Titel: | Verfahren, Bohrlöcher auf sedimentärem Wege mit hydraulischem Mörtel auszufüttern, um die in oberen Teufen zutretenden Wasser vollständig abzuschließen; von Dr. G. Bischof, Geh. Bergrath und Professor zu Bonn, und Dr. Carl Bischof bei Ehrenbreitstein. |
Autor: | Gustav Bischof [GND], Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXVI., S. 272 |
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LXVI.
Verfahren, Bohrlöcher auf sedimentärem Wege mit
hydraulischem Mörtel auszufüttern, um die in oberen Teufen zutretenden Wasser
vollständig abzuschließen; von Dr. G. Bischof, Geh. Bergrath
und Professor zu Bonn, und Dr. Carl Bischof bei
Ehrenbreitstein.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Bischof, Verfahren Bohrlöcher mit hydraulischem Mörtel auszufüttern
um die in oberen Teufen zutretenden Wasser abzuschließen.
Der Oberbergrath Althans auf der Sayner Hütte scheint
zuerst auf den Gedanken gekommen zu seyn, Bohrlöcher, welche niedergetrieben werden,
um warme Quellen zu erbohren, mit hydraulischem Mörtel
(Traßmörtel) auszufüttern, und nach Erhärtung desselben ihn zu durchbohren, um den
Eintritt der in oberen Teufen vorhandenen Wasser zu verschließen. Er schrieb vor,
aus steifem Traßmörtel kleine Cylinder zu bilden, dieselben in das mit Wasser
erfüllte Bohrloch zu werfen und mittelst eines eisernen Stampfers von 600 Pfd.
Gewicht fest zu stampfen. Dieses Verfahren wurde in dem bei Ehrenbreitstein zur
Aufsuchung von warmen Quellen niedergestoßenen Bohrloche in Anwendung gebracht. Nach
mündlicher Mittheilung von Althans war diese Arbeit so
weit gelungen, daß beim Durchbohren des ausgetraßten Bohrloches erst, nach-
dem die Traßsohle durchstoßen worden, die Wasser wieder zum Aufsteigen kamen. Ob und
welche Schwierigkeiten sich bei diesem Durchbohren ergeben hatten, ließ sich nicht
ermitteln, da der Hauptmann von Kirn, welcher diese
Arbeit geleitet hatte, mittlerweile gestorben war.
Wir hatten Gelegenheit, dieses Verfahren bei einem, unter unserer Leitung
niedergestoßenen Bohrloche zu Beul im Ahrthal, um warme Quellen aufzusuchen, zu
prüfen. Dieses Bohrloch stand 33 Fuß im Ahrgerölle, und war bis zu dieser Tiefe mit
eisernen Röhren ausgefüttert; von da an stand es 47 Fuß tief im Thonschiefer-
und Grauwackengebirge. Obgleich das träge Thermometer von 26 Fuß bis zu 80 Fuß Tiefe
Temperaturen von 30° bis 33° R. nachwies, so konnte doch selbst durch
lange fortgesetztes Pumpen kein höherer Wärmegrad als 26° R. im ausgepumpten
Wasser erreicht werden, weil die aus dem Gerölle durch die Fugen und Mutterschrauben
der eisernen Röhren eindringenden Wasser die warmen Wasser aus der Tiefe erkälteten.
Nach den mittelst des trägen Thermometers ermittelten Temperaturen erschien es
zweckmäßig, das Bohrloch von oben bis zu 60 F. Tiefe und von 67 F. bis 74 F. Tiefe
zu vertrassen, und
in den übrigen Teufen die Wasserzuflüsse offen zu erhalten.
Nach vorhergegangenen Versuchen ergab sich, daß sich Sand am besten eignet, die
Wasserzuführungs-Canäle da offen zu erhalten, wo man es wünscht, indem
versuchsweise Traßmörtel, welcher auf eine, in einer eisernen Röhre eingeschlossene
Sandsäule gebracht und fest gestampft wurde, den Sand nur ungefähr 2 Zoll tief
cementirte. Diesem zufolge wurde in das Bohrloch eine 6 Fuß hohe Sandsäule, hierauf
eine 7 1/2 F. hohe Traßmörtelsäule, dann wieder eine 6 3/4 F. hohe Sandsäule und
zuletzt eine 60 F. hohe Traßmörtel-Säule eingeführt.
