Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. , S. 394 |
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Miscellen.
Miscellen.
Transmission durch Riemenbetrieb.
Man nimmt an, daß bei Riemenvorgelegen sich die
Winkelgeschwindigkeiten der verbundenen Scheiben umgekehrt, wie deren Durchmesser
verhalten, weiß aber in der Praxis recht gut daß dieß oft nicht genau stattfindet,
sondern daß die Geschwindigkeit der umgetriebenen Welle häufig geringer ist als die
Rechnung ergibt. Man gibt dieses Nachbleiben der getriebenen Welle hinter der
berechneten Geschwindigkeit mit Recht einem Gleiten des Riemens schuld und glaubt
dasselbe durch stärkere Spannung des Riemens zu beseitigen. Bis zu gewissem Grade
mag man manchmal Recht haben, es ist jedoch neuerdings auch auf theoretischem Wege
von Krest (Annales des mines)
nachgewiesen worden, und viele Versuche haben seine Rechnung bestätigt, daß beim
Riemenbetriebe ein Gleiten stets vorhanden und daß dasselbe zum Wesen der
Riemenleitungen gehört, weil das Material der Riemen stets elastisch ist. K. hat
gefunden, daß die Winkelgeschwindigkeiten der durch Riemenvorgelege verbundenen
Wellen im umgekehrten Verhältnisse der Durchmesser der respectiven Scheiben, wie
bisher angenommen, stehen, daß aber das letztere Verhältniß
noch mit einem gewissen Coefficienten multiplicirt werden muß, damit die
Gleichung bestehe. Nur im Zustande der Ruhe ist dieser Coefficient gleich der
Einheit; dieser Coefficient ist von Krest im
Durchschnitte zu 0,98 bestimmt worden, und es folgt aus der Größe desselben, daß man
entweder den Durchmesser der treibenden Riemenscheibe um 0,2 seiner Länge
vergrößern, oder den Durchmesser der getriebenen Riemenscheibe um 0,2 seiner Länge
verkleinern muß, um die verlangte Umsetzung wirklich zu erhalten. Bezüglich der
Riemenvorgelege ist noch zu erwähnen, daß man dieselben häufig noch dann anwendet,
wenn die Anwendung von Zahnrädern viel vortheilhafter seyn würde. Die starke
Spannung der Riemen unter solchen ungünstigen Verhältnissen wird dann stets viel
nutzbare Kraft absorbiren, mehr als man vielleicht glaubt. (Deutsche
Industriezeitung, November 1862, S. 510.)
Neuer Gichtaufzug für Hohöfen.
Die großen Massen von Erzen. Zuschlägen und Kohlen, welche zur oberen Mündung der
Hohöfen, oft 50 bis 60 Fuß hoch gehoben werden müssen, machen dieß zu einer sehr
bedeutenden Aufgabe für die Eisenhüttenleute. Wenn man bedenkt, daß ein großer
Hohofen wöchentlich bis 2000 Centner Eisen, ja in Schottland gar 3500 Centner Eisen
producirt, und daß man durchschnittlich auf 1 Ctr. Eisen 8 Ctr. Material rechnen
muß, so begreift man, daß, wenn es gilt, 6–8 Hohöfen von einem einzigen
Gichtaufzuge aus zu speisen, die Schwierigkeiten nicht leicht zu überwinden sind.
Man hat nach einander das Aufziehen mittelst kleiner Dampfmaschinen, die am Fuße
oder auf der Höhe des Gichtthurms aufgestellt sind, man hat schiefe Ebenen, ferner
sogenannte Wasseraufzüge angewendet, bei denen man die Wagen mit der Beschickung
dadurch hebt, daß man die Plattform, auf der sie stehen, mit einer zweiten Plattform
durch Drahtseile verbindet, und die zweite Plattform für die leeren Wagen dadurch
zum Sinken bringt, daß man in einen darunter angebrachten Kasten Wasser einfließen
läßt, welches die Dampfmaschine vorher in ein Reservoir auf die Höhe des Gichtthurms
gehoben hat. In England ist man neuerdings auf eine andere interessante Methode des
Aufzugs gekommen, wobei die bewegende Kraft von dem Gebläse des Hohofens abgeleitet
wird. Man wendet hierbei meist so kräftige Maschinen an, daß man leicht den Druck
der Luft bis auf 2 1/2 Pfund per Quadratzoll steigern
kann. Die Kosten dieser Compression sind bei guter Einrichtung nicht beträchtlich
und betragen in England bei billigen Kohlen etwa 2 1/2 Sgr. per 100,000 Kubikfuß. In dem zur Ausgleichung der Unregelmäßigkeiten des
Gebläses vorhandenen Regulator steht ein genügend großes Reservoir solcher
comprimirter Luft zur Disposition, und ist damit eine jeden Augenblick zur Verfügung
stehende bedeutende mechanische Kraft gegeben.
