Titel: | Werthbestimmung ausgezeichneter schwedischer Thone in feuerfester Hinsicht; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. IX., S. 30 |
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IX.
Werthbestimmung ausgezeichneter schwedischer
Thone in feuerfester Hinsicht; von Dr. Carl Bischof.
Bischof, Werthbestimmung schwedischer Thone in feuerfester
Hinsicht.
Der fragliche Thon, hauptsächlich ein kohlehaltiger Schieferthon, bildet das Liegende
eines durch verschiedene Bergmittel getheilten Steinkohlenflötzes, dessen Kohle
einer jungen Formation angehört.
Er findet sich in einer Mächtigkeit von 5 Fuß und wird vermittelst vier
niedergetriebener Schächte (dem Besväret-, Kronen-, Prinz Carl-
und Ruthen-Schacht) bei dem schwedischen Fischerdorfe Höganäs gewonnen,
welches unmittelbar an der Seeküste und 2 1/2 Meilen nördlich von Helsingborg
liegt.
Man nahm, gleich unter dem Kohlenflötz beginnend, Proben von 6 zu 6 Zoll, welche die
folgende Charakteristik des ganzen Lagers ergaben.
Nr. I. Besväret-Schacht, 1–6 Zoll.
Dieser Thon ist ein verhärteter kohlehaltiger von geradschiefrigem Gefüge, mit
unebenem bis unvollkommen muschligem Bruch. Er ist kohlschwarz, enthält Kohle
reichlich eingemengt und viele Glimmerblättchen. Er schneidet sich wenig rauh und
körnig. Schneidet man ihn parallel den Schieferflächen, so erhält man ein hellgraues
Pulver und die Schnittfläche ist ohne Glanz; wenn man ihn aber senkrecht auf die
Schieferflächen schneidet, so ist das Pulver von dunkler Farbe und die Schnittfläche
zeigt Fettglanz.
Er zerreibt sich ohne Schwierigkeit und knirscht dabei. Das Pulver ist
schwärzlichgrau. In Wasser zerfällt er allmählich und läßt sich nach längerem
Einweichen zu einem Thonbrei zerdrücken.
Nr. IIa. Besväret-Schacht, 6–12 Zoll.
Dieser ist ein Schieferthon von gebogen-schiefrigem Gefüge, mit unebenem
Bruche. Er ist kohlschwarz und zeigt eigenthümlich streifige, fettig glänzende,
ebene und gebogene Eindrücke. Er schneidet sich fast glatt mit
fettig-glänzender Schnittfläche.
Er zerreibt sich nicht schwierig und knirscht dabei unmerklich; das Pulver ist
dunkelgrau. In Wasser zerfällt er, ohne völlig zu
erweichen.
Nr. IIb. Besväret-Schacht, 12–18 Zoll.
Derselbe ist dem vorigen ähnlich, nur von dunklerer Farbe, dünnschiefriger, weniger
fest und die noch häufigeren fettigglänzenden Eindrücke bilden mehr durchlaufende
Flächen.
Im Achatmörser zerrieben, knirscht er merklich und gibt ein dunkel schwarzgraues
Pulver, das dunkelste unter den in Rede stehenden Proben.
An vereinzelten Stellen zeigt er Anflüge von Schwefelkies.
Nr. IIc ist Thon
aus dem Besväret-Schacht IIa und
IIb, gleichmäßig mit einander
vermengt.
Nr. III. Besväret-Schacht, 18–60 Zoll.
Dieser Thon ist dem vorigen ähnlich. Die eigenthümlich fettigglänzenden Eindrücke
sind so häufig, daß sie überall hervortreten. Er ist noch mehr dünnschieferig. Die
Schnittfläche ist fettigglänzend und fast völlig glatt.
Nr. IV. Kronen- und Prinz Carl-Schacht,
1–6 Zoll.
Er ist dem Thone I ähnlich und hat ein mehr dickschiefriges Gefüge mit unebenem
Bruche. Er zeigt einzelne, wenig glänzende Eindrücke und ist gleichfalls
glimmerhaltig.
Er läßt sich ebenfalls ohne Mühe zerreiben und knirscht dabei, gibt ein dunkelgraues
Pulver, zerfällt und resp. zerdrückt sich nach längerem Einweichen in Wasser zu
einem Thonbrei.
Nr. V. Kronen- und Prinz Carl-Schacht,
6–18 Zoll.
Er ist dem Schieferthone IIa sehr ähnlich,
aber die eigenthümlich fettigglänzenden Eindrücke treten weniger häufig auf.
Einzelne Stücke zeigen geringe eisengelb gefärbte Partien.
