Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. , S. 230 |
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Miscellen.
Miscellen.
Miller's und Bell's Methode, Dämme in tiefem Wasser zu construiren.
Eine Hauptaufgabe des Wasserbaues, besonders an Seeküsten, ist die Construction von
Häfenmolen und Schutzdämmen gegen den Wellenschlag. Es werden solche Dämme an
Flußmündungen oft Tausende von Fußen weit ins Meer hineingetrieben, einmal um die
Versandung der Hafenmündung zu verhindern, andererseits um die Schiffe im Hafen vor
dem Wellenschlag des Oceans zu schützen. Es sind zu diesen höchst kostspieligen
Bauten verschiedene Systeme in Anwendung gebracht worden. Man schlägt entweder
Pfahlroste, die bis zum Wasserspiegel (zur Zeit der Ebbe) heraufreichen und mauert
auf diese den
eigentlichen Damm auf, oder man schließt die Baustelle mit wasserdichten Fangdämmen
ein, oder endlich man mauert unter Wasser mit Hülfe von Taucherapparaten. Die erste
Methode ist unanwendbar, wenn die Gefahr der Zerstörung des Holzes durch Bohrwürmer
vorliegt. Die zweite Methode ist sehr kostspielig, obwohl dadurch ein sehr gutes
Resultat erreicht werden kann; die dritte Methode endlich fördert sehr langsam. Ein
Fortschritt besteht darin, daß man z.B. bei Brückenpfeilern den ganzen Baugrund mit
dicht nebeneinander eingeschlagenen Pfählen einschließt und den eingeschlossenen
Raum nur mit zerschlagenen Steinen und hydraulischem Mörtel ausfüllt, der unter
Wasser zu einem soliden Block erhärtet. Statt der vergänglichen Holzpfähle hat man
z.B. bei der Westminsterbrücke weite gußeiserne Säulen angewendet, die mit solchem
Beton ausgefüllt werden. Der Beton wird indessen meistens nur zu Fundamentirungen,
selten als wirkliches Baumaterial benutzt. Man hat aus solchem Beton auch erst große
Blöcke gebildet und diese nachträglich versenkt, besonders dort, wo es an
hinreichend großen natürlichen Blöcken fehlte, wie z.B. bei den Marseiller
Hafenbauten.
Die Herren Miller und Bell
haben nunmehr bei den Hafenbauten zu Greenock (dem Seehafen von Glasgow) ein neues,
sehr sinnreiches System angewendet. Ohne uns hier auf die dort errichteten
ausgedehnten Werke einzulassen, führen wir nur an, wie die gedachten Herren ihre
Aufgabe gelöst, einen sehr breiten und langen Seedamm meist in tiefem Wasser, ohne
jeden Fangdamm zu construiren.
In der Linie dieses Dammes wurden zuerst mittelst Baggervorrichtungen zwei parallele
Gruben ausgehoben bis zu einer Tiefe von 14 Fuß unter dem Wasserstand zur Zeit der
Ebbe. Auf provisorisch eingerammten Holzpfählen wurde nun ein Gerüst zur Aufnahme
der Dampframmen, beweglichen Krahne, kurz zum Transport der Bauwerkzeuge und
Materialien errichtet. Hierauf wurden mittelst der Dampframmen gußeiserne Pfähle 7
Fuß von einander auf den äußeren Linien des Dammes, also in 2 parallelen Reihen,
eingerammt, bis ihre Köpfe bei niedrigster Ebbe eben den Wasserspiegel erreichten.
Die gegenüberstehenden Pfähle wurden durch Spannstangen verbunden. Die Pfähle selbst
besaßen zwei angegossene Flangen auf jeder Seite, und unten, nahe am Boden, einen
Vorsprung. Es wurde nun zuerst der Boden zwischen ihnen durch eine Schicht Beton
geebnet, alsdann Granitplatten (von Roß Mull) zur Ausfüllung des Raumes zwischen
zwei neben einander stehenden Pfählen benutzt. Dieselben waren genau 7 Fuß lang und
paßten mit ihren zugearbeiteten Längskanten in die durch die Flangen gebildeten
Furchen der eisernen Pfähle genau hinein, wie die Füllung einer Thür in das
Thürgewände. Bei einer verbesserten Construction sind die Granitplatten so
gearbeitet, daß sie die Pfeiler umfassen und nur eine schwache Fuge zwischen sich
lassen, die mit Cement ausgegossen wird. Die eingeschobenen Granitplatten ruhen auf
dem Betonbett und dem unten angegossenen Ansatz auf. Sie sind 18 Zoll bis 2 Fuß dick
und so hoch, daß nur drei Platten über einander nöthig waren, die zusammen eine Höhe
von 16 Fuß ausfüllten. Hinter diesen Platten wurde nun Beton in Kästen mit
beweglichem Boden herabgelassen. Damit derselbe nicht nach innen abfloß ehe er
erhärtete, wurde dahinter ein Wall von zerschlagenen Steinen unter Wasser
aufgehäuft. Der Kern des Dammes wurde durch grobe zerschlagene Granitbruchstücke
gebildet. Als nun auf diese Art der ganze Damm bis zum Ebbewasserstand aufgefüllt
war und sich gesetzt hatte, wurde er mit einem Pflaster von großen Granitplatten
belegt und auf diese nun mit Mauerwerk und hydraulischem Mörtel der obere Dammkörper
aufgeführt, natürlich nur an den Außenwänden, während der Kern durch Schutt und
zerschlagene Steine ausgefüllt wurde. So erhielt man einen sehr festen und sehr
billigen Seedamm. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 14.)
Wärmehaltender Ueberzug für Dampfkessel, Rohrleitungen etc.;
von J. Spence in Portsmouth.
Zur Darstellung der als Ueberzug dienenden Masse wird gemahlener und gestampfter Thon
mit Wasser zu einem Teig angemacht. Diesem setzt man dann Oelkuchen, Thran, Kuhhaare
und kohlige Stoffe zu, um ihm mehr Festigkeit und Haltbarkeit zu geben. Das Kuhhaar
ist vorher gut auszuzupfen und zu klopfen, und Alles zu einer gleichförmigen Masse
von der erforderlichen Steifigkeit zu mischen.
Für Dampfkessel nimmt der Patentträger 1000 Pfd. Thon, so viel Wasser wie zur
Herstellung des Teiges erforderlich ist, dann 24 Pfd. Oelkuchen, 3 Gallons
Fischthran, 24 Pfd. Kuhhaare, 24 Pfd. Ruß und 3 Pfd. Knochenasche oder
Knochenmehl.