Vorher war aber durch andere Versuche ermittelt worden, ob der Traßmörtel überhaupt
so fest am Eisen adhärirt, daß eine Ablösung davon nicht zu befürchten ist. Deßhalb
wurden eiserne Röhren mit Traßmörtel gefüllt und derselbe gepreßt. Als diese Röhren
vier Wochen lang unter Nasser gestanden hatten, konnte die Traßmörtel-Säule
selbst nicht durch starte Hammerschläge und auch dann nicht zum Weichen gebracht
werden, als diese Säule in der Richtung der Achse durchbohrt worden war.
Beim Ausfüttern des Bohrloches mit Traßmörtel ergaben sich jedoch große
Schwierigkeiten, welche den Zweck gänzlich zu vereiteln drohten. Das Stampfen erwies
sich als zwecklos; denn der Traßmörtel wurde dadurch,
selbst wenn man ihn nur gelinde preßte, so sehr aufgerührt, daß die trübe Brühe hoch
in dem Bohrloche aufstieg, und daß der Stampfer, wenn man ihn auch nur kurze Zeit in
Ruhe ließ, durch den mittlerweile schon theilweise erhärteten und an ihm stark
adhärirenden Traßmörtel so fest eingekittet wurde, daß er mit Hebeln herausgezogen
werden mußte.
Dieses Aufrühren des Traßmörtels, welches erst in den oberen Teufen erkannt wurde,
vereitelte auch die Absicht, durch die eingeschüttete obere Sandsäule die
Wasserzuführungs-Canäle in dieser Teufe offen zu erhalten. Als nämlich der
Sand eingeschüttet wurde, war der unter demselben befindliche Traßmörtel noch
größtentheils in Suspension; der Sand riß daher die suspendirten Theile nieder und
wurde durch dieselben cementirt, wodurch die Wasserzuführungs-Canäle mehr
oder weniger verstopft wurden.
Um den Traßmörtel aus den eisernen Röhren concentrisch auszubohren, wurde eine 35 Fuß
lange eiserne Stange, welche aus drei an einander geschraubten Theilen bestand, in
den Mittelpunkt eines 6 Zoll hohen Cylinders von Trachytconglomerat, der den
Durchmesser des im festen Gesteine stehenden Bohrloches hatte, eingesetzt und
mittelst einer Schraubenmutter befestigt. Nachdem die aus dem Bohrloche
hervorragende Stange
concentrisch befestigt worden war, wurde das Bohrloch ausgetraßt. Diese Stange
diente als Leitung beim Ausbohren des Traßmörtels in den eisernen Röhren. Dieses
Bohren gieng anfangs recht gut von Statten; später brach aber der obere Theil der
eisernen Stange ab, wodurch das Fortbohren sehr erschwert wurde. Ungeachtet dieser
und anderer Schwierigkeiten gelang es dennoch, einen Traßmörtelring von 1 1/2 Zoll
Dicke zu bilden, der so vollkommen alle Fugen und Schrauben in dem Röhrensatze
verschloß, daß bis zum eingesetzten Trachytconglomerat-Cylinder nicht ein
Tropfen Wassers und ebenso wenig Kohlensäuregas in das Bohrloch drang.
Unglücklicher Weise war das Bohrloch da, wo es in den Thonschiefer übergieng, nicht
concentrisch angesetzt worden. Als daher das Bohren unterhalb des Röhrensatzes
fortgesetzt wurde, nahm der Löffelbohrer an einer Seite allen Traßmörtel weg, und
sogar Theile vom Thonschiefer. Dadurch öffnete sich in 36 Fuß Tiefe ein
Wasserzufluß-Canal: es trat Wasser und Kohlensäuregas mit zischendem
Geräusche in das Bohrloch. Dieser Canal konnte jedoch nur eine Haarspalte gewesen
seyn; denn das eingetretene Wasser stieg in der Stunde nur 0,4 Fuß hoch im Bohrloche
an.
