Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. , S. 463 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Böden und Deckel für Dampfkolben, von N. Symons in London.
Unter diesem Titel ist aus dem Mechanics' Magazine,
October 1862, eine Notiz in das zweite Februarheft des polytechn. Journals (S. 253
dieses Bandes) übergegangen, welche die Beschreibung
eines eigenthümlichen Dampfkolbens enthält, der im englischen Original als eine
„sehr sinnreiche und nützliche Erfindung“ bezeichnet wird.
Die Eigenthümlichkeit besteht darin, die dem Dampf ausgesetzten Flächen des Kolbens
durch säge- oder wellenförmige Vertiefungen und Erhöhungen zu vergrößern,
wodurch die Oberfläche für den Dampfdruck vermehrt werden soll, ohne den
Cylinder-Durchmesser zu vergrößern.
Dieser Zweck wird allerdings erreicht, jedoch ohne allen Nutzen für die Leistung der
Maschine. Der Druck findet nämlich an jedem Flächenelement der vergrößerten Fläche
senkrecht gegen dieses Element statt und demnach nicht mehr, in der Richtung der
Achse des Cylinders. Zerlegt man aber den Druck auf jedes Element in zwei zu
einander senkrecht
stehende Kräfte, wovon die eine in der Richtung der Achse wirkt, so kann nur die
Summa dieser letzteren zur Bewegung des Kolbens beitragen, während die übrigen sich
gegenseitig aufheben. Jene Summa steht aber zum vergrößerten Gesammtdruck genau in
demselben Verhältniß, wie die vergrößerte Fläche zum Querschnitt des Kolbens, und
der bewegende Druck ist daher eben so groß, als wenn der Kolben ebene Flächen hätte.
Die erwähnte Einrichtung muß demnach als eine gänzlich nutzlose Complication
bezeichnet werden.
Die Redaction d. p. J.
Ueber die Beförderung von Depeschen in Röhren durch
Exhaustirung.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen im Monat
September v. I. machte Hr. Regierungsrath Altgeld
Mittheilungen über die Versuche, welche gegenwärtig in London zur weiteren
Ausdehnung dieser BeförderungsmethodeMan s. über diese Beförderungsmethode die Mittheilungen von Grosjean im polytechn. Journal Bd. CLXII S.
89. von einer besondern Gesellschaft daselbst, der Pneumatic despatch Company mit günstigem Erfolge angestellt werden. Das
Verfahren ist folgendes: Der Röhrenstrang, von etwa 1216' Länge, ist in mehrfachen
gekrümmten Wendungen über ein Terrain theils über, theils unter der Erde gelegt.
Derselbe besteht aus 134 Rohrstücken von je etwa 9' Länge, welche mit einander durch
Muffe, ähnlich wie die Gasröhren, luftdicht verbunden sind. Die Umfangslinie des
Querschnitts dieser Röhren bildet in der oberen Hälfte einen Halbkreis von 1' 4
1/2'' (engl.) Radius. In der unteren Hälfte verjüngt sie sich (tunnelartig) bis zu
den Endpunkten des 2' 4'' breiten horizontalen Röhrenbodens. Die Höhe der Röhren
beträgt 2' 6''. Auf dem Röhrenboden sind die Schienen für die Beförderungswagen, von
etwa 8' Länge, gestreckt, deren Mantelfläche sich nicht, wie die Wagen bei den
früheren Einrichtungen, dicht an die innere Wandung des Röhrenstranges anschließt,
sondern von derselben überall um etwa 3/8'' entfernt bleibt. Der an der
Einfahrtsstelle offene Röhrenstrang ist an der Ausfahrtsstelle durch eine Klappe
geschlossen. Etwa 30' vor dieser mündet in den Röhrenstrang ein zu dem
Exhaustirungs-Apparat (eine hohle Scheibe von 24' Durchmesser) führendes
Seitenrohr. Wird vermittelst jenes Apparats die Luft in dem Hauptröhrenstrang
verdünnt, so bewegen sich, in Folge des jenseits der Wagen wirkenden Luftdruckes,
diese mit zunehmender Geschwindigkeit nach dem Ausgangspunkte hin. Hier angelangt
öffnen sie durch den Anstoß ihres gewölbten Vordertheils die erwähnte, mit einem
Gegengewicht abbalancirte, Klappe und gelangen mit verzögerter Bewegung eine Strecke
in's Freie hinaus, wo alsdann ihre Ausladung erfolgt. (Verhandlungen des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1862 S. 236.)
