Titel: | Die Backstein-Maschinen auf der internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung zu Hamburg im Juli 1863; von A. H. Bachmann in Hamburg. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXV., S. 267 |
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LXV.
Die Backstein-Maschinen auf der
internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung zu Hamburg im Juli 1863; von A. H. Bachmann in
Hamburg.
Aus dem Civilingenieur, 1863, Bd. IX S.
399.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Bachmann, über die Backstein-Maschinen auf der
internationalen Ausstellung zu Hamburg.
Die immer mehr und mehr um sich greifenden großartigen Bauunternehmungen der letzten
Jahrzehnte, das Aufblühen des Eisenbahnwesens mit seinen massenhaften Bauwerken und
der daran sich knüpfende Aufschwung unseres ganzen industriellen Lebens, erheischen
eine bedeutende Quantität Baumaterialien, namentlich Ziegelsteine, welche in den meisten Fällen
hierzu verwendet werden.
Um die colossalen Bedürfnisse an diesen Bausteinen zu befriedigen, hat man zur
Anfertigung derselben Maschinen erfunden, die mit Schnelligkeit bei geringer
Arbeiterzahl und geringem Kostenaufwande nicht nur gewöhnliche Backsteine
anfertigen, sondern diesem Baumaterial auch jede gewünschte Form zu ertheilen
gestatten. Es hat sich der Maschinenbau die möglichste Vervollkommnung der
Ziegelmaschine zur Aufgabe gestellt, um einen für die Bedürfnisse der Gegenwart so
wichtigen Erwerbszweig zu heben und seine Producte auf dem möglich wohlfeilsten Wege
herzustellen.
Auf der internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung zu Hamburg waren indessen
nur wenige Maschinenfabriken vertreten, welche Ziegelmaschinen bauen. Es waren nur
von drei deutschen und einer englischen Fabrik Ziegelmaschinen ausgestellt worden
und hierunter war ohne Zweifel die aus der Maschinenfabrik der HHrn. Gebrüder Sachsenberg in Roßlau a. d. Elbe
hervorgegangene, bereits mit Nr. 100 bezeichnete Maschine als die vorzüglichste
anzuerkennen. Alsdann kam die Ziegelmaschine von dem Engländer Clayton. Ferner die von Hertel in Nienburg a.
d. Saale, und endlich die von Schlickeysen aus
Berlin.
Die unausgesetzten Bemühungen der Technik in dieser Branche während der letzten zehn
Jahre, welche durch die fehlgeschlagenen Versuche nicht nur nicht erlahmt, sondern
nur noch mehr angespornt worden ist, haben endlich nicht nur die vielseitigen
technischen Schwierigkeiten, sondern auch die herrschenden Vorurtheile besiegt, und
es sind in Folge davon Ziegelsteinpressen, auf verschiedenen Principien beruhend,
in's Leben getreten, welche das so lange angestrebte Ziel endlich mehr oder weniger
vollständig erreicht haben. Die beste und zweckmäßigste Maschine zur Herstellung
aller in diese Fabrication fallender Fabricate ist unstreitig die oben zuerst
angeführte, und ihre Einfachheit, verbunden mit gefälliger Form und kräftiger
Bauart, veranlaßt mich, eine nähere Beschreibung derselben zu geben, wobei ich auch
die Vorzüge dieser Maschine, gegenüber der englischen von Clayton, mit aufzählen werde.
Beschreibung der
Ziegelmaschine.
Die in Fig.
19–21 dargestellte Ziegelmaschine der HHrn. Sachsenberg ist nach dem Grundprincip der Ainslie'schen Röhrenpresse erbaut und besteht der Hauptsache nach aus zwei
starken, in einem gußeisernen Gestelle schräg über einander gelegten, mit gleicher
Geschwindigkeit sich
drehenden Walzen b, b', welche außerhalb des Gestelles
durch Stirnräder c, c verbunden und durch die
Riemenscheiben d und ein starkes Rädervorgelege e, f, g, h bewegt werden. Dieselben erfassen die in den
Rumpf i eingeworfene, so viel als zur Pressung nur
irgend zulässig angesprengte, und in einem gewöhnlichen Thonschneider geknetete
Ziegelerde, treiben sie in den an die Walzen leicht anschließenden Kasten k und pressen sie so in sehr comprimirtem Zustande durch
ein mit sorgfältig und sauber bearbeiteten Wandungen versehenes Mundstück l, dessen Querschnitt aus der Länge und Breite eines
Ziegelsteins zusammengesetzt ist, und aus welchem die Masse dann als ein
fortlaufender, in der Abbildung Fig. 20 im Grundriß
angedeuteter Thonstreifen m hervorquillt.