Dieser pneumatische Aufzug hat nunmehr folgende Einrichtung. An passender Stelle, in
der Nähe der Hohöfen, wird ein Schacht oder Brunnen gegraben, der noch etwas tiefer ist, als sich die
Hohöfen Über dem Niveau des Bodens erheben. Dieser Brunnen wird möglichst
wasserdicht aus Ziegeln und Cement oder aus zusammengeschraubten Eisenringen
gebildet. In diesem Brunnen schwimmt eine aus zusammengenietetem Blech gebildete,
unten offene, oben geschlossene, luftdichte Röhre oder hohe Glocke. Dieselbe ist
durch Leitrollen im Brunnen und an dem über der Röhre errichteten Gerüste geführt,
so daß sie nicht seitlich schwanken kann. Sie ist ferner mit einer passenden
Plattform auf dem oberen Ende versehen, auf welche Plattform die Wagen mit Erz etc.
aufgefahren werden. Endlich ist sie durch Gegengewichte, die an Ketten hängen und in
den Brunnen hinabgehen, contrabalancirt, so daß sie nur einen geringen Ueberschuß an
Gewicht darbietet, selbst wenn die leeren Wagen aufgefahren sind.
In den Brunnen geht ferner eine engerne Luftröhre bis auf den Boden herab, welche
sich unten umbiegt und wieder bis über den Wasserspiegel hinaufreicht. Diese Röhre
steht durch einen weiten Hahn mit dem Windreservoir in Verbindung. Der Brunnen muß
wasserdicht seyn, um ihn im Falle einer nöthigen Reparatur leicht leerpumpen zu
können. Sein Wasserspiegel muß etwa 6–8 Fuß unterhalb der Mündung stehen,
indem beim Aufsteigen der Röhre der Wasserspiegel durch den Luftdruck so weit
gehoben wird.
Im Wesentlichen hat man das Princip der Gasometerglocke vor sich, nur mit dem
Unterschiede, daß hier Luft mit einer bedeutend höheren Pressung angewendet wird. Es
ließe sich an der Tiefe des Brunnens vielleicht bedeutend sparen, indem man die bei
den Gasometern jetzt sehr vielfach übliche Construction der Teleskopgasometer
anwendete, wobei die Glocke aus einer eigentlichen Glocke und 1–2 Ringen
besteht. Hier wird zuerst die Glocke gehoben, greift dann, ehe sie aus dem Wasser
heraustritt, mit ihrer umgebogenen unteren Kante unter die in entgegengesetzter
Richtung gebogene obere Kante des nächsten Ringes und so fort, bis. die ganze
Teleskopglocke ausgezogen ist. Die Tiefe des Bassins kann dann natürlich auf 1/2
oder 1/3 vermindert werden. Die Absperrung erfolgt durch das im aufgebogenen Rande
stehend bleibende Wasser. Wollte man dieß Princip bei diesem pneumatischen Aufzuge
anwenden, so müßten die Ringe wegen des starken Luftdruckes mindestens 6 Fuß tief
seyn.