Vorzügliche Legirung für die Zapfenlager der Maschinen.
Folgende Weißguß – Metallcomposition:
5 Theile
Kupfer,
85 „
Zinn,
10 „
Antimon,
hat sich für die bei circa, 60
Umdrehungen per Minute und unter einem Drucke von circa 3000 Pfd. per
Quadratzoll arbeitenden Krummzapfenlager der Zugstangen hiesiger Exter-Braunkohlenpresse seit länger als einem
Jahre so ausgezeichnet bewährt, daß bei dem jetzt erfolgenden Umbau dieser Maschine
sämmtliche Lagerschalen mit dieser Composition ausgefüttert werden sollen. Sie läßt
sich bequem sowohl frei in die vorbereiteten Schalen, als auch um die Wellen etc.
vergießen, verschmiert bei der Bearbeitung Raspeln gar nicht, Feilen nur wenig etc.,
und ihr Schmelzpunkt liegt so hoch, daß selbst wesentliches Warmlaufen der Zapfen
ohne Einfluß auf sie ist. R. Jacobi.
Grube v. d. Heydt bei Halle a. S., im Februar 1863.
Mittel zur Verhütung des Kesselsteinabsatzes; von Dr. Sauerwein.
Ein Mittel zur Verhütung des Kesselsteinabsatzes wurde mit kürzlich von einem
Fabrikanten mitgetheilt, der dasselbe gekauft hatte und bei einem harten
Speisewasser sehr zufriedenstellende Resultate damit erzielt haben will.
Aeußerlich sah das Mittel schwarz aus, indem es aus Kohlenpulver und kleinen
Stückchen von Kohle bis etwa höchstens Erbsengröße zu bestehen schien, und war
dasselbe ein bischen feucht. Beim Trocknen kamen einzelne weiße Punkte von einem
ausgewitterten Salze zum Vorschein. Bei einer angestellten Untersuchung ergab sich,
daß dieß Salz Chlorbaryum war, welches mit der Kohle sehr
innig gemengt war. Eine quantitative Untersuchung ergab, daß es aus etwa 86 Proc.
Chlorbaryum und 14 Proc. Kohle bestand; diese letztere schien einer näheren
Untersuchung zufolge Knochenkohle zu seyn und mag daher vielleicht aus einer
Zuckerfabrik herrühren, wo sie zum Klären des Saftes unbrauchbar geworden war. Ob
dieselbe nur zugesetzt ist, um das Chlorbaryum zu verdecken und das Mittel überhaupt
dadurch unkenntlich zu machen, mag dahin gestellt seyn. Möglicherweise kann sie auch
zugesetzt seyn, um ein festeres Zusammensetzen der niedergeschlagenen Theile zu
verhindern, wie ja auch zu gleichem Zwecke oft schleimige Substanzen, wie Kleie,
Kartoffeln etc., angewandt werden. Das Chlorbaryum setzt sich mit vorhandenem Gyps
in Chlorcalcium und schwefelsauren Baryt um. Das erstere bleibt in Wasser gelöst,
während der schwefelsaure Baryt ganz unlöslich ist und daher niedergeschlagen wird;
indessen soll dieser Niederschlag nicht zusammenhängend seyn und daher am
Kesselblech nicht steinartig festbrennen, wie es der Gyps, zum Nachtheil der
Kesselwände, leider thut.
Am besten würde es jedenfalls seyn, wo es die Einrichtung gestattet, Chlorbaryum dem
Speisewasser schon vor dem Eintritt in den Kessel zuzusetzen und den gebildeten
Niederschlag erst gehörig absetzen zu lassen, ehe das Wasser eingelassen wird. Auf
diese Weise würde sich wenig oder gar kein Kesselstein bilden können.