Für Dampfröhren oder Dampfmaschinen-Cylinder nimmt man auf 1000 Pfd. Thon etwa
30 Pfd. Oelkuchen, 2 Gallons Thran, 36 Pfd. Kuhhaare, 14 Pfd. Ruß, 18 Pfd.
Knochenmehl und 14 Pfd. gemahlene kohlige Stoffe.
Um die eben beschriebenen Ueberzugmischungen nochmals zu bestreichen, kann man sich
folgender Mischung bedienen: 1000 Pfd. Thon, 1 1/2–2 Gallons Thran, etwa 32
Pfd. Kuhhaare, 1/2 Gallon Leinöl, 24 Pfd. Holzkohlenpulver, 8 Pfd. Leim und 8 Pfd.
von irgend einer Farbe.
Dampfkessel können während ihres Gebrauches überkleidet werden; nachdem man von der
Ueberzugmasse eine Schicht von etwa 3/4 Zoll darauf angebracht hat, läßt man diese
trocknen, körnt oder streift sie und bringt dann noch eine oder mehrere Schichten
desselben Ueberzuges darauf an.
Röhren umgibt man am besten mit schmalen Heu- oder Strohbändern, welche vorher
mit der Masse gehörig imprägnirt wurden und schmiert die Zwischenräume schließlich
noch mit dieser aus. Auch kann man hölzerne Latten in die Bänder einführen und
schließlich einen beliebigen Verband anwenden. (Mechanics'
Magazine, Juni 1863, S. 412.)Man s. die zu demselben Zweck dienende Composition von Basset und Comp. zu Laeken im
polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 314.
Ueber Aluminiumbronze.
In neuerer Zeit werden diese mit so vielen ausgezeichneten Eigenschaften begabten
Legirungen des Kupfers mit Aluminium häufig in der Praxis angewandt. So stellt man
gegenwärtig in der weitbekannten Fabrik von Christofle in
Paris aus einer Legirung von 2–3 Proc. Aluminium und 98–97 Proc.
Kupfer Kunstwerke dar, welche eine sehr schöne, goldgelbe Farbe besitzen und sich
ausgezeichnet mit dem Grabstichel und Meißel bearbeiten lassen. – Eine andere
Legirung des Kupfers mit Aluminium, von 90 Proc. Kupfer und 10 Proc. Aluminium, ist
mit einer außerordentlichen Zähigkeit begabt, die nach den Versuchen von Gordon nur von derjenigen des gezogenen Stahldrahtes
übertroffen wird; sie wird sicherlich vermöge dieser Eigenschaft, ist einmal der
Preis des metallischen Aluminiums gesunken, eine vielfache praktische Anwendung
finden.
Was die Entdeckung der Aluminiumbronze anbelangt, so müßte man nach Deville (l'Aluminium par
Deville 1859 S. 135 oder dessen Bericht über die
Londoner allgemeine Industrie-Ausstellung im J. 1862) als den ersten
Darsteller derselben Debray betrachten, während derselbe
Autor einige Jahre früher (Annales de Chimie et de Physique,
3me série, 1856, t. XLVI p. 448) Dr. Percy in London als denjenigen bezeichnet, welcher zuerst
die Legirungen des Aluminiums mit Kupfer darstellte und deren Eigenschaften
untersuchte. Es gibt uns dieser Fall wieder ein Beispiel, wie gerne französische
Schriftsteller Verdienste, welche ihrer Nation nicht gebühren, doch derselben
zuschreiben möchten.
G. H.
Wiedergewinnung von Mangansuperoxyd aus den Rückständen von
der Chlorfabrication, nach C. Binks und J. Macqueen.
Die von den Verfassern benutzte Methode besteht darin, die Lösung des Manganchlorürs
durch eine Basis zu zersetzen und zugleich einen Strom von Luft durch die
Flüssigkeit zu leiten, welche das sich ausscheidende Manganoxydul zu Mangansuperoxyd
oxydirt. Die Reaction geht zwar schon in der Kälte von statten, sie wird indessen
durch Erwärmung (der Lösung und der durchzuleitenden Luft) sehr beschleunigt.
Man bringt zunächst die zur Zersetzung dienende Basis, Kalkmilch, in geringem
Ueberschusse in die Reactionsbottiche, erhitzt durch Einleiten von Dampf, läßt Luft
hindurch strömen und fügt hierauf die Manganlösung in kleinen Portionen zu. Die
Zersetzung und Oxydation ist rasch vollendet. Man zieht die Lösung des Chlorcalciums
ab, wäscht den Braunsteinniederschlag mit etwas Salzsäure aus und trocknet ihn. Man
gibt der durchströmenden Luft eine Temperatur von 100–300° C., je nach
der gewünschten Intensität der Reaction. Man kann auf gleiche Weise auch die übrigen
wasserhaltigen oder wasserfreien Oxydationsstufen des Mangans in Mangansuperoxyd
umwandeln. Auch die Bereitung desselben aus künstlichem kohlensauren Manganoxydul
geht nach dieser Methode (bei einer Temperatur der durchstreichenden Luft von
268–300°) sicherer als durch die bisher angewendete Erhitzung bei
Luftzutritt von statten.
Da das künstliche Mangansuperoxyd seiner feinen Zertheilung wegen das Chlor sehr
rasch und stürmisch entwickelt, so hat man es durch starken Druck comprimirt. Man
erreicht nach den Verfassern denselben Zweck, wenn man das Oxyd mit einer heißen
gesättigten Salzlösung, z.B. Manganchlorür, durchfeuchtet; diese krystallisirt beim
Erkalten und verkittet das Pulver.
Die Verfasser beschreiben schließlich noch eine zur Darstellung des Chlors taugliche
chemische Reaction. Zersetzt man nämlich 1 Aeq. Manganchlorür durch 1 Aeq. gebrannte
Magnesia in der oben für den Kalk beschriebenen Weise, und fügt hierauf noch 1 Aeq.
Chlormagnesium hinzu, so erhält man eine Mischung von 1 Aeq. Mangansuperoxyd und 2
Aeq. Chlormagnesium. Diese gibt beim Eindampfen und Calciniren 2 Aeq. Magnesia und 1
Aeq. Manganchlorür unter Entwicklung von 1 Aeq. Chlor. Wird der Rückstand wieder der
Behandlung mit heißer Luft unterworfen und hierauf 1 Aeq. Salzsäure hinzugefügt, so
resultirt wieder das Gemisch von 2 Aeq. Chlormagnesium und 1 Aeq. Mangansuperoxyd.