Die Art der Operation ist nun eine sehr einfache. Steht die Aufzugglocke unten auf,
so fährt man die beladenen Wagen auf und öffnet dann den Luftzuführungshahn. Es
tritt die Luft ein und treibt die Glocke langsam steigend in die Höhe. Ist sie oben
angekommen, so wird durch Schließen des Hahnes das weitere Steigen unterbrochen, die
Wagen heruntergefahren, entleert, die leeren Wagen zurückgebracht und nun ein Ventil
am oberen Ende geöffnet, aus dem die Luft in dem Maaße entweicht, als der Aufzug
wieder herabsinkt. Die Sache ist so einfach, daß weitere Erklärungen kaum nöthig
erscheinen. Die neuen Hohöfen zu Corbyns Hall sind mit einem solchen pneumatischen
Aufzuge versehen, die Glocke hat einen Durchmesser von 5 1/2 Fuß, die Luftröhre ist
7 Zoll weit, der Druck der Gebläseluft beträgt 2 1/3 Pfund per Quadratzoll. Der Querschnitt der Glocke beträgt 3420 Quadratz., und
gibt dieß eine hebende Kraft von 7981 Pfund. Die auf einmal gehobene Beschickung
wiegt 5040 Pfund, so daß für das nicht balancirte Röhrengewicht etc. 2941 Pfd. übrig
bleiben. Für je 1000 Pfd., die 50 Fuß gehoben werden, braucht man 400 Kubikf. Luft
von obiger Pressung. Zur Production von 1000 Pfund Eisen muß man 8000 Pfd.
Materialien haben, dieß macht also 3200 Kubikf. Luft. 100,000 Kubikf. kosten nach
oben erwähnter Annahme 30 Pfennige, so daß also die Kosten der Hebung sich auf 1
Pfennig berechnen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 23.)
Die Festigkeit des Eisens gegen Zug.
Bei den zahlreichen Experimenten, die darüber von den Ingenieuren der verschiedensten
Länder angestellt, hat man häufig gefunden, daß ein allem Anschein nach sehr
schlechtes Stabeisen, per Quadratzoll Querschnitt, eine
größere Belastung verträgt, als das beste Schmiedeeisen. Dieß liegt nach Kirkaldy's Versuchen daran, daß solches zähes Eisen sich
durch den Zug bedeutend verlängert und verdünnt (an der Bruchstelle manchmal auf 1/4
des ursprünglichen Querschnitts), ehe das Zerreißen erfolgt. In die Berechnung
dürfte man daher nur den Querschnitt unmittelbar vor dem Zerreißen einführen und
würde dann bei diesem besseren Eisen entschieden eine größere Festigkeit berechnen,
als bei dem schlechteren Eisen, das plötzlich zerbricht.
Der so lange schon bekannte Unterschied zwischen fadigem und körnigem Bruche rührt
nach demselben Experimentator häufig mehr von der Art, in welcher der Bruch erfolgt,
als von der Qualität des Eisens her. Steigt die Belastung langsam, so wird die
Zerreißungsfläche mehr oder weniger fadig erscheinen. Wirkt dagegen die zerbrechende
Kraft sehr plötzlich ein, so tritt leicht eine körnige Bruchfläche auf.
Die Achsenbruchflächen bei Eisenbahnfahrzeugen zeigen häufig körnig krystallinische
Structur. Man hat dieß der Molecular-Umänderung durch öfters wiederholte
Erschütterungen zuschreiben wollen, während es vielleicht nur von der Plötzlichkeit
des Bruchs herrührt. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 23.)
Krystallinisches Gold in Verespatak.
Zu Verespatak (Siebenbürgen) in der Grube „Felsö Verkes“ wurde
den 9. September l. J. beiläufig 20 Pfd. krystallinisches Gold in Drusen im
aufgelösten Feldstein-Porphyr gefunden. In einem kleinen – kaum 1
Kubikklafter großen – Raume sind in dieser Gegend noch nie so viele und
zugleich schön ausgebildete Goldkrystalle vorgekommen. Nicht nur die Größe der
Krystalle war auffallend, worunter etliche 1/2–1/4 Zoll in der Länge maßen,
sondern vielmehr die Krystallisationsform, denn statt der Formen tesseralen Systems
waren lauter Prismen mit längerer oder kürzerer Hauptachse zu sehen. Näher
untersucht fand sich, daß diese Hunderte von Prismen lauter Formen des
monoklinoedrischen Krystallsystems waren, combinirt verticale Prismen mit
Pinokoidflächen oder mit positiven und negativen Hemipyramiden. Die häufigsten
Combinationen waren verticale Prismen mit Klinodomen oder Orthodomenhälften. Das
monoklinoedrisch krystallisirte Gold enthält in 100 Theilen beiläufig 25 Theile
Silber. (Oesterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.)