Uebrigens ist die Anwendung von Chlorbaryum zu vorgedachtem Zwecke keineswegs neu.
(Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, December 1862, S. 92.)
Brillantine, ein neues Polirmittel für Metalle.
W. Clark in London hat kürzlich für die nachstehend
beschriebene Composition, die er Brillantine nennt und die als Polirpulver für
Metalle dienen soll, ein Patent genommen: man bereitet einen Guanoextract durch
Kochen dieser Substanz mit Wasser, bis sich beim Abkühlen eine concentrirte
krystallinische Masse bildet. Von diesem Extracte nimmt man 100 Gewichtstheile, 25
Theile calcinirten Trippel, 12 Theile Weizenmehl und 10 Theile gewöhnliches Salz,
mischt dieß alles in einem Gefäß über einem mäßigen Feuer so lange durcheinander,
bis ein gleichförmiger Brei entsteht, den man abkühlen und erhärten läßt. Dann stößt
man die Masse zu feinem Pulver und benutzt sie zum Poliren von Metall und zum
Schleifen von Glas, indem man das Pulver mit absolutem Alkohol anwendet. Es sind
Vorzugsweise die krystallisirten Urate aus dem Extract des Guano, welche harte
metallene Oberflächen angreifen. (Deutsche Industriezeitung.)
Ueber ein Oxychlorür des Mangans; von St. Gilles.
Durch vorsichtiges Erhitzen eines Gemenges von Manganchlorür (MnCl) mit
Natronsalpeter bis höchstens 280º C. entsteht unter Entbindung von
salpetriger Säure ein schwarzes Pulver, welches, nachdem es mit Wasser von
auflöslichen Bestandtheilen befreit worden ist, aus einer Verbindung von Manganoxyd
mit Manganchlorür (3 Mn²O³ + MnCl) besteht. Daß hier eine chemische
Verbindung und kein Gemenge vorliegt, folgt aus dem Verhalten der Substanz zu
Wasser, welches das im isolirten Zustande bekanntlich leicht lösliche Manganchlorür
nicht auszieht. Die Entstehung derartiger Doppelverbindungen kann bei der
Regenerirung von Braunstein eventuell von Interesse seyn. (Comptes rendus, t. LV p. 329.)
Ueber Gewinnung eines arsenikfreien Nickels aus Kupfernickel
und sogenannter Nickelspeise.
Wenn man Kupfernickel (Arseniknickel) oder Nickelspeise im fein gepulverten Zustande
mit Schwefel mengt, das Gemenge erhitzt, darauf das erhaltene Schwefelnickel röstet
und wiederum mit Schwefel gemengt erhitzt, so kann man, nach Prof. H. Rose's Angaben, leicht ein arsenikfreies Schwefelnickel
erzeugen. Wird dasselbe dann durch's Rösten möglichst oxydirt, so kann aus der
Verbindung mit Nickeloxyd die Schwefelsäure durch starkes Glühen entfernt werden,
worauf das Nickeloxyd auf die bekannte Weise durch reducirende Gasarten in
metallisches Nickel verwandelt wird. Diese Methode der Darstellung des metallischen
Nickels würde sich vor den bekannten Methoden durch ihre Einfachheit empfehlen. Sie
würde deßhalb besonders solchen Darstellungsmethoden vorzuziehen seyn, bei welchen
ein Auswaschen angewandt wird, das im Großen immer mit Schwierigkeiten verknüpft
ist. (Zeitschrift für analytische Chemie, Jahrg. 1862 S. 420.)
Ueber eine Zersetzungsweise des Steinsalzes; von J. Nicklès.
Das Kochsalz in Form von Steinsalz, und der schwefelsaure Kalk in Form von Anhydrit,
Gyps oder Gypsstein, kommen im Mineralreich fast immer nebeneinander vor. Die
Schwefelsäure, der Kalk, das Chlor und das Natrium, wenn sie sich zusammen befinden,
ordnen sich so an, daß sie einerseits schwefelsauren Kalk, und andererseits
Chlornatrium bilden; man muß annehmen, daß in dieser Gruppirung, nicht aber als
schwefelsaures Natron und Chlorcalcium, diese Substanzen ihre größte Stabilität
darbieten.