Nr. VI. Kronen- und Prinz Carl-Schacht,
18–60 Zoll.
Er ist ein Schieferthon von geradschiefrigem Gefüge, mit unebenem Bruch. Er ist
schwarz und die Eindrücke sind weniger glänzend; er schneidet sich fast glatt und
die Schnittfläche ist fettglänzend.
Er zerreibt sich nicht schwierig und knirscht dabei nicht merklich; das Pulver ist
schwärzlichgrau. In Wasser zerfällt er, ohne völlig zu erweichen.
Er enthält einzelne Glimmerblättchen.
Nr. VII. Ruthen-Schacht, 1–18 Zoll.
Derselbe ist dem Schieferthon IIa durchaus
ähnlich.
Die eigenthümlichen, besonders lebhaft glänzenden Eindrücke zeigen sich nicht
streifig.
Nr. VIII. Thon in 2 1/2 Faden (à 6 Fuß) Tiefe unter dem
Kohlenflötze.
Dieser Thon ist ein verhärteter bitumenhaltiger von chocoladenähnlicher Farbe,
unregelmäßig zackig zerspringend, mit erdigem Bruche. Er zeigt wenig fettigglänzende
Ablösungen. Er schneidet sich ein wenig rauh; die Schnittfläche hat einen geringen
Fettglanz.
Er zerreibt sich ohne Mühe und knirscht dabei; das Pulver ist gelblichgrau, am
hellsten unter vorstehenden Proben. Im Wasser zerfällt er allmählich und läßt sich
nach längerem Einweichen zu einem Thonbrei zerdrücken.
Bestimmung des Glühverlustes, resp. des
Wassergehaltes nebst dem Kohlengehalte.
1 Grm. des bei 100° C. getrockneten Thonpulvers so lange geglüht, bis
wiederholte Wägungen unter sich übereinstimmten, wobei die Thone nahezu weiß oder
wenigstens hellgrau wurden, gab:
Nr.
I
12,4 Procent
Wasser und Kohle.
„
IIa
14,4 „
„
„
IIb
22,2 „
„
„
III
17,3 „
„
„
IV
10,6 „
„
„
V
16,0 „
„
„
VI
21,0 „
„
„
VII
15,4 „
„
„
VIII
7,2 „
„
Eine Durchschnittsprobe von IIa und IIb, von beiden gleiche Theile gemengt, ergab
18,1 Proc. Glühverlust.
1 Grm. einer gleichen Durchschnittsprobe, anhaltend in einer Glasröhre geglüht, durch
welche ein Kohlensäurestrom geleitet wurde, ergab 10,6 Proc. Glühverlust.
1 Grm. wurde in einer Verbrennungsröhre hinreichend geglüht und dabei mittelst einer
Chlorcalciumröhre das Wasser aufgefangen, welches 8,7 Proc. betrug.
Nimmt man den Wassergehalt – welcher jedenfalls in Folge mit entweichender
Destillationsproducte der Kohle ein wenig zu hoch gefunden wurde – als einen
gleichmäßigen an, so wechselt der Kohlengehalt der in Rede stehenden Proben von 1,9
bis 13,5 Proc., und zwar nimmt derselbe im Allgemeinen mit der Entfernung von dem
Kohlenflöße zu. In unmittelbarer Berührung mit dem Kohlenflötze ist die
Kohlenbeimengung am geringsten. In dem Kronen- und Prinz Carl-Schacht
findet diese Kohlenzunahme stetig statt; in dem Besväret-Schacht bis zu 1/3
der Mächtigkeit des ganzen Lagers, und von da an wird die Kohlenbeimengung eine
geringere.
Bestimmung des Grades der
Strengflüssigkeit (Feuerfestigkeit) und des Bindevermögens (Magerkeit
oder Fettigkeit) der rohen Thone.