Gibb's Untersuchungen über die Platinmetalle.
Die goldhaltigen Osmiridiumerze Californiens werden im Probiramte zu New-York
mit der zweifachen Gewichtsmenge Silber geschmolzen, wobei sich in der entstehenden
Goldsilberlegirung das Osmiridium zu Boden setzt. Erstere wird von letzterem
abgegossen, dieses mehrmals mit Silber geschmolzen und endlich die letzten Spuren
Silber und Gold durch Salpetersäure, Königswasser und darauf folgendes Waschen
ausgezogen. In den ersten Jahren der Gründung des Probiramtes der Vereinigten
Staaten überstieg das Verhältniß des Osmiridiums nicht 1/2 Unze auf 1 Million
Dollars, später stieg das Verhältniß auf 7 oder 8 Unzen pro 1 Million Dollars, dann sank und fiel es periodisch je nach der
Zusammensetzung des Goldes und der Auffindung neuer Minen. Das Osmiridium wird an
Fabrikanten von Goldfeldern verkauft, welche die äußerst harten Theile herausziehen
und als Federspitzen verwenden. Am besten sind die rundlichen, derben Körner, welche
beim Daraufschlagen oder Erhitzen nicht blättern und von den platten, tafelförmigen
Krystallen eine verschiedene Zusammensetzung zu haben scheinen. Ihre Menge beträgt
1/10–1/5 der ganzen Legirung und es gehen 10–15,000 solcher Körner auf
1 Unze. Die besten sind wenigstens 250 Dollars auf die Unze werth und 1 Kubikzoll =
11 Unzen ist 2750 Dollars werth. Das von den runden Körnern befreite Material wird
aus Probiramt zurückgegeben. Da ein größerer Gehalt des Osmiridiums an Ruthenium
eine andere Behandlungsweise, als das sibirische Erz, bedingt, so hat der Verfasser
zur Aufschließung des californischen Erzes die dafür empfohlenen Methoden von Fremy. Persoz, Weiß und Döbereiner,
Genth, Wöhler, Fritsche, Struve und Claus
Vergleichungsweise ausgeführt und die Claus'sche mit
einigen Modificationen als die zweckmäßigste erkannt. (Nach American. Journal of Science and Arts Jan. 1861, durch Annalen der Chemie
und Pharmacie, Bd. CXX S. 99.)
Ueber die Stärke der festen Erdkruste.
Professor W. Thomson hat in den Proceedings of the Royal Society Vol. XII, Nr.
49 und 50 eine Abhandlung veröffentlicht, in welcher er die Irrigkeit der von vielen
Geologen ausgesprochenen Hypothese, daß die Erde nur eine feste Kruste von 30 bis
100 engl. Meilen Stärke besitze, im Innern aber aus einer geschmolzenen Masse
bestehe, nachweist und dagegen behauptet, daß das Erdinnere fester als Stahl seyn
müsse. Er weißt dieß dadurch nach, daß ein flüssiges Erdinnere unter der Attraction
des Mondes und der Sonne einen so starken Einfluß auf die Erscheinungen der Ebbe und
Fluth, so wie der Präcession und Nutation ausüben müsse, daß dieselben ganz anders
verlaufen würden, als sie jetzt zu beobachten sind. Da die Erdkruste so fest wie
Glas, das Erdganze aber noch viel fester sey, so müsse das Erdinnere noch eine
größere Festigkeit besitzen als die Rinde, auch sey nach den heutigen Tags zu
beobachtenden Erscheinungen der Ebbe und Fluth u.s.w. eine geringere Stärke der
festen Erdkruste als von 2000 bis 2500 engl. Meilen nicht denklich. (Berg-
und hüttenmänn. Zeitung, 1862, Nr. 41.)
Sonnenflecken, durch das Licht selbst gezeichnet, durch die
Elektricität zum Abdruck gebracht.
