Titel: | Maschine zur Anfertigung von Schnüren und Bändern; von Deshays, Mechaniker in Paris. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LXXVI., S. 261 |
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LXXVI.
Maschine zur Anfertigung von Schnüren und
Bändern; von Deshays,
Mechaniker in Paris.
Aus
Armengaud's Génie
industriel, August 1863, S. 61.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Deshays Maschine zur Anfertigung von Schnüren und
Bändern.
H. Deshays ließ sich im Jahre 1862 in Frankreich eine
Maschine zur Anfertigung von Bändern und Schnüren (Litzen) Patentiren, wie sie zu
Posamentierarbeiten gebraucht werden. Die Einrichtung dieser Maschine ist von der
Art, daß das einfache Umlegen eines Hebels schon genügt, um die Bewegung der
Hauptorgane umzugestalten und die Maschine sowohl zur Anfertigung von Bändern, als
auch von Schnüren geeignet zu machen.
Fig. 8 ist
eine Ansicht der Maschine von der Vorderseite;
Fig. 9 ist
eine obere Ansicht derselben;
Fig. 10 ist
ein Querdurchschnitt derselben nach der Linie 1–2 in Fig. 9;
Fig. 11 ist
ein Längendurchschnitt derselben nach der Linie 3–4;
Fig. 12 zeigt
die Aufstellung der Maschine auf einem Gestell, welches sowohl die Spulen mit den
Zuführungsfäden, als auch die Spulen zum Aufwickeln des Products, nämlich der
Schnüre oder Bänder trägt;
Fig. 13 zeigt
im Detail den Mechanismus welcher die fertigen Schnüre aufwickelt.
Aus den in vergrößertem Maaßstabe gezeichneten Figuren 14 u. 15 läßt sich
die Arbeit der Nadeln ersehen.
Um das Verständniß der Abbildungen zu erleichtern, wollen wir erst im Allgemeinen den
Zusammenhang der verschiedenen Treiborgane angeben und hierauf die besonderen
Verbindungen eines jeden arbeitenden Organs nachfolgen lassen.
Der treibende Mechanismus. – Die Welle M, welche ihre ununterbrochen rotirende Bewegung von der
Kurbel M' erhält, trägt ein Rad O, welches in ein Getriebe P eingreift, das
auf die mit Daumen versehene Welle C' befestigt ist.
Letztere treibt die einen rechten Winkel mit ihr bildende Welle r mittelst der conischen Räder Q und R. Die mit der Welle C' parallel liegende Welle C
wird von dem conischen Rade T umgedreht, welches in ein
gleiches, an das andere Ende der Welle r befestigtes Rad
S eingreift. Ein auf derselben Welle angebrachtes
Zahnrad U (Fig. 9) setzt mittelst des
Rades V (Fig. 8) die Welle K (Fig. 11) in Bewegung, auf
welche mehrere Daumen aufgesetzt sind, deren Bestimmung weiter unten erklärt werden
wird.
Die arbeitenden Organe sind: die Haken (Platinen), die Spindeln (Formen) und die Nadeln; da alle drei durch besondere Triebwerke in Bewegung gesetzt
werden, so sollen sie auch einzeln beschrieben werden.
Aus den in Fig.
14 dargestellten Theilen, welche die von den Organen zu verrichtende
Arbeit beginnen, ersieht man, daß der Haken c die untere
Masche eines durch den Lauf a herbeigeführten und um die
Spindeln m und m' gelegten
Fadens anspannt und daß die Nadel z', nachdem sie
zwischen den beiden Fäden dieser Masche hindurchgeschoben ist, den am oberen
Einschnitt l der Spindel m
befindlichen einhakt. Die Nadel z' senkt sich dann bis
zu dem unteren Einschnittt 2, während der Lauf a einen
zweiten Faden um den oberen Einschnitt wickelt, und der Haken c' schließt hierauf denjenigen aus, welchen er über der Spindel m' fortwährend angespannt erhalten hatte.
Während und nach dieser Zeit führt der Haken c ebenso wie
die Nadel z dieselbe Arbeit auf der entgegengesetzten
Seite aus.
