Titel: | Ueber die Zusammensetzung der Rückstände aus den Gasreinigern; von T. L. Phipson. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. LV., S. 181 |
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LV.
Ueber die Zusammensetzung der Rückstände aus den
Gasreinigern; von T. L.
Phipson.
Aus dem Artizan durch das Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1863, S. 379.
Phipson, über die Zusammensetzung der Rückstände aus
Gasreinigern.
Man nimmt an, daß eine Tonne Newcastlekohle während der Destillation soviel Cyan
entwickelt wie in 5–8 Pfd. Berlinerblau enthalten ist. Da sich zugleich mehr
oder weniger Schwefelwasserstoff bildet, so müssen offenbar Schwefelcyanverbindungen
entstehen.
Bei einer Untersuchung der Rückstände aus den Reinigern einer Gasanstalt, welche mit
Kalk und Eisenoxydhydrat beschickt gewesen waren, fand der Verf. soviel
Schwefelcyanüre darin, daß er glaubte, sie als eine Quelle des für die Photographie
wichtigen Schwefelcyanammoniums benützen zu können. Leider hatten die betreffenden
Rückstände soviel Schwefel absorbirt, daß man nicht soviel Schwefelcyanüre darin
erwarten konnte, als wenn sie weniger lange gedient hätten. Es ist merkwürdig, daß
diese Rückstände ebensowohl an Schwefelsäurefabriken, wie als stickstoffhaltige
Düngemittel verkauft werden. In letzterer Beziehung ist indeß eine günstige Wirkung
nicht zu erwarten, da soviel theerige Beimischungen darin enthalten sind, daß sie
nothwendig die erforderliche Zersetzung der Bodengemengtheile verhindern werden;
auch kommt oft viel freier Schwefel darin vor.
Nachdem die Rückstände der Reiniger einige Zeit der Einwirkung der Luft ausgesetzt
gewesen sind, enthalten sie folgende Substanzen: viel freien Schwefel, Eisenoxyd,
kohlensauren Kalk, einige in Alkohol lösliche Kohlenwasserstoffe, grünes und blaues
Eisencyanür-Cyanid, Schwefelcyancalcium, Schwefelcyanammonium, Chlorammonium,
schwefelsauren Kalk, Ferrocyanwasserstoffsäure (die das Gemisch sauer macht) und
endlich Wasser. Einige dieser Verbindungen kamen nur in geringer Menge, aber immer
deutlich nachweisbar vor. Eine annähernde Analyse ergab:
Wasser
14,00
Schwefel
60,00
in Alkohol unlösliche organische Stoffe
3,00
in Alkohol lösliche organische Stoffe:
Schwefelcyancalcium, Chlorammonium,
Kohlenwasserstoffe etc.
1,50
Sand und Thon
8,00
kohlensauren Kalk, Eisenoxyd etc.
13,50
––––––
100,00
Mit heißem Wasser isolirt mall die Schwefelcyanüre, den Gyps und die
Ferrocyanwasserstoffsäure. Die Lösung färbt die Eisenoxydsalze roth. Salzsäure löst
einen großen Theil der Substanz zu einer dunkelrothen, fast undurchsichtigen Lösung
(Schwefelcyaneisen) auf. Mit Alkohol erhält man hauptsächlich Schwefelcyancalcium
und Ammonium, Chlorammonium, wenig Kohlenwasserstoffe und Ferrocyanwasserstoffsäure.
Nach dem Neutralisiren der wässerigen Lösung mit kohlensaurem Kali, Verdampfung zur
Trockne und Lösen des Rückstandes mit Alkohol, erhält man die
Ferrocyanwasserstoffsäure an Kali gebunden und in der alkoholischen Lösung nur noch
Chlorammonium und die Schwefelcyanüre. Verdampft man nochmals mit einem Ueberschuß
von kohlensaurem Kali zur Trockne und löst dann in Alkohol, so erhält man hauptsächlich das
Scwefelcyankalium allein, und wendet man kohlensaures Ammoniak statt des Kalisalzes
an, so enthält die alkoholische Lösung nur noch Schwefelcyan- und
Chlor-Ammonium.
Die grüne Verbindung, welche sich in den Rückständen bildet, wenn sie der Luft
ausgesetzt worden, ist das Eisencyanür-Cyanid FeCy + Fe²Cy³;
bei längerer Berührung mit der Luft zeigt sich die blaue Farbe.