In der englischen Abtheilung für physikalische Instrumente der Londoner Ausstellung
fanden sich von dem bekannten Warren de la Rue eine Reihe
der interessantesten Photographien von Sonne, Mond und Planeten ausgestellt. Hr. Warren de la Rue, der an der Spitze einer der größten
Papierfabriken Englands steht, und z.B. Pergamentpapier in der größten Ausdehnung
anfertigt, ist gleichzeitig einer der bedeutendsten Astronomen Englands und gehörte
als solcher auch der wissenschaftlichen Expedition an, welche zur Beobachtung der
letzten totalen Sonnenfinsterniß in Spanien organisirt wurde. Er übernahm es von der
verfinsterten Sonne, in den verschiedenen Stadien der Verfinsterung, photographische
Abbildungen zu nehmen. Diese Abbildungen, vereinigt mit einer Reihe anderer
astronomischer Photographien des Mondes und mehrerer Planeten waren auf der Londoner
Ausstellung zu sehen und erregten ungemeines Interesse, wenigstens unter den
wissenschaftlichen Besuchern.
Vor allem fielen stereoskopische Photographien des Mondes auf, die, durch ein
Spiegel-Stereoskop Wheatstone's betrachtet, den
Mond als eine vollkommene Kugel, im unendlichen Raume schwimmend, erscheinen ließen.
In den verschiedenen photographischen Bildern des Mondes bemerkt man bald, daß
einzelne hervorragenge Punkte, z.B. der Krater des Tycho sich bald näher, bald
entfernter vom Rande des Mondes befinden. Indem man nun zwei solche Bilder, in denen
diese Stellung möglichst verschieden war, combinirte, erhielt man die
stereoskopische Anschauung. Die Bilder sind mittelst Collodium auf Glasplatten
genommen und von hinten durch das Tageslicht beleuchtet. Der Effect ist ein ganz
wunderbarer. Es waren zwei kleinere Photographien von 5 Centimeter, und zwei größere
von 20 Centimeter ausgestellt. Besonders die letzteren machten einen großartigen
Eindruck.
In gleicher Weise waren auch die 31 verschiedenen Abbildungen der Sonne während der
letzten totalen Verfinsterung aufgestellt, natürlich nicht stereoskopisch. Die
sogenannten Protuberanzen, rothe Lichtstellen am Rande der Sonne, die nur bei
totalen Verfinsterungen sichtbar sind, treten deutlich hervor. Sehr schön waren auch
die Mondabbildungen die, in den verschiedenen Phasen desselben genommen, deutlich
die verschiedenen Krater, Rillen, Ringgebirge etc. hervortreten ließen. Auch die
Abbildungen der Mondfinsterniß am 17. Februar 1858 waren höchst interessant,
deßgleichen die stereoskopische Abbildung von Saturn, deren beide Bilder in einem
Zwischenraum von 4 Jahren genommen, indessen nur mit der Hand nach mikrometrischen
Messungen gezeichnet waren.
Wohl das merkwürdigste Blatt der Sammlung waren die Kupferstiche von Sonnenstecken,
bei deren Anfertigung allein das Licht und die Elektricität mitgewirkt hatten.
Mittelst eines großen Teleskops, das den Durchmesser der Sonne zu 1 Meter ergibt,
war zuerst ein photographisches Negativ dargestellt worden. Das im Focus des
Teleskops erzeugte Bild ist ohne irgend eine Verzerrung durch ein photographisches
Objectiv vergrößert, dessen Gläser so combinirt sind, daß die optischen und die
chemisch-wirksamen Strahlen genau zusammenfallen. Die Camera obscura enthält eine Platte von 1/2
Meter Seitenlänge, so daß 1/4 der Sonne auf einmal aufgenommen werden kann. Die
Camera ist zu schwer, um sie unmittelbar am Teleskop anzubringen und steht daher auf
einem am Gerüst des Teleskops angebrachten Arm, der sich nach Belieben verstellen
läßt. Der Abstand der Platte vom Objectiv beträgt etwa 1 1/2 Meter.
Die Vorbereitung der Platte erfolgt nach einem theilweise geheim gehaltenen Verfahren
des Hrn. Paul Pretsch, doch fällt dasselbe zum Theil mit
dem von Poitevin entdeckten zusammen.Ueber das Verfahren von Paul Pretsch sehe man
polytechn. Journal Bd. CXLVII S.