(Technologiste, September 1862, S. 627;
polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 1659.)
Ueber die blaue Tinte aus Berlinerblau; von August Vogel.
Bekanntlich löst sich das Berlinerblau in Kleesäure zu einer klaren dunkelblauen
Flüssigkeit. Diese interessante Erfindung von Stephen und
Rasch (patentirt in England im J. 1837) darf als eine
wichtige Bereicherung der Farbenchemie betrachtet werden, indem es hierdurch in
einfacher Weise möglich geworden, das Berlinerblau als Saftfarbe zu verwenden. Um
das käufliche Berlinerblau in Kleesäure zu lösen, muß es in der Weise vorbereitet
werden, daß man es mit concentrirter Salzsäure oder Schwefelsäure, welcher nach dem
Vermischen mit Berlinerblau eine gleiche Gewichtsmenge Wasser zugesetzt wird, 48
Stunden stehen läßt und hierauf die Säure durch sorgfältiges Auswaschen möglichst
vollständig entfernt. Statt dieses, wie man sieht, etwas umständlichen und
langwierigen Verfahrens ist es vorzuziehen, frisch gefälltes Berlinerblau
anzuwenden, welches dieser Vorbereitung durch concentrirte Säure nicht bedarf.
Im Folgenden theile ich eine Vorschrift mit, nach welcher ich stets eine ganz
entsprechende und haltbare blaue Tinte aus Berlinerblau und Kleesäure erhalten
habe.
10 Grm. oder 2/3 Loth Eisenvitriol werden in einem Kolben mit vielem Wasser gelöst
und unter Zusatz von Salpetersäure gekocht, bis alles Eisenoxydul in Eisenoxyd
übergeführt ist, was man daraus erkennt, daß eine Lösung von rothem Blutlaugensalz
davon nicht mehr blau gefärbt wird. Diese Eisenoxydlösung setzt man einer verdünnten
Auflösung von 10 Grm. gelben Blutlaugensalzes hinzu und läßt den Niederschlag
absetzen. Nachdem die überstehende klare FlüssigkeitFüssigkeit abgegossen, bringt man den Niederschlag aufs Filtrum, wäscht mit kaltem
Wasser nach und läßt vollkommen abtropfen. Den noch feuchten, nur so weit
getrockneten Niederschlag, daß man ihn leicht mit dem Messer vom Filtrum abnehmen
kann, vermengt man in einem Porzellanmörser mit 2 Grm. oder 1/4 Loth
Kleesäurekrystallen, läßt ihn eine Stunde stehen und setzt nach und nach 400
Kubikcentimeter oder 2/5 Maaß Wasser hinzu. Hierdurch erhält man eine tiefblaue
Lösung, in welcher auch nach längerem Stehen kein Absatz zu bemerken ist. Es mag
noch erwähnt werden, daß diese blaue Tinte durchaus keine Vermengung mit
gewöhnlicher schwarzer Gallustinte verträgt, ja daß sogar eine Feder, welche nur
Reste von Gallustinte enthält, zum Schreiben mit Berlinerblautinte nicht verwendet
werden kann. (Bayerische Gewerbezeitung, 1863, Nr. 7.)
Leichte Darstellung einer reinen Salzsäure.
Die Darstellung einer reinen officinellen Salzsäure ist gewiß eine sehr leichte
Operation, und dennoch wird sie selten in pharmaceutischen Laboratorien
ausgeführt.
Der Grund davon mag wahrscheinlich die Zusammenstellung des nöthigen Apparates seyn,
an dem der Verschluß des Kolbens, in welchem die Gasentwickelung vorgenommen wird,
der umständlichste Theil ist. Wir machten uns daher die Aufgabe, den Apparat so viel
als möglich zu vereinfachen, und waren auch so glücklich, unseren Zweck zu
erreichen. Der ganze Apparat besteht in einer Tubulatretorte und einem Kolben, die
beide ohne Lutirung mit einander verbunden sind und zwar in der Art, daß die Mündung
des Retortenhalses bis in den Bauch des als Vorlage dienenden Kolbens hineinragt und
sich in der Nähe der Oberfläche des Absorptionswassers befindet. Die Retorte wird
mit 3 Theilen reinem Kochsalz beschickt, so daß sie damit ungefähr zu 1/4 bis 1/3
ihres Rauminhalts gefüllt ist, in ein Sandbad gesetzt, die Vorlage mit vier Theilen
destillirtem Wasser beschickt angelegt und nun durch den Tubulus der Retorte mit
Hülfe eines gläsernen Trichters eine erkaltete Mischung aus 5 Theilen arsenikfreier
englischer Schwefelsäure (1,830 spec. Gewicht) und ein Theil Wasser eingegossen. Die
Entwickelung des Chlorwasserstoffgases beginnt sofort. Man nimmt den Trichter
heraus, verschließt den Tubulus mit dem Glasstopfen und befördert die
Gasentwickelung durch gelinde Heizung des Sandbades. Das Chlorwasserstoffgas wird
bei seinem Austreten aus dem Retortenhalse sofort von dem vorgelegten Wasser
absorbirt, und so lange das Wasser nicht warm wird, ist an der Mündung des Kolbens
auch nicht die geringste Spur Chlorwasserstoff wahrzunehmen. Tritt die Erwärmung des
Absorptionswassers ein, so kühlt man den Kolben durch Auffließenlassen von Wasser
oder durch Hineinlegen in kaltes Wasser ab. Die Gasentwickelung geht unter dem
Siedepunkte des Wassers ruhig von statten und erst im letzten Drittel der Operation
ist eine Steigerung der Temperatur bis auf 110° C. nöthig. Sobald das Sandbad
eine Temperatur von 120° C. angibt, kann man das Feuer ausgehen lassen und
die Operation beendigen.