Man hat auch vergebens versucht, die umgekehrte Anordnung zu realisiren, indem man
mit Kochsalz und Gyps Versuche anstellte. Ein ganz verschiedenes Resultat erhält man
aber, wenn man das Gemenge dieser beiden Salze glüht, nachdem man ihnen vorher eine
gewisse Menge Mangansuperoxyd zugesetzt hat. In diesem Falle entsteht immer
schwefelsaures Natron.
Die Theorie, welche Hrn. Nicklès bei dieser
Operation leitete, ist sehr einfach: er rechnete auf die Möglichkeit, das Chlor aus
dem Chlornatrium durch den Sauerstoff eines Superoxyds zu verdrängen, um das zur
Bildung des schwefelsauren Natrons erforderliche Natriumoxyd zu erhalten. Dieser
Proceß findet auch wirklich Statt: das verdrängte Chlor entbindet sich, und im
Tiegel verbleibt schwefelsaures Natron, Kalk und der Ueberschuß des angewandten
Mangansuperoxyds und schwefelsauren Kalkes. Auf diese Weise konnte jedoch Hr. Nicklès nie über 15 Proc. schwefelsaures Natron
erhalten. Diese Ziffer wird sich auch schwerlich überschreiten lassen, weil die
Verflüchtigung des Kochsalzes genau in der Nähe derjenigen Temperatur erfolgt, bei
welcher die oben erwähnte Zersetzung stattfindet. (Répertoire de Chimie appliquée, December 1862, S. 464.)
Verbesserung in der Beleuchtung der Straßen.
Hr. Jobard in Brüssel bemerkt, daß bei den meisten der zur
Straßenbeleuchtung verwendeten Reverberen oder Laternen, der obere Theil derselben
durch eine gläserne Calotte geschlossen ist, durch die eine beträchtliche Quantität
der dem Brenner entströmenden Lichtstrahlen als reiner Verlust gegen den Himmel
entweicht. Er ersetzt deßhalb diese Calotten durch ebene versilberte oder platinirte
Spiegel, welche unter einem Winkel von 450º die auf obige Weise für die
Beleuchtung verloren gehenden Strahlen gegen die Erde zurückwerfen. Er verwendet für
diese Art von Reflectoren Metallspiegel, die unter dem Einfluß der galvanischen
Säule einen silberhaltigen Niederschlag erhalten haben; die auf diese Weise
versilberten Reflectoren leiden nichts durch das Vorhandenseyn der schwefligen Gase
und können einen hohen Wärmegrad ertragen. Innerhalb über der Flamme bringt er eine
bauchige Calotte von Metalldrahtgeflecht an, durch welche die eintretende Luft
streichen muß und sich erwärmt. Die austretende Luft, welche die
Verbrennungsproducte enthält, erwärmt dieses Metalldrahtgeflecht und verhindert das
Flackern der Flamme, welche also mehr an Volum gewinnt, wenn sie von der beißen
anstatt von der kalten Luft genährt wird. (Allgemeine Bauzeitung, 1862.)
Farbige Gravirungen auf Elfenbein.
Um farbige Gravirungen auf Elfenbein hervorzubringen, verfährt man auf die Weise, daß
man auf dem geschliffenen und polirten Elfenbein einen Ueberzug von lithographischem
Firniß erzeugt, nach dem Trocknen desselben mit der Gravirnadel irgend eine
Zeichnung hinein reißt und nun über das Elfenbein verdünnte Salzsäure von 50
Baumé gießt. Die Säure greift das Eisenbein an den durch die Gravirnadel
bloßgelegten Stellen an, und vertieft die gravirten Züge im Laufe weniger Minuten.