442; das Verfahren von Poitevin ist im
polytechn. Journal Bd. CLXII S. 298
ausführlich beschrieben.A. d. Red. Man überzieht die Platte mit einer Gelatineschicht, tränkt diese mit einer
Lösung von saurem chromsauren Kali und exponirt dann dem Lichte. Alle davon
getroffenen Stellen quellen nämlich im Wasser nicht mehr auf, indem die Chromsäure
die Gelatine oxydirt und unlöslich macht, während die Schattenstellen beim Einlegen
in Wasser mit starkem Relief hervortreten. Schlägt man hierauf, nachdem dann die
Platte mit Graphit oder auf andere Art leitend gemacht, galvanoplastisch Kupfer
darauf nieder, so erhält man Platten, bei denen die vom Lichte getroffenen Stellen
erhaben, die Schattenseiten vertieft sind, so daß man sie unmittelbar mittelst des
Kupferdruckprocesses reproduciren kann.
Das Bild zeigt getreue Abbilder der Sonnenstecken, sowie eine feine wolkige
Schattirung, welche sich ebenfalls auf der Sonne findet. Das eigenthümliche feine
Korn, welches den Grund bildet, stammt von der Eigenthümlichkeit der
Gelatineschicht, zahllose kleine Sprünge zu bekommen, eine Erscheinung, die indessen
den Effect gerade sehr hebt. Abbé Moigno, der
Redacteur des Cosmos, hat durch Warren de la Rue's Freundlichkeit 1500 solcher Abdrücke erhalten. Dr. H. Schwarz. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1862, Nr. 23.)
Der Graphit auf der Londoner
Industrie-Ausstellung.
Graphit ist in der englischen Ausstellung hauptsächlich in den daraus dargestellten
Fabricaten der „Patent-Plumbago-Crucible-Company“ und
in Stiften vertreten. Weniger ist dieß der Fall mit Producten, welche die
ursprüngliche bergmännische Gewinnung liefert. Dem Vernehmen nach gehen die seit
langer Zeit berühmten Lagerstätten in Cumberland
zusehends ihrer Erschöpfung entgegen und wird schon seit geraumer Zeit fremder
Graphit in großen Mengen in England eingeführt. Eine wichtige Bezugsquelle hat die
Insel Ceylon abgegeben, in deren Ausstellung auch sehr
schöne Graphitproben zu finden waren. Dieselben werden aber bei weitem durch den in
der russischen Abtheilung ausgestellten sibirischen
Graphit übertroffen, der unstreitig eine Hauptzierde der gesammten
Mineral-Ausstellung bildet und für manchen Beschauer wohl ebensoviel
Interesse darbietet als die ausgestellten Diamanten. Die ausgelegten Graphitproben
übertreffen an Massigkeit und Reinheit Alles, was bisher von diesem werthvollen
Material in Sammlungen aufgewiesen seyn dürfte und die künstlerische Behandlung
– es war unter anderem eine Büste des russischen Kaisers und verschiedene
große Medaillons in Graphit ausgestellt, – sowie die geschmackvolle Anordnung
des vorhandenen Materials machten dasselbe, für Referenten wenigstens, zu einem der
anziehendsten Theile der Ausstellung. Ob die sibirischen Gruben schon älter sind,
kann Referent nicht angeben, jedenfalls werden sie fortan eine große Bedeutung in
der Graphitindustrie erhalten. Als Fundorte finden sich angegeben: Sernopol,
Somipalatinskdistrict, Siberia, Aussteller Samconof S.
und Mamontof und Tooroohansk Circ.
Yenisseck, Gov. Ost-Sibirien, Aussteller Sidorof M.
Die obengenannte „Patent-Plumbago-Crucible-Company“
hatte eine reiche Auswahl von Schmelzgefäßen, außerdem Graphitpulver und Graphit in
Stücken für andere technische Zwecke geliefert. Ueber die Preise der erstgenannten
Fabricate dieser bedeutendsten englischen Fabrik, welche allein die Hälfte des
gesammten in England eingeführten Graphits verarbeitet, war leider in der
Ausstellung Näheres nicht zu erfahren und konnte deßhalb keine Vergleichung mit den
deutschen, gleichfalls auf der Ausstellung vertretenen Fabricaten von Gruber und Ramm in Nürnberg angestellt werden, welche letztere sich in
Bezug auf Dauerhaftigkeit eines sehr guten Rufes erfreuen.