Man könnte die Verdünnung der Schwefelsäure noch abkürzen und nur 1/2mal soviel
Wasser nehmen, weil dieses Verhältniß auch ausreicht, das blasige Aufsteigen der
Mischung beim Aufgießen der Schwefelsäure auf das Kochsalz zu verhindern, dennoch
ist es besser das oben angegebene Verdünnungsverhältniß beizubehalten. Enthält
nämlich die Schwefelsäure Selen und selenige Säure, so entsteht bei zu geringer
Verdünnung der Säure Selenchlorür. Dieses destillirt als eine braungelbe Flüssigkeit
über, sammelt sich auf dem Wasser in der Vorlage und zersetzt sich nach wenigen
Minuten mit dem Wasser in Berührung in Chlorwasserstoff, selenige Säure und Selen.
Das ausgeschiedene Selen gibt, so lange es sich in Suspension befindet, der
Salzsäure eine rothe Färbung. Ist die Schwefelsäure gehörig verdünnt, so ist auch
die Bildung des Selenchlorürs gehindert. (Hager's
Centralhalle.)
Nachweisung der Salpetersäure im Trinkwasser etc. mit Brucin;
von R. Kersting.
Bei Gelegenheit von Trinkwasserprüfungen fand ich folgende Form für obigen Zweck sehr
vortheilhaft.
Das Brucin löste ich in 1000 Theilen Wasser. Von dieser Lösung goß ich 1
Kubikcentimeter in ein Champagnerglas, mischte 1 Kub. C. des zu prüfenden
Trinkwassers hinzu, und ließ 1 Kub. C. concentrirte Schwefelsäure langsam, von der
Wand aus durch die Mischung fließen, so daß sie sich unter das Wasser schichtete,
wie bei der Salpetersäurereaction mit Eisenvitriol. Auf der Schwefelsäureschicht
bildet sich bei Anwesenheit von Salpetersäure sogleich eine rosenrothe Zone von
einer halben Linie Dicke; diese wird nach einer Minute am unteren Rande gelb und
bleibt dann Stunden lang unverändert. Durch vorsichtiges Schütteln zeigt sich über
der gelben Zone später von neuem eine Röthung.
Auf solche Weise behandelt, zeigte 1 Kub. C. Wasser mit 1/10000 Salpetersäure (d. i.
1/10 Milligramm) eine sehr deutliche Reaction. Selbst 1 Kub. C. Wasser mit 1/100000
NO⁵ gab eine zarte rosenrothe Zone, die sich deutlich zu erkennen gab durch
Nebenstellung einer
ganz gleich behandelten Probe mit reinem Wasser. War hingegen 1 Millionstel
NO⁵ zugemischt, so konnte man mit 1 Kub. C. Wasser keine Röthung mehr
beobachten.
Bei meiner Untersuchung konnte ich anfangs keine ungeröthete Mischung von Brucin,
Schwefelsäure und destillirtem Wasser erhalten. Es fand sich, daß alle drei Stoffe
mit Salpetersäure verunreinigt waren. Ich reinigte nun jeden für sich. Das Wasser
destillirte ich nochmals über Kali. Das Brucin wusch ich mit solchem Wasser mehrmals
ab, um das leichter lösliche salpetersaure Salz zu entfernen. Die englische
Schwefelsäure wurde mit etwa 5 Proc. kohlensaurem Ammoniak gemischt, und 3/4 davon
in Glasgefäßen über der Weingeistlampe abdestillirt (etwa 1/4 Pfund).
Nun erst bekam ich eine farblose Mischung mit Brucin, welche bei Zusatz der genannten
Mengen Salpetersäure sich röthete. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1863, Bd. CXXV
S. 254.)
Wirkung des Ammoniaks auf Schießbaumwolle; neue Reaction auf
die salpetersauren Salze.
P. Thenard und Schützenberger
haben bekanntlich gefunden, daß bei Einwirkung von Ammoniak auf gewisse neutrale
organische Körper sehr stickstoffreiche braune Producte entstehen. G. Guignet (Comptes rendus, t.
LVI p. 358) hat eine ähnliche Beobachtung an der
Schießbaumwolle gemacht, die sehr leicht und ohne Anwendung von Druck bei
100° C. von Ammoniak verändert wird.
Kocht man Schießbaumwolle mit Ammoniakflüssigkeit, so ist sie nach Verlauf von zwei
Stunden in eine braune Flüssigkeit verwandelt, aus welcher nach fernerem Kochen zur
Vertreibung des Ammoniaks und auf Zusatz einiger Tropfen Essigsäure der größte Theil
der braunen Masse fällt. Letztere löst sich bei Behandlung mit kalter
Aetznatronlauge unter Zurücklassung vou etwas nicht zersetzter Schießbaumwolle und
wird durch Essigsäure abermals ausgefällt. Der mit Wasser gewaschene Niederschlag
ist sehr stickstoffreich; er ist löslich in concentrirten Alkalien und Säuren, nur
sehr wenig löslich in Wasser.
Die vom braunen Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit hat noch eine braune Farbe; sie
gibt mit neutralem-essigsaurem Bleioxyd einen braunen Niederschlag und ein
sehr schwach gelbes Filtrat, das mit basisch-essigsaurem Bleioxyd einen
außerordentlich reichlichen weißen Niederschlag gibt, der zum größten Theil aus dem
bekannten zweibasischen salpetersauren Bleioxyd besteht: NO⁵, 2. PO, HO.
Dieses Salz entsteht auch direct aus basisch-essigsaurem Bleioxyd und irgend
einem salpetersauren Salz. Es ist wenig löslich in kaltem Wasser und fällt in Form
eines krystallinischen Pulvers, krystallisirt übrigens auch beim Erkalten aus einer
kochenden Auflösung. Diese Erscheinung könnte zur Auffindung, ja sogar zur
Abscheidung der Salpetersäure benutzt werden.
Eine Flüssigkeit, welche 1 Proc. Salpeter enthält, gibt einen merklichen Niederschlag
mit dem Bleisalz. Fällt man das basisch-essigsaure Bleioxyd mit
salpetersaurem Bleioxyd, so enthält die Mutterlauge ein Doppelsalz von essigsaurem
und salpetersaurem Bleioxyd, welches in langen Nadeln krystallisirt. (Journal für
praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 251.)
Explosives Glycerin (Pyroglycerin).
Man erhält dasselbe nach A. Sobrero, wenn man 2 Vol.
Schwefelsäure von 66° B. und 1 Vol. Salpetersäure von 40° B. mischt
und nach dem Erkalten ungefähr den sechsten Theil vom Volumen der ganzen Flüssigkeit
Glycerin hinzufügt. Dieses löst sich sofort; bald aber trübt sich die Flüssigkeit
und ein gelbliches klares Oel sammelt sich an der Oberfläche. Man wäscht mit dem
15–20fachen Vol. kalten Wassers und fährt damit so lange fort, bis das
abfließende Wasser frei von Säure ist. Schließlich trocknet man unter der
Luftpumpe.
