Titel: | Ueber das neue Pumpensystem von Stoltz jun. in Paris; Bericht von E. Dubied. |
Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XLVII., S. 179 |
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XLVII.
Ueber das neue Pumpensystem von Stoltz
jun. in Paris; Bericht von E. Dubied.
Aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhouse, 1862, t. XXXII p.
95.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Stoltz's neues Pumpensystem.
Diese neue Druckpumpe, welche man Zwillingspumpe (pompe
jumelle) nennen kann, gibt einen continuirlichen Strahl und ist auf ein
Princip basirt, welches trotz seiner großen Einfachheit bisher noch wenig Anwendung
gefunden hat.
Fig. 9 stellt
eine solche Pumpe, die mit der Hand bewegt werden soll, im Durchschnitt, und Fig. 10 im
Grundriß dar.
Sie enthält zwei Pumpenkörper A und B, in welchen die beiden Kolben C und D mit ihren nach oben sich öffnenden
Ventilen E und F sich stets
in entgegengesetzter Richtung auf und ab bewegen. Das bei G eingesaugte Wasser geht durch den Kolben C
in den Cylinder A, und dann in der Richtung der Pfeile
durch den Canal H, H in den zweiten Cylinder B, von wo es durch die Oeffnung I in das Steigrohr K getrieben wird.
Man sieht, daß sich die Richtung des Wasserstromes niemals und bei keinem
Richtungswechsel der Kolben ändert. Während der Kolben C
steigt und D niedergeht, treibt ersterer das Wasser
durch das Ventil F des zweiten (wie es in der Figur
dargestellt ist). Die Maschine wirkt dann wie eine Druckpumpe mit einem Cylinder und
mit oberem Ventil. Wenn nun die Kolben die entgegengesetzte Richtung erhalten und
D steigt während C
niedergeht, so schließt sich F, E öffnet sich und das
Wasser behält unter Einwirkung von D seine Richtung bei.
Die Pumpe entspricht dann einer Druckpumpe mit einem Cylinder B und unteren Ventil E.
Die Vortheile dieses Systems sind folgende:
1) Das durch die Pumpe ohne Richtungsveränderung gehende Wasser vermindert nur seine
Geschwindigkeit, wenn die Kolben ihre Richtung wechseln, und tritt durch die Mündung
K als continuirlicher Strahl aus. Es fällt also der
Windkessel ganz weg, und es werden die Kraftverluste vermieden, welche bei allen
Pumpen mit intermittirendem Strahl unvermeidlich sind, bei denen das Wasser zugleich
mit dem Kolben seine Richtung ändern muß. Es wird also möglich diese Pumpe in sehr
rasche Bewegung zu setzen, ohne daß man die sonst hierbei vorkommenden Uebelstände
zu erwarten hat.
2) Der continuirliche Strahl wird in sehr einfacher Weise mittelst zweier in zwei
Cylindern bewegter Kolben erzeugt; diese führen zwei Ventile, welche also leicht
herauszunehmen und nachzusehen sind.
3) Die theoretische Wassermenge, welche gehoben wird, während die beiden Kolben einen
Auf- und Niedergang ausführen, ist gleich dem doppelten Volumen eines
Kolbenschubes. Eine Druckpumpe mit doppeltem Cylinder von gleichem Durchmesser und
gleichem Hube würde nicht mehr Wasser heben, und dabei vier Ventile nöthig
haben.
Der Erf. wendet sein Princip mit Vortheil auch auf die Feuerspritzen u.s.w. an. Er
liefert ferner zu billigem Preise Maschinen zum Heben des Wassers für Gärten etc.,
die von einem Pferd getrieben werden.
Das Wasser wirkt in Folge seiner unveränderten Strömung wie ein Schwungrad, wenn
Geschwindigkeit und Masse einigermaßen bedeutend werden. – Da die Bewegung
der Kolben nicht gleichmäßig ist und sich nothwendigerweise gegen das Ende des
Schubes verlangsamt, so kommen sie nicht eher zur Wirkung und ihre Ventile nicht
eher zum Schluß, als bis sie in derselben Richtung wie das Wasser eine größere
Geschwindigkeit als dieses erlangen. Daher kommt es, daß die Veränderungen in der
Bewegungsrichtung und in der Geschwindigkeit der Kolben keine Stöße und keine
plötzlichen Geschwindigkeitsveränderungen in dem Wasser bewirken; daraus folgt aber
eine Ersparniß an bewegender Kraft.
Diesen Vortheil der beschriebenen Pumpen werden diejenigen zu schätzen wissen, denen
die Unordnungen bekannt sind, welche bei vielen der gewöhnlichen Pumpen entstehen,
wenn man deren Bewegung beschleunigen will.
Man könnte bei Stoltz's Pumpe streng genommen die
Biegungen in der Wasserströmung vermeiden, indem man die beiden Kolben übereinander
in einem einzigen Cylinder anbrächte und sie durch Stangen bewegte, welche mittelst
Stopfbüchsen durch die Cylinderdeckel gehen. In diesem Falle müßte man aber die
Uebertragung der Bewegung auf die Kolben etwas complicirt einrichten.