Hatte man in der verdünnten Salzsäure einen Farbstoff angerührt, so erscheint die
Zeichnung nach erfolgter Aetzung dadurch gefärbt. Trägt man umgekehrt den Firniß mit
dem Pinsel in Gestalt einer Zeichnung auf das Elfenbein und taucht es dann in die
Säure, so erscheint im Verlaufe von 20 bis 30 Minuten die gemachte Zeichnung als
Relief. Die Farben, welche man mit der Säure aufträgt, um gefärbte Bilder zu
erzeugen, sind für Blau Indigcarmin, für Roth rother Carmin, für Grün Kupferfarbe,
für Gelb Saffran und für Schwarz Indigcarmin als blauer Grund, der dann mit
Alizarintinte bemalt wird. Indem man erst die eine und darauf folgend eine andere
Farbebeize anwendet, kann man zahlreiche Zwischennuancen erzeugen. Es ist
nothwendig, die größte Aufmerksamkeit auf den Fortschritt der Aetzung zu verwenden;
namentlich muß man bei Erzeugung von Reliefs die erforderliche Tiefe des Grundes
durch mehrere Aetzungen hervorrufen, indem man zwischen einer jeden die Partien der
Zeichnung von Neuem mit Deckfirniß schützt. Diese Methode läßt sich in mannichfacher
Weise anwenden; so kann man helle Zeichnungen auf dunklem Grunde bilden, indem man
zuerst auf dem gefirnißten Grund eine Gravirung macht, diese in hellen Tönen ätzt
und dann mit Firniß deckt, hierauf von dem Grunde den Firniß entfernt und ihn dunkel
färbt. Für bunte Blumen und Verzierungen ätzt man die Gravirung erst mit ungefärbter
Säure und färbt dann die einzelnen Theile nach einander blau, roth, grün u. f. f.,
indem man jedes Mal die Stellen, welche nicht gefärbt werden sollen, vorher
sorgfältig mit Firniß deckt. Nach jeder Aetzung muß man den Gegenstand mit viel
Wasser waschen, um eine Vermischung der Farben zu verhüten. Zum Entfernen des
Deckfirnisses benutzt man rectificirtes Terpenthinöl. Bei sorgsamer Behandlung und
einiger Uebung liefert diese neue Darstellungsweise überraschend schöne Resultate.
Man bedient sich des gebeizten Elfenbeins zur Verzierung als Einlage auf Holz,
Messerhefte, Spielmarken und Schmuckgegenständen aller Art. (Die neuesten
Erfindungen, 1862, Nr. 27.)
Ueber das Bleichen der Baumwolle in Spulen.
Das Bleichen der Baumwolle in Spulen wird nach Artus'
Vierteljahrsschrift durch Chloroform im status nascens
auf folgende Weise bewirkt: Die Spulen werden in einen mit Blei ausgekleideten
hölzernen Kasten gebracht, der ungefähr 2 Meter hoch und 1 1/2 Meter breit ist.
Dieser Kasten steht unterhalb durch ein Rohr, welches mit einem Hahne verschließbar
ist, mit einem Fasse von etwa 2 Hektoliter Fassungsraum in Verbindung, während von
oben durch ein Kautschukrohr das Chloroform eintritt. Das Chloroform wird in einer
Flasche bereitet, in welche man eine Mischung aus 1 Gewichtstheil Kalk, 1
Gewichtsthl. Chlorkalk und 1 Gewichtsthl. Alkohol oder Essigsäure bringt und diese
Mischung mit 4 Thln. Wasser verdünnt. Nach und nach gießt man verdünnte
Schwefelsäure in die Flasche, worauf ein lebhaftes Aufbrausen und eine sehr
reichliche Entwickelung von Chloroform erfolgt, welches man, bevor man es in den
Kasten leitet, in einem Woulf'schen Apparat wäscht. Nach Verlauf von etwa einer
Stunde, während welcher Zeit das Chloroform auf die Spulen einwirkte, sind dieselben
bis in das Innere hinein gebleicht und man läßt nunmehr einen mit Kohlensäure und
Schwefelätherdampf gemischten Strom von Wasserstoffgas durch den Kasten streichen,
um den Chloroformgeruch vollständig zu vertreiben. Um das Wasserstoffgas zu
erzeugen, läßt man am besten Wasserdämpfe über glühende Kohlen streichen, wobei sich
das Wasser zersetzt und Wasserstoffgas gemischt mit Kohlensäuregas gebildet wird.