Derselbe Haken c' nimmt dann sogleich wieder die untere
Masche auf und spannt sie an, wie wir vorher angegeben haben; die Nadel z geht hierauf zwischen den beiden Fäden derselben
Masche hindurch, hängt den oberen ein, führt denselben zu dem unteren Einschnitt 2
der Spindel und so fort.
Da die Maschine eine doppelte ist, das heißt auf jeder Seite dieselben Stücke hat,
die durch gleiche Organe getrieben ihre Bewegungen der Reihe nach ausführen, so
genügt es, wenn wir eine Beschreibung von einer Hälfte des Apparates geben, da sie
auch für die andere gilt.
Die Läufe oder Röhren, welche die Fäden herbeiführen.
– Die in verschiedener Anzahl (hier 16) vorhandenen Läufe a (Fig. 8 bis 11) werden in eine
kupferne Schiene a² befestigt, die durch
folgenden Mechanismus in Bewegung gesetzt wird: zwei an die Schiene a ² befestigte Kurbelstangen A² (Fig. 9) stehen mit den auf
der Welle A angebrachten Hebeln A' in Verbindung. Die Welle A schwingt in den
an das Maschinengestell befestigten Bocklagern und erhält ihre Bewegung durch den
doppelten Daumen A³, welcher mit Hülfe der
Rollenhebel a³ (Fig. 9) auf die Welle C befestigt ist. Zu derselben Zeit aber, wo die
Kurbelstangen die Schiene a² mit den Läufen a vor- und zurückschieben, wird dieselbe auch
noch durch die an das Winkeleisen E² befestigte
Stange a' in ihrer Längenrichtung bewegt. Die Bewegung
der letzteren erfolgt durch den in e' schwingenden Hebel
E', der seinerseits wieder durch den auf die Welle
M befestigten Daumen E
gedreht wird. Die spiralförmig gewundene Feder e (Fig. 9) führt
die Stücke beständig wieder in ihre normalen Stellungen zurück.
Die Schiene a² (Fig. 11), welche bei
ihrer Bewegung durch die flachen Stangen e²
geführt wird, läßt jeden Lauf a um die Spindeln m eine Curve beschreiben, die einer mehr oder weniger in
die Länge gezogenen 8 sehr ähnlich sieht. Diese Curve muß nothwendigerweise
beschrieben werden, damit jeder von den durch einen Lauf herbeigeführten Fäden um
jedes von den Spindelpaaren m und m' (Fig.
14) gewickelt werden kann. Durch diesen Mechanismus wird also das
Aufwickeln der Fäden auf die Spindeln bewirkt.
Hier dürfte die Bemerkung am Orte seyn, daß die doppelten Daumen dazu dienen, die
Rollen, welche die Triebkraft aufnehmen, stets so in Contact zu erhalten, daß die
Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen ohne Anwendung von Druckfedern
stattfinden.
Die Haken. – Die hin- und hergehende
Bewegung der Haken c' (deren ebensoviele als Läufe
vorhanden sind) wird durch den doppelten Daumen F (Figur 9)
hervorgebracht, der auf der Welle C' angebracht ist.
Letzterer wirkt auf die Rolle f (Figur 10) eines
Winkeleisens f', das auf die Welle Y befestigt ist, die auch einen Hebel F² hat, welcher mit der Hakenschiene a² verbunden ist; durch diese Verbindung erhalten
die Haken ihre hin- und hergehende Bewegung. Die verticale oder aufsteigende
Bewegung wird denselben dagegen durch folgende mechanische Vorrichtung mitgetheilt:
die Schiene a² mit dem Haken wird von einem
verticalen Hebel G² (Fig. 10) zurückgehalten,
der mit einem anderen, auf die Welle D' befestigten
Hebel G' verbunden ist. Die Welle D' nimmt mittelst der Rollenhebel g (Fig. 8) die
Bewegung des doppelten Daumens G auf, der auf der Welle
C' befestigt ist.
Die Nadeln. – Die auf einem einzigen Rahmen H angebrachten Nadeln z
werden durch den Hebel H' in die auf- und
niedergehende Bewegung versetzt; letzterer besteht aus Einem Stücke mit einer Dille
z², die auf die Welle B' befestigt ist und zwei Arme z³ mit
Rollen trägt, welche der Einwirkung eines an der Welle C' angebrachten doppelten Daumens Z (Fig. 8)
unterworfen sind.