Auf Grund des in diesem Journal, Bd. CLIX S. 54 und Bd. CLXI S. 208 und 291
beschriebenen Verfahrens geprüft, wornach die Menge des chemisch reinen
Quarzzusatzes das Maaßfür die Strengflüssigkeit eines Thones im umgekehrten
Verhältniß gibt, wurden, nachdem die respectiven Pröbchen der bezeichneten
Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt worden, folgende bei wiederholten Glühversuchen gleichmäßig
übereinstimmende Resultate gefunden:
Textabbildung Bd. 167, S. 33
Pröbchen Nr. 0 (d.h. der Thon oder
Zusatz); Nr. 1 (d.h. versetzt mit 1 Theil chemisch reinem Quarzpulver); Nr. 2
(d.h. versetzt mit 2 Theilen Quarzpulver etc.); Nr. 3; Nr. 4 etc.; Thon;
Schottische Thone; von Stourbridge; von Wales, Sorte I; von Garnkirk (älterer
beßter); zeigt keine Aufblähung, keine Sprünge oder Risse. – Ist außen
wenig glänzend, innen homogen, der Bruch ist glasig. – Schwimmt nicht auf
Wasser; verhält sich ganz ebenso; ist aber außen nicht glänzend; ist
feinblasig-sinterig aufgequollen und außen stark glänzend; zeigt keine
Aufblähung etc.; ist außen stark glänzend, innen homogen, der Bruch ist glasig;
zeigt keine Aufblähung etc.; ist außen nicht glänzend, innen kaum; zeigt
gleichfalls keine Aufblähung etc.; ist außen nicht glänzend, innen kaum, der
Bruch ist etwas körnig; glasirt; aber schon theilweise körnig; glasirt; aber
schon mehr körnig; fast ganz körnig; Sie sind alle körnig
Unter vorstehenden Proben sind demnach:
die strengflüssigsten
Thon
VI und VII
dann folgen nahe gleich
„
III und V
in der Mitte stehen
„
IIa und IIb
niedriger stehen
„
I und IV
am niedrigsten
„
VIII.
Keiner der fraglichen Thone zeigt, mit alleiniger Ausnahme von Thon VIII, eine
Formveränderung in Folge von Schmelzung, was deren Güte
und zwar als eine im Ganzen nahe gleiche beweist.
Die unverkennbar strengflüssigsten Thone VI und VII übertreffen entschieden den
Stourbridge-Thon und sind dem besten schottischen Thone, dem
Garnkirk-Thon, nahe gleich zu setzen.
Die leichtflüssigsten unter ihnen, I und IV, sind dem Stourbridge-Thon keineswegs nachzusetzen.
Die übrigen stehen hinsichtlich der Strengflüssigkeit in der Mitte und nehmen damit
eine gleiche Stelle ein, zwischen einerseits dem Garnkirk-Thon und Wales I,
oder unter anderen bekannten englischen Thonen: dem von Gartsherrie, dem von Cowen,
Newcastle (on Tyne), Wales I und Derby-clay etc., und andererseits dem
Stourbridge-Thon, dem von Wales II, dem Cornischen etc.
Als die Thone vorher durch längeres Glühen von der Kohle befreit und hernach
vergleichend wie oben geglüht wurden, verhielten sie sich alle verhältnißmäßig ein
wenig leichtflüssiger. Es trat alsdann um so deutlicher hervor, daß Thon I, IV und
VIII die wenigst strengflüssigen sind.
Das Bindevermögen, in der früher beschriebenen Weise
bestimmt, ergibt sich für:
Thon
I
=
3–4
„
IIa
=
nahezu 3
„
IIb
=
wenig mehr als 2
„
III
=
wenig mehr als 2
„
IV
=
3–4
„
V
=
2–3
„
VI
=
wenig mehr als 2
„
VII
=
2–3
„
VIII
=
nahezu 4.
Das Bindevermögen ist demnach im Ganzen ein geringeres, wie es in gleicher Weise bei
den schottischen Thonen, d.h. bei den Schieferthonen überhaupt, der Fall ist. Bei
den besten englischen ist das Bindevermögen = 2 bis höchstens = 3.
Im Allgemeinen ergibt sich, daß das Bindevermögen abnimmt mit dem zunehmenden
Kohlengehalte. So sind die kohlehaltigsten Thone IIb, III und VI die am wenigsten bindenden,
und umgekehrt sind I, IV und noch mehr VIII, welcher augenscheinlich keine Kohle
mehr zeigt, die bindendsten.
Chemische Analyse eines
Durchschnittsmusters Thon aus Probe IIa
und IIb.
Qualitative Analyse. – Durch Kochen mit Salzsäure
ließ sich darin nachweisen: Thonerde, Eisen, Kalk, Magnesia, Kali, Natron in sehr
geringer Menge, sehr wenig Schwefelsäure und Spuren von Phosphorsäure. Der Rückstand
enthielt vorherrschend Kieselsäure nebst Kali, Kohle und unzersetzte Mengen der
genannten Substanzen.