Von B. C. Brodie war in der zweiten Classe ein chemisch-präparirter Graphit ausgestellt. Das
VerfahrenDasselbe wurde im Jahrgang 1856 des polytechn. Journals Bd. CXXXIX S. 215 mitgetheilt;
offenbar muß es zur Vermeidung von Explosionen mit Vorsicht und
Geschicklichkeit ausgeführt werden.A. d. Red. ist folgendes: das rohe Graphitpulver wird in einem eisernen Gefäße mit dem
zweifachen Gewicht käuflicher Schwefelsäure und 7 Proc. chlorsauren Kalis gemischt
und in einem Wasserbade so lange erhitzt, bis keine chlorige Säure mehr entweicht.
Durch diese Behandlung werden Eisen, Kalk und Thonerde zum größten Theil gelöst und
durch späteres Hinzufügen von etwas Fluornatrium wird auch die vorhandene Kieselerde
als Fluorsilicium entfernt. Die Masse wird dann sorgfältig ausgewaschen, getrocknet
und bis zur Rothgluth erhitzt. Die letzte Operation bewirkt, daß die Graphitkörner
aufblättern. Die Masse schwillt in Folge davon auffallend auf und bleibt so in einem
höchst feinvertheilten Zustande zurück. Sie wird dann geschlämmt und ist in dieser
Form so rein, daß sie nach der Methode von Brookedon ohne
Weiteres zum Pressen in Bleistifte geeignet ist. (Berg- und hüttenmännische
Zeitung, 1862, Nr. 41.)
Ueber die Darstellung eines haltbaren
Lackmus-Präparates; von Dr. Aug. Vogel.
Die bei Titrirversuchen so häufig gebrauchte Lackmustinctur erleidet bekanntlich in
verschlossenen Gefäßen aufbewahrt eine Veränderung, indem sie ihre blaue Farbe
gänzlich verliert und braungelb wird. Daß diese Farbenveränderung nicht eine
Zerstörung des Farbstoffes sey, sondern auf einer Reduction desselben beruhe,
erkennt man daraus, daß die ursprüngliche blaue Farbe durch Schütteln mit Luft
wieder hervorgerufen wird. Man kann daher die Lackmustinctur ohne Gefahr der
Verderbniß nach Mohr's sehr passendem Vorschlage in
offenen, nur zum Theil gefüllten Flaschen aufbewahren, deren Oeffnungen man nur
locker mit einem Baumwollenpfropfen verschließt um das Hineinfallen von Staub zu
verhindern.Mohr's Lehrbuch der Titrirmethode. 2. Aufl. 1862.
S. 51. Es ist mir schon mehrmals vorgekommen, daß eine auf solche Weise aufbewahrte
Lackmustinctur, namentlich eine etwas verdünnte, wenn auch nicht entfärbt, doch nach
längerer Zeit trüb oder röthlich wurde, letzteres vielleicht durch die Kohlensäure
der Luft, da sie durch Aufkochen wieder ihre blaue Farbe annahm. Ich bediene mich
daher einer zu jedem Versuche ex tempore frisch
hergestellten Lackmustinctur, indem ich den in Wasser löslichen Theil der
Lackmuskuchen in trockenem Zustande aufbewahre.
Das Verfahren zur Herstellung des Präparates ist ein sehr einfaches. 16 Gramme
käuflicher Lackmus werden fein gepulvert und in einem Cylinderglase mit 120
Kubikcentimeter kalten destillirten Wassers übergossen, 24 Stunden lang unter
mehrmaligem Umrühren stehen gelassen. Da dieser erste Auszug das freie Alkali der
Lackmuskuchen enthält, so wird dieser weggegossen und der Rückstand im Cylinderglase
mit einer neuen Menge destillirten Wassers (120 Kubikcentimeter) während 24 Stunden,
wie angegeben, behandelt. Den nun zum zweitenmale abgegossenen Auszug theilt man in
2 gleiche Theile und rührt den einen Theil mit einem in verdünnte Salpetersäure
getauchten Glasstabe um, bis daß die Farbe eben roth erscheint und setzt nun die
andere blaue Hälfte hinzu, wodurch eine röthlichblaue Flüssigkeit entsteht. Durch
dieses Verfahren erhält man eine möglichst neutrale Lackmustinctur.
