Titel: Beschreibung einer aus der Eckert'schen Maschinenfabrik zu Berlin hervorgegangenen Drahtseil-Transmission; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
Autor: Robert Schmidt
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XXII., S. 113
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XXII. Beschreibung einer aus der Eckert'schen Maschinenfabrik zu Berlin hervorgegangenen Drahtseil-Transmission; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. Mit Abbildungen auf Tab. II. Schmidt, über die Drahtseil-Transmission. Bekanntlich läßt sich die Drahtseil-Transmission überall da mit großem Vortheil anwenden, wo es sich darum handelt, mechanische Kräfte auf große Entfernungen fortzupflanzen, und sie besteht in jedem einzelnen Falle aus einem geschlossenen Drahtseil, welches einerseits über eine Scheibe der Betriebswelle, andererseits über eine solche der zu treibenden Welle gelegt und durch sein Eigengewicht gespannt wird. Bei in den letzten Jahren gemachten derartigen Ausführungen variirte die Entfernung der erwähnten Wellen zwischen 100 bis 4000 Fuß, die übertragene Kraftstärke von 4 bis 100 Pferdestärken. Wie außerordentlich wichtig die Drahtseil-Transmission, welche in der Dampfcultur eine so wesentliche Rolle spielt, für die Landwirtschaft überhaupt ist, erhellt daraus, daß durch dieselbe mit Leichtigkeit und ohne große Anlagekosten die Kraft einer stationären oder locomobilen Dampfmaschine von einem Punkte nach beliebig vielen und weit entlegenen Punkten hin, wo man bisher nicht Elementarkraft zur Anwendung brachte, geleitet werden kann; auch Wasserkräfte, welche an Ort und Stelle nicht nutzbar zu machen sind, können dadurch zur allgemeineren Anwendung gebracht werden. Wenn wir im Nachfolgenden die Beschreibung der Anwendung einer jüngst ausgeführten Drahtseil-Transmission folgen lassen, so geschieht dieß in der Ansicht, daß das Beispiel am besten belehrend wirkt und mit Vertrauen auffordert, sich in vorkommenden Fällen dieser nützlichen Anordnung zu bedienen. Die in Rede stehende Drahtseil-Transmission befindet sich auf dem Rittergute des Hrn. Baron v. Ecardtstein auf Drehn in L., und verbindet dort die in der Brennerei aufgestellte achtpferdige Dampfmaschine mit anderen wirtschaftlichen Maschinen, welche in anderen und ziemlich entfernt liegenden Gebäuden sich befinden. Die Figuren 20, 20a und 20b zeigen diese Gebäude im Grundriß, die Figuren 21, 21a und 21b dieselben im Aufriß. Daselbst ist I das Brennerei-Gebäude, dem sich bei a das Kesselhaus anschließt. Die achtpferdige Dampfmaschine liegt bei b und theilt ihre Kraft der in der zweiten Etage liegenden Welle x mit, welche in diesem Gebäude den Betrieb der Schrotmühle, der Maischmaschine, der Pumpen und der Rührvorrichtung für das Kühlschiff zu vermitteln hat, wozu circa 4 Pferdestärken erforderlich sind. Die am rechts gelegenen Ende dieser Welle befindliche Scheibe c vermittelt durch einen Riemen die Bewegung der Welle y, im Dachgeschoß des Brauerei-Gebäudes II gelegen. Von dieser Welle wird die Bewegung – durch das Drahtseil d – auf die Welle z fortgepflanzt. Die Entfernung dieser Wellen beträgt 102 Fuß. Die Welle z überträgt ferner durch ein conisches Räderpaar f die Bewegung an die Welle v, welche in einer Entfernung von circa 25 Fuß vom Fußboden sich befindet. Das Gebäude III enthält im unteren Stockwerke den Kuhstall und die Futterkammer; über letzterer, im zweiten Stockwerke, befindet sich der Maschinenraum für den Rübenschneider g, die Häckselmaschine h und die Schrotmühle k; sämmtliche Maschinen werden durch die Welle w in Betrieb gesetzt. Die Welle w wird nämlich – durch das Drahtseil d' – von der Welle v betrieben, und die Entfernung der hier erwähnten Wellen beträgt 106 Fuß, die Höhe der Welle w vom Fußboden über 25 Fuß. Das Gebäude IIII ist eine dreitennige Scheune, von welcher hier nur die eine Tenne in sichtbar ist. Bei n ist eine Dreschmaschine von 5 Fuß Breite aufgestellt, und zu ihrer Bewegung die horizontale Welle u über der Scheunenthür angeordnet. Diese Welle wird wiederum – mittelst des Drahtseils d'' – durch die Welle w in Umdrehung gesetzt, welche von der Welle u 146 Fuß entfernt liegt. Schließlich bemerken wir noch, daß sich die ganze Anordnung, besonders auch die erwähnten Drahtseil-Transmissionen, in allen Punkten vortrefflich bewährt haben, und in Bezug auf den Kostenpunkt: daß der laufende Fuß der angewandten Drahtseile von 3/8 Zoll Stärke 2 1/2 Silbergroschen kostet. Die Seilscheiben bestehen aus Gußeisen mit eingelegten Holzkränzen, die an ihren Umfängen mit Leder übernagelt sind, und haben einen Durchmesser von 4 Fuß.

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. II