Titel: Furman's Wasserfang für Dampfmaschinen.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. IV., S. 19
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IV. Furman's Wasserfang für Dampfmaschinen. Aus dem Journal of the Franklin Institute, durch das Civil Engineer and Architect's Journal, Juli 1863, S. 206. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Furman's Wasserfang für Dampfmaschinen. Bekanntlich reißt bei heftigem Kochen im Dampfkessel der Dampf viel Wasser in Form von Staub mit sich fort. Besonders ist dieß der Fall, wenn das Wasser in Folge seiner Beschaffenheit oder der Kesselconstruction stark schäumt. Diese Erscheinung (im Englischen priming genannt), welche man wohl durch „Stäuben“ bezeichnen kann, hat vielerlei Nachtheile im Gefolge. Das sich in der Maschine, auch durch Condensation in den Leitungen etc. ansammelnde Wasser verursacht zahlreiche Unbequemlichkeiten, und man ist daher schon vielfach auf dessen Beseitigung bedacht gewesen. Mit Erfolg scheint das Ziel erst jetzt durch den Wasserfang von W. Furman in New-York erreicht zu seyn, welcher in Figur 19 in senkrechtem Durchschnitt dargestellt ist. A ist das äußere Gehäuse des Apparates, B die Kugel oder der Schwimmer, C ein Schieberventil an dem Mittelrohr; D ist das Rohr für den Eintritt des Wassers und E das Rohr für seine Ableitung. Wenn man den Wasserfang aufstellt, so wird so viel Wasser eingegossen, daß die Kugel B schwimmt und dadurch das Ventil C schließt. Es kann daher nicht eher Wasser oder Dampf entweichen, als bis hinreichend Wasser zugeflossen ist, um die Kugel soweit zu füllen, daß sie sinkt und C öffnet. Nun drückt die Dampfspannung das Wasser durch das Rohr E hinaus, worauf B wieder steigt, die Oeffnung C verschließt u.s.w. Die Vortheile, welche durch Anwendung dieses Apparates erreicht werden, sind folgende: 1) Verminderung der Abnutzung bei Verpackungen, Verbindungen und Federn. Es ist bekannt, daß der trockene Dampf das Eisen nicht angreift, daß dieses aber wohl durch heißes Wasser leidet, welches auch den jetzt so vielfach zum Verpacken angewandten Kautschuk ergreift. 2) Ersparung an Schmiermaterial. Bei trockenem Dampf wird der Zweck des Schmierens sicher erreicht, das Wasser aber wäscht das Schmiermaterial ab und füllt die Zwischenräume der sich reibenden Metalltheile aus, worauf dann die Oberfläche bald angegriffen wird. 3) Vollkommenere Condensation mit weniger Einspritzwasser. Diejenige Menge Wasser, welche zum Abkühlen des sonst vom Dampf mitgerissenen heißen Wassers nöthig ist, wird erspart und mithin die Luftpumpe erleichtert. 4) Die Maschine braucht zu Anfang des Ganges nicht ausgeblasen zu werden, da der Wasserfang auch beim Stillstande nicht außer Wirksamkeit kommt. Wenn das Abflußrohr nicht höher geführt wird, als die Verbindungsstelle mit der Maschine liegt, so bleibt der Apparat ohne Beihülfe des Dampfes stets in Ordnung. 5) Das Warmwerden der Maschine während ihres Stillstandes, in Folge des eintretenden Condensationswassers, findet nicht mehr statt. Es brauchen also z.B. Schiffsmaschinen, während des Stillliegens der Schiffe, nicht mehr, wie sonst, von Zeit zu Zeit bewegt zu werden. Unsere Quelle theilt eine Reihe von sorgfältigen Vergleichsversuchen mit, welche das hier Angeführte aufs Bestimmteste bestätigen, und die Vortheile, welche die Anwendung des Wasserfangs mit sich bringt, in helles Licht setzen. Der Verbrauch an Talg verändert sich um beispielsweise 3/4–6/7 des früher nothwendigen Quantums; das lästige Stäuben (priming) des Dampfes war nicht mehr zu bemerken, die Maschine konnte ohne den geringsten Nachtheil mit offener Drosselklappe arbeiten; die Verpackungen hielten länger aus, und die Maschine war jeden Augenblick bereit, in volle Thätigkeit gesetzt zu werden. Das Wasser aus dem Apparat, welches weit mehr beträgt, als man gewöhnlich anzunehmen geneigt ist, wurde besonders aufgefangen und zum Speisen des Kessels oder zu anderen Zwecken verwendet. Trockener Dampf, Brennstoff- und Schmieröl-Ersparniß, längere Dauer der Verpackung, leichter Gang der Luftpumpe und der Maschine überhaupt sind unzweifelhaft die Folgen der Anwendung des einfachen Apparates. Dabei ist er durchaus selbstthätig und bedarf, einmal aufgestellt, keiner weiteren Beaufsichtigung. Bei der Anwendung des Wasserfangs ist noch Folgendes zu bemerken: Die Dampfklappen und Ventile müssen horizontal stehen, damit das Wasser frei hindurchfließen kann. Dasselbe Ende des Ventils, welches zunächst der Speisepumpe des Kessels liegt, muß zunächst dem Wasserausfluß aus der Maschine angebracht werden. Vor dem Dampfanstellen muß so viel Wasser in den Wasserfang gegossen werden, daß seine Kugel schwimmt. Sollte durch irgend einen Zufall das Ventil C sich versetzen und Dampf hindurchströmen, so muß wieder so viel Wasser zugegossen werden, daß B zum Schwimmen kommt; man erreicht dieß entweder durch theilweises Schließen der Leitungshähne oder durch Eingießen von Wasser durch die dazu bestimmte Oeffnung. Wenn die Maschine nach längerer Ruhe in Gang gesetzt wird, so muß der Lufthahn im Deckel von A geöffnet und so lange offen gelassen werden, bis die Luft aus der Maschine entwichen ist. Die Ventile zwischen der Maschine und dem Wasserfang müssen stets offen seyn. Wenn man den Dampfcylinder stark schmiert, so müssen die Dampfventile öfter gereinigt werden. Wenn das Ventil C sich verschmieren sollte, so kann es durch Zugeben von etwas Potasche in die Kugel B von Oel befreit werden. Dasselbe gilt für den Fall, daß Fett sich im Gehäuse A sammeln sollte. Auch durch Ausblasen mit Dampf, bei geöffnetem unteren Luftloch, kann die Reinigung bewirkt werden. Der Wasserfang ist auch von großem Werthe für Locomotiven, bei welchen in Folge der Röhren im Kessel das Stäuben des Dampfes sehr stark zu seyn pflegt. Nach Angabe des Erfinders bewirkt die Anwendung seines Apparates bei den Locomotiven eine Ersparniß an Brennstoff, eine Erhöhung der Geschwindigkeit, Verminderung des Gegendruckes auf den Kolben, Ersparniß an Schmieröl und an Verpackungsmaterial. In Amerika wurde in der letzten Zeit eine große Anzahl von Dampfschiffen mit Erfolg mit dem Dampffang versehen.

Tafeln

Tafel Tab. I
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