Dieses Gasgemisch leitet man durch einen Woulf'schen Apparat, dessen beide ersten
Flaschen reines Wasser und die letzte Schwefeläther enthält, so daß der Gasstrom,
der mit einem Drucke von 2 bis 3 Atmosphären hindurchgetrieben wird, Gelegenheit
erhält, sich mit Schwefelätherdampf zu sättigen. Nach Verlauf von 2 bis 3 Stunden
werden die Spulen aus dem Kasten genommen und in eine Kammer gebracht, die auf 40º C. erwärmt
ist, woselbst sie etwa 10 Stunden lang bleiben, um vollständig zu trocknen, worauf
sie für den Handel fertig sind. Daß ein solches Verfahren, wie das beschriebene,
sobald es sich in der Praxis bewährt, Vortheile bietet, springt in die Augen, denn
das Auf- und Abhaspeln der Spulen wird erspart und dieselben können, so wie
sie von der Spinnmaschine kommen, in den Handel gebracht werden.
Kleider, sowie baumwollene und leinene, leicht feuerfangende
Stoffe aller Art vor Entflammung zu schützen.
In der „Cölnischen Zeitung“ veröffentlicht Dr. L. C. Marquart in Bonn Folgendes: Das vor Kurzem in Stralsund
stattgehabte Unglück, wo wiederum zwei Damen durch brennende Kleider ihren Tod
fanden, veranlaßt mich zum allgemeinen Besten auf einen Vortrag zurückzukommen,
welchen ich im hiesigen landwirtschaftlichen Vereine hielt. In England, wo die
Unglücksfälle, durch brennende Kleider veranlaßt, noch häufiger zu seyn scheinen als
bei uns, wo nach oberflächlichen statistischen Notizen in einem Jahre 436 Menschen
in England und Wales durch brennende Kleider verunglückten, sind auf Veranlassung
der Königin von England ausführliche Versuche durch die Chemiker Versmann und Oppenheim
angestellt worden, um zu ermitteln, welche Stoffe am geeignetsten seyen, baumwollene
und leinene Stoffe vor Entflammung zu schützen.Die Resultate dieser Versuche wurden im polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 66
mitgetheilt. Wie die von mit öffentlich angestellten Versuche beweisen, haben die
genannten Chemiker ihre Aufgabe vollkommen gelöst, und nicht allein sind derartige
unverbrennliche Stoffe Handelsartikel geworden, sondern auch im königlichen
Waschhause zu Richmond wird sämmtliche Wäsche der königlichen Familie nach unten
anzuführender Methode präparirt. Weder Wolle noch Seide ist brennbar genug, um einen
großen Brand verursachen zu können.
Die Methode, welche in Manufacturen von gewebten Stoffen, als Muslins, Tarlatans
(weiße und ungefärbte) und für durchsichtige und dichte Gardinenstoffe angewandt
wird, ist folgende: Es dient dazu eine Auflösung von 1 Theil neutralem
schwefelsauren Ammoniak in 10 Theilen Wasser. Dieses Salz schützt am besten von
allen und ertheilt den Geweben schönen Glanz, aber dieselben vertragen das heiße
Eisen nicht, indem dasselbe an den Stoffen haftet und Rostflecke verursacht.
Die andere Methode wird in Manufacturen und Wäschereien angewandt für Fabricate,
welche gebügelt werden müssen, z.B. fertige Kleider u.s.w. Das Präparat, welches
hierzu in England unter dem Namen „Lady's Life
preserver“ verkauft wird, besteht der Hauptsache nach aus
wolframsaurem Natron, von welchem 1 Theil in 6 Thln Wasser aufgelöst wird. Nachdem
die Stoffe gestärkt, gebläut und oberflächlich getrocknet sind, werden sie in die
Auflösung getaucht, ausgedrückt und gebügelt. Ein Gallon (3 1/2 Quart) Auflösung
reicht für 8 bis 10 Kleider oder eben so viel Gardinen hin und wird eine Auslage von
circa 25 Sgr. bis 1 Thaler verursachen.