Die hin- und hergehende Bewegung dieser Nadeln wird durch den Daumen X¹ (Fig. 8) hervorgebracht,
welcher die Welle Y' und das Stück Z' (Fig. 9) in schwingende
Bewegung versetzt. Das letztere Stück ist mit der Stange der Nadeln z mittelst eines Hebels Z² verbunden.
Die Spindeln. – Die Spindeln m bilden eine halbhohle Eisenstange (Fig. 14), in welcher die
Nadel z ihre Arbeit verrichtet; zwei Kerben 1 und 2 werden an jeder
Spindel angebracht, um abwechselnd die Maschen der durch den Lauf a umgewickelten Fäden aufzunehmen.
Solcher Spindeln, welche entweder aus einem oder mehreren Stücken bestehen, enthält
der Rahmen I' (Fig. 11) 16 Stück, welche
in der Längenrichtung bewegt werden, damit auch die übrigen Organe sich bewegen und
arbeiten können. Zu diesem Zwecke wird der Rahmen auf eine flache Stange I befestigt, die ihre Führung durch Schrauben erhält und
an deren Ende die Stütze i angeschweißt ist, welche die
Rolle i' aufnimmt, auf die eine Feder des auf die Welle
K (Fig. 11) befestigten
Daumens J wirkt.
Die Bewegung der ganzen Maschine. – Wenn man der im
Vorhergehenden enthaltenen Beschreibung mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, so wird man
nun auch, da die Verrichtungen der einzelnen Organe darin mitgetheilt wurden, die
Bewegung der ganzen Maschine verstehen.
Die ganze Maschine ist auf das hölzerne Gerüst w (Fig. 12)
befestigt, welches auch alle nothwendigen Nebenbestandtheile trägt, wie die Spulen
B, die den Läufen a die
Fäden liefern und die Spulen B' welche die fertigen
Litzen (Schnüre) aufwickeln. Die Figuren stellen eine montirte Maschine zur
Fabrication flacher Bänder dar; in diesem Falle kreuzen
sich die von den Spulen B herbeigeführten Fäden und
werden von den Haken, Nadeln und Spindeln umwickelt.
Das Band wird direct auf eine Spule aufgewickelt, oder fällt einfach in irgend einen
Behälter.
Zur Anfertigung von Schnüren müssen einige Veränderungen
an dem beschriebenen Mechanismus vorgenommen werden.
Dieselben sind sehr einfach und beschränken sich auf die Weglassung der Organe für
die Bewegung der Stange a² in ihrer
Längenrichtung. Diese Bewegung wird durch eine andere, besondere Vorrichtung
ersetzt, welche durch die punktirten Linien (Fig. 11) angedeutet
ist.
Diese Auswechslung hat den Zweck, durch die Stange a² ein besonderes Aufwickeln ausführen zu lassen, das zur Herstellung
der Schnüre nothwendig ist. In diesem Falle muß nämlich die Kurbelstange a' von der Stange a²
getrennt werden, welche letztere dann durch eine Stange l' in Bewegung gesetzt wird, die mit einem Hebel L' verbunden ist, welcher in l seinen
Drehpunkt hat und durch einen auf die Zwischenachse K
befestigten Daumen L bewegt wird.
Man vermeidet auf diese Weise das Kreuzen der sämmtlichen Maschen und beschränkt es
auf diejenigen, welche zur Herstellung der Schnüre nöthig sind.
Die übrigen Verbindungen bleiben ganz dieselben und führen die verschiedenen, schon
erwähnten Operationen aus.
Die fertigen Schnüre werden auf die Spulen B' (Fig. 12)
gewickelt, welche alle durch einen einzigen Mechanismus bewegt werden, der von der
Maschine ausgeht.
Zu diesem Zwecke wird der auf die Welle r (Fig. 9)
befestigte Kopf s des Rades S mit Ruthen versehen, in deren eine man den Faden s' (Fig.