Diese Stelle wurde abermals ausgetraßt und nach dem Erhärten des Mörtels durchbohrt;
als man jedoch wieder bis zu 36 Fuß Tiefe gekommen war, trat abermals Wasser und
Kohlensäure in das Bohrloch. Wir sahen nun ein, daß weitere Versuche, diese
Haarspalte zu verschließen, vergebens gewesen seyn würden. Um so weniger konnte
darauf Bedacht genommen werden, da das eingedrungene Wasser eine Temperatur von
30°,5 R. hatte, mithin der höchsten durch das träge Thermometer ermittelten
Temperatur nahe kam.
Bis zu einer Tiefe von 53 Fuß 7 Zoll hatten sich die Wasserzuflüsse nicht vermehrt.
Von da an nahmen sie etwas zu; sie betrugen jedoch nur 1/22 Kubikfuß in der Stunde.
Es waren daher noch einige Haarspalten entblößt worden, wie sich auch daraus ergab,
daß das Bohrmehl Thonschiefer- und Grauwacken-Splitter heraufbrachte.
Erst nachdem man mit dem Bohren ungefähr 2 1/2 Fuß tief in die obere Sandschicht
gekommen war, mehrten sich die Wasserzuflüsse etwas; eine bedeutende Zunahme fand
aber so lange nicht statt, als das Bohrloch in der oberen Sandsäule stand. Dieß und
das ausgelöffelte, größtentheils aus cementirtem Sande bestandene Bohrmehl lieferte
den Beweis, daß die obere Sandsäule durch die suspendirten Traßmörteltheile fast
ganz cementirt worden war. Erst als die untere Mörtelsäule durchbohrt worden und man auf die untere
Sandsäule gekommen war, stiegen die Wasser in reichlicher Menge mit einer Temperatur
von 32° R. auf.
Aus der Beschreibung dieser Bohrarbeiten ergibt sich, daß das Ausfüttern eines
Bohrloches mit Traßmörtel und das nachherige Ausbohren desselben mit vielen Schwierigkeiten verknüpft und sehr langwierig ist.
Es waren zu diesem Bohren bis zu einer Tiefe von 62 F. nicht weniger als 24
Arbeitstage erforderlich, und dennoch wurde der Zweck, ein vollkommen wasserdichtes
Bohrloch zu erhalten, nicht erreicht. Im vorliegenden Falle war dieß zwar von keiner
Bedeutung: in anderen Fällen, wo die Zuflüsse kalten
Wassers tief hinabreichen, kann aber der Zweck, diese von den warmen Wassern aus der
Tiefe zu sondern, gänzlich vereitelt werden.
Der oben erwähnte Umstand, daß durch das Stampfen der Traßmörtel aufgerührt wurde,
gab Anlaß zu folgenden Versuchen. Nachdem während eines Vormittags ununterbrochen
fort Traßmörtel in das Bohrloch geworfen und gestampft worden war, wurde diese
Arbeit Nachmittags unterbrochen, um den Absatz der suspendirten Theile zu erwirken.
Am Abend wurde die Tiefe bis zur Traßmörtel-Säule gemessen. Am anderen Morgen
hatte sich diese Tiefe etwas vermindert; die suspendirten Theile hatten sich daher
während der Nacht noch abgesetzt. Nun wurde unter fortgesetztem Stampfen so viel
Traßmörtel eingetragen, daß derselbe, wenn er nicht aufgerührt worden wäre, das
Bohrloch um ungefähr 8 F. hätte erhöhen müssen. Gleichwohl hatte sich die Tiefe des
Bohrloches nicht vermindert; die ganze Menge des eingetragenen Traßmörtels war
demnach durch das Stampfen aufgerührt worden, und hatte sich erst, als nicht mehr
gestampft wurde, abgesetzt. Beim nachherigen Ausbohren ergab sich aber, daß der
Mörtel an dieser Stelle eben so hart geworden war, wie an anderen Stellen, wo er mit
dem Stampfer nur gelinde gepreßt wurde.
Diese Erfahrungen führten zu einem ganz anderen Princip des Austrassens der
Bohrlöcher, welches wir zur öffentlichen Kenntniß und zur Benutzung in ähnlichen
Fällen bringen.
