Kleinen angewendet; dieses Mittel kann sich wohl nur auf obergährige
Biere beziehen und wurde in der Zeit, als diese in hiesiger Gegend noch in der Mode
waren, von den Bräuern gern benutzt. Während das Malzmehl bei der Obergährung mit
der Hefe oben ausgestoßen wird, würde es dem untergährigen Biere beim Abziehen vom
Gährbottich beigemengt bleiben, ein Umstand welcher selbst den Versuch im Großen
untersagt.
ad b). Hopfenzusatz im Gährbottich hat sich bei meinen
Versuchen für die Belebung matter Gährung insofern wirksam gezeigt, als das Bier
schöner durchfiel als im Gährbottich nicht mit Hopfen behandeltes. Dagegen zeigte
sich an der geringen Menge der gebildeten Hefe und an deren Beschaffenheit noch der
Krankheitszustand.
ad c). Zusatz von Weingeist (Arac) zum Brauzeug ist eine
alte Brauerpraxis, deren Werth meine eigenen Beobachtungen freilich auch nicht
erhärtet haben. Dagegen möchte ich der sub
d) aufgeführten, ebenfalls in achtbaren Braugeschäften
üblichen „Stärkungsart des Zeugs,“ welche im Zusatze von
gelöstem kohlensaurem Kali (Weinsteinöl) oder Natron besteht, das Wort reden,
insbesondere für wärmere Witterung oder wenn man kein Eis hat zur Beigabe ins
Zeugschaff. Hierbei ist jedoch Rücksicht darauf zu nehmen, daß die säuerliche
Reaction der Hefe durch einen zu großen Alkalizusatz nicht ganz in die alkalische
übergeführt werde (siehe Mulder's „Chemie des
Weines“ S. 68 u.a. O.).
ad e und f). Selbst den Vorschlag Habich's, dem
rastenden Biere etwas neue Hefe „auf die Raufe zu geben,“ habe
ich bei intensivem Auftreten der Krankheit nicht bewährt gefunden: die Gährung
siechte bei den betreffenden Versuchen gerade so dahin, ohne ein Ende nehmen zu
wollen, die Biere waren beim Abziehen ebensowenig rein, die gebildete Hefenmenge
ebenso gering, und die Klärung im Lagerfaß trat ebenso wenig sicher ein, als in
anderen Fällen. Fast Gleiches bin ich genöthigt von dem Verfahren
zu sagen, das rastende Bier abzuziehen und den frischen Zeug dann zuzusetzen.
ad g, h, i). Hefenwechsel – Bezug von frischem
Brauzeug aus bester Quelle – wird nothwendig seyn, wenn die letzt
aufgeführten rationellen Mittel keine Rückkehr zum normalen Verlaufe der Gährung zu
erwirken vermocht haben. Indessen ist dadurch eine radicale Heilung nur in dem Falle zu erwarten, wenn den Punkten h und i, und ganz besonders
dem letzten, volle Rechnung getragen wird. Das „Vorstellen“
soll immer wieder angewendet werden, sobald die Gährungen etwas matter werden
wollen. Dann – und wenn die letzte Regel beobachtet wird, daß in dem ersten Gährstadium, d.h. bis zur Periode der
hohen Krausen, oder bevor man nicht größere Blasen, lebhaftere Bewegung bei rasch
über die Gährkellertemperatur hinausgehendem Wärmegrade der Gährflüssigkeit
wahrnimmt, die Temperatur der letzteren nicht künstlich
heruntergestimmt werden darf – wird die Brauerei von dem Unheil der
rastenden Gährung befreit bleiben!
Durch diese Erfahrung, daß eine künstliche Temperaturerniedrigung im ersten
Gährabschnitte eine unheilbare Krankheit zur Folge hat, wird die Ansicht derjenigen
Forscher bekräftigt, welche wie Mulder („Chemie
des Bieres“ S. 75) annehmen, daß die
Hefenbildung beim Eintritt der Gährung stattfindet und einige Tage
fortdauert. Wird diese Neubildung von Hefe gehemmt, so kommt der Gährproceß
nicht mehr recht ins Geleise.
Eine Reihe von Beobachtungen und Versuchen, welche bei Gelegenheit wieder aufgenommen
werden sollen, bekräftigen diese Erfahrung ziffermäßig durch das Ergebnis, daß der
Hefenzuwachs von der 60sten Stunde nach dem Zeuggeben bis zum Schlusse der
Hauptgährung, d.h. bis nach 7 1/2 Tagen, nur noch ein verschwindend kleiner war, daß also die Hefenbildung im ersten Drittel der Gährzeit sich
vollendete. Ferner deuten meine Versuche an, daß der
Hefenzuwachs bei Gährungen mit Stellhefe ungefähr dem Gewichte der ohne
Stellhefe, also bei der Selbstgährung, gebildeten Hefe gleichkommt.
Die Gährung ohne Stellhefe ergab beim Versuch im Kleinen – wohl wegen der
verhältnißmäßig hohen Temperatur des Locals von 14° R. – denselben
Vergährungsgrad wie die Gährung mit Stellhefe bei gleichem Zeiterforderniß für den
Proceß.
Die mikroskopische Vergleichung der Hefe, welche sich bei der
Selbstgährung gebildet hatte, mit der von normaler Biergährung erhaltenen
zeigte eine wesentlich verschiedene Beschaffenheit jener.
Es lag nahe, die Versuche 1 und 4 über das Stadium der geistigen Gährung hinaus
fortzusetzen, wobei sich für beide von der gebildeten Hefe getrennte Flüssigkeiten
ein sehr ähnliches Verhalten ergab.
Eines weiteren Commentars bedarf, so wage ich anzunehmen, die folgende Beschreibung
der Versuche und die tabellarische Zusammenstellung der Resultate nicht. Wenn Praxis
mit Theorie Hand in Hand geht, so steht auch für erstere Erfolg in Aussicht. Für die
Richtigkeit dieses Satzes spricht die Anerkennung, die sich nach und nach das Gerstenmalz-Maisbier erworben hat, welches nach
meiner Methode, dem Endergebniß jahrelanger Bemühungen, in der unter meiner Leitung
stehenden hiesigen erzherzoglichen Bierbrauerei erzeugt wird. Der Uebergang vom
Laboratoriumsversuch zum Großbetrieb ist bereits vor 9 Jahren gemacht worden. In dem
„Jahrbuch für österreichische Landwirthe,“ 1863, ist S. 41
u. f. von Hrn. Professor Dr. Moser Näheres über die Gerstenmalz – Maisbierfabrication angegeben
und ohne Erwähnung meines Namens das einfache Verfahren angedeutet, für dessen
Ausbildung nach – wie gesagt – jahrelanger theoretischer und
praktischer Bestrebung ich mir die Priorität vindicire. In Oesterreich und auf dem
europäischen Continent überhaupt wurde in früherer Zeit, vor 1853, meines Wissens
Gerstenmalz-Maisbier noch nirgends andauernd fabrikmäßig bereitet. Hunderte
von Versuchen an den landwirthschaftlichen Akademien Hohenheim, Schleißheim,
Altenburg, lagen vor; die Hörer trugen die Resultate geschrieben und vielleicht
gedruckt in alle Weltgegenden; viele Bierbrauereien haben ein oder das andere
Gebräue gemacht, aber, nicht überzeugt von der Sicherheit
des Erfolges, die Sache baldigst wieder fallen gelassen. Nur durch den
Fortschrittsdrang und die gütige Unterstützung meines Vorgesetzten, des
erzherzoglichen Directors der ungarischen Herrschaften, Hrn. Carl von Zimmermann, wurde der Uebergang vom Laboratoriumsversuche
zum braumäßigen Verfahren ermöglicht und ein so werthvolles Ziel erreicht.
Mögen sonach meine Angaben, durch welche ich dem Praktiker einige Fingerzeige und dem
Fachgelehrten Anregung zu fruchtbringender Forschung zu geben wünsche, genommen
werden als das was sie sind: als der bescheidene Versuch nach Kräften zur Lösung der
wichtigen zymotechnischen Fragen beizutragen, welche, zum Theil schon vor
Jahrzehnten von hochangesehenen Gelehrten aufgeworfen, noch heute unbeantwortet, zum
Theil unberücksichtigt vorliegen.
Bestimmung und Untersuchung der Hefe in
verschiedenen Stadien der Biergährung.Uebersicht.
Erster Versuch. – Gährung ohne Stellhefe.
Ausgeführt mit 1 Wiener Maaß gehopster Würze mit dem Extractgehalt von 12,9
Proc.
Zweiter bis fünfter Versuch. – Gährung mit
Stellhefe, und zwar:
Zweiter, dritter und vierter, ausgeführt mit je 1 Wiener Maaß
gehopfter Würze obigen Extractgehalts bei 1/258 Raumtheil Hefenzusatz, wobei
der zweite „ dritte
Versuch„
nach „
1 1/2 Tagen2 1/2 „
unterbrochen,
der vierte
„
bis zum regelrechten Schlusse
der
Hauptgährung, d. i. 7 1/2 Tage lang, fortgeführt wurde.