12) einlegt, welcher die Spulen B' in
rotirende Bewegung versetzen soll. Der über eine Spannrolle t weggelegte Faden s' geht über die beiden
Scheiben p, auf deren Wellen kleine Kurbeln q befestigt sind, die durch eine horizontale Schiene u verbunden werden. Sobald sich diese Stange bewegt,
dreht sie ebensoviele kleine Kurbeln um als Spulen vorhanden sind; die Wellen dieser
Kurbeln drehen die Spulen durch Friction an deren Umfange um, und bewirken
hierdurch, daß ein Abreißen der Schnüre beim Begegnen irgend eines Widerstandes
vermieden wird.
Zur Verhinderung des unregelmäßigen Abwickelns der Fäden ist jede von den Spulen B mit einer kleinen Druckfeder b versehen; eine zweite Feder c dient theils
zur Führung, theils zur Verhütung eines unregelmäßigen Ganges der Maschine, die bei
ihrer ziemlich großen Geschwindigkeit ohne diese Vorsichtsmaßregel manchmal Sprünge
macht, wenn die Fäden zu wenig angespannt sind.
Fig. 13 zeigt
die besondere Vorrichtung zum Aufwickeln der fertigen Schnüre.
Dieser durch die Transmissionsorgane der Maschine in Bewegung gesetzte Mechanismus
besteht aus einer Spule B', welche lose auf einer Welle
A steckt, die den Flügel a des Schnur-Führers trägt, und ferner aus einem Bremsapparat zum
Reguliren ihrer rotirenden Bewegung.
Die Welle A ist an ihrem oberen Ende mit einem, durch die
Maschine getriebenen Zahnrade E versehen; ihre
Geschwindigkeit muß so regulirt werden, daß die Schnur sich immer, sobald sie fertig
ist, aufwickeln kann, ohne daß ein Abreißen derselben möglich wird. Die Schnur geht
erst über eine untere Scheibe p hinweg, dann über eine
zweite p' und wird hierauf auf die Spule B' durch eine Führung g
geleitet, welche durch eine Feder stattfindet, die auf dem Arme G, je nachdem es das Aufwickeln der Schnüre erforderlich
macht, mit der Hand entsprechend verschoben werden kann.
Die Geschwindigkeit der Spule wird theils durch eine feste Bremse C regulirt, die unter der mit der Spule sich umdrehenden
Platte P angebracht ist, theils durch eine zweite Bremse
d, welche sich ebenfalls über derselben Platte
befindet. Den Druck der Bremse d kann der Arbeiter zufolge ihrer
Einrichtung selbst beliebig verändern; in Wirklichkeit genügt es, die Schraube v nach der einen oder anderen Richtung hin umzudrehen,
um die Bremsstange, die ihren Drehpunkt in d' hat,
auf- oder niedergehen und einen mehr oder weniger großen Druck auf die Platte
ausüben zu lassen.
Man braucht sich indessen nicht an die in der Fig. 13 angegebene
Anordnung zu binden, sondern kann an ein und demselben besonderen Gestelle soviel
Spulen anbringen als Fäden aufzuwickeln sind.
Bezüglich Fig.
15 ist noch zu erwähnen, daß sie ganz dieselben Stücke enthält, welche bei
der Anfertigung von Schnüren beschrieben wurden. Die Haken o und c' bewegen sich hier in verticaler
Richtung und werden durch einen einzigen Mechanismus getrieben, der einen von den
Haken nach der Spindel vorschiebt, während der andere zurückgeht. Die Nadeln z und z' werden ebenfalls
solid befestigt und arbeiten gleichzeitig, die Spindeln m und m' sind fest, und die Haken werden
dadurch zu einer fortschreitenden Bewegung veranlaßt, um ein Anstoßen der Spindeln
zu vermeiden. Die einen Kreis um die Spindeln bildenden Läufe führen das Umwickeln
der Maschen durch eine combinirte Bewegung zweier Excentrics aus. Die Schnüre werden
durch irgend eine Vorrichtung allmählich weggenommen.
Alle Combinationen dieser Einrichtung können natürlich auch auf die Maschinen
angewendet werden, bei welchen die Nadeln sich vertical auf- und
niederbewegen.