Das Entfernen der Blutflecke aus getrockneten
Kalbfellen.
Dr. Artus gibt in seiner Vierteljahrsschrift folgende
Methode an: Vor Kurzem wurde von einer Pergament- und Trommelfabrik an mein
technisches Laboratorium die Anfrage gestellt, ob nicht durch ein chemisches Agens
das Blut aus den getrockneten Kalbfellen entfernt werden könne, da ja nur dadurch
ein regelmäßiger Betrieb ermöglicht werde, während der Ankauf und die Bearbeitung
von frischen Häuten, namentlich in von Städten entfernten Orten, immer mit
mancherlei Schwierigkeiten verknüpft sey.
Es wurde deßhalb eine Reihe von Versuchen angestellt, in Folge deren durch
nachstehendes Verfahren obiger Zweck vollkommen erreicht wird.
Die getrockneten Felle werden zunächst mehrere Tage lang in Flußwasser geweicht, dann
wird das Wasser abgelassen, und hierauf wird 1 Pfund Potasche in 50 Pfund heißem
Wasser gelöst. Nachdem dieselbe gelöst ist, werden noch 2 Pfund guter Branntwein
darauf gegossen und unter Umrühren mit der Potaschelösung vermischt, worauf man die
Lösung noch warm (16º R.) auf die gut geweichten Felle gießt und mit
denselben mehrere Tage lang in Berührung läßt, während welcher Zeit die Felle öfters
gewendet werden müssen. Auf diese Weise werden die Blutkügelchen gelöst und
entfernt, worauf dann die Flüssigkeit abgelassen und die so behandelten Felle
gehörig mit Flußwasser gespült werden.
Irländische Torfbereitung.
Ueber die Zubereitung des Torfes zu Sligo in Irland hielt in der Versammlung der
Gesellschaft der Londoner Werkführer-Ingenieure (Foremen Engineers) Hr. Dickinson Brunton einen
ausführlichen Vortrag. Er gab an, daß in Großbrittanien nicht weniger als 6
Millionen Acres (à 1,58 Morgen) mit Torf in einer
durchschnittlichen Mächtigkeit von 12 Fuß bedeckt seyen, und daß, da man circa 3600 Tonnen oder 72,000 Ctr. getrockneten Torf vom
Acre gewinnen könne, mindestens 21,600 Millionen Tonnen Torf in England disponibel
wären, die auf Tausende von Jahren ausreichten. Es handle sich nur um eine einfache
und wohlfeile Trocknung und Verdichtung des Torfes. Das in Sligo angewendete
Verfahren, mittelst dessen man so festen Torf und Torfkohks erzielt, daß damit
ausgezeichnetes Eisen erblasen werden konnte, besteht in Folgendem. Der gegrabene
Torf wird in einen Rumpf am oberen Theile der Maschine gehoben, von wo er auf ein
Metallsieb mit dicht stehenden Löchern von 1/8 Zoll Durchmesser fällt. In diesem
Behälter arbeitet eine archimedische, senkrecht stehende Schraube, welche den
Torfbrei in wurmförmigen Fäden durch die Löcher des Siebes treibt, während die
Wurzeln und gröberen Fasern durch eine weitere Oeffnung herausgenommen werden. Die
durchgetriebene Torfmasse gelangt in einen mit Dampf geheizten Raum, verliert einen
Theil ihres Wassers und fällt dann auf ein endloses Band, das sie nach einer
einfachen Ziegelmaschine schafft, wo sie verdichtet und in die nöthigen Ziegelformen
gebracht wird. Durch langsame Austrocknung zieht sich die Torfmasse noch mehr
zusammen und erlangt zuletzt fast dieselbe Dichtigkeit und Härte wie Steinkohle. Man
sieht auch hier das einzig richtige Princip der Torfbereitung mit Erfolg angewendet,
d.h. nach Absonderung der Wurzeln und Zerstörung des natürlichen schwammigen Gefüges
der natürlichen Zusammenziehung der Torfmasse die Verdichtung überlassen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 3.)