Quantitative Analyse. – 1 Grm. des bei 100°
C. getrockneten feinsten Thonpulvers wurde mit
kohlensaurem Natronkali aufgeschlossen, und die Kieselsäure, die Thonerde, das
Eisen, der Kalk und die Magnesia in bekannter Weise sorgfältig bestimmt. Die
Kieselsäure und die Thonerde wurden auf das genaueste ausgewaschen, wobei ich
letztere nach Bunsen bis zur 20,000 fachen Verdünnung
decantirte. – Zur Bestimmung der mechanisch beigemengten Kieselsäure, d. i.
des Sandes, wurde 1 Grm. von obigem Thonpulver in einer Platinschale mit
überschüssiger, wenig verdünnter Schwefelsäure volle 12 Stunden lang erhitzt,
zuletzt bis zum Verdampfen des Hydrats. Alsdann wurde Wasser zugefügt, filtrirt,
ausgesüßt, der Rückstand geglüht und gewogen. Letzterer wurde hernach mit
überschüssigem kohlensaurem Natron 3–4mal andauernd gekocht und der ungelöste Theil, der Sand, nach dem Abfiltriren
gut ausgewaschen, geglüht und gewogen. – Ferner wurde die vorher erhaltene
saure Lösung zur Bestimmung der Alkalien benützt, nachdem durch wiederholtes
Eindampfen der stets angesäuerten Flüssigkeit und wiederholte Fällung mit neutralem
kohlensaurem Ammoniak die beigemischten Erden gänzlich entfernt waren. – Die
Menge des Eisenoxyduls wurde durch Digeriren des Thonpulvers mit Salzsäure bei
abgeschlossener Luft und nachheriges Titriren mit Chamäleon bestimmt.
Die erhaltenen Resultate, auf 100 Theile des Thonpulvers berechnet, ergaben:
Thonerde
25,73
Kieselsäure, chemisch
gebundene
„ als
Sand
32,3020,00
Totalmenge derKieselsäure 52,30.
EisenoxydulEisenoxydKalkKali mit sehr wenig
Natron
1,08 0,09 0,55 1,23
Totalmenge der
sogen.flußbildendenBestandtheile 2,95.
Magnesia
0,41
Wasser
8,70
Kohle
9,40
–––––
99,49
Bestimmung der Strengflüssigkeit aus den
Thonen dargestellter Steinproben im Vergleich mit Garnkirker
Hohofensteinen.
Als aus 2 Theilen rohem Thon, versetzt mit 1 Theil Chamotte desselben, Probesteine
dargestellt und gebrannt wurden, unterschieden sich die in Rede stehenden Thone von
einander durch ihre Färbung und relative Festigkeit.
Alle sind gelblich gefärbt; am hellsten ist Nr. I, dann Nr. IV und am dunkelsten gelb
Nr. VIII. Der Zusammenhalt der Steine ist am größten bei Thon I, IV und VIII; ein
wenig loser bei IIa, IIb, III, V und VI, und am losesten bei
VII.
Von gleichen Probesteinen, aus 2 Theilen rohem
Garnkirk-Thon und 1 Theil pulverisirtem Garnkirker Hohofenstein geformt,
wurden 2 Stück mit je 2 Stück der schwedischen Steinproben zur Controle der
Gleichmäßigkeit geprüft. Hierzu wurden die 4 Probesteine auf einen Teller mit
massivem Untersatz, beide aus bester Thonmasse, so gelegt, daß die gleichartigen
sich einander gegenüber befanden und nun das Ganze einem sehr hohen Hitzegrade im
offenen Feuer ausgesetzt; bis die
Garnkirk-Steine abgeschmolzen, sind die schwedischen mehr abgeschmolzen.
Der hierbei angewandte Hitzegrad ist so bedeutend, daß gleichzeitig beigefügte
Platinschnitzel zu einem Ganzen zusammenschmolzen, und zwar in einem kohlefreien, gut verschlossenen Thontiegelchen. (Da in
einem kohlehaltigen Thontiegelchen die Schmelzung wesentlich leichter, schon in der Gußstahlschmelzhitze stattfand, so scheint wirklich ein
Kohlenstoff-Platin zu existiren, welches leichtflüssiger als das reine Platin
ist. Das in letzterem Falle geschmolzene Platin zersprang unter dem Hammer, während
das in dem kohlefreien Thontiegelchen geschmolzene hämmerbar war.)
Die Thone IIc, III, IV und VI gaben bei
dieser Prüfung das gleiche Resultat, ohne irgend wesentlichen Unterschied zwischen
den verschiedenen Proben.