Die auf solche Weise hergestellte Lackmustinctur läßt man hierauf in einer bedeckten
Porzellanschale im Wasserbade ohne zu kochen verdampfen. Es bleibt eine amorphe
körnige Masse zurück, welche man in einem wohlverschlossenen Glase aufbewahrt. Sie
löst sich im Wasser vollkommen ohne Rückstand auf und gibt je nach der Verdünnung
eine hellblaue oder mehr tiefblau gefärbte Lösung. Man hat dadurch den Vortheil,
jeden Augenblick concentrirtere oder verdünntere frische Lackmustinctur herstellen
zu können. So oft man
Lackmustinctur namentlich zu Titrirversuchen gebraucht, hat man nur nöthig, ungefähr
ein Stecknadelknopf großes Stück von der abgerauchten Masse in einem Becherglase mit
Wasser zu übergießen, wodurch sogleich eine sehr brauchbare Lackmustinctur erhalten
wird. Der abgerauchte Farbstoff des Lackmus verliert auch nach jahrelangem
Aufbewahren in verschlossenen Gefäßen seine leichte Löslichkeit mit blauer Farbe
durchaus nicht. (Buchner's neues Jahrbuch der Pharmacie,
Bd. XVIII S. 135.)
Verhalten der in Wasser gelösten schwefligen Säure bei
200° C.
Wird mit schwefliger Säure gesättigtes Wasser in einem zugeschmolzenen Glasrohr
längere Zeit bis zu 200° C. erhitzt, so zerfällt die Säure in Schwefelsäure
und in Schwefel, der sich in geschmolzenen Tropfen abscheidet. Ist zugleich ein
Metall gegenwärtig, so entsteht Schwefelmetall. Unterschwefelsäure bildet sich
nicht. Diese Beobachtung ist von Hrn. Stud. Geitner aus
Schneeberg gemacht worden. Wöhler. (Annalen der Chemie
und Pharmacie, October 1862, S. 128.)
Verfahren, ein dem französischen Mousselinglas ähnliches Glas
darzustellen.
Ein Stück Tullangaze wird mit einer Druckerwalze eingefettet, dann auf eine
gereinigte Glasscheibe sanft aufgedrückt, wieder vorsichtig abgenommen und die Tafel
dem Aetzverfahren mit Flußsäuredämpfen ausgesetzt. Nach 4 oder 5 Minuten ist ein
glänzendes Netz auf mattem Grunde entstanden, welches das Durchsehen von außen wie
ein Schleier verhindert, während man von innen nach außen bequem sehen kann. (Winkler's Recept-Taschenbuch.)
Belgisches Putzpulver für Goldarbeiter.
Nach Longet besteht ein in Belgien von den Gold-
und Silberarbeitern zum Poliren angewendetes Putzpulver, welches den Gegenständen
einen ausgezeichneten Glanz verleiht, auf ein Pfund aus: 4,3 Loth Bleiweiß, 17,4
Loth Kreide, 1,7 Loth kohlensaurer Magnesia, 4,3 Loth Thonerde, 2,6 Loth
Kieselsäure, 1,7 Loth Eisenoxyd. Eine Nachbildung würde sich also annähernd bewirken
lassen durch Mischung von 1/2 Pfund Kreide, 7 1/2 Loth Thon, 4 Loth Bleiweiß, 1 1/2
Loth Magnesia alba und 1 1/2 Loth Polirroth.
Methode zum Conserviren von Distel-Karden, patentirt in
England für R. A. Brooman.
Die zum Rauhen des Tuches benützten Distel-Karden (Dipsacum fullonium) konnten bisher nur für trockene Arbeit verwendet
werden, indem sie beim Feuchtwerden bald faulten und unbrauchbar wurden, aber auch
im trockenen Zustande sich sehr schnell abnützten. Diesem Uebelstande begegnet der
Patentträger dadurch, daß er dieselben mit einer Auflösung von schwefelsaurem
Kupfer, die etwa 6 Pfund schwefelsaures Kupfer auf 250 Pfd. Wasser enthält, oder
auch mit schwefelsaurem Zink imprägnirt. Die Karden sollen durch diese Behandlung
mehr Zähigkeit und Elasticität erhalten und auch unter Wasser gleich gut arbeiten
ohne zu verderben. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1862, Nr. 46.)