Fünfter Versuch: Verhalten der Bierwürze desselben Gebräues bei
der braugerechten Gährung in Gährbottichen von 41 Wien. Eimern und dem genannten
Hefenverhältniß.
Die Temperatur des Locals bei den Versuchen 1 bis 4 war durchaus zwischen 14 und
15° R.; die Temperatur des Gährkellers beim 5ten Versuch 11° R.
––––––––––
Erster Versuch. – Gährung
ohne Stellhefe, in 7 1/2 Tagen zu Ende geführt.
Beobachtung nach 1 1/2 Tagen: Ansehen ziemlich klar, reichliche
Kohlensäureentwickelung, Schaum gering, Bodensatz gering, Lackmus wird stark
geröthet, Saccharometeranzeige 12,7 Proc.
Nach 2 1/2 Tagen: kräusenartige Erhebung, Bodensatz
unwesentlich vermehrt, Hopfengeruch, Saccharometeranzeige 12 Proc.
Nach 3 1/2 Tagen: Ansehen der Flüssigkeit trüb, großblasiger
Schaum, Bodensatz noch nicht sehr merkbar vermehrt, Weingeistgeruch,
Saccharometeranzeige 10,1 Proc.
Nach 5 Tagen: Ansehen etwas reiner, starker Schaum, Hefenabsatz
bedeutend, angenehmer Biergeruch, Saccharometeranzeige 6,6 Proc.
Nach 7 1/2 Tagen: Ansehen fast rein, Schaum verschwunden,
Geruch schwach säuerlich – deßhalb Schluß des Versuchs. Am Grunde des
Glasgefäßes eine klebende, ganz dünne Satzschichte, wie sie bei keinem der folgenden
Versuche mehr vorkam; Saccharometeranzeige 5,3 Proc.
Die gebildete Hefe wog, bei 80° R. getrocknet, 5,612 Gramme. Bei der
mikroskopischen Beobachtung der breiigen Hefe mittelst 420facher Linearvergrößerung
erschienen die Zellen kleiner als bei normaler Hefe, rund, dunkel, häufig
zusammengeballt wie Froschlaich, dazwischen körnige, griesige Klümpchen –
abweichend von vielfach untersuchter normaler Bierhefe.
Die von der Hefe abgeschiedene Flüssigkeit ward noch länger zur Beobachtung des
Säuerungsprocesses stehen gelassen und zeigte:
nach
2 Tagen: stark säuerlichen Geruch, kahnige
Oberfläche,ziemlich starken Bodensatz, Saccharometeranzeige 5
Proc.;
nach
4 Tagen: sehr sauren Geruch, kahnige Oberfläche, trübes
Ansehen, die
Saccharometeranzeige
steigt auf
5,2 Proc.
nach
8 Tagen
„
„
„
5,4 „
„
11 „
„
„
„
6,4 „
„
13 „
„
„
„
6,6 „
„
17 „
„
„
„
7,2 „
„
20 „
steht die Saccharometeranzeige noch auf
7,2 „
„
22 „
sinkt
„
„
„
7,15 „
Dieses Sinken deutet auf Schluß der Essigbildung und Eintreten weiterer Zersetzungen,
deßhalb ward der Versuch geschlossen.
Zweiter Versuch. – Gährung
mit Stellhefe, nach 36 Stunden = 1 1/2 Tagen abgebrochen.
Die Prüfung ergab: hohen Kräusenschaum, trübes Ansehen,
deutlich zu unterscheidende neugebildete Hefe. Saccharometeranzeige 9,6 Proc.
Hefentrockensubstanz 5,414 Gramme.
Dritter Versuch. – Gährung
mit Stellhefe, nach 2 1/2 Tagen abgebrochen.
Kräusen verschwunden, nur noch leichte Decke.
Saccharometeranzeige 6,9 Proc. Hefentrockensubstanz 6,243 Gramme.
Vierter Versuch. – Gährung
mit Stellhefe, ganz zu Ende geführt in 7 1/2 Tagen.
Beobachtung nach 3 1/2 Tagen: leichter Schaum und
Hopfenharzdecke, Flüssigkeit klar, schön durchgefallen, Saccharometeranzeige 6,4
Proc.
Nach 5 Tagen: Oberfläche fast schaumfrei, Flüssigkeit klar,
schön durchgefallen, Saccharometeranzeige 5,5 Proc.