Das Pyroglycerin hat ein spec. Gewicht von 1,60, ist geruchlos, schwach gelb gefärbt;
diese Farbe rührt wahrscheinlich von öligen, im Glycerin ursprünglich enthaltenen
fremden Beimengungen her. Es hat einen süßlichen angenehmen Geschmack, ist aber
giftig, wie man durch Versuche an Thieren festgestellt hat. Bringt man einen Tropfen
auf die Zunge, so trägt man, selbst wenn man ihn sofort wieder ausspeit,
Kopfschmerzen von mehrstündiger Dauer davon. Auf Papier macht es einen Oelfleck; es
ist noch bei 20° C. flüssig, unlöslich in Wasser, sehr löslich in Alkohol und
Aether; aus der alkoholischen Lösung wird es durch Wasser niedergeschlagen; es ist
nicht flüchtig und verträgt eine Temperatur von 100° C. Wenn man einen
Tropfen dieser Flüssigkeit langsam auf Platinblech erhitzt, so zersetzt er sich
unter Entwickelung salpetriger Dämpfe. Bei höherer Temperatur tritt die Zersetzung
plötzlich, unter Verpuffung und Entzündung ein. Es bleibt dann wenig Kohle zurück.
Wenn man eine kleine Menge von Pyroglycerin sehr schnell bis zu dem Punkte erhitzt,
so erfolgt eine heftige Detonation. Ein Tropfen von einigen Decimalgrammen vermag
einen Knall wie einen Pistolenschuß zu geben. Wenn das Gefäß, in dem die Detonation
stattfindet, nicht sehr fest ist, wird es zertrümmert. Das Experiment läßt sich ohne
Gefahr ausführen, wenn man einen Tropfen der Substanz auf ein Uhrglas bringt und ihn
dann mit einem rothglühenden Drahte erhitzt. Trockenes Pyroglycerin detonirt auch
durch einen Schlag. Ein Tropfen auf einem Amboß zersetzt sich mit großer Heftigkeit
und verwandelt sich gänzlich in gasförmige Producte, sobald man mit einem Hammer
darauf schlägt. (Journal de Chimie médicale, Juni
1862, S. 367; chemisches Centralblatt, 1863, Nr. 28.)
Ueber die Verbrennung des Schießpulvers in der Leere und in
verschiedenen Gasen; von Bianchi.
Bei den Versuchen, welche der Genannte in diesem Betreff gemacht hat (Comptes rendus, t. LV p. 97)
geschah die Entzündung in einem luftleeren Ballon mittelst der elektrischen
Säule.
1) Das gewöhnliche Schießpulver, die knallsauren Salze und alle Zündpulver, in
Körnern oder in compacten Massen in die Leere gebracht, d.h. in einen Raum, dessen
Volum zum Volum des Pulvers sehr beträchtlich ist, und rasch auf mehr als
2000° C. erhitzt, verbrennen langsam und ohne Verpuffung.
2) Wenn dagegen das Pulver in einem Pistolenlauf eingeschlossen ist und durch einen
glühenden Platindraht oder besser durch eine Zündkapsel in der Leere entzündet wird,
so verbrennt es fast eben so schnell wie in der Luft.
3) Die Schießbaumwolle verbrennt langsam in der Leere von den Theilen aus, die dem
entzündenden Körper am nächsten liegen; die Verbrennung, einmal begonnen, erfolgt
aber vollständig, ohne daß die Baumwolle mit dem Feuerherde in Berührung zu seyn
braucht. Endlich beobachtet man selbst in der vollständigsten Dunkelheit kein Licht
bei dieser Verbrennung.
4) Die Producte der Verbrennung sind nicht dieselben wie in der Luft.
5) Die Verbrennung des Schießpulvers erfolgt in Stickstoff, Kohlensäure und anderen
zur Verbrennung ungeeigneten Gasen fast eben so rasch und lebhaft wie in der Luft.
(Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 250.)
Das schwefelsaure Eisenoxydul-Ammon als Entwickler der
Lichtbilder.
Ein Correspondent der Photographie News theilt
nachstehende Vorschriften mit. Als Vorzüge des Doppelsalzes vor dem Eisenvitriol
bezeichnet er, daß in den Schatten kein Niederschlag entsteht, daß eine kürzere
Belichtung erforderlich, daß die Krystalle sich gut halten und daß die Lösung, wenn
nicht zu alt, mit Silberlösung gemischt werden kann, ohne daß sie sich gleich
trübt.
Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon
5 Gramme,
Essigsäure
3
„
Wasser
100 „
Alkohol, eine hinreichende Menge
Obige Lösung ist gut für Portraits und Ansichten; sie hält sich lange.
Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon
7 Gramme,
Essigsäure
4
„
Wasser
100 „
Alkohol, wie oben.
Diese Verhältnisse eignen sich für schwächer beleuchtete Gegenstände, Interieurs
u.s.w.
Schwefelsaures Eisenoxydul-Ammon
20 Gramme,
Essigsäure
6
„
Wasser
100 „
Alkohol, wie oben.
Diese Lösung eignet sich zu augenblicklichen Aufnahmen; sie entwickelt klar und
gleichmäßig, und kann einige Minuten auf der Platte gehalten werden, wenn das Bild
nicht gleich zum Vorschein kommt. (Photographisches Archiv, Juli 1863, S. 162.)
Uebertragen der Albuminschicht mit dem Bilde von Papier auf
andere Stoffe.
Hr. Terreil, vom naturhistorischen Museum in Paris,
präsentirte der französischen photographischen Gesellschaft (am 10. April d. J.)
Albuminschichten, die von dem positiven Papier abgelöst worden waren, sammt dem
photographischen Bilde.
Er taucht, um die Ablösung zu bewerkstelligen, das Bild einige Minuten lang in
concentrirte Schwefelsäure oder eine sehr concentrirte Auflösung von Chlorzink, und
wascht darauf sorgfältig. Nach dieser Operation theilt sich das Bild sehr gut in
zwei Theile.
Die Schwefelsäure oder das Chlorzink pergamentisiren nämlich nur die Oberflächen des
Papiers und des Albumins, während das Papier im Innern bleibt wie es war, nämlich
nicht geleimt, also vom Wasser leicht zu durchdringen. Es ist folglich leicht von
der Albuminschicht zu trennen.