Dieser Thonstreifen bewegt sich auf einer Anzahl Rollen m,
m vorwärts, um zu dem sehr sinnreich ausgedachten Abschneideapparat, einem
sich auf dem Gestelle n frei bewegenden Wagen o zu gelangen, legt sich auf diesen bei seiner
allmählichen Vorwärtsbewegung auf und nimmt ihn bei seiner leichten Beweglichkeit
mit fort, so daß also der Schneideapparat jederzeit an der schnelleren oder
langsameren Bewegung des Thonstreifens theilnimmt – eine wesentliche
Bedingung, um ohne Unterbrechung des Betriebes stets winkelrechte Abschnitte zu
erhalten.
Um mit Hülfe des Schneideapparates Steine abzutrennen, wird zuerst durch einen am
Wagen 0 oben und unten sich führenden Rahmen q mit einem
dünnen, straff gespannten Stahldraht ein Stück u
abgeschnitten, welches die Gesammtdicke von drei Ziegelsteinen zur Länge hat und auf
einen zweiten, sich horizontal verschiebenden Rahmen zu liegen kommt. letzterer wird
hierauf zwischen zwei, am Wagen befestigten, genau parallel angespannten
Stahldrähten t, t schnell hindurchgezogen, und hierdurch
das Zertrennen des Thonstückes in drei einzelne Steine 1, 2, 3, Fig. 19, bewirkt, die
alsdann zum Trocknen in die Scheune weiter transportirt werden. Der Wagen wird
hierauf wieder gegen den inzwischen sich continuirlich fortbewegt habenden
Thonstreifen m zurückgeschoben und auf die eben
beschriebene Weise ein neuer Abschnitt bewirkt u.s.w.
Um nun die frisch abgeschnittenen Steine in der Trockenscheune unbeschädigt von den
Transportwagen nehmen zu können, haben auch hier die HHrn. Sachsenberg eine sehr einfache und sinnreiche Vorrichtung getroffen,
welche nachstehend beschrieben werden soll. – Der Wagen besteht aus einem
einfachen gußeisernen Gestelle, unter welchem sich vier Räder mit Spurkränzen für
Schienenwege befinden; oben auf dem Gußgestelle liegen zwölf kleine Bretchen, von
denen je drei die Gesammtstärke von drei Steindicken zur Breite haben, und welche in
Gruppen von je drei Bretchen in gewissen Abständen auf dem Wagen befestigt sind. Die Länge dieser
Breter ist gleich der dreimaligen Länge des Steines, so daß drei Bretchen neun
Steine und der ganze Wagen 36 Steine faßt. Am Vorder- und Hinterende des
Wagens befindet sich ein Griff, und wenn derselbe gezogen wird, so stellen sich die
Bretchen und die darauf stehenden Steine wie bei einem Parallellineal so weit
auseinander, daß man mit der Hand bequem zwischen die kurz vorher dicht stehenden
Steine gelangen, sie einzeln abheben und zum Trocknen hinstellen kann.
Diese Ziegelmaschine entspricht allen Anforderungen, die man an eine gute
Ziegelmaschine zu stellen vermag, wie folgende Punkte zeigen werden:
1) Die Ziegelpresse der Gebr.
Sachsenberg verarbeitet sowohl fette als magere, sowie auch gemengte und
mit Sand untermischte Ziegelerde.
Durch den starken Walzendruck erfolgt eine so sorgfältige und innige Mischung der
Ziegelerde, wie sie zur Erzielung dauerhafter, fester Ziegelsteine erfordert wird,
was die Ansicht der Bruchfläche, die ein feines, gleichmäßiges Korn zeigt, und der
reine Klang der gebrannten Steine bekundet. Trotzdem sind die Ziegel keineswegs
spröde, sondern lassen sich ungeachtet ihrer großen Festigkeit mit einem scharfen
Hammer beliebig behauen, ohne zu springen.
2) Die Einrichtung des eigenthümlichen und dabei höchst einfach
construirten Abschneideapparates ermöglicht es, die vorzüglichsten Steine mit
vollkommen scharfen Kanten und rechten Winkeln herzustellen, wie sie nur zu den
elegantesten Rohbauten, bei denen man nicht minder große Solidität verlangt,
beansprucht werden können.
Die spiegelglatten Außenflächen, verbunden mit der größten Dichtigkeit, bedingen
einen bedeutenden Widerstand gegen die Witterungseinflüsse, während die durch den
Abschnitt erzielte Rauheit der Lagerflächen eine bessere Verbindung mit der
Mörtelmasse sichert. Diese letztere Eigenschaft der auf der Sachsenberg'schen Ziegelmaschine gefertigten Steine ist insofern besonders
wichtig, als andere Maschinen dieser Art gewöhnlich nicht alle Außenseiten sauber
liefern, und ebenso wichtig und von Einfluß auf die Quantität ist es, daß beim
Abschnitt gar kein Abfall vorkommt, während die Maschinen von Hertel und Schlickeysen bei jedem Abschnitt
Abfall haben und daher stets mit Verlust arbeiten.