Nach 7 1/2 Tagen: ganz rein durchgefallen, Geruch schwach
säuerlich – deßhalb Beendigung des Versuchs; Saccharometeranzeige 5,3 Proc.,
Hefentrockensubstanz 6,272 Gramme: sonach hat dem dritten
Versuche gegenüber nur noch unbedeutende Hefenvermehrung stattgefunden. Im
Vergleiche mit dem Gährversuch ohne Stellhefe beträgt das
schließliche Hefenmehrgewicht nur 11,7 Proc.
Unter dem Mikroskop zeigte die breiige Hefe kleine Zellen, runde mit länglichen
vielfach gemischt, die letzteren stark in Theilung begriffen.
Die vom Hefensatz abgegossene Flüssigkeit ward wieder, wie beim ersten Versuch, zur
Säuerung stehen gelassen und zeigte:
nach
2 Tagen: säuerlichen Geruch, noch klares Ansehen,
wenig kahnigeOberfläche, fast gar keinen Satz; Saccharometeranzeige 5
Proc.
nach
5
Tagen:
kahniges, trübes Ansehen,
Saccharometeranzeige
5,2
Proc.
„
6
„
„ „
5,4
„
„
9
„
„ „
6,7
„
„
11
„
„ „
6,8
„
„
15
„
„ „
7,1
„
„
18
„
„ „
7,5
„
„
24
„
„ „
7
„
Wegen letzterer Abnahme der Saccharometeranzeige wurde der Versuch geschlossen.
Die mikroskopische Betrachtung des Bodensatzes zeigte in diesem nur mehr sehr wenig
kleine Hefenzellen, dagegen erschien die ganze Flüssigkeit mit sehr kleinen Körnchen
angefüllt, wahrscheinlich dem griesig coagulirten Inhalt der Hefenzellen.
Fünfter Versuch. – Die
Gährung im Großen derselben 12,9 procentigen Bierwürze mit im Verhältniß
gleichem Hefenzusatz verlief bei einer Anstelltemperatur von 6° R. und einer
Gährkellertemperatur von 11° in 9 Tagen, und ergab eine schließliche
Saccharometeranzeige von 4,8 Proc.
Erhalten wurden von einem Gebräu von 82 Biereimern = 3485 Wien.
Maaß 200 Wiener Pfunde dickbreiige Hefe; sonach entfallen auf 1 Wiener Maaß
vergohrener Würze (200 × 560) = 32,137 Grm. Hefenbrei mit 21 Proc.
Trockensubstanz, also 6,749 trockene Hefe.
Die mikroskopische Vergleichung der Hefezellen mit denen des vierten Versuchs ließ
sie mehr rundlich, licht, weniger in Theilung begriffen erscheinen.
Gährproben mit Bierwürzen, zur Bestimmung
der gebildeten Hefe sowohl bei Nichtverwendung von Stellhefe als bei Verwendung
von Stellhefe und bei Unterbrechung der Gährung in verschiedenen
Zeitabschnitten.
Textabbildung Bd. 171, S. 394
AnfänglicheAnfänglche Saccharometer-Anzeige; Anstelltemperatur; Temperatur des
Gährlocals; Dauer der Gährung; Schließliche Saccharometer-Anzeige;
Erhaltene Hefentrockensubstanz von 1 Wiener Maaß; Entspricht breiiger Hefe mit
21 Procent Trockensubstanz; Differenz im Vergleich zum Versuch ohne Stellhefe;
Versuche im Kleinen; 1) Ohne Stellhefe, mit 1
Wiener Maaß gehopfter Wurze Maaß gehopster Würze; 2) Mit Stellhefe; und zwar
1/258 des Vol. der Flüssigkeit, das ist 5,481 Gram. per 1 Wiener Maaß; Versuch im Großen; 5)
Beobachtung im Großen bei einem Quantum von 82 Eimern in zwei Gährbottichen,
ebenfalls mit 1/258 Stellhefe; Sämmtlich v. einem Gebräu mit 12,9 Proc.
ursprüngl. Saccharometer-Anzeige; ebenfalls auf 1 Wien. Maaß berechnet;
Das Mikroskop zeigte eine Verschiedenheit in Form und Beschaffenheit der
gebildeten Hefe von den Versuchen mit Stellhefe; Wenn man die Ziffern 24,385 und
26,656, welche den Zuwachs an Hefe ausdrücken bei Anwendung von Stellhefe
vergleicht mit 26,724 als dem Ausdruck für ohne Anwend. von Stellhefe –
d.h. bei der Selbstsgährung erhaltene Hefe – so ergibt der Gahrversuch im
Kleinen (4) ein bedeutendesbebeutendes Mindergewicht, die Gährung im Großen (5) aber einen Hefenzuwachs
welcher dem Quantum bei der Selbstgährung gebildeter Hefe fast gleich ist