Die so abgelösten Albuminbilder sind dünne Häutchen von großer Festigkeit. Man kann
sie leicht auf jeden beliebigen Stoff übertragen. (Photographisches Archiv, Juli
1863, S. 163.)
Verbesserte Bereitung des Albuminpapiers für photographische
Zwecke; von Thomas Sutton.
Um das Albuminpapier darzustellen, läßt man gewöhnlich ein Papierblatt auf der
Oberfläche flüssigen Albumins schwimmen; das Albumin wird daher je nach der Leimung
des Papiers von demselben mehr oder weniger eingesogen. Bei den nachfolgenden
Photographischen Operationen durchdringen die verschiedenen gebräuchlichen Lösungen
das Papier in derselben Weise. Die Lichtbilder sind daher weniger kräftig und
lebhaft und auch weniger dauerhaft, als wenn das Albumin nur auf der Oberfläche des
Papiers angebracht worden wäre, oder auf einem Papierblatt, welches vorher mittelst
einer wasserdichten Leimung für Flüssigkeiten undurchdringlich gemacht worden ist.
Um diesem Fehler abzuhelfen, tränke ich das Papier vor dem Auftragen des Albumins
mit einer Auflösung von Kautschuk oder Gutta-percha in Benzin. Eine sehr gute
Lösung zu diesem Zweck besteht aus fünf Gran Kautschuk in einer Unze Benzin
aufgelöst. Nachdem das Papier in diese Lösung eingetaucht und getrocknet worden ist,
wird es in gewöhnlicher Weise albuminirt. – Patentirt in England am 28.
October 1862. (London Journal of arts, Juli 1863, S.
6.)
Verfahren zur Reproduction alter oder neuer Lithographien auf
Stein; von Rigaud.
Ich lege die Lithographie mit ihrer verkehrten Seite einige Minuten lang auf eine
Schicht reinen Wassers; sie befeuchtet sich gleichförmig, das Wasser netzt aber die
Schatten nicht. Ich hebe das Blatt ab und lege es zwischen Fließpapier, welches die
überschüssige Flüssigkeit absorbirt. Dann breite ich das Blatt auf dem
lithographischen Stein mit seiner rechten Seite aus, welchem es mittelst einer
schwachen Pressung an allen Stellen anhaftet. Ich nehme hernach ein Blatt
gewöhnlichen Papiers und breite es über schwacher Salpetersäure (käuflicher
Salpetersäure mit ihrem zehnfachen Volum Wasser verdünnt) aus. Dieses mit
Salpetersäure imprägnirte Blatt wird zwischen Fließpapier gebracht, welches die
überschüssige Salpetersäure absorbirt. Ich lege es dann auf das lithographische
Blatt, welches dem Stein vollkommen anhaftet, und übe einen gleichförmigen Druck auf
die beiden Blätter aus.
Die Salpetersäure dringt so nur langsam durch das feuchte lithographische Bild; sie
wirkt daher gleichförmiger auf den Stein; die Kohlensäure welche sich entbindet,
dringt langsam durch die Poren der Papierblätter, in dem Maaße als sie frei wird;
das lithographische Bild wird durch sie nicht gehoben und der Stein wird so
gleichförmig als möglich angegriffen. (Comptes rendus,
t. LVI p. 1137.)
Verfahren zum Bleichen der Gutta-percha.
Man löst die Gutta-percha in ihrem 20fachen Gewicht kochenden Benzins auf, und
setzt der Auflösung gebrannten Gyps von sehr guter Qualität zu, indem man besorgt
ist das Gemisch von Zeit zu Zeit umzurühren. Nach zweitägiger Ruhe hat sich der Gyps
abgesetzt und alle im Benzin unlöslichen Unreinigkeiten mitgerissen. Die klare
Flüssigkeit wird decantirt und dann in kleinen Portionen unter beständigem Umrühren
in ein Gefäß gegossen, welches das Doppelte ihres Volums Alkohol von 90°
Tralles enthält. Während dieser Operation wird die Gutta-percha in Form einer
teigigen Masse von vollkommener Weiße gefällt. Zum Austrocknen muß die so gereinigte
Gutta-percha mehrere Wochen lang der Luft ausgesetzt bleiben; dasselbe läßt
sich aber sehr beschleunigen, wenn man sie in einem Mörser zerreibt und das sich von
ihr abscheidende Wasser beseitigt. A. K. (Répertoire
de Chimie appliquée, April 1863, S. 137.)
Conservirung des Holzes durch dünne Verkohlungsrinde.
Die Wirkung der oberflächlichen Verkohlung des Holzes zur Erhaltung desselben
besonders in feuchter Erde und im Wasser ist allgemein anerkannt, wie sich denn die
Unzerstörbarkeit der Kohle im Wasser, in der Erde und an feuchter Luft durch
Jahrtausende zu oft bewährt hat, als daß man sie in Abrede stellen kann, und im
Vertrauen darauf legt man Kohlenstücke unter Rainsteine, daß sie ewiges Zeugniß über
die Grenze abgeben; allein was die Anwendung der oberflächlichen Verkohlung des
Holzes sehr beeinträchtigt, ist die Schwierigkeit einer streng
begrenzten Verkohlung des Holzes selbst. Einen Holzpfahl kann man an dem
unteren Ende leicht anbrennen, um seine Oberfläche zu verkohlen, aber wie dann eine
Eisenbahnschwelle nach ihrer ganzen Oberfläche, oder ein Fußdielenbret oder eine
Parkettafel, eine Schiffsplanke und sonst geschnittenes und behauenes Holz, welches
durch die oberflächliche Verkohlung seine Form, seine scharfen Kanten nicht
verlieren darf?
Nach einem Bericht von A. Brull in den „Annal. forestières“ hat Hr. v. Lapparent ein zweckmäßiges Verfahren entdeckt, welches
diese Art der Holzconservirung wieder in Aufnahme zu bringen und seine Anwendung
ungemein auszudehnen scheint. Der Genannte wendet zur Verkohlung nicht die wilde
Flamme des offenen Feuers, sondern die Flamme von Leuchtgas, Wasserstoffgas oder
sonst von einem Brennstoffe an, deren Größe und Stärke man vollkommen in seiner
Gewalt hat, um eine beliebig dicke Verkohlungsschicht an jeder Stelle des
Holzstückes zu erzeugen.