Die von der Sachsenberg'schen Maschine gelieferten
Ziegelsteine sind frisch gepreßt bereits so consistent, daß sie sich, je nach dem
aus der Erfahrung zu bestimmenden zulässigen Grade der Weichheit, direct von der Maschine aus ohne
Rüstungen 3 bis 6fach übereinander in der Scheune aufstellen lassen, so daß auch die
theure Unterhaltung der Ziegelbreter sehr vermindert wird.
Durch einfaches Vorschrauben irgend welchen Mundstückes ist sie zur Erzeugung von
Gesims und anderen Façonsteinen, von denen in den beigegebenen Abbildungen
verschiedene Muster vorgeführt sind, einzurichten, sowie zum Pressen von
Sohl- und allen anderen möglichen Ziegelsteinsorten und Röhren
verwendbar.In Berlin bekam diese Presse den ersten Preis, und in Hamburg wurde dieselbe
mit der großen silbernen Medaille gekrönt.
3) Der Herstellungspreis der Ziegel ist, von der entschieden
besseren Qualität derselben abgesehen, billiger als die Handarbeit.
Die Maschine liefert bei 10 Arbeitsstunden täglich 12–15 Tausend sehr sauber
gearbeitete Steine. Die Bedienung besteht dabei außer dem Maschinisten aus einem
Mann, der die Maschine mit Ziegelerde beschickt, und zwei Knaben, die das
Abschneiden der Steine besorgen. Außerdem gehören dazu Leute zum Aufkarren des
Rohmaterials auf den Thonschneider und die zum Abfahren und Aufsetzen der fertigen
Waare erforderlichen Knaben.
4) Die Anlage und Unterhaltungskosten sind verhältnißmäßig
gering, so daß auch auf kleineren Betrieb beschränkte Ziegeleien die Vortheile der
Maschinenfabrication genießen können, während andererseits diese Ziegelpreßmaschine
eine Verwendung im größten Maaßstabe für die großartigsten Ziegeleien gestattet, und
an vielen Orten zur Ausführung gebracht wird.J. G. Bolze in Salzmünde hat vier Sachsenberg'sche Pressen und macht in 11 Stunden
50 Tausend Stück Mauerziegel, die zum sofortigen Aufstellen geschickt und
von untadelhafter Beschaffenheit sind. Die Maschinenziegelei in Leipzig
besitzt drei solche Pressen und macht in 12 Stunden 33 Tausend Mauersteine.
J. Stier in Wien arbeitet mit 4 Stück derselben
Maschinen, und fertigt in 10 Arbeitsstunden 52,000 Stück vorzügliche
Mauersteine.
Zum Betriebe der Ziegelmaschine ist eine Dampfmaschine von 4 bis 5 Pferdestärken
erforderlich, die denn auch, wenn die Ziegelerde eine möglichst weiche Verarbeitung
gestattet, noch einen Thonschneider zum Präpariren der Masse treibt. Am besten
eignen sich jedoch bei kleinen Ziegeleianlagen Locomobilen von 6 bis 8
Pferdestärken, die dann unter allen Umständen, selbst bei schwer zu verarbeitender
Masse, ausreichend sind. Wenn es hierbei auf Billigkeit ankommt, so kann das Gefäß
des Thonschneiders aus Holz construirt und mit den nöthigen eisernen Betriebstheilen
versehen werden; auf den meisten Anlagen fand ich jedoch ganz aus Eisen gefertigte
ThonschneiderDie HHrn. Sachsenberg bauen stehende und liegende
Thonschneider, welche so zur Ziegelpresse gestellt werden können, daß die
Masse aus dem Thonschneider direct zu den Walzen der Presse gelangt., die zwar theurer sind, sich aber im Betrieb viel dauerhafter zeigen.
Wendet man eine Locomobile zum Betriebe der Ziegelpresse an, so erfordert eine solche
Anlage weiter keine Baulichkeiten, da die Locomobile vor jeden Schuppen gefahren
werden kann, und die Ziegelpresse in jeder beliebigen Scheune oder anderem Raume zu
arbeiten vermag. Die Kraft der Locomobile wird vermittelst Riemen direct auf Presse
und Thonschneider übertragen.