Nachdem man nämlich in unter Wasser gestellte hölzerne Röhren eine dünne
Traßmörtelbrühe hatte so lange fließen lassen, als noch Mörtel niederfiel, war
derselbe nach vier Wochen steinhart und von dichtem, feinem und homogenem
Korn, fast wie Marmor geworden. Derselbe Erfolg ergab sich, als in eine
hölzerne Röhre eine verzinnte Blechröhre concentrisch gestellt und der Zwischenraum
mit Traßmörtel- brühe sedimentirt wurde: die Blechröhre war so fest
eingekittet, daß sie selbst nicht durch harte Hammerschläge auch nur zum Weichen
gebracht werden konnte.
Nach dem Zerschlagen der hölzernen Röhre zeigte sich der Traßmörtel in Berührung mit
der Blechröhre wie polirt, und wie innig er sich an dieselbe angelegt hatte, ergab
sich daraus, daß in ihm ein genauer Abdruck der Naht der Röhre zu sehen war.
Von wesentlichem Einflusse ist es, daß der Traßmörtel nach
einem richtigen Verhältnisse seiner Gemengtheile mit besonderer Rücksicht für den
besondern Zweck dargestellt wird. Um dieses zu finden, wurde eine große Zahl von
Traßmörtel-Proben nach sehr abweichenden Mengungs-Verhältnissen
bereitet, und diese Proben zur Erhärtung unter Wasser gebracht. Die Zeit und der
Grad der Erhärtung dienten als Maaßstab. Da der Mörtel zur Ausfütterung von Röhren
dienen sollte, durch welche warme und an Kohlensäure sehr
reiche Wasser aufstiegen, so war Bedacht zu nehmen, daß die Menge der
Kalkerde so viel wie möglich vermindert und deßhalb ihre
Auflösung durch die Kohlensäure beschränkt wurde. Allen diesen Anforderungen entsprach am besten das Verhältniß auf 1 Maaß
Kalkbrei 2 1/2 Maaß gemahlener Traß; denn ein solcher Mörtel wurde innerhalb vier
Wochen ganz steinhart, während Mörtel nach anderen Verhältnissen zusammengesetzt
selbst nicht in längeren Zeiten so hart wie jener wurde.
In jenem Verhältnisse wurden die Gemengtheile unter Zusatz von Wasser innigst mit
einander gemengt und geschlagen, bis der Mörtel eine steife, wie Gallerte zitternde
Masse bildete. Diese Masse ließ man mehrere Stunden lang, selbst über Nacht, liegen,
damit die Bildung von Silicaten gehörig von statten gehen konnte. Wird der
Traßmörtel zur Ausfütterung auf sedimentärem Wege angewendet, so muß der Traß sehr fein gemahlen und gesiebt werden; denn enthält er
grobe Körner, so setzen sich dieselben früher als die feinen Theile ab, und es
bilden sich ungleichartige Schichten, welche theils überschüssigen Kalk, theils
überschüssigen Traß enthalten, und wodurch undichte Massen entstehen.
Da sich das Volumen des Traßmörtels beim Erhärten, in Folge aufgenommenen
Hydratwassers erweitert, so wird dadurch das feste Anschließen desselben an die
Wände der Röhren, sowie seine Verdichtung sehr begünstigt; daher denn auch die oben
bemerkte so starke Adhäsion des Mörtels an die inneren Wände der
Eisenblechröhren.
Nach dem günstigen Erfolge aller dieser Versuche wurden zwei Bohrlöcher so tief, als
sie durch das aufgeschwemmte Gebirge gehen, mit Traßmörtel auf sedimentärem Wege
ausgefüttert.