Wenn man sich in Erinnerung bringt, daß man mit so geregelten Flammen die Fasern von Baumwollengeweben
abzusengen im Stande ist, ohne dem Stoff zu schaden, so erscheint diese künstliche
Rindenverkohlung des Holzes auch leicht ausführbar.
Die conservirende Wirkung solcher dünn verkohlten Hölzer soll sich sehr gut bestätigt
haben und ihre Anwendung auf Eisenbahnschwellen, Rebstöcke, Hopfenstangen,
Zaunpfähle, für Schiffbauholz, Breterdielen, Wasserleitungsröhren, Wassertröge
u.s.w. zeigt den Kreis, wohin sich der Nutzen dieser Erfindung ausbreiten kann.
(Nach Stamm's illustrirter Wochenschrift, 1863 S.
141.)
Ueber die Zuckerbildung in der Kartoffelmaische; von Dr. Grouven in
Salzmünde.
Gelegentlich einer Prüfung der hiesigen Kartoffelmaische, unmittelbar bevor sie in
den Bottich zur Vergährung kommt, fanden wir darin noch ungefähr die Hälfte der
Stärke der eingemischten Kartoffeln und des Gerstenmalzes im ursprünglichen Zustande
und nicht verwandelt in den allein vergährbaren Zucker.
Es wunderte uns dieß sehr, weil hier die allgemeine Annahme, daß zur Erzielung einer
ordentlichen Alkohol-Ausbeute eine sorgfältige Umwandlung der Stärke in
Zucker im Maischprocesse nothwendig sey, in offenbarem Widerspruche stand mit der
musterhaften Einrichtung der großen Salzmünder Brennerei und den günstigen
Betriebsresultaten, welche dieselbe seit Jahren beständig aufzuweisen hat.
Wir beschlossen daher, die Sache ein wenig näher zu untersuchen, wenigstens so weit,
bis wir befriedigende Aufklärung darüber hätten.
Es wurden zu dem Ende Proben der Maische sowohl unmittelbar vor der Vergährung als auch nach Beendigung
derselben an 5 verschiedenen Tagen sorgfältig von meinem ersten Assistenten –
Hrn. Schultz – aus hiesiger Brennerei vorigen
Winter genommen und jedesmal auf Stärke und Zucker untersucht. Wir fanden bei allen,
von unbedeutenden Abweichungen abgesehen:
Procent
Stärke
Traubenzucker
Trockensubstanz.
In der unvergohrenen Maische
6,9
8,4
25–26
In der vergohrenen Maische
0,2
0,5
11–13
daraus folgt: daß während der Gährung eine Umwandlung von
Stärke in Zucker erfolgt und daß es daher nicht nothwendig ist, beim Maischen alle Stärke in Zucker zu verwandeln, falls man für einen
kräftigen Hefensatz größere Sorge trägt.
So konnte z.B. hier in Salzmünde, wo der Brennerei-Meister sich gerade auf
seine Hefenbereitung etwas zu Gute thut, die Hälfte der Stärke unzersetzt in den
Gährbottich gehen, ohne der Alkohol-Ausbeute zu schaden. Man kann sogar
vermuthen, daß letztere eben durch die unzersetzte Stärke begünstigt wird, indem
dadurch die Vergährung anfänglich keine zu stürmische wird, sondern gleichmäßiger
mit der allmählichen Umwandlung der Stärke in Zucker verläuft.
Das Salzmünder Resultat scheint uns auch noch dadurch bedeutsam, daß es erzielt wird
unter der höchstmöglichen Dickmaischung, nämlich bei einem Trockensubstanzgehalt der
Maische von etwa 25 Proc. Diese Dickmaischung mag schuld an der unvollkommenen
Umsetzung der Stärke seyn, aber da sie schließlich kein schädliches Resultat gibt,
so muß man sie wohl der bedeutenden Maische-Steuer-Ersparniß halber
gegen die Dünnmaische vertheidigen, welche zu ihren Gunsten nicht mehr die Thatsache
anführen kann, daß bei ihr schon anfangs, vor Eintritt der Gährung, eine vollkommene
Umwandlung der Stärke in Zucker stattfindet.
Ich habe nun noch kurz die analytische Methode zu beschreiben, welche der Erangung
jener Resultate zu Grunde liegt.
1) 100 Gramme Maische wurden im Dampftrockenschranke bei 105° C. zur Trockniß
gebracht und die Trockensubstanz gewogen.
2) 100 Gramme Maische wurden mit Wasser verdünnt bis auf 1 Liter und nach guter
Mischung zur freiwilligen Klärung 2 Stunden lang stehen gelassen. Es ließen sich
dann ziemlich klar 100 Kub. Centim. abheben, die mit Bleiessig gefällt und vom
überschüssigen Blei durch schwefelsaures Natron befreit wurden. Im klaren Filtrat
wurde nach Kalizusatz und Fehling'scher Kupferlösung der Traubenzucker in der
Wärme zerstört und dessen Menge durch das ausgeschiedene Kupferoxydul mittelst
Chamäleon gemessen.
3) Die in der Maische vorhandene Stärke wurde in Zucker verwandelt und mit dem sub 2 gefundenen Zucker zusammen bestimmt. Zu dem Ende
nahm man wieder 100 Gramme Maische und digerirte dieselbe mit 500 Kub. Centim. 2
1/2procentiger Schwefelsäure während 8 Stunden im Wasserbade. Die Flüssigkeit
darnach bis auf 1 Liter verdünnt, diente zu 1/10 zur Zuckerbestimmung gerade wie sub 2.
Mehrere Versuche, die Stärke mittelst starker Malzinfusion in Zucker zu verwandeln,
gaben uns trotz achtstündiger Digestion bei 70° C. so wenig übereinstimmende
Resultate, daß wir diese Methode für unbrauchbar halten, um in einer Maische 0,2
Proc. Stärke neben 0,5 Proc. Zucker zu ermitteln. (Wochenblatt zu den preußischen
Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 12.)
Weinschönungsmittel.