Während demnach die rohen Thone nach obiger Prüfung, wenn auch keine bedeutenden,
doch entschiedene Verschiedenheiten in der
Strengflüssigkeit zeigen, sind dieselben bei dieser Prüfung, als einer weniger
empfindlichen, verschwindend. Bei der Prüfung der Thone im verschlossenen Tiegel erwies sich z.B. Nr. VI nahe
gleich strengflüssig mit dem strengflüssigsten schottischen Thone, dem
Garnkirker, wogegen die gebildeten Steinproben, welche dem offenen Feuer ausgesetzt wurden, nicht in solch höchstem Grade
feuerbeständig sind. Der Grund davon ist einestheils ein mechanischer und
anderntheils ein chemischer.
Die von mir aus dem frischen schwedischen Thone
dargestellten Steine waren nämlich nicht so fest wie die
Garnkirker um einer intensiven Gluthhitze solchen Widerstand zu leisten, auch hatte
sich das Eisen, wie directe Bestimmungen ergaben, in Eisenoxydul-Oxyd
(Magneteisen), eine bekanntlich sehr leichtflüssige Verbindung, verwandelt.
Interessant würde es seyn, die aus dem schwedischen Thone dargestellten feuerfesten
Fabricate, wovon mir gegenwärtig keine zur Hand sind, in ähnlicher Weise zu
untersuchen. Unzweifelhaft ist es jedoch, daß, je sorgfältiger die Auswahl des
Materials und je zweckdienlicher die BehandlungAuf den schwedischen Werken werden die Fabricate stets aus mehrere Jahre
lang, nicht über zehn Jahre, oder Tage abgelagertem Thon dargestellt,
– ein einfaches, hochzuschätzendes Veredlungsmittel. desselben vorgenommen wird, desto mehr Fabricate erzielt werden müssen,
welche den vorzüglichen Resultaten der rohen Thone
entsprechen.
Ein Zeugniß dafür ist jedenfalls der bedeutende Absatz, welchen die Producte aus
diesem Thone in Schweden, Dänemark und den Ostseeländern für Hohofengestelle,
Stahl-, Puddel- und Schweißöfen, Apparate mit complicirten Formen etc.
erlangt haben.
Beiläufig bemerkt, werden die helleren, fetteren und weniger strengflüssigen
Thonsorten zur Darstellung von ordinären, feinen und Kunst-Thonwaaren
benutzt, worunter besonders die Fabricate hervorzuheben sind, welche zur Bekleidung
der Hafendämme von Helsingborg dienen, die seit ihrem dreißigjährigen Bestehen unter
allen Witterungsverhältnissen des nordischen Klimas, täglich vom Seewasser
bespritzt, noch keine Spur einer Zerstörung zeigen.
Die Gruben, welche unter dem Namen „Högenäs Stenkols
verk“ einer Actiengesellschaft gehören – der
einzigen, welche in Schweden Steinkohlen und diesen Thon gewinnt – haben eine
höchst günstige Lage an einer der ersten Seehandelsstraßen. Sowohl die Gruben als
die Thonfabriken sind durch Eisenbahnen mit dem Hafen verbunden, welcher Schiffe von
10 Fuß Tiefgang aufnimmt.
Der Preis für diesen ausgezeichneten feuerfesten Thon ist ein sehr billiger; die
schwedische Tonne (circa 200 Kilogr.) desselben, frei
ins Schiff, kostet 1 Franc.
Interessant sind auch die communalen Verhältnisse des großartigen Unternehmens, zu
deren Hebung die Gesellschaft, besonders in der neueren Zeit, ungewöhnliche Opfer
gebracht hat. Das Ganze bildet eine Gemeinde mit eigener Verwaltung, Kirche und
Prediger, höherer und niederen Schulen, Kranken-, Invaliden- und
Wittwenverpflegung, Sparcassen u.s.w., und umfaßt gegen 2000 Personen. Alle Familien
haben freie Wohnung mit Ackerland und erhalten Getreide zu billigeren Preisen. Auch
für das Vergnügen ist durch ein Musikchor und einen großen Volksgarten mit
Bierhalle, Tanz- und Turnsaal bestens gesorgt. Der moralische Zustand der
Arbeiter wurde dadurch außerordentlich gehoben, Trunksucht und Streitigkeiten kommen
fast gar nicht mehr vor, und das ganze äußere Auftreten der Arbeiter zeugt von
Zufriedenheit und Wohlstand.
Eine wissenschaftliche Verfolgung der so wichtigen, auf die feuerfesten Thone
begründeten Industrie anstrebend, nehme ich Erfahrungen Anderer und bezügliche
Bemerkungen mit dem größten Danke entgegen. Industriellen, welche ein Interesse für
derartige Untersuchungen haben, stelle ich anheim, mir Proben von Thonen und
Thonfabricaten zukommen zu lassen, unter der frankirten Adresse: Dr. C. Bischof bei Ehrenbreitste in am Rhein.