In das erste, welches bis zu einer Tiefe von 34 Fuß niedergestoßen war, wurde Sand
geschüttet, bis derselbe 1 1/2 Fuß hoch in die 8 Zoll weite Eisenblechröhre, womit
das Bohrloch bis zum Thonschiefergebirge ausgefüttert war, ragte. Hierauf wurde eine aus drei
Theilen bestehende 6 Zoll weite Röhre von verzinntem Eisenblech von 31 1/2 Fuß Höhe
eingesenkt. Damit sie concentrisch in jene Eisenblechröhre zu stehen kam, wurde an
ihrem unteren Ende ein Kranz von Zinn, der nahe den Durchmesser der Eisenblechröhre
hatte, angelöthet. Dieser Kranz war ausgezackt, damit man beim Einsenken der Röhre
irgend einem Hindernisse in der Eisenblechröhre, etwa einer vorstehenden Schraube,
durch Drehung jener Röhre leicht ausweichen konnte. Die untere Oeffnung der inneren
Röhre war durch einen eingekitteten Gyps-Pfropf wasserdicht verschlossen.
– Fig.
11, A, versinnlicht die ganze Einrichtung.
Das Niedersenken geschah durch allmähliches Eingießen von Wasser in die im Bohrloche
schwimmende innere Röhre; man hatte es daher in seiner Gewalt, sie langsam und ohne
alle Beschädigung zum Niedersenken zu bringen. Als das erste Drittel der Röhre
eingesenkt war, wurde es fest geklemmt, das zweite Drittel senkrecht angelöthet und
durch eingegossenes Wasser abermals niedergesenkt u.s.w. Während dieses Eingießens
wurde die Röhre von Zeit zu Zeit festgeklemmt, um den Wasserstand in derselben
mehrere Fuß über den äußeren im Bohrloche erhöhen und auf diese Weise prüfen zu
können, ob nicht irgend eine undichte Stelle in der Löthung sich zeigte.
Nachdem das untere Ende der ganzen Röhre auf die eingeschüttete Sandlage gekommen
war, wurde sie oben concentrisch befestigt, und Traßmörtel im breiartigen Zustande
durch einen laugen Trichter in den Zwischenraum zwischen der äußeren und inneren
Röhre gegossen. Der Brei verdünnte sich durch das Wasser im Bohrloche, und die
Theilchen des suspendirten Mörtels setzten sich allmählich ab. Dieses Eingießen
wurde so lange fortgesetzt, bis die trübe Brühe überfloß. Sobald sich das Wasser
geklärt hatte, wurde mit dem Eingießen fortgefahren. Zweckmäßig ist es, die
Nachtzeit zum Absetzen des Mörtels zu benutzen, und den anderen Morgen abermals
einzugießen, bis wieder trübe Brühe überfließt. Dazu waren drei Tage
erforderlich.
Nachdem der Traßmörtel innerhalb vier Wochen vollkommen
erhärtet war, wurde das Wasser in der inneren Röhre ausgeschöpft, um sich zu
versichern, ob der Mörtel in der ganzen Tiefe einen vollständig dichten Abschluß
gebildet hatte. Da die Röhre gänzlich ausgeschöpft werden konnte, ohne daß neues
Wasser zutrat, so hatte man diese Sicherheit erlangt. Als hierauf der
Gyps-Pfropf mit dem Bohrer durchstoßen wurde, stieg das warme Wasser in der
inneren Röhre auf. Der eingeschüttete Sand wurde endlich mit dem Löffelbohrer
herausgeschafft, und das Bohrloch mit einem kleineren Bohrer noch bis zu einer Tiefe
von 57 Fuß niedergetrieben.
Das Einsetzen der verzinnten Blechröhre und das Eingießen des Traßmörtels nahm lange nicht so viel Zeit in Anspruch, als das Austrassen
des oben genannten Bohrloches mit dem Stampfer; die ganze Zeit des mühsamen
Ausbohrens der Vertrassung wurde daher erspart.
Wie so gänzlich die kalten Wasser im Ahrgerölle abgedämmt
worden waren, geht auch daraus hervor, daß die Temperatur des ausfließenden Wassers
vor der Ausfütterung mit Traßmörtel 23°,3, nach derselben aber 30° R.
war.
Die Ausfütterung mit Traßmörtel wurde deßhalb nicht bis in das Thonschiefergebirge
hinein fortgesetzt, weil es zweckmäßiger schien, durch das mögliche Eindringen von
kälterem Wasser durch die Fugen der äußeren Blechröhre lieber einige Zehntel Grade
an Wärme zu verlieren, als sich der Gefahr auszusetzen, daß der Traßmörtel
vielleicht in Spalten und Klüfte im Gesteine hätte dringen und
Wasserzuführungs-Canäle verstopfen können. Da, wie schon bemerkt, der
Traßmörtel den Sand nur bis zu einer Tiefe von ungefähr 2 Zoll cementirt, so wurde
ein solches Verstopfen dadurch beseitigt, daß man den Sand 1 1/2 Fuß hoch in die
äußere Röhre ansteigen ließ.