Die „Aargauer Mittheilungen“ enthalten folgendes Recept zum
Schönen von 400 Maaß Wein, welches ein Hr. Karl Baumann
von Reckingen verkauft und welches der Einsender mehrmals bewährt gefunden hat:
„Man nimmt 1 Pfund Alaunleder oder Abfall von weißgegerbtem Schafleder,
welches bei den Weißgerbern oder Schustern zu erhalten ist, 4 Loth Gummi Chind,
4 Loth Tormentillenwurzel (gestoßen) und bei rothen Weinen noch 2 Loth Ratania.
Dieß wird sodann mit 3 Maaß Wasser in einem Topf aufs Feuer gesetzt, Alles mit
einander verkocht und die Flüssigkeit auf die Hälfte einsieden gelassen. Hernach
seiht man sie durch rohes Emballage, drückt dieses aus, schüttet sie nach
3–5 Minuten oben ins Faß und arbeitet sie dann mit dem Weine recht unter
einander.“
Das künstliche Ausbrüten der Eier in Frankreich.
Um zu erfahren, wie sich das künstliche Ausbrüten der Eier in der Praxis bewähre,
wurde im Auftrag des kgl. preußischen Ministers für die landwirthschaftlichen
Angelegenheiten nach Paris um genaue Auskunft geschrieben, in der Voraussetzung, daß
dort Erfahrungen vorliegen würden, weil die Hühnerzucht im nördlichen Frankreich
eine große Bedeutung hat.
Es ist uns gestattet, aus dem eingegangenen Berichte das Wesentliche hier
mitzutheilen.
Darnach hat sich keiner der bisher gemachten Versuche mit dem künstlichen Ausbrüten
aufmunternd erwiesen; noch Niemand hat eine eigentlich gewerbliche Unternehmung
darauf begründet. Wirkliche Anwendung findet augenblicklich nur der Apparat eines
Hrn. Vallée, Wächter bei den Reptilien im Jardin des plantes, der sich auch selbst praktisch mit
dem künstlichen Ausbrüten beschäftigt, aber nur im Kleinen, indem er Eier für den
zoologischen Garten in seinem Apparate ausbrüten läßt.
Auf eine Reihe, im dießseitigen Auftrage an den Hrn. Vallée gestellter Fragen, hat derselbe folgendermaßen
geantwortet:
1) „Es gibt kein Mittel, im Voraus zu erkennen, ob ein Ei befruchtet ist
oder nicht. Erst nach 4tägiger Bebrütung kann man, wenn man das Ei in einem
dunklen Zimmer gegen das Licht hält, einen beweglichen Punkt wahrnehmen, der die
stattgefundene Befruchtung andeutet. Nicht befruchtete Eier bleiben klar.
2) „Die Brutzeit dauert für Hühner 21, für Enten 28–30, für Truthühner 30, für Tauben 17–18
Tage.
3) „Der Procentsatz der wirklich zum Ausbrüten kommenden Eier ist ein sehr
wechselnder.
4) „Bei guter Wartung sind alle ausgekommenen
Küchlein leicht groß zu ziehen; bei kalter Witterung müssen sie etwas länger im
Apparate bleiben, aus dem sie in den ersten Tagen überhaupt nicht entlassen werden dürfen.
Insecten werden durch Bestreichen der Küchlein mit Brennöl getödtet.
5) „Die künstlich ausgebrüteten Hühner schmecken ebenso, wie auf
natürlichem Wege erzogene.
6) „Die Küchlein werden mit Hirse, Brod und gehackten Eiern gefüttert.
7) „Künstlich ausgebrütete Hühner verhalten sich im Eierlegen, Brüten etc.
wie andere.
8) „Ein Apparat für 120 Eier kostet, aus Eichenholz gefertigt, 120 Frcs.
(32 Thlr.), der Regulator (der Wärme) dazu 18 Frcs. (4 Thlr. 24 Sgr.).
9) „Der Apparat kann in jedem Raume aufgestellt werden; doch muß daselbst
Ruhe herrschen und im Winter geheizt werden.
10) „Die Heizung des Apparates kostet täglich 2 Sgr. (20 Lth. Brennöl).
11) „Zum Heizen dient eine Oellampe. Nach Hrn. Vallée ist eine Anzahl kleinerer Apparate besser, als ein
großer.“ (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft,
1863, Nr. 29.)
Im Jahrgang 1862 des polytechn. Journals, Bd. CLXV S. 432, wurde der in mehreren
deutschen Staaten patentirte Brütapparat des Hrn. C. A. Alte zu Bernau beschrieben und abgebildet. Erfahrungsresultate liegen uns
bezüglich desselben noch nicht vor. Die Redact.
Chinesische Baumwolle.
Noch vor kurzer Zeit führte China für seine Südprovinzen Baumwolle aus der
Gangeshalbinsel ein. Jetzt werden beträchtliche Mengen chinesischer Baumwolle
ausgeführt. Im Jahre 1862 betrug die Ausfuhr nicht weniger als 130,000 Ballen oder
7,800,000 Kil., und zwar nur für das erste Halbjahr; fast die ganze Menge gieng nach
England. Diese Baumwolle kommt aus dem Norden und trägt zweierlei Namen je nach den
Häfen Schang-hai und Ningpo. (Armengaud's
Génie industriel, Mai 1863, S. 277.)
Anstrich für Drahtgehege.
Von Hrn. Albrecht, Inspector des Hrn. Baron von dem Knesebeck auf Karwe geht uns folgende Mittheilung
zu:
Im ökonomischen Vereine des Ruppiner Kreises und des Ländchens Bellin wurde von dem
Maler Huckenbroich die Zusammensetzung eines Anstriches
für Drahtgehege angegeben und dieser Anstrich in Karwe zur Anwendung gebracht, wo er
seinen Zweck, Rost vom Eisendraht abzuhalten, vollständig zu erfüllen scheint. Die
Darstellung des Anstriches ist folgende:
1) Grundfarbe. Man löst 8 Loth Gummi elasticum (auch alte
Gummischuhe) in 10 Loth Terpenthinöl und 5 Loth Mohnöl über gelindem Feuer; zur
Lösung setzt man 4 Pfund geriebenes Zinkweiß, 5 Loth Damarrh-Harz (besser
Damarrh-Lack) 2 Loth Siccatif und 1/4 Loth Lavendelöl. Nachdem man die ganze
Masse gut durcheinander gerührt hat, setzt man so viel Mohnöl zu, daß sich der Lack
mit einem Pinsel verarbeiten läßt.
2) Deckfarbe. Wird wie die Grundfarbe bereitet, nur darf
man keine alten Gummischuhe benutzen, sondern 5 Loth recht reines Gummi elasticum
(Kautschuk). (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr.
27.)