5) Die Ziegelpreßmaschine ist so einfach als nur irgend möglich
angeordnet, so daß die ungeübtesten Arbeiter damit umzugehen vermögen und in kurzer
Zeit damit vertraut werden, was man gewiß berücksichtigen muß. Dabei sind die
Haupttheile daran so stark construirt, daß sie auch den größten beim Betriebe
vorkommenden Anstrengungen den gehörigen Widerstand entgegensetzen. Die HHrn. Sachsenberg halten in ihrer Maschinenbauanstalt stets
eine fertig montirte Ziegelpreßmaschine, sowie auch Thonschneider zur sofortigen
Inbetriebstellung aufgestellt, einestheils um dem darauf reflectirenden Publicum den
Betrieb und das Fabricat der Maschine zeigen zu können, anderntheils um die
verschiedenen Thonsorten auf ihr eigenthümliches Schwindungsverhältniß beim Trocknen
und Brennen zu prüfen,Referent hatte oftmals Gelegenheit, solchen Proben mit beizuwohnen. damit dem Mundstück dasjenige Maaß gegeben werden könne, welches
erforderlich ist, wenn die Steine nach dem Brennen ihr richtiges Maaß erhalten
sollen.
Bei Bestellungen von Ziegelmaschinen ist es also von großer Wichtigkeit, dem
Fabrikanten 6–10 Centner von dem zunächst zu verarbeitenden Thone
einzusenden, damit er die Probe vornehmen könne.
Vorzüge der Sachsenberg'schen Patentziegelmaschine,
gegenüber der Clayton'schen (beschrieben im polytechn.
Journal Bd. CXXXIV S. 338), sind
folgende:
1) Der Thon kann weit steifer verarbeitet werden, da die Walzen
einen stärkeren Druck ausüben, als die liegende Schnecke.
In Folge dessen lassen sich die Steine der Sachsenberg'schen Maschinen, wie bereits bemerkt, sofort drei- bis
sechsfach auf einander stellen, ohne Eindrücke zu bekommen, so daß die kostspielige
Ausrüstung der Trockenscheune und die Anwendung der Breter wegfällt.
2) Die große Einfachheit der Maschine, an deren Haupttheilen
nur continuirliche Bewegungen vorkommen, gibt derselben eine sehr große Dauer,
während der an der Clayton'schen Maschine angebrachte
Vertheilungsschieber und das künstliche Mundstück derselben nach längerem Gebrauche
unbedingt zu vielen Reparaturen Ursache geben werden.
3) Auf der Sachsenberg'schen
Maschine können gewöhnliche Vollsteine, Hohlsteine, Röhren, wie auch alle solche
volle Gesimssteine gefertigt werden, die als Rollschicht vermauert werden
sollen.
Das ist nur dadurch zu erreichen, daß die Masse so steif verarbeitet werden kann, und
ist jedenfalls ganz unmöglich bei Anwendung eines Clayton'schen Mundstückes.
4) Der Abschneideapparat der Sachsenberg'schen Maschine übertrifft alle anderen derartigen
Vorrichtungen, da von demselben jedesmal drei Steine zusammen abgenommen werden, die
nur an den rauhen Schnittflächen beim Abnehmen mit der Hand berührt und erst in der
Trockenscheune durch die oben schon erklärte, an den Transportwägen angebrachte
Vorrichtung auseinandergerückt und einzeln abgenommen werden.
Das Abnehmen der Steine von der Maschine selbst geht bei dieser Einrichtung weit
schneller von Statten, als wenn jeder Stein einzeln und noch dazu mit einer
hölzernen Zange abgenommen werden muß, wie solches bei den übrigen Ziegelmaschinen
der Ausstellung der Fall war. Bei einer täglichen Leistung von 9000 Steinen hat
jeder der beiden Leute bei der Sachsenberg'schen
Ziegelmaschine 1500mal abzunehmen, während bei letzterer Einrichtung und derselben
Leistung ein Arbeiter 4500 mal abnehmen muß. Da dieß wohl
nicht gut zu leisten seyn dürfte, so braucht der Apparat von Clayton jedenfalls mehr Arbeiter zur Bedienung.
5) Ein sehr wesentlicher Vortheil der Sachsenberg'schen Ziegelmaschine ist weiter die verhältnißmäßig geringe
Betriebskraft, da bei einer Leistung von 8 bis 10,000 Steinen per Tag zum Betriebe des Thonschneiders und der Ziegelpresse 6
Pferdestärken genügen.
6) Endlich dürfte auch noch die große Schönheit der
Außenflächen der auf der Sachsenberg'schen Maschine
hergestellten Steine hervorzuheben seyn, welche bei keiner der anderen auf der
internationalen landwirtschaftlichen Ausstellung vertretenen Maschinen in gleichem
Grade erreicht wurde.