Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. , S. 231 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Die wahrscheinliche Ursache der plötzlich auftretenden
Dampfkessel-Explosionen
liegt nach den schönen Experimenten von Dufour darin, daß die Temperatur des Wassers unter gewissen Umständen bis
auf 178° C. gesteigert werden kann, ohne daß Dampfbildung eintritt. Das
Wasser muß dazu vollständig luftleer gekocht seyn, wo dann in offenen Gefäßen ein
stoßweises Aufkochen, in geschlossenen Kesseln eine Explosion eintritt. Diese
relativ sehr häufigen Explosionen erfolgen gewöhnlich unter folgenden Umständen. Die
Maschine ist z.B. des Mittags abgestellt, ebenso natürlich die Speisepumpe; die
Ventile blasen etwas ab. Man schließt den Aschenfall und Schieber, man bedeckt das
Feuer mit Asche und schließt die Feuerthüre. Die Dampfentwickelung läßt allmählich
nach, die Ventile schließen sich, das Manometer zeigt nur geringen Druck. Das Kochen
im Kessel, die Dampfentwickelung, hat ganz aufgehört. Durch die vorhandene Wärme
wird aber das Wasser allmählich überhitzt, es nimmt ohne Dampfbildung eine Menge
Wärme auf.
Bei 4 Atmosphären Druck hat der Dampf und das Wasser eine Temperatur von 145°
C. Wird nun das Wasser auf 170° C. überhitzt, so sind 25 Wärmeeinheiten im
Ueberschuß vorhanden, die genügen, um 1/20 des Wassers in Dampf zu verwandeln. Nimmt
man nun an, daß sich im Kessel 2 Thle. Wasser und 1 Thl. Dampf dem Volumen nach
befinden, so beträgt das durch die Ueberhitze des Wassers selbst zu verdampfende
Volumen 1/10 des Dampfvolumens. 1 Ctr. Wasser gibt aber 477 Kubikfuß Dampf von vier
Atmosphären. Beträgt der Wasserraum 20 Kubikfuß, der Dampfraum 10 Kub. F., und
verdampft 1 Kub. F. des Wassers plötzlich, so entstehen 477 Kub. F. Dampf von 4
Atmosphären, die Dampfpressung beträgt daher 47,7 + 1 × 4 = 194,8
Atmosphären, eine Pressung, der natürlich kein Kessel widerstehen kann.
In dem Momente, wo das instabile Gleichgewicht im Kessel, sey es durch Aufheben des
Ventils, sey es durch Oeffnung des Dampfhahns, durch Einspritzen von lufthaltigem
Wasser, ja selbst durch eine geringe Erschütterung, das Oeffnen der Feuerthüre etc.
gestört wird, erfolgt die plötzliche Dampfbildung und damit die Explosion. Nur
dadurch, daß man entweder Luft während des Stillstandes in den Kessel treibt, daß
man das Ventil etwas geöffnet hält, um eine continuirliche Dampfbildung
hervorzubringen, überhaupt etwas Dampf abströmen und die Speisepumpe schwach
fungiren läßt, sind derartige Explosionen sicher zu vermeiden. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1862, Nr. 11.)
Riesige Wettermaschine.
Eine solche ist auf der Lower Duffryn- und Navigations-Grube in England
aufgestellt. Sie besteht aus zwei liegenden rechtwinkeligen Holzkästen, in denen
sich schmiedeeiserne Kolben, 30' breit und 22' hoch, bei 13 Tonnen Gewicht mit 7'
Hub bewegen. Sie werden von einer 150pferdigen Dampfmaschine (mit 36zölligem Kolben
und 6' Hub) in Betrieb
gesetzt und laufen mit 4 kleinen Rädern über Eisenschienen auf dem Boden der Kästen.
Zwei Schwungräder im Gesammtgewicht von 30 Tonnen ermöglichen einen sehr leichten
und regelmäßigen Gang. Die untere Hälfte der 30' breiten, 22' hohen und 11' langen
Kästen enthält 336 Einlaßventile von 16'' Höhe, 24'' Breite und die 1'' weit
aufschlagen. Mit der gleichen Zahl Auslaßventile ist die obere Hälfte der Kästen
versehen. Jeder Umgang liefert 18,480 Kubikfuß Luft; bei 12 1/2 Touren werden
demnach 231,000 Kubikfuß angesogen. Bei schnellerem Gang der Maschine läßt diese
Leistung sich noch steigern. Die Regierungs-Inspectoren erklärten, mit dieser
Maschine sey für die Wetterführung der Kohlenbergwerke eine neue Aera aufgegangen!
(Essener Zeitung.)
Herstellung von Bohrlöchern mittelst der Wärme.
In Gesteinen, welche der Hauptsache nach aus Quarz bestehen, sind Bohrlöcher
bekanntlich äußerst schwer herzustellen, da die Bohrer das Gestein nur sehr wenig
angreifen und sich dabei sehr rasch abnutzen. Solche Felsarten besitzen jedoch die
Eigenthümlichkeit, daß, wenn eine kleine Stelle derselben plötzlich einer intensiven
Hitze ausgesetzt wird, von derselben sofort feine Splitter in großer Menge mit einem
knisternden Geräusche abspringen. Unter Benutzung dieser Eigenschaft gelang es
mittelst einer durch Knallgas gespeisten Löthflamme in einem quarzhaltigen Steine
von der härtesten Sorte ein cylindrisches Bohrloch von 6 Centimeter (2 1/2 Zoll)
Tiefe in weniger als 5 Minuten herzustellen. Ein Versuch, bei welchem anstatt des
Knallgases eine Mischung von Wasserstoff und atmosphärischer Luft angewendet wurde,
gab eine bedeutend langsamere Wirkung, so daß also eine möglichst intensive Hitze
als Hauptbedingung hingestellt werden muß. Der Franzose Daubrée, von welchem die vorstehende Beobachtung herrührt, schlägt
vor, das gedachte Verfahren bei dem Mont-Cenis-Tunnel, welcher viel
quarzhaltiges Gestein zu durchfahren hat, anzuwenden. Beim Granit wird man übrigens
nur eine geringere Hitze nöthig haben, da diese Felsart, wenn sie ganz allmählich zu
einer hellen Rothglühhitze erwärmt und dann langsam erkaltet wird, so sehr an
Cohäsion verliert, daß sie durch den Druck der Hand in Pulver verwandelt werden
kann. (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1862,
Bd. VIII S. 202.)
Leuchtgas für Eisenbahnwagen.