Wie lange eine aus dem stärksten verzinnten Eisenblech angefertigte Röhre, durch
welche warmes kohlensaures Wasser fließt, aushalten mag, darüber liegen keine
Erfahrungen vor. Sollten aber auch diese Röhren in kürzerer oder längerer Zeit durch
Oxydation zerstört werden, so bleibt stets der Traßmörtelring übrig, der, da die
Erhärtung unter Wasser immer fortschreitet, zu einer Steinmasse wird, welche
denselben Widerstand wie ein ähnliches natürliches Gestein leistet.
Mit demselben glücklichen Erfolge wurde auch das dritte Bohrloch zu gleicher Tiefe
und auf dieselbe Weise ausgetraßt, und hierauf das Bohren mit einem kleineren Bohrer
bis zu einer Tiefe von 72 Fuß fortgesetzt. Daß auch in diesem Bohrloche die kälteren
Wasser im Ahrgerölle gänzlich abgeschlossen wurden,
ergibt sich daraus, daß die Temperatur des nach dem Austrassen ausfließenden Wassers
auf 32° R. gestiegen war, eine Temperatur wie sie auch durch das träge
Thermometer ermittelt worden war.
Schließlich noch folgende Bemerkungen. Tritt der Fall ein, daß man sich zum
Ausfüttern eines Bohrloches mit Traßmörtel erst entschließt, nachdem dasselbe schon
bis zu einer gewissen Tiefe niedergestoßen worden war, so bleibt nichts anderes
übrig, als es bis zu derjenigen Teufe, bis zu welcher es ausgetraßt werden soll, mit
Sand zu füllen und nach der Erhärtung des Mörtels denselben wieder herauszubohren.
Der Gedanke, durch Einkeilen eines festen Steins der inneren Röhre und dem Mörtel
einen Stützpunkt zu
gewähren, ist zu verwerfen, da sich möglicher Weise an der Stelle wo dieser Stein
eingesetzt würde, eine Spalte oder Schichtungsfläche hinabziehen könnte, durch
welche die Mörtelbrühe bis zu bedeutender Tiefe fließen und diese
Wasserzuführungs-Canäle verstopfen würde.
Ist man dagegen schon vor dem Niederstoßen eines Bohrloches entschlossen, dasselbe
bis zu einer gewissen Tiefe auszutrassen, so hat man das Bohrloch in solcher Weite
anzusetzen, daß, nach Abzug der festgestellten Dicke des Traßmörtelrings derjenige
Durchmesser übrig bleibt, den man für das ganze Bohrloch wünscht. In diesem Falle
kommt die innere Blechröhre auf die Sohle zu sitzen, bis zu welcher die Vertrassung
reichen soll (Fig.
12, B), und nach dem Erhärten derselben wird
das Bohren mit dem kleineren Bohrer fortgesetzt. Es ist klar, daß auf diese Weise
der Ruhepunkt für die Blechröhre und für die Vertrassung am meisten gesichert ist.
Da jedoch nach den oben mitgetheilten Erfahrungen der Traßmörtel-Ring mit der
äußeren und inneren Röhre ein fest verbundenes Continuum bildet und er überdieß
durch die vielen Schrauben und Nietnägel in der äußeren Röhre festgehalten wird, so
gewährt auch der im Bohrloche gleichsam schwebende Ring eine genügende Sicherheit.
Unter anderen Umständen, z.B. wenn die Vertrassung bis in das feste Gebirge
fortgesetzt werden muß, ist es durchaus nöthig, daß die äußere Blechröhre eben so
weit reicht; denn nur dann, wenn die Vertrassung in der Röhre endigt, ist man
sicher, daß die Traßmörtelbrühe nicht seitwärts in Spalten oder Schichtungsflächen
dringen und dieselben verstopfen kann.