Titel: | Verbesserte Steuerung (Vorrichtung zum Umkehren der Bewegung); von J. Nasmyth. |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LIX., S. 252 |
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LIX.
Verbesserte Steuerung (Vorrichtung zum Umkehren
der Bewegung); von J. Nasmyth.
Aus dem Civil Engineer and
Architect's Journal, November 1862, S. 349.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Nasmyth's verbesserte Steuerung.
Bei manchen wichtigen Anwendungen der Dampfmaschinen ist es nothwendig, die
Bewegungsrichtung der Hauptwelle nach Belieben umkehren zu können. Dieß ist namentlich
bei der Locomotive, der Schiffsdampfmaschine und den Aufzugsmaschinen der Fall.
Mehrere Einrichtungen sind zu diesem Zwecke vorgeschlagen worden, aber nur eine,
nämlich die Stephenson'sche
„Coulissensteuerung“ hat eine bleibende Anwendung und
verdiente Berühmtheit erlangt. Diese Steuerung erfüllt außer dem Zweck des Umkehrens
der Bewegung auch den der Regulirung des Dampfzutrittes, und gestattet daher die
Bewegung der Maschine auf die sanfteste und sicherste Weise aufzuhalten. Dieser
einfache Apparat wirkt endlich auch als Expansionsregulator, und ist dabei in jeder
Weise so vollkommen, daß seine erste Form immer noch unverändert beibehalten worden
ist, wenigstens in so weit sein Haupttheil, die Coulisse oder der geschlitzte Arm,
dabei in Betracht kommt.
Indessen stellen sich bei der Anwendung dieses Mechanismus, namentlich bei den
größten Schiffsmaschinen, einige von der Coulissenconstruction unzertrennliche
Uebelstände heraus. Diese beziehen sich hauptsächlich auf die Abnutzung, welche der
sich in der Coulisse oder dem Arm bewegende Bolzen nothwendig erleidet, und deren
Wirkungen schwer zu verhindern sind, so daß meist in Folge derselben eine stoßartige
Bewegung entsteht; außerdem muß, um den großen Stangen bei den Schiffsmaschinen die
erforderliche Steifigkeit zu ertheilen, sehr viel Material darauf verwendet
werden.
Um dieß Alles zu vermeiden und zugleich die Steuerung billiger herzustellen, führte
der Erfinder zuerst 1852 den „massiven Arm“ in diesen
Mechanismus ein und construirte damit zunächst eine Aufzugsmaschine für ein
Bergwerk. Später wurde derselbe auch von Humphrys bei
Schiffsmaschinen angewandt, wie z.B. bei der großen 400pferdigen Maschine, welche
auf der Londoner Industrie-Ausstellung zu sehen war.
Den Hauptunterschied bei dieser neuen Steuerung gegen die alte bildet der massive Arm
A, Fig. 18, im Gegensatz zu
der früheren Anwendung eines geschlitzten Armes (der Coulisse). Dieser Arm: A ist mit der Schieberplatte C, woran die Schieberstange hängt, durch zwei cylindrische segmentförmige
Zapfen B, B verbunden, zwischen denen der Arm A gleitet, wenn eins oder das andere Excentric veranlaßt
wird seine Hauptwirkung auf den Schieber zu äußern. Die Anwendung des massiven Armes
A statt der früheren Coulisse bietet ein festeres
und genaueres Werkzeug, um die Wirkung des Excentrics auf den Schieber zu
übertragen, während zugleich die Stellstange D und die
Stellschraube E alle durch den Gebrauch entstehende
Abnutzung auszugleichen und somit eine vollkommenere und genauere Wirkung des
Mechanismus zu sichern gestatten.
Die beiden cylindrischen Zapfen B, B bewegen sich
innerhalb einer passenden Vertiefung in dem vorspringenden Vordertheil der Schieberplatte C, C; diese hat hinten eine Schwalbenschwanzführung und
passende Wangen F, F, und bewirkt daher eine vollkommen
stetige Bewegung des Dampfschiebers, dessen Stange an ihr befestigt ist. Eine
Deckplatte ist mit vier kleinen Bolzen, die bei C, C
angedeutet sind, über das Ganze gelegt und schützt die gegenseitige Lage der Theile,
welche dabei doch nöthigenfalls zugänglich bleiben.
Der Hebel I und die Stange H
sind die Vermittelungstheile, um das eine oder andere Excentric zur Wirkung auf den
Schieber zu bringen, wobei der feste Arm A frei zwischen
den beweglichen Zapfen B, B hingleitet.
Die Einfachheit und verhältnißmäßig leichte Construction dieses Mechanismus, sowie
dessen Zugänglichkeit, haben sich in allen Fällen seiner Anwendung des größten
Beifalls zu erfreuen gehabt, so daß man eine immer allgemeinere Benutzung dieser
Umsteuerung erwarten kann.