Ein gutes, ruhig brennendes Licht ist durch Anwendung von Leuchtgas bei einigen
erster Classe-Wagen der Ost-Lancashire-Eisenbahn erhalten. Der
Gasbehälter befindet sich im Zugführer-Wagen und das Gas wird oben über die
Wagen geleitet und durch die vorhandenen Lampenlöcher eingeführt. Ein Licht in jedem
Wagen gibt genügende Helligkeit, um die feinste Schrift lesen zu können. Die Hähne
sind außerhalb, so daß die Passagiere solche nicht stellen können. Die
schmiedeeisernen Gasröhren außen auf der Decke der so erleuchteten Wagen sind durch
biegsame Röhren mit etwas Uebermaaß von Länge wegen der verschiedenen Kuppelung und
Ausdehnbarkeit der Züge mit einander verbunden. Diese Einrichtung wird für einfach
und leicht für ganze Züge anwendbar gehalten.
Die Fabricate sowie verschiedene Fabricationsprocesse der
Gußstahlfabrik von Friedrich Krupp in Essen
(Rheinpreußen).
Mitgetheilt von F. W. Gehra.
Dieselben werden in der internationalen Industrie- und
Kunst-Ausstellung zu London, 1862, durch folgende
Ausstellungs-Gegenstände, sämmtlich aus Gußstahl verfertigt, vorgeführt:
1) Exemplar eines in cylindrischer Form massiv gegossenen, noch keiner weiteren
Bearbeitung durch Schmieden oder Werkzeuge unterzogenen Blockes Gußstahl im Gewichte von 40,000 Pfd., 44 Zoll Durchmesser, 8 Fuß lang. Derselbe
ist unter dem größten Hammer des Etablissements, von 100,000 Pfd. (1000 Ctr.)
Gewicht, in kaltem Zustande nach vorangegangenem partiellen Einsägen durch
hundertfache Wiederholung der Hammerschläge in der Mitte durchgebrochen. Durch die
dabei entstandenen beiden Bruchflächen eines so schweren Blockes wird zu zeigen
beabsichtigt, wie das Etablissement auch die Fabrication der größten Massen
beherrscht, und wie die Rohgüsse bereits rein und porenfrei beschaffen sind, und das
nachherige Schmieden nicht, wie vielfach angenommen wird, die Verdichtung von
Gußblasen zum Zweck hat.
2) Ein theilweise im rohen, vierkantig gegossenen Zustande verbliebener, theilweise
ausgeschmiedeter Block Gußstahl, der ganzen Länge nach
durchbrochen, um wiederum die Dichtigkeit, Feinheit und Zähigkeit schon des
Rohgusses des in dem Etablissement verfertigten Gußstahles zu zeigen, sowie die
Erhöhung dieser Eigenschaften durch den Schmiedeproceß. – Die Qualität dieses
Stückes ist die mildeste und zäheste, welche das Etablissement verfertigt,
namentlich zur Verwendung für Kanonen. Gewicht des Stückes 8000 Pfund.
3) Ein Stück ausgeschmiedeten Gußstahles von 30,000 Pfund
Totalgewicht, 30 Zoll breit, 17 Zoll dick, in 4 Theile gebrochen, in der Absicht,
den durch den Schmiedeproceß der rohen Gußblöcke, wie den ad 1, ausgeübten Einfluß, sowie die durchaus gleiche Dichtigkeit und
Homogenität des Materiales von einem Ende zum andern zu veranschaulichen.
4) Ein Stück geschmiedeten Gußstahles, 17 Zoll breit, 9
Zoll dick, an beiden Enden den Bruch zeigend und in der Mitte im erwärmten Zustande
unter dem Hammer zusammengebogen, so daß die gegenüberstehenden Flächen auf einander
liegen, wobei trotz der sehr starken Längenzerrung in der äußeren Krümmungsfläche
nirgendwo eine Neigung zum Zerreißen entstanden.
5) Eine Sammlung Bruchproben von Gußstahl verschiedener Form und Qualität, sowie von Gußstahlplatten, 1 1/2
Zoll dick, 16 Zoll breit, abgehobelt, geschliffen und im kalten Zustande makellos
gebogen, als fernere Zähigkeitsprobe dienend.
6) Ein Stück Gußstahl, welches die Fabricationsweise eines der wichtigsten Producte
des Etablissements, der seit 1853 patentirten, in Preußen und England noch unter
Patentschutz stehenden Eisenbahn-Radreifen ohne
Schweißung vergegenwärtigt.
Rohgüsse von der Beschaffenheit der ad 1, wenn auch
kleiner, werden durch Schmieden auf diese Form gebracht und demnächst das
Schmiedestück, wie auch hier geschehen, an zwei Stellen durchbohrt und beide
Bohröffnungen durch eilten Sägeschnitt verbunden.
7) Ein durch Austreiben unterm Hammer aus dem vorhergehenden Stücke ad 6 gebildeter Ring, eine
weitere Fabricationsstufe der Radreifen vergegenwärtigend.
Neben diesem Ringe ist ein zweiter, in drei Stück gebrochener ausgestellt, um durch
die Beschaffenheit des Materials schon in diesem Stadium der Fabrication, vor dem
Auswalzen der Reifen den Werth des Ausschmiedens der Reifen aus Blöcken für die
Dichtigkeit des Materials darzuthun, gegenüber dem allerdings billigeren Proceß des
bloßen Gießens und Auswalzens der Reifen ohne Schmieden.
8) 20 Stück bis zum Abdrehen vollendete Radreifen, welche
durch Auswalzen aus dem Zustande ad 7 auf die
verschiedenen Dimensionen und Profilformen geführt sind. – Sie sind aus
Lieferungen gegriffen, die wirklich ausgeführt worden, und zwar:
Durchmesser.engl. Zoll.
Gewicht.Zollpfund.
1 Wagenreif für die
Cöln-Mindener Eisenbahn
34
290
1 Locomotivreif für die
oberschlesische Eisenbahn
48 1/4
675
1
„
„ „
bayerische Ostbahn
36 1/2
356
1
Wagenreif „
„
bayerische Staatsbahn
34
280
1 Locomotivreif „
„
sächsische Staatsbahn
57 1/4
674
1
„
„ „11
k. k. südliche Staats-Eisenbahn-Gesellschaft (für
Sömmering-Locomotive)
63 7/12
840
1
„
„ „
„
45 5/24
655
1
„
„ „
k. k. pr. österreichische
Staats-Eisenbahn-Gesellschaft
63 11/24
635
1
„
„ „
k. k. a. p. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn
57 1/2
757
1
„
„ „
schweizerische Centtalbahn
54 1/4
636
Durchmesser.engl. Zoll.
Gewicht.Zollpfund.
