Titel: | Holzverkohlungsofen von Christian in Paris. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. CX., S. 416 |
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CX.
Holzverkohlungsofen von Christian in Paris.
Aus Armengaud's
Génie industriel, Januar 1862, S. 47.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Christian's Holzverkohlungsofen.
Unter den Principien, welche zur Verkohlung des Holzes angewandt worden sind, hat
namentlich dasjenige die gehegten Erwartungen nochnicht erfüllt, welches in dem
Einsaugen heißer Luft in einen dicht geschlossenen, nur mit dem Herd und dem
Saugcanal verbundenen Raum beruhte, und zwar, nach dem Verf., deßhalb, weil die
heiße Luft stets nach oben zu steigen bestrebt ist, und man daher in dem Apparat das
erforderliche Wärmegleichgewicht nur nach langer Zeit und unter großem Wärmeverlust
erzielen kann.
Versuche, die auf der Hütte Ivry angestellt wurden, haben dem Verf. gezeigt, daß es
nicht hinreicht, die warme Luft mit größerer oder geringerer Geschwindigkeit
einzusaugen, sondern daß man die erzeugte Hitze schneller und gleichförmiger
vertheilen müsse, um ein rasches Gleichgewicht in der Temperatur zu erzielen, so daß
alle Holzschichten gleichmäßig ergriffen und gleichzeitig und möglichst rasch
verkohlt werden.
Diese Aufgabe war an den Schmelzhütten leicht zu lösen, allein es handelte sich um
einen im Walde brauchbaren Ofen, der leicht zu transportiren, leicht zu handhaben,
wenig kostspielig ist, und mehrere Jahre dienen kann, ohne dabei einer anderen
Maschine, wie Dampfmaschine, Ventilator oder dgl. zu bedürfen. Außerdem müssen diese
Oefen 25 bis 30 Proc. des Holzgewichtes an guten Kohlen liefern.
Verschiedene vom Verf. versuchte Einrichtungen gestatteten die Erreichung dieser
Resultate, indem bei allen die Vertheilung der heißen Luft erzielt und die
erforderlichen Bedingungen erfüllt werden. In einigen dieser Einrichtungen wird man
nach Belieben Herde mit umgekehrter Flamme oder andere anwenden können, je nachdem
man Holz, Holzkohle, Kohks oder Steinkohlen zum Feuern benutzt.
Die aus diesen Oefen kommende Kohle wird im Apparate selbst mittelst eines
Dampfstroms erstickt, welchen ein kleiner, am Ofen angebrachter oder von einer
besonderen Feuerung erhitzter Kessel liefert. Auch kann man zum Ersticken der Kohle
eine innere Hülle anwenden, welche zum Deckel des Apparates gehört, und die man vom
Innern des Ofens mittelst eines Krahnes hinweghebt. Dieser Krahn steht auf einer
Eisenbahn und kann für mehrere Oefen dienen.
Eine andere ähnliche Hülle ersetzt alsdann die weggenommene, um die Verkohlung
während des Erkaltens der erlangten Kohle fortsetzen zu können. Wenn die Kohle kalt
ist, zieht man sie durch Herausnehmen des Rostes, auf dem sie ruht.
Um das Holz einzuführen, läßt man die Hülle eine halbe Umdrehung machen, wie man es
mit einem Mühlstein macht, den man in der Mühle umdreht.
Wenn der Saugkamin nicht hinreicht, so kann man den Zug durchEinführung eines Dampfstrahles
vermehren, welchen der oben erwähnte Kessel liefert.
Will man die brenzlichen Producte auffangen, so kann man an diesen Oefen irgend einen
der zu diesem Zweck angegebenen Apparate anbringen. Man kann oben an den Oefen die
nöthige Anzahl Condensationsröhren in einem Kreise anbringen, und vermehrt so
zugleich den Zug und die Condensationsoberfläche.
In dieser Weise hat der Verf. die ersten Oefen ausführen lassen, allein er erkannte
bald, daß sie in ganz specieller Weise modificirt werden mußte, da die Temperatur zu
hoch war, als daß auf eine lange Dauer der Apparate hätte gerechnet werden
können.
Sie werden daher jetzt von Eisenblech ausgeführt, das im Innern ein Futter von
feuerfesten Steinen erhält; diese Oefen können dann in die Wälder transportirt
werden, halten große Hitze aus, und verursachen geringeren Wärmeverlust durch
Strahlung, als die ersten nur aus doppelter Blechhülle construirten Oefen.
Die blechernen Oefen müssen vorzugsweise je nach der verlangten Verkohlung gebraucht
werden. Indessen wird man, wenn die Fabrication der Holzsäure der beabsichtigte
Zweck ist, je einen Herd für jeden Ofen, oder wenn es möglich ist, auch für zwei
Oefen anwenden. Von vier, sechs oder acht in einer Linie stehenden Oefen kann dann
der letzte mit den nach der Condensation übrig bleibenden Gasen der anderen erhitzt
werden.
Für die specielle Anwendung im Walde, wo man vorzugsweise die Kohlenerzeugung für
Hohöfen etc. im Auge hat, kann man an dem ersten Ofen einen beweglichen Herd
ansetzen und die Saugung so einrichten, daß sie durch alle übrigen nach einander bis
in den Kamin geht. Ist die Verkohlung im ersten Apparat vollendet, so bringt man den
Feuerherd vor den zweiten Ofen, u.s.w. bis zum letzten. Wenn dann der erste Ofen
wieder mit Holz beschickt ist, so läßt man den Luftstrom auch durch diesen gehen,
indem er nun der letzte wird. Man bringt dann einen Zugkamin an die Spitze des
ganzen Ofencomplexes und die Einsaugung durch den dem Kamin gegenüberstehenden Ofen
unterbricht man so lange, bis der erste Ofen, nun zum letzten geworden, wieder seine
Stellung eingenommen hat. Will man die Säure etc. auffangen, so verfährt man wie in
den Fabriken, oder wie oben angegeben; will man sie aber nicht verwerthen, so beläßt
man den Feuerherd am ersten Apparat, und leitet die von diesem kommenden Gase in den
Herd des zweiten Apparates, wo sie verbrennen und zur Erhitzung dienen.
Jeder Apparat hat also einen festen Feuerherd und die Verkohlungwird durch die Gase des
vorhergehenden bewirkt, so daß ein einziger Kamin an einem der Enden ausreicht.
Als ein Beispiel solcher Verkohlungsapparate kann der in Figur 13 im
Längendurchschnitt dargestellte dienen. Die Pfeile deuten die Richtung der Wärme und
der heißen Gase in allen Theilen des Ofens an.
Der Apparat besteht aus einer cylindrischen Trommel von Eisenblech A, welche mit dem zu verkohlenden Holze gefüllt wird.
Diese Trommel steht auf einer Eisenbahn, welche am Boden des Ofens B liegt. Die Hülle b besteht
aus Eisenblech mit einem Futter von feuerfesten Steinen.
Die Trommel A hat eine Thür c, durch welche das Holz eingeführt wird, zu welchem Zweck man die Trommel auf
der Eisenbahn hervorzieht; dasselbe findet beim Entleeren statt.
Der Feuerherd hat einