Titel: | Ueber die rothe Modification des Goldes; von Ludwig Knaffl, Chemiker im chemisch-technischen Laboratorium des Dr. E. Hornig in Wien. |
Autor: | Ludwig Knaffl |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XLV., S. 191 |
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XLV.
Ueber die rothe Modification des Goldes; von
Ludwig Knaffl, Chemiker im chemisch-technischen
Laboratorium des Dr. E. Hornig in Wien.
Knaffl, über die rothe Modification des Goldes.
Ueber die chemische Constitution des Cassius'schen
Goldpurpurs herrschen bis zur neuesten Zeit die verschiedensten Ansichten. Von
diesen suchte man zwei zur Geltung zu bringen: nämlich daß der Purpur Zinnoxyd,
gefärbt durch fein zertheiltes metallisches Gold, enthalte, welche Ansicht aber
verlangt, daß das Gold in zwei Modificationen, in der gelben und purpurfarbigen,
auftreten könne; nach der anderen Anrecht enthält der Purpur das Gold und das Zinn
im oxydirten Zustande. Für erstere Ansicht sprechen die Umstände, daß der
getrocknete Purpur so aussieht als wäre fein vertheiltes Gold mit Zinnoxyd gemengt;
daß er zum Rothglühen erhitzt ein wenig Wasser aber keinen Sauerstoff abgibt, daß
Königswasser dann aus demselben Gold löst, daß die Menge des Sauerstoffes dem des
Zinnoxydes entsprechend ist. Feuchtem Purpur entzieht Salzsäure nach längerer
Digestion das Zinnoxyd und metallisches Gold bleibt zurück. Auch wurde die Lösung
des Purpurs in Ammoniakflüssigkeit, welche Berzelius als
besonderen Grund für die erstere Theorie hervorhob, als keine Lösung erkannt, indem
Mitscherlich unter dem Mikroskop deutlich Flocken erkennen
konnte, welche sich nach monatelangem Stehen in der Flüssigkeit absetzten und sich
als Gold erwiesen. So auffallend auch diese Beispiele für die feine Vertheilung des
Goldes sprechen, so nehmen doch andere Chemiker, besonders Berzelius und Fuchs, das Gold im Purpur im
oxydirten Zustande an, und zwar in einer besonderen rothen Oxydationsstufe, nämlich
als Au O². Die Ursachen, welche zu dieser Annahme führten, gründen sich
hauptsächlich auf die Eigenschaften des Rubinglases, ferner auf die purpurene
Färbung, welche Seide, Papier, Haut etc. annehmen, wenn man sie mit Goldlösung
bestreicht und darauf, daß Quecksilber aus dem Purpur bei gewöhnlicher Temperatur
kein Gold aufnimmt, wie Robiquet angibt, welche Angabe
von Buisson widerlegt wurde, da er durch Digestion mit
Quecksilber bei 120–130° C. dem Purpur alles Gold entziehen konnte.
Berzelius verwirft aber letzteren Beweis als
ungenügend, da auch Goldoxyd von Quecksilber aufgenommen wird.
Die purpurene Färbung, welche Seide, Papier etc. annehmen, dürfte wohl nur von fein
zertheiltem metallischen Golde herrühren; denn Seide, welche purpurn gefärbt und aus
welcher die überschüssige Goldlösung gut ausgewaschen ist, konnte ich nicht
metallisch glänzend erhalten, wenn ich sie einer Atmosphäre von Wasserstoffgas
aussetzte.
Folgende eigenthümliche Erscheinung verschaffte mir die Ueberzeugung, wie ungemein
leicht Gold im metallischen Zustande aus Lösungen abgeschieden wird; das Gold kann
nämlich aus seiner Lösung durch Gold selbst im metallischen Zustande abgeschieden
werden. Von dieser Eigenschaft kann man sich durch folgendes Experiment
überzeugen:
Man bereite eine Goldlösung, indem man chemisch reines, behufs der feineren
Vertheilung mit Oxalsäure gefälltes Gold in einer Porzellanschale mit destillirtem
Wasser übergießt und nun partienweise Königswasser einträgt, so daß eine kalt
gesättigte Lösung des Goldes entsteht. Diese Lösung verdünne man mit 5 bis 6 Theilen
Wasser dem Volumen nach und trage in dieselbe mit Oxalsäure gefälltes metallisches
Gold ein. Es werden nun, wenn die Lösung vollkommen gesättigt war, prachtvolle
Dendriten sich bilden, welche, wenn man die Operation in einem Kolben vornimmt, die
Wände des Kolbens baumartig aufsteigend ganz auskleiden.
Läßt man diese Ausscheidung mehrere Wochen im Lichte vor sich gehen, so ist die
zurückgebliebene Flüssigkeit kaum mehr gelb gefärbt.
Diese leichte Ausscheidung im metallischen Zustande theilt kein anderes edles Metall
mit dem Golde, denn Versuche, welche ich mit Platin und Silber auf dieselbe Weise
machte, führten nicht zu diesem Resultate.
Die so leichte Reducirbarkeit des Goldes gestattet wohl kaum anzunehmen, daß das Gold
durch ein viel kräftiger reducirendes Mittel, nämlich das Zinnchlorür, anderes als
metallisch abgeschieden werden könne. Unter den zahlreichen Vorschriften zur
Darstellung des Purpurs geben uns viele, die sich nicht auf Empirie gründen,
wenigstens einen Fingerzeig für die Constitution des Purpurs; man erkannte nämlich
einerseits, daß die Gegenwart von Zinnchlorid zur Erzeugung des Purpurs durchaus
nicht nothwendig ist, indem das Zinnchlorid die Purpurbildung bloß verzögert und
diese Wirkung auch durch Kochsalzlösung hervorgebracht werden kann; und andererseits
fand man, daß Purpur gebildet wird, wenn man eine Legirung von Gold, Zinn und Silber
in Salpetersäure bringt.
So sehr es durch alle angeführten Umstände wahrscheinlich wird, daß der Purpur nur
fein zertheiltes Gold und Zinnoxyd enthalte, so mangelt doch, solange man die rothe
Modification des Goldes nicht kennt, jeder directe Beweis dafür. Buisson spricht zwar von einer rothen Modification des
Goldes, welche er erhielt, indem er Oxalsäure mit Goldchloridlösung befeuchtete. Berzelius konnte aber bei aller angewandten Sorgfalt auf
diese Weise die rothe Modification des Goldes nicht erhalten, bemerkt jedoch, daß
dieß der schlagendste Beweis wäre, daß die purpurene Modification nur
feinzertheiltes Gold sey.
Auf folgende Weise erhielt ich eine purpurrothe Modification des Goldes: In eine
chlorwasserstoffsaure, von Salpetersäure freie, mit der 10–12000 fachen Menge
destillirten Wassers verdünnte Goldchloridlösung trage ich eine ziemliche Quantität
Oxalsäure ein und erwärme auf 30 bis 40° C. Es wird sich nun Gold
ausscheiden. Ich füge noch einige Tropfen concentrirte Chlorwasserstoffsäure hinzu,
um die Abscheidung des Goldes noch mehr zu verzögern, und erhalte so stets die rothe
Modification des Goldes als ein höchst zartes, an den Wänden der Porzellanschale
sich anhängendes Pulver.
Um diese Modification deutlich zu sehen, ist es nothwendig die Operation in einer
Porzellanschale vorzunehmen, denn das Gold ist in höchst feiner Vertheilung
durchscheinend, und wenn man daher in Glasgefäßen arbeitet, so läßt das
durchfallende Licht diese Erscheinung gar nicht wahrnehmen; hiervon kann man sich
leicht überzeugen, indem man die die rothe Modification des Goldes abscheidende
Flüssigkeit aus der Porzellanschale in ein Becherglas gießt, wo man dann nur eine
kaum bläulich gefärbte Flüssigkeit sieht. Nach langem ruhigem Stehen im Lichte
scheidet sich jedoch Gold aus, und so geschieht es, daß man die rothe Modification
in einem Becherglase sehen kann, aber sie erscheint dann immer etwas mehr violettroth.
Unter dem Mikroskope erscheint diese Modification im durchfallenden Lichte als
dunkle Blättchen, im auffallenden Lichte deutlich goldfarben.
Obwohl sich das auf angegebene Weise erhaltene Product allem Anscheine nach als
metallisches Gold erwies und durch Oxalsäure überhaupt keine Sauerstoffverbindung
des Goldes gefällt werden kann, so habe ich dennoch eine gewogene Menge des rothen
Productes geglüht; es zeigte sich aber nach dem Glühen keine Gewichtsdifferenz.
Durch frisch gefälltes Zinnoxyd, welches ich in die die rothe Modification des Goldes
abscheidende Flüssigkeit einrührte, erhielt ich ein der Farbe nach dem Purpur
vollkommen gleiches Präparat, obgleich die Dichtigkeit durch die bei weitem
geringere Vertheilung der Substanzen eine ganz verschiedene seyn mußte.
Ueber die Constitution des Goldpurpurs gibt die Existenz der rothen Modification des
Goldes entschiedenen Aufschluß; aber nicht über die Constitution des durch Gold
purpurn gefärbten Glases, da das eigenthümliche Verhalten des Glases, erst nach dem
nochmaligen Anwärmen die rothe Färbung anzunehmen, durch das Bestehen der rothen
Modification des Goldes nur eine theilweise Erklärung findet.
Ich will hier einige Erfahrungen und Versuche mittheilen, welche ich bei längeren
Arbeiten in der Porzellan- und Glasmalerei zu machen Gelegenheit hatte.
Ich bereitete mir eine goldhaltige ölige Flüssigkeit, indem ich neutrales trockenes
Goldchlorid in Aether löste und diese Lösung in ein Gemenge von Schwefelbalsam und
Copaivabalsam nach und nach eintrug; wenn man dann den Aether vollkommen, ohne zu
erwärmen, verdampfen läßt, so erhält man eine ziemlich dicke goldhaltige
Flüssigkeit, welche sich mit dem Pinsel gut aufstreichen läßt. Dieses Präparat
scheidet schon nach einigen Tagen, in der gewöhnlichen Temperatur stehen gelassen,
Gold in Schuppen ab, und noch viel schneller geschieht die Abscheidung des Goldes,
wenn man, auch nur sehr gelinde, erwärmt. Das Gold scheidet sich im vollkommen
metallischen Zustande ab, wovon man sich leicht überzeugen kann. Bringt man nämlich
eine sehr dünne Lage dieser Goldflüssigkeit mittelst eines Pinsels auf ein
Porzellanscherbchen und erhitzt dasselbe über einem Bunsen'schen Brenner, so wird man die Oele sich verflüchtigen, dann sich
bräunen sehen; durch die gebräunte Schichte sieht man aber schon Gold
durchschimmern; fährt man noch einige Secunden zu erhitzen fort, so ist das
Scherbchen prachtvoll vergoldet.
Diese Goldschichte haftet wenig an, und ist daher nach dem Erkalten des Scherbchens
leicht abzuwischen; man wird nun das Porzellanscherbchen tief blau gefärbt sehen; erhitzt
man neuerdings, so wird das Blau in Violettroth übergehen, unter der rothen Schichte
ist noch immer Blau vorherrschend. Erhitzt man weiter bis zur beginnenden Weißgluth,
so wird das Roth immer blasser und endlich lichtgelb.
Dasselbe Experiment, mit einem Glasscherben gemacht, zeigt dieselben Farben in
derselben Reihenfolge, beim auffallenden wie beim durchgehenden Lichte.
Unter dem Mikroskope betrachtet, sieht man im blau gewordenen Glase undurchsichtige
Goldflitter, welche mit einem Scheine von reinem Blau umgeben sind; im Violettroth
sind die Goldflitter ebenfalls sichtbar, gleich an Form, mit einem schmäleren blauen
aber breiten lichtrothen Scheine umgeben. Im gelbgewordenen Glase sind die
Goldflitter runder und mehr zu Gruppen gesammelt. Das Gold tritt daher in allen
jenen Farben wie beim Goldpurpur oder in der Form wie es durch Oxalsäure gefällt
wird – im feinst vertheilten Zustande in der rothen, dann violettrothen,
blauen und grünen, in größerer Dichte in der leberbraunen und gelben Farbe –
auf. Beim Glase ist die zuerst auftretende Farbe die blaue, diese wird erst durch
weiteres Erhitzen in die bei weitem vertheiltere rothe übergeführt.
Das Rubinglas hat bekanntlich die sonderbare Eigenschaft, nach der Schmelzung wenig
gefärbt zu seyn, nämlich topasgelb, grünlich, grünlichgelb, mißfarbig; es ist jedoch
(nach den übereinstimmenden Angaben der Praktiker) selten weiß, wenn es überhaupt
die Eigenschaft haben soll, beim nochmaligen Anwärmen purpurroth anzulaufen. Zu
lange erhitztes, zu schnell erkaltetes Rubinglas läuft ebenfalls nicht mehr
purpurfarben an. Von dem Grade der Schmelzhitze und von der Menge des verwendeten
Goldes hängt ebenfalls sehr viel ab, da mit einer ziemlich großen Menge Gold gleich
von vornherein purpurfarbiges Glas bereitet werden kann.
Das eigenthümliche Verhalten des Rubinglases, beim nochmaligen Anwärmen roth
anzulaufen, wird bis in die neueste Zeit als das Resultat eines chemischen Processes
erklärt. Während Schubarth und Golfier-Besseyre annehmen, daß fein vertheiltes Gold die Farbe
ertheile, weil sich das Purpurglas auch durch Anwendung von Goldchlorid erzeugen
läßt, ist Splittgerber der Ansicht, daß eine
Sauerstoffverbindung des Goldes nothwendig sey, um die rothe Farbe des Rubinglases
zu erklären. Knapp sagt ebenfalls in seiner chemischen
Technologie, daß der Farbenwechsel sich leichter erklären lasse, wenn man den
Uebergang des Goldoxydes in ein purpurfarbiges Zwischenoxyd unter Abgabe von
Sauerstoff an einen andern Bestandtheil des Glases annehme; dabei ist jedoch nicht
einzusehen, wie eine gelinde Hitze eine chemische Veränderung hervorbringen kann,
nach- dem die Glasmasse bereits eine weit höhere ausgehalten hat, und noch
unbegreiflicher ist
es, selbst bei der Annahme daß das Zwischenoxyd purpurroth ist, wie der Sauerstoff
beim Anwärmen durch die feste Glasmasse zu den anderen Bestandtheilen des Glases
wandert und gerade in der erforderlichen Menge um dieses hypothetische rothe
Zwischenoxyd hervorzubringen.
Heinrich Rose nimmt, gestützt auf eine spätere Ansicht Berzelius', daß der Goldpurpur zinnsaures Zinnoxydul und
zinnsaures Goldoxydul sey, und nach Analogie des Kupferglases, an, daß es das
kieselsaure Gold sey, welches purpurn färbe; kieselsaures Goldoxydul wurde aber noch
nicht dargestellt, man kennt daher dessen Eigenschaften nicht.
Durch einen stattfindenden chemischen Proceß scheint daher die Entstehung der rothen
Farbe des Rubinglases nicht erklärt werden zu können.
Das Gold kann in der Hitze in allen Modificationen auftreten. Nur scheint es mir
unbedingt nothwendig, daß die blaue Modification vorhanden sey, da die rothe sich
nur aus der blauen bilden kann. Die rothe Modification erzeugt sich aber erst bei
200–300° C. und erträgt jedenfalls die Hitze des schmelzenden
Gußeisens. Ist die Hitze daher nicht zu groß gewesen, so kann die rothe Modification
fortbestanden haben, sie kann sich aber vielleicht auch beim Abkühlen theilweise
wieder bilden. Jedenfalls können die Farben des Goldes im Rubinglase in keinem
festgesetzten Intensitäts-Verhältnisse stehen, weil man sonst unbedingt
jedesmal gleichgefärbtes Rubinglas erzeugen müßte.
Diese Umstände und die verschiedenen Zustände des Glases selbst, müssen aber
eigenthümliche Farbenerscheinungen hervorbringen.
Bei mit Kohle gefärbten Gläsern, sowie nach Splittgerber
bei schwefelhaltigem Glase, tritt ebenfalls der Fall ein, daß die Gläser dunkler
gefärbt erscheinen, wenn man sie anwärmt; im durchfallenden Lichte erscheinen sie
blutroth gefärbt, welche Farbe keinesfalls durch einen anderen Umstand
hervorgebracht seyn kann, als durch den verschiedenen molecularen Zustand des
Glases, der Kohle- und Schwefeltheilchen, welche das Licht anders brechen und
durchlassen.
Das Kupferoxydulglas hat, wie das Rubinglas, die Eigenschaft, nach dem Anwärmen roth
zu werden. Für das Kupferoxydulglas ist es aber erwiesen, daß es in jeder Hitze
durch Kupferoxydul gefärbt ist, und zwar in großer Hitze grünlich.
Im Goldglase durchläuft das Gold, nach dem Hitzegrade, alle Modificationen und geht
von der blauen Farbe in die violettrothe, rothe, grünliche und gelbe über. Es steht
daher der Annahme, daß sich complementäre Farben bilden, nichts im Wege.
Liebig hat bekanntlich hinsichtlich der durch Eisenoxydul
grün gefärbten Gläser nachzuweisen gesucht, daß das Mangan des Braunsteins nur dadurch entfärbend
wirke, daß die rothe Farbe des Manganoxyduls und die grüne des Eisenoxyduls als
complementär sich gegenseitig aufheben.
Diese Annahme findet aber beim Rubinglase noch darin Bestärkung, daß alle Farben des
Sonnenspectrums entstehen können und eben nur eine geringe Menge der rothen
Modification nothwendig ist, um die durch die blaue und gelbe Farbe bedingte grüne
Farbe aufzuheben. Denn machen wir den Versuch mit gefärbten Flüssigkeiten, so ist
eine ziemlich starke Verdünnung erforderlich und es genügt für ein intensives Grün
eine sehr geringe Menge Roth, damit sich die Farben gegenseitig aufheben. Ist die
rothe Farbe ein wenig vorherrschend, so tritt eine Mißfarbe ein; so auch bei zu
großer Concentration der gefärbten Flüssigkeiten.
Derselbe Fall ist es aber beim Rubinglase; es ist ebenfalls eine höchst geringe Menge
von färbenden Modificationen nothwendig, damit es weiß oder schwach gefärbt
erscheint und zudem läuft mißfarbiges gerade am schönsten roth an, wie schon Prechtl angiebt, weil eben die rothe Modification bereits
vorherrschend vorhanden ist. Zwischen bestimmten Temperaturgrenzen liegt überdieß
noch das Bestehen der rothen Modification; sie erzeugt sich bei
200–300° C. und erhält sich bis zu etwa 12–1300° C. Ist
die Hitze und die Art des Vorganges eine entsprechende, so sind die
Mengenverhältnisse der verschiedenen Farbenmodificationen in dem Maaße vorhanden,
daß das Glas wenig oder kaum gefärbt, auch weiß erscheinen kann.
Erhitzt man nun neuerdings, so wird das Verhältniß der Farben gestört und zwar
dadurch, daß die rothe Modification, welche bei 200 bis 300° C. entsteht,
sich aus der blauen Modification im größeren Maaße bildet, und somit – da ein
geringer Ueberschuß von Roth genügt, um das Gleichgewicht aufzuheben – die
anderen Farben, welche außer der gelben noch bestehen, vollkommen überwiegt.
Wenn man aber die Verhältnisse des Glases selbst einer Betrachtung unterzieht und
bedenkt, daß bei noch so gut gekühltem Glase die inneren später erstarrten Theile in
einer anderen Form aggregirt sind und daß der moleculare Zustand durch ein
nochmaliges Anwärmen jedenfalls geändert wird, so können diese Verhältnisse des
Glases selbst, die Reflexion und Refraction des Lichtes durch die ausgeschiedenen
Goldtheilchen, ebenfalls zur Aenderung der Farbe beitragen.