Titel: | Neue Einrichtung der Darröfen an einem Weißglasofen; von Dr. Hugo Sackur. |
Autor: | Hugo Sackur |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXVIII., S. 282 |
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LXVIII.
Neue Einrichtung der Darröfen an einem
Weißglasofen; von Dr. Hugo Sackur.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Sackur, über eine neue Einrichtung der Darröfen an einem
Weißglasofen.
Von wie großer Wichtigkeit auch die Einrichtung der Trockenöfen für die Dauer der
Schmelze und für den Holzverbrauch ist, so findet man doch Constructionen, die
meistens mehr oder weniger mangelhaft, mitunter ganz unsinnig sind.
Die beste Lage der Darröfen ist die über den Aschöfen, wobei die Flamme dem
natürlichen Zuge folgt und daher mit ihrer ganzen Heizkraft zur vollen Geltung
kommt. Diese Einrichtung hat indeß den Uebelstand, daß jedes Stück Holz auf eine
sehr hohe Leiter hinaufgeschleppt und wieder heruntergeholt werden muß.
Eine ganz unsinnige Anordnung der Darröfen traf der Verfasser auf dem Hüttenwerke an,
auf welchem die nachstehende Verbesserung der Darröfen vorgenommen wurde. Die Flamme
schlug aus dem Aschofen in einen langen engen Canal hinein, und die Darröfen waren
je zwei neben einander zu beiden Seiten des Canals angelegt, so daß der Canal von
den Hinterwänden der Darröfen eingeschlossen wurde. Dieselben waren jede durch eine
eiserne Thür verschlossen, und für die sich entwickelnden Wasserdämpfe, sowie für
den Rauch kein besonderer Abzug vorhanden. Die Trocknung des Holzes war in Folge
dessen so unvollkommen, daß unter jedem Darrofen eine besondere Schüre angebracht
werden mußte, welche mit
Torf geheizt wurde und deren Flamme direct in die Trockenöfen hineinschlug.
Sehr gut bewährt hat sich die im Folgenden zu beschreibende Einrichtung, wobei darauf
hingezielt wurde, durch gesteigerten Luftzug die Wasserdämpfe und den Rauch
hinwegzuschaffen, und die Bildung immer neuer Dämpfe zu beschleunigen.
Zu dem Ende wurden drei Darröfen neben einander gebaut mit 2' starten Zwischenwänden,
so daß die Breiten-Ausdehnung dieses Baues die Breite des Aschofens
überragte. In den Zwischenwänden waren drei Canäle angebracht, von denen jeder in
einen der Darröfen einmündete. Die oberen Mündungen der Canäle waren durch einen
zweiarmigen eisernen Kasten verbunden, wobei auf jeder Zwischenwand ein Arm aufsaß.
Auf den Kasten war ein eiserner Schornstein von l'
Durchmesser und in der Höhe von circa 60' aufgestellt.
Damit der Schornstein nicht Luft durch die Thüren jagt, war ein möglichst
luftdichter Verschluß dadurch hergestellt, daß in die Wände Rahmen, aus Stabeisen
gefertigt, eingelassen wurden, in denen sich eiserne, durch Gegengewichte
abbalancirte Thüren an eisernen Ketten auf- und abschieben ließen. Die Ketten
bewegten sich in kleinen Rädern, welche in einen gemeinschaftlichen hölzernen Galgen
eingelassen waren.
In dem Grundriß Fig.
9 und der Vorderansicht Fig. 10 bedeutet A die Darröfen, B den
Calcinirofen. c sind die Canäle, welche von den Darröfen
aus nach dem eisernen Kasten d und von da in den
Schornstein e führen. f sind
die Rahmen, in denen sich die Thüren g bewegen. h endlich ist der Galgen in den die Räder eingelassen
sind, welche die Ketten tragen.
Diese Einrichtung hatte jedoch einen Uebelstand, der nicht unerwähnt bleiben darf.
Der Rauch, welcher sich aus dem Holze entwickelte, setzte in den Canälen und in dem
Schornstein den Theer ab, so daß dieselben innen wie mit einer schwarzen Kruste
überzogen waren. Kamen nun zufällig die Späne und Rindenstückchen, welche sich auf
dem Boden der Darröfen anhäuften, zum Brennen, so pflanzte sich die Flamme bis zum
Schornstein fort; derselbe fieng an roth zu glühen und warf mitunter ganze Stücke
Ruß aus, welche das umliegende Dach bedrohten. Um diesem Uebelstande zu entgehen,
müßte man die Canäle so anlegen, daß sie nicht am Boden des Darrofens einmünden, und
daß sie jederzeit vollständig gereinigt werden können. Außerdem müßte der
Schornstein 20' hoch aufgemauert werden, bevor das eiserne Rohr aufgesetzt wird.
Zu dem Ende müßte jeder Darrofen ein doppeltes Gewölbe erhalten, so jedoch, daß das untere
Gewölbe nicht ganz bis an die Vorderwand hinanreicht.
Die so gebildeten Zwischenräume müßten in einen gemeinsamen, hinter den Darröfen der
ganzen Breite nach querliegenden Canal einmünden, welcher einerseits auf den
Hinterwänden der Darröfen, andererseits auf den mit X
bezeichneten Mauern ruht, und in der Mitte über diesen Canal könnte der Schornstein
aufgerichtet werden. Dann würden natürlich die mit e
bezeichneten Canäle sowie der eiserne Kasten ganz wegfallen.
Um das Einschlagen der Flamme aus dem Calcinirofen in die Trockenöfen zu verhüten,
könnte man sich des Mittels bedienen, daß man vor die Oeffnungen Thonrahmen setzt,
in welche Eisendrahtgitter eingelassen sind, die erneuert werden können sobald sie
durchgebrannt sind.