1 Locomotivreif für die
französische Westbahn
53 3/8
664
1
„
„ „
französische Westbahn
37 3/8
445
1
„
„ „
Eastern-Counties-Eisenbahn
74 7/8
924
1
„
„ „
North-London-Eisenbahn
58 1/12
800
1
„
„ „
London- und North-Western-Eisenbahn
76 13/16
759
1
„
„ „
Glasgow- und South-Western-Eisenbahn
37 11/12
479
1
„
„ „
spanische Nordbahn
59 11/24
630
1
„
„ „
Zarsko-Selo-Eisenbahn in St. Petersburg
63 1/2
925
1
„
„ „
ostindische Eisenbahn-Gesellschaft
64 1/8
738
1
„
„ „
Atlanta- und West-Eisenbahn (Amerika)
57
11/24
745
Aus diesem Auszuge erhellt auch, wie die patentirten ungeschweisten Gußstahl-Radreifen, welche sich durch gleichmäßige
langsame Abnutzung und die daraus folgenden ökonomischen Vortheile auszeichnen,
sowie durch Sicherheit gegen Springen, auf dem europäischen Bahnnetz sowohl, als auf
ostindischen und amerikanischen Bahnen Eingang erlangt haben.
An 40,000 Reifen sind seither im Etablissement angefertigt worden, für die
verschiedenartigsten Betriebs-Verhältnisse. unter Locomotiven, Tendern,
gebremsten und nicht gebremsten Personen- und Güterwagen. In allen Climaten,
resp. bei allen Temperaturen haben sie sich gleichmäßig bewährt.
9) Ein gewalzter Radreif von 8 Fuß Durchmesser, um die
Vollkommenheit des Walzprocesses selbst bei solcher Größe und einem Gewichte von
1100 Pfd. zu zeigen.
Dem Walzen noch größerer Reifen steht natürlich nichts entgegen, wenn solche verlangt
werden möchten.
10) Ein Seitenstück zu dem vorangehenden Randreifen von 8 Fuß Durchmesser, jedoch
abgedreht und fein geschmirgelt, um die trotz jeder Größe derselben unveränderliche
Reinheit und Feinheit des zu den hiesigen Radreifen verwendeten Gußstahles zu
zeigen.
11a) Die Hälfte eines abgedrehten, geschmirgelten und im
kalten Zustande gebogenen, an beiden Enden den Bruch zeigenden Radreifens, um an den
trotz der Biegung untadelhaft rein verbliebenen Außenflächen die Feinheit und
Zähigkeit dieses Materiales zu veranschaulichen.
11b) Ferner eine Partie Profilscheiben eines Radreifens, abgehobelt, polirt, gehärtet und in der
Mitte durchgebrochen, um einentheils die Feinheit des Materials zu zeigen und
namentlich an der Beschaffenheit des Bruches erkennen zu lassen, wie der hier zu
Radreifen verwendete Gußstahl die Qualitäten des besten Werkzeugstahles besitzt.
Thatsächlich werden daher auch ausgenutzte Radreifen hiesiger Fabrik allgemein zu
Werkzeugen verwerthet.
12) Zwei Gußstahl-Achsen mit
Gußstahl-Scheibenrädern und Gußstahl-Radreifen, betriebsfähig
hergestellt für Eisenbahnwagen. Eine derselben ist durchweg fein geschmirgelt, um
beispielsweise die Reinheit des Materials besser zu veranschaulichen.
Vollkommene Sicherheit gegen Bruch, relativ ungleich größere Billigkeit und
Leichtigkeit zeichnen diese sogenannten Satzachsen vor andern Constructionen
gleicher Bestimmung aus. Die Scheibenräder sind mit Nabe, Scheibe und Unterreif aus
einem Stück gewalzt. – Gewicht einer solchen Achse mit Rädern und Reifen circa. 1550 Pfund.
Ein separates, auf der ganzen Oberfläche abgedrehtes und geschmirgeltes Scheibenrad
ist ebenfalls ausgestellt, von der Nabe aus nach zwei Richtungen im kalten Zustande
rechtwinklig umgebogen, um die Solidität dieser Gattung Räder, resp. die Güte des
dazu verwendeten Materials zu zeigen. Durch einen radialen Sägen-Einschnitt
ist die Profilform daran besser veranschaulicht worden.
13a) Eine Locomotiv-Hinterrad-Achse mit Rädern und Gußstahlreifen,
welche letztere aus hiesigen Etablissements. Diese Satzachse ist Eigenthum der
englischen Eastern-Counties-Eisenbahn, zu deren Locomotive Nr. 255
gehörend, und ist durch deren Güte für die Ausstellungszeit überlassen. Sie zeigt
die Abnutzung der Gußstahl-Reifen nach 66,17914 engl. gleich 14,386 4/5
deutschen Meilen Durchlauf, ohne seit der Inbetriebsetzung abgedreht worden zu seyn. –
Gewicht der Locomotive Nr. 255 560 Ctr., wovon auf den Triebrädern 200 Ctr. Das
linke Rad wird gebremst. Die Reifen laufen seit 12. October 1859. – Am 23.
Juni 1860 wurde die Locomotive mit neuen Triebachslagern versehen, bei welcher
Gelegenheit die Reifen jedoch, weil sie fast noch keine Abnutzung zeigten, nicht
gedreht wurden. Die Locomotive ist am 24. März 1862 wieder in Reparatur
genommen.
13b) Eine Locomotiv-Hinterrad-Achse mit Rädern und
Gußstahl-Radreifen, letztere aus hiesigen Etablissements. Diese
Satzachse ist Eigenthum der North-London-Eisenbahn, zu deren
Locomotive Nr. 40 gehörend, und ebenfalls durch Güte der Eisenbahn für die
Ausstellung überlassen, um die Ausnutzung der Reifen zu zeigen, nachdem sie vom 31.
Juli 1860, dem Tage ihrer Inbetriebsetzung an, bis zum 21. März 1862, ohne abgedreht
worden zu seyn, 73,494 engl. gleich 15,977 deutsche Meilen durchlaufen haben. Auf
den Rädern ruhen 170 Ctr. Die betreffende sechsrädrige Lastzug-Maschine wurde
von den HHrn. Beyer, Peacock und Comp. in Manchester geliefert. Lauf- und Triebräder gekuppelt.
Cylinder 16 Zoll + 24 Zoll.
14) Eine Gußstahlachse mit Scheibenrädern und Radreifen für
New-Yorker Straßen-Pferdebahnen, durch größere Solidität,
langsame Abnutzung und namentlich große Leichtigkeit sich auszeichnend. Besonders
letztere Eigenschaft ist für den Pferdebetrieb jener Bahnen von großer Wichtigkeit.
Die Satzachse wiegt nur circa 400 Pfund.
15) Drei Gußstahl-Locomotiv-Kurbelachsen,
davon zwei fertig bearbeitet, für die North-London-Eisenbahn und die
London- und North-Western-Eisenbahn, die dritte ist nur
geschmiedet, um dieses Fabrications-Stadium zu zeigen.
Dergleichen Achsen laufen in beträchtlicher Anzahl in Deutschland, Frankreich und
England. Das Fabricat besitzt deßhalb besonderes Ansehen, weil der Dienst der
Locomotiv-Kurbelachsen ein so schwieriger ist, daß sie, wenn aus anderem
Materiale verfertigt, durchschnittlich bald brechen und die genügende
Betriebssicherheit nicht gewähren. Mit der Anwendung hiesiger Gußstahlachsen und
Radreifen ist eine der häufigsten Ursachen von Eisenbahn-Unglücksfällen in
dem Maaße vermieden, als die Veranlassung des Bruches dieser Gegenstände durch
mangelhafte Beschaffenheit des Materials alsdann nicht mehr besteht.
16) Gußstahl-Kurbelzapfen für
Sömmering-Locomotiven. Diese Kurbeln sind, wenn aus anderem
Materiale, ebenfalls verhältnißmäßig bald dem Bruch unterworfen.
17) Vier Gußstahlfedern für Eisenbahnwagen, zwei Gußstahlfedern für Locomotiven, wovon vier Stück wie für
den gewöhnlichen Gebrauch schwarz lackirt sind und zwei blank gemacht.
18) Eine Doppel-Kurbelachse für ein transatlantisches Schraubenschiff des Norddeutschen
Lloyd in Bremen, im Gewicht von 22,000 Pfund, 24 Fuß lang, 15 Zoll im Durchmesser,
nur theilweise bearbeitet, um an demselben Stück die Schmiede- und fertige
Arbeit zu zeigen.
19) Exemplar von Gußstahl-Kurbelachsen schwerster
Gattung für Seeschiffe, die Kurbel noch nicht ausgeschnitten, um die
Schmiede-Arbeit des Hammers von 1000 Ctr. zu zeigen; sie wiegt 31,000 Pfund
und ist aus einem Rohguß von circa 50,000 Pfund
geschmiedet.
20) Eine kleinere Schiffskurbelachse von 4000 Pfund
Gewicht, für die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft bestimmt.
21) Schiffs-Anker, nach eben gedachtem
Festigkeits-Verhältniß gegenüber Eisen durch größere Stärke und Sicherheit,
bei gleichen Dimensionen sich auszeichnend oder größere Leichtigkeit ermöglichend.
Gewicht dieses Ankerbügels 1140 Pfund.
22) Schiffsschraube von 9 Fuß Durchmesser, ebenso wie
Anker hier zum ersten Mal aus Gußstahl producirt. Neben dem Vorzug überlegener
Stärke bietet die Schraube aus Gußstahl noch den besondern Vortheil, daß sie
schärfer und dünner gemacht werden kann als aus anderen Materialien zulässig,
wodurch der Widerstand bei der Rundbewegung im Wasser vermindert, also eine erhöhte
Wirksamkeit erreicht wird. Gewicht der Schraube 800 Pfund.
23) Ein Paar Münzwalzen (zum Strecken und Egalisiren der
Zaine) von 8 Zoll Länge und 8 Zoll Durchmesser; ein Paar Walzen von 16 Zoll Länge,
10 Zoll Durchmesser, ein Paar Bahnwalzen, sämmtlich gehärtet und hoch polirt.
Gehärtete Gußstahl-Walzen, zuerst vor 40 Jahren in
kleineren Dimensionen hier ausgeführt, sind seitdem zu Tausenden nach allen
Richtungen des Verkehrs verbreitet.
24) Eine Pumpenstange, 30 Zoll lang, 5 Zoll Durchmesser,
geschmiedet, an einem Ende mit Verkuppelungsmuffe versehen, in welche das Ende einer
zweiten Stange eingepaßt ist. – Dergleichen Stangen werden bis zu 60 Fuß
angefertigt, wegen der Schwierigkeit des Transportes und der Placirung im
Ausstellungs-Gebäude konnte jedoch eine größere Länge als 30 Fuß nicht
versandt werden.
Durch die Anwendung des Gußstahls zu den Pumpen-Gestängen in Bergwerken wird die bisher übliche unsichere
und häufig nicht billigere Verbindung von Eisen und Holz, also eine Ursache von
Unglücksfällen und häufiger, störender Reparatur vermieden; auch bietet dieselbe bei
der Hälfte des Gewichtes ungleich größere Solidität als Gestänge aus Walzeisen
combinirt und durch Nieten verbunden.
25–30) Patentirte Gußstahl-Kanonen, 6 Stück,
nämlich:
Seelenweite.
Pfund.
25) 126) 127) 128) 1
4-Pfünder, 25-
„ 40-
„100- „
von„„„
vornehinten„„
zu
laden„
„„
„„
„
3,41''3,75''4 75''7,00''
595 1965 3612 7709
außen und innenfertig bearbeitetund blank
gemacht.
29) 1
68-
„
„
„
„ „
8,12''
8365
30) 1
Rohr
„
„ „
9,00''
18000.
Nur der 4-Pfünder ist mit Zügen versehen, die übrigen Rohre dagegen weder mit
Zügen noch mit Verschlußapparat, ersteres nicht, um des wichtigen Zweckes willen,
die Feinheit des Materiales an der spiegelreinen Politur der Seele zu zeigen,
letzteres nicht, weil die Verschluß-Construction nicht öffentlich bekannt zu
werden bestimmt ist. Der 4-Pfünder entspricht dem in der französischen
Artillerie eingeführten betreffenden Caliber, der 25-, 40-,
100- und 68-Pfünder sind Caliber der englischen Artillerie, und zwar
erstere drei des gegenwärtig adoptirten Systemes gezogener Rohre, das letztere von
8,12'' Seelenweite jedoch entspricht dem älteren Festungs- und
Marine-Geschütz mit glatter Seele; dasselbe ist aus einem Rohguß von circa 50,000 Pfund ausgeschmiedet.
Durch Ausstellung dieser Kanonen soll besonders die hier nunmehr erreichte
vollständige Beherrschung der Fabrication beliebig schwerer Massen Gußstahls und die
durchaus gleichmäßige Beschaffenheit derselben manifestirt werden, indem die
Darstellung schwerer Rohre mit Schildzapfen aus einem Stuck Gußstahl bekanntlich
außerordentliche Schwierigkeiten bereitet.
Früher mußte sich das Etablissement auf die Lieferung von Kanonen geringerer Caliber
(6-, 12- und 24-Pfünder) beschränken, sofern das Rohr mit
Schildzapfen aus einem Stück bestehen sollte, oder es mußte zur Darstellung großer
Caliber der Ausweg einer immerhin weniger vollkommenen, schweren und kostspieligeren
Combination des Gußstahlrohres mit gußeisernem Mantel, an welchem die Schildzapfen
angegossen, wählen.
Das Etablissement trat zuerst im Jahre 1847 mit der Idee hervor, Kanonen aus Gußstahl
anzufertigen, und nachdem mit 3- und 4-Pfündern Proben ausgeführt,
gelang es ihm, zur Londoner Ausstellung 1851 einen 6-Pfünder, jedoch mit
gußeisernem Mantel, an welchen die Schildzapfen angegossen, zu produciren. Das
Stadium der Erprobung dauerte bis um das Jahr 1856, und sind überhaupt bis jetzt
über 1000 Stück Gußstahl-Kanonenrohre, theils fertig bearbeitet, theils
massiv geschmiedet und roh vorgedreht aus dem Etablissement hervorgegangen.
31) Zwei fertig bearbeitete Kanonenrohre, der Länge nach
bis zur Seele eingesägt und demnächst auseinander getrieben und gebrochen, so daß
vier Cylinder-Hälften vorhanden, um an den in der ganzen Wanddicke
entstandenen Bruchflächen noch evidenter die Beschaffenheit des Materiales der
vollendeten Geschütze vorzuführen.
32) Fünf ausgebohrte Cylinder, in welchen Geschützzüge beliebigst erdachter Form
eingeschnitten sind, um diese Arbeit, auf welche das Etablissement ebenfalls
eingerichtet, zu vergegenwärtigen und zu zeigen, daß jede vorzuschreibende Form von
Zügen hier ausgeführt werden kann.
33) Roh geschmiedete und fertig ausgebohrte, gedrehte und polirte Gewehr- und Büchsenläufe.
Während das Etablissement bisher nur dergleichen massiv geschmiedete Läufe lieferte,
ist dasselbe nunmehr auch mit ausgedehnten Einrichtungen beschäftigt, um fertig
bearbeitete Militär-Läufe in großen Quantitäten schnell ausführen zu
können.
34) Werkzeugstahl verschiedener Qualität und Stärke von
quadratischem, rundem und flachem Querschnitt, nebst einer Collection von Bruchenden dieser Stäbe.
– Zu allen Gattungen Werkzeugen, sowie zu Stempeln und Stampfen für Münzen
und Präge-Anstalten wird der Gußstahl in geschmiedeten Stangen geeigneter
Stärke und Qualität geliefert, und wenn auch die mehr charakteristischen Fabricate
des Etablissements die Gegenstände von großem Gewicht und schwieriger
Schmiede-Arbeit sind, so ist doch die Fabrication des Werkzeugstahls
keineswegs vernachlässigtvernachläsigt oder in den Hintergrund getreten, im Gegentheil wird auch betreffs seiner
stets auf Fortschritte Bedacht genommen, um bei möglichst noch erhöhter Güte die
Beschaffungskosten zu ermäßigen.
Mit der Einrichtung von Walzwerken zum Walzen von Gußstahl-Schienen und Platten beschäftigt, hätten gegenwärtig diese
beiden Fabricate nur durch Proben repräsentirt werden können, welche nicht aus der
massenhaften Fabrication gegriffen wären, für diese also nicht wohl als maßgeblich
hätten bezeichnet werden dürfen. Uebrigens gestattete auch der dem Etablissement
bewilligte Raum nicht, die Ausstellungs-Gegenstände zu vermehren. Schon
binnen Kurzem wird das Etablissement zur Production jener beiden Fabricate gerüstet
seyn.
Unter anderm sollen mittelst 2000 Pferdekraft Walzen von 15 Fuß Bahnlänge betrieben
werden, um große Platten bis zu 1 Fuß Dicke und selbst
noch dicker, z.B. zur Panzerung von schwimmenden Batterien
oder Festungswerken, zu walzen, sowie auch um Kessel-Cylinder jeder Länge ans einem Stück herzustellen, mit nur
einer oder zwei Reihen Nieten außerhalb des Feuers, behufs Oekonomie an Gewicht und
Nietarbeit und größerer Solidität. Ferner werden damit Caliber-Walzen
verbunden, zur Anfertigung aller vorkommenden Façons, für welche sich bisher
Eisen hinsichtlich seiner Festigkeit als ungenügend erwiesen hat. Die ungleich
größere Sicherheit, welche Gußstahl vermöge seiner Stärke und nicht veränderlichen
Textur-Beschaffenheit bietet, empfiehlt besonders auch seine Anwendung zu Gitter- und Hängebrücken, für welche die Walzwerke
ebenfalls berechnet sind. Die dabei erreichbare Gewichts-Verminderung ist
namentlich wichtig für weite Spannungen der Brücken, bei welchen sich je nach
Umständen sogar erheblich geringere Beschaffungskosten für Gußstahl im Vergleich zu
Eisen ergeben werden.
Es mag schließlich noch erwähnt werden, daß in der Londoner Ausstellung 1851 ein roher Gußstahlblock von 4500 Pfd. von dem Etablissement
geliefert, figurirte, welcher das schwerste der Zeit ausführbare Massengewicht
repräsentirte, und in welchem vorzugsweise die Errungenschaft erkannt wurde, welche
die Londoner Ausstellungs-Jury dazu bestimmte, dem Etablissement die einzige
damals im ganzen Departement der Gußstahl-Concurrenz ausgetheilte Council medal zu verleihen.
Der seit jener Zeit errungene Fortschritt wird daher evident durch die nunmehr
ausgestellten fertigen Fabricate vom 20fachen Einzelgewicht, und von rohen
Gußblöcken vom 10fachen Gewicht der damaligen größten Objecte erkennbar seyn, wozu
indessen noch bemerkt werden muß, daß gegenwärtig die Production großer Massen
Gußstahls nicht mehr limitirt ist, und nur die außerordentlichen Schwierigkeiten und
Kosten des Transportes, ja die Unmöglichkeit der Handhabung im Ausstellungsgebäude
zwangen, keine größeren Gewichte als geschehen, ausstellen. (Breslauer Gewerbeblatt,
1862, Nr. 14.)
Sudre's Verfahren, Stahl in einem
Flammofen zu schmelzen.
Schon seit längerer Zeit hat man Versuche angestellt, Stahl in einem Flammofen zu
schmelzen; denn die Vortheile eines solchen Verfahrens sind so bedeutend, daß es
wohl keinen Gußstahlfabrikanten geben dürfte, der nicht einen Versuch in dieser
Richtung gemacht hätte. Bis jetzt sind aber alle Versuche durch die fast
unmittelbare Zerstörung der Oefen gescheitert. – Hr. A. Sudre begriff, daß diese schnelle Zerstörung daher rühren mußte, daß die
in directer Berührung mit dem Stahl stehende Flamme Eisenoxyd bildete, welches,
indem es sich mit der Kieselerde der Ziegelsteine, aus denen der Ofen aufgeführt
ist, verbindet, ein sehr leichtflüssiges Eisensilicat bildet, kurz daß der Ofen mit
dem Stahl schmolz. – Er hatte daher die Aufgabe zu lösen, den Stahl gegen die
Berührung der Luft durch eine Schlacke zu schützen, die eine solche Zusammensetzung
hatte, daß sie das Metall nicht verändern konnte, indem dasselbe seine kostbaren
Eigenschaften sogleich durch die geringste Beimischung einer fremdartigen Substanz,
wie Schwefel, Arsen, Phosphor, Silicium u.s.w. verliert. Zu gleicher Zeit durfte
auch die Schlacke die
Ofenwände nicht angreifen, weil deren Zerstörung die Klippe war, an welcher bis
jetzt alle Versuche scheiterten. Hr. Sudre suchte die
Aufgabe dadurch zu lösen, daß er Bouteillenglas oder Holzkohlen-Hohofenschlacke zum Schutz
anwendete.Man s. die Beschreibung des für H. Johnson in
England patentirten Verfahrens zum Schmelzen des Stahls in Flammöfen (mit
Anwendung von Glasscherben oder Hohofenschlacke als schützende Schicht auf
der Oberfläche des Stahls während dessen Schmelzung), im polytechn. Journal
Bd. CLIV S. 107. – Es blieb nun zu untersuchen, ob die theoretischen Resultate auch in
der Praxis erlangt werden würden, und welche Vortheile dieses Verfahren in der
Gußstahlfabrication haben würde.
Zu dem Ende wurden auf der Hütte zu Montataire auf Befehl und Kosten des Kaisers
Napoleon Versuche angestellt. Ueber die dabei erlangten Resultate haben die
Berichterstatter, worunter der rühmlich bekannte Chemiker Deville, folgende Schrift veröffentlicht:
Fusion de l'acier an four à réverbère
sans emploi de creusets, procédé de M. A.Sudre. Rapport sur les
essais fait par ordre et aux frais de S. M. l'Empereur aux forges de Montataire,
présenté à S. M. par M. M.Treuillede Beaulieu, colonel d'artillerie, Sainte ClaireDeville, Maître de
conférences à l'école normale, etCaron, Capitaine
d'artillerie.Paris , Dunod ,
1861. 126 S. 8. u. 1 Tafel.
Diese Resultate beweisen: daß das Schmelzen des Stahls unter dieser Schlacke leicht
und schnell erfolgt, ohne daß er irgend eine von seinen Eigenschaften verliert;
– 2) daß man mittelst dieses Processes dahin gelangen kann, 2000 Kil. oder 40
Ctr. Stahl auf einmal in demselben Ofen zu erlangen; – 3) daß bei dem
jetzigen Zustande der Dinge und ungeachtet gewisser Unvollkommenheiten, welche der
Versuchofen hatte, eine sehr wesentliche Ersparung erlangt wurde, sowohl dadurch,
daß Tiegel nicht erforderlich waren, als durch den verminderten
Brennmaterialverbrauch im Verhältniß zu der Menge des geschmolzenen Stahls; 4) daß
die aus feuerfesten Ziegelsteinen construirten Oefen nur einen mäßigen Widerstand
leisten, weil sie zu viele Fugen haben, und daß es vortheilhaft seyn würde, Sohle
und Gewölbe entweder aus einem, oder aus wenigen, genau zusammenpassenden Stücken
vorzurichten.
Kurz, es scheint erwiesen, daß das Sudre'sche Verfahren
eine sehr wesentliche Verbesserung bei der Gußstahlfabrication ist. Versuche über
die Beschaffenheit der zweckmäßigsten Materialien beim Ofenbau und über dessen beste
Formen, um alle sich auf dem Rost entwickelnde Wärme benutzen zu können, bleiben
noch anzustellen. –
Wir zweifeln nicht, daß die Gußstahlfabrikanten in ihrem Interesse weitere Versuche
anstellen und den Proceß, der ihnen so große Vortheile verspricht, annehmen werden.
Die bedeutendsten Vortheile sind folgende: zweidrittel weniger Schmelzkosten, die
etwa 5,76 Frcs. auf 100 Kilogr. statt 20 Frcs. betragen; einfache und leichte
Arbeit, so daß zu den Stahlschmelzern nicht allein sehr kräftige und ausgewählte
Arbeiter genommen zu werden brauchen, die auch nicht den Gefahren ausgesetzt, welche
bei dem Tiegelschmelzen unvermeidlich sind. Bei dem hier skizzirten neuen Verfahren
können mit einem weit geringern Anlage- und Betriebs-Capital, als bei
den alten Stahlfabrikanlagen, große Gußstücke, die jetzt nur von wenigen Fabriken
geliefert werden können, verhältnißmäßig wohlfeil dargestellt werden. Das hier
Gesagte dürfte genügen, um unsere Leser von der Wichtigkeit der Verwendung von
Flammöfen statt Tiegelöfen bei der Gußstahlbereitung zu überzeugen; in der
französischen Schrift sind die Oefen und Apparate, sowie die zu Montataire
ausgeführten Versuche genau beschrieben und durch Abbildungen erläutert. (Allgemeine
berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 22.)
Brüniren der Eisenwaaren; von Dr.
Sauerwein.
Bekanntlich versieht man Gewehrläufe und andere aus Eisen und Stahl gearbeitete
Sachen mit einem Ueberzuge, theils um den Sachen ein besseres Ansehen zu geben,
theils aber – und wohl hauptsächlich deßhalb – um das Metall gegen
Rost zu schützen. Man
erzeugt zu diesem Zweck künstlich eine Oxydschicht auf der Oberfläche des Metalls
und reibt dieselbe, nachdem dieß geschehen, mit Leinölfirniß ein. Zur Hervorbringung
des Oxyds bedient man sich verdünnter Salpetersäure, womit man das Metall benetzt,
alsdann trocknen läßt und wiederholt dieses Verfahren, bis die Oxydschicht
hinreichend stark und fest ist. Dadurch bekommen die Gegenstände nach dem Abreiben
mit Leinölfirniß ein sehr schönes braunrothes Aeußere – Brüniren –.
Vielfach wird zu gleichem Zweck die sogenannte Spießglanzbutter angewandt –
entweder für sich oder mit anderen Substanzen vermischt. Ein sehr gutes Resultat
erlangt man bei Anwendung der folgenden Vorschrift, welche auch in Preußen zum
Brüniren der Stahlkanonen angewandt seyn soll.
Man löst 2 Theile krystallisirtes Eisenchlorid, 2 Thle. Spießglanzbutter und 1 Thl.
Gallussäure in möglichst wenig Wasser (etwa 4 bis 5 Theilen) auf und reibt mittelst
eines Schwammes die betreffenden Gegenstände mit dieser Mischung ein. Alsdann läßt
man an der Luft trocknen und wiederholt diese Operation mehrmals. Zuletzt spült man
mit Wasser ab, trocknet und reibt mit Leinölfirniß ab, wonach die Sachen ein sehr
schönes mattgraues Aeußere zeigen. Die Farbe ist um so dunkler, je öfter und länger
das Einreiben mit obiger Mischung wiederholt wurde. Wesentlich ist jedoch zu einem
guten Erfolg, daß die Spießglanzbutter möglichst concentrirt und daher nicht, wie es
so häufig der Fall ist, flüssig, sondern fest ist. Im ersteren Falle ist der Erfolg
kein besonderer, wovon ich mich bei angestellten Versuchen zu überzeugen Gelegenheit
hatte. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1862, S. 20.)
Anwendung des Poitevin'schen
photographischen Verfahrens zur Metall-Aetzung.
Das Poitevin'che Verfahren mit Weinsteinsäure und
Eisenchlorid (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLIX S. 444) ist von Colombat und Couvez in Paris
mit gutem Erfolg zur Metall-Aetzung angewandt worden.
Sie überziehen eine polirte Metallplatte mit einer Schicht von arabischem Gummi und
lassen trocknen. Mittelst eines breiten Pinsels wird sodann die Auflösung von
Weinsteinsäure und Eisenchlorid auf diese Schicht aufgestrichen. Man läßt einen Tag
im Dunkeln trocknen. Die Platte wird nun in einer Casette unter einem Positiv oder
Negativ belichtet, je nachdem man eine vertiefte oder eine erhabene Zeichnung
erhalten will. Nach einer hinreichenden Belichtung setzt man die Schicht im
Dunkelzimmer einige Secunden dem Wasserdampfe aus. Die belichteten Theile befeuchten
sich mehr oder weniger nach dem Grade ihrer Insolation. Man bestreicht nun das Bild
mit einem feinen Staubpinsel, der äußerst fein gepulvertes Harz enthält. Das Harz
haftet an den feucht gewordenen Stellen. Beim Erwärmen der Platte schmilzt das Harz
und bildet das Korn. Man ätzt ganz in gewöhnlicher Weise.
(Photographisches Archiv, August 1862, S. 174.)
Ueber Entwickelung des negativen Lichtbildes mittelst
Eisenvitriol; von Dr. J. Schnauß.
Gegenüber den zahlreichen Vorschriften zur mehr oder weniger starken Ansäuerung der
Eisenvitriollösung ist es gewiß eine merkwürdige Thatsache, welche ich kürzlich
beobachtet habe: daß nämlich eine ziemlich starke, fast concentrirte kalte Lösung
von reinem Eisenvitriol in Wasser das negative Bild sehr rein und kräftig
entwickelt. Es bedarf weder eines Säure- noch Alkoholzusatzes und die
Exposition ist um die Hälfte abgekürzt. Freilich muß das Jodcollodium und Silberbad
sehr gut stimmen, wenigstens war diese Bedingung bei meinen bisherigen Versuchen
vorhanden. Man taucht am besten die Platte in die Eisenlösung ein, doch kann man
sie, bei gehörig verminderter Exposition, auch durch Aufgießen entwickeln, ohne
befürchten zu müssen, daß die Entwicklung ungleich ist.
Die sogenannte augenblickliche Photographie hat nunmehr einen bedeutenden Schritt
vorwärts gethan und es ist meine Beobachtung ein neuer Beleg für die Richtigkeit des
Satzes, daß man eine
vermehrte Empfindlichkeit neuerdings weniger in der Anwendung verschiedener
Jod- und Bromverbindungen, als in der zweckmäßigen Modification des
Silberbades und des Entwicklers zu suchen hat. Vielleicht läßt sich diese säurefreie
Eisenlösung auch zur Entwicklung sehr empfindlicher trockner Platten anwenden. (Photographisches Archiv, August 1862, S.
157.)
Mittel zur Entfernung des Naphtalins bei der Bereitung des
Leuchtgases, nach G. Anderson.
In England leiden die Gasanstalten bekanntlich sehr viel durch Naphtalin, weit mehr,
als es bei uns mit unfern deutschen Kohlen der Fall ist. Der Ingenieur G. Anderson gibt folgendes Mittel an, welches er mit großem
Erfolg dagegen in Anwendung gebracht haben will. Nachdem er zunächst das bisher
allgemein übliche Mittel, Dampf in die Röhren einzulassen, mehrere Stunden lang
fortgesetzt hatte, brachte er anstatt des Wassers Naphta in seinen Dampfkessel und
ließ die Dämpfe desselben in die Röhren treten. In der kürzesten Zeit war das
Naphtalin gelöst, die Flüssigkeit wurde aus dem nächsten Syphon ausgepumpt, und
nachdem man diese eine Zeit lang in einem Gefäß der Ruhe überlassen hatte, konnte
man die Naphta oben abfüllen und wiederholt zu dem gleichen Zweck benutzen. Es wird
weiter hervorgehoben, daß nach Anwendung dieses Mittels überhaupt sobald keine
Naphtalinbildung mehr vorkam. Anderson schreibt diese
Erscheinung dem Umstande zu, daß das Rohr durch die Naphta mit einem öligen
Ueberzuge versehen worden sey, welcher das Anhängen des Naphtalins erschwere.
Obgleich bei Anwendung der deutschen Kohlen bei weitem nicht soviel Naphtalin
vorkommt, als bei englischen, so dürfte es doch interessant seyn, wenn unsere
Fachmänner ihre Erfahrungen über diesen Gegenstand auch gelegentlich einmal
öffentlich mittheilen wollten. In der Münchener Gasanstalt, wo seit Jahren
wesentlich Zwickauer Kohlen verarbeitet werden, hatte man bis zum vorigen Herbst
niemals mit Naphtalin zu schaffen gehabt. Im letzten Winter gelangte eine
Kohlensorte, gleichfalls von Zwickau, aber aus einem anderen Schachte – dem
Oberhohndorfer Schader Augustus Schachte – zur Vergasung, und nach kurzer
Zeit stellte sich das Uebel in ziemlich hohem Grade ein. Namentlich an den Ausgängen
der Reinigungskästen setzte sich Naphtalin in solcher Menge an, daß mehrmals der
Durchgang des Gases abgesperrt wurde. Der Druck stieg in kürzester Zeit an und das
Sperrwasser wurde aus den Wasserkästen heraus geworfen. Auch die Oberflächen der
einzelnen Lagen der Laming'schen Masse waren mit
Naphtalin wie mit Schnee bedeckt. Bei der Untersuchung der Clegg'schen Wasserwechsel, welche vor den Stationsgasmessern stehen, fand
sich, daß der obere Rand der beidem Röhren, durch welche das Gas in den Wechsel
hinein und von diesen in die Gasmesser strömt, einen dicken Kranz von Naphtalin
hatte, während die beiden anderen Röhren, durch welche das Gas aus den Gasmessern
zurück und weiter in das Gasometerrohr geht, völlig rein waren. (Journal für
Gasbeleuchtung, Mai 1862.)
Sicherheitsprober oder Aräometer für Paraffin- oder
Mineralöl.
Das Publicum ist neuerdings durch die häufigen Unfälle beunruhigt worden, welche
durch Explosionen beim Gebrauch von Paraffinöl verursacht worden sind. Diese
Explosionen sollen der Menge von leicht explodirender Flüssigkeit, die sich im
Mineralöl, welches eine Dichtigkeit von ungefähr 800 Grad hat, befindet,
zugeschrieben werden können. Große Mengen Oel sind zu uns aus Amerika importirt
worden, alle von geringer Schwere. Die englischen Fabricanten, welche einen höheren
Grad der Güte erstreben, machen ihre Oele bedeutend schwerer, wodurch dieselben
natürlicherweise nicht die explodirenden und gefährlichen Elemente enthalten, welche
den leichteren Oelen charakteristisch sind. Man hat uns gesagt, daß bei Oelen von
einer Dichtigkeit von 820 Graden und darüber noch keine Explosion hat nachgewiesen
werden können. Die Asphaltgesellschaft, Winchester-street, Nro. 34, E. C., hat
für einen Sicherheitsprober gesorgt, wodurch man die Dichtigkeit, und hiernach die
Eigenschaften, welche eine Explosion befürchten lassen könnten, von Paraffinölen
prüfen kann. Der Prober besteht aus einer Glasröhre, an deren unterem Ende eine
Kugel angeblasen ist, welche mit Quecksilber gefüllt wird und deren Hals mit den
Zahlen 820, 830, 840 bis 850 beschrieben ist. Jeder nun, der das Sicherheitsmaaß besitzt
und die Dichtigkeit irgend eines Oeles untersuchen will, hat nur das Zinngefäß, in
dem er die Röhre zugestellt erhält, bis in geringe Entfernung vom Rande mit dem zu
prüfenden Oele zu füllen; das Aräometer muß dann in dem Oele schwimmen. Wenn nun die
Scalennummer 820 unter die Oberfläche sinkt, so müßte eigentlich das Oel als
gefährlich zu Brennzwecken verworfen werden; wenn sich die Scalennummer 820 über der
Oberfläche befindet, so kann das Oel als sicher für den Gebrauch betrachtet werden.
Wenn die Zahl 850 sich über der Oberfläche zeigt, wird man gewöhnlich finden, daß
das Oel nicht gut brennt. Oel vom specifischen Gewicht 830 ist gewöhnlich als das
vortheilhafteste zu betrachten. (Aus dem London Journal of
arts, durch deutsche illustr. Gewerbez.)
Prüfung der Essigsäure auf Empyreuma.
Lightfoot empfiehlt zur Prüfung der Essigsäure auf einen
geringen, durch Geschmack und Geruch nicht mehr erkennbaren Gehalt an Empyreuma das
übermangansaure Kali. Man neutralisirt die Essigsäure mit kohlensaurem Natron oder
Kali und fügt tropfenweise übermangansaure Kalilösung zu. War die Essigsäure rein,
so färbt sich die Flüssigkeit roth und bleibt unverändert, enthält sie dagegen die
geringste Spur von Empyreuma, so wird das übermangansaure Kali sogleich entfärbt und
nach kurzer Zeit scheidet sich ein brauner Niederschlag ab. (Aus Chem. News, durch Zeitschrift für analytische Chemie,
1862, S. 252.)
Chinesische Mottentinctur.
In eine Quantität besten Spiritus thut man ungefähr den 8ten Theil Campher und ebensoviel von der gestoßenen Schale des
spanischen Pfeffers, läßt das Ganze einige Tage stehen, bis der Campher ganz
aufgelöst ist, preßt die Flüssigkeit durch Leinwand und besprengt mit derselben das
aufzubewahrende Pelzwerk oder die Kleider gleichmäßig, wickelt sie zusammen und
schlägt sie in starke Leinwand ein. Statt des Pfeffers, kann man auch gestoßene
Coloquinten nehmen. Dieses einfache Mittel wird in Rußland, unter dem Namen chinesische Mottentinctur, als Geheimniß geltend, mit
großem Erfolge beim Aufbewahren des Pelzwerkes verwendet. (Neues Jahrbuch für
Pharmacie, Bd. XVII S. 247.)
Schutz der öffentlichen Promenaden gegen Staub.
In Bordeaux sind in Veranlassung der zufälligen Beobachtung, daß die Stelle eines
Weges, auf welchem Salzsäure verschüttet war, sich lange Zeit feucht erhielt,
versuchsweise die Kieswege einer öffentlichen Promenade mit stark verdünnter
Salzsäure besprengt, und sollen dieselben darauf die Feuchtigkeit der Luft und
namentlich den Thau stark angezogen und trotz einer mehrere Wochen andauernden Dürre
fortwährend einen kleinen Grad von Feuchtigkeit behalten haben, so daß sich durchaus
kein Staub zeigte.
Verein deutscher Ingenieure.
Die V. Hauptversammlung des
Vereins deutscher Ingenieure wird nach Beschluß des Vorstandes vom 4. bis 6. September d. J. in Eisenach
stattfinden.
Die Theilnahme an dieser Versammlung steht auch allen denjenigen deutschen Technikern
frei, welche nicht Mitglieder des Vereins sind, und ist eine möglichst zahlreiche
Betheiligung derselben im höchsten Grade willkommen.
Das Directorium des Vereins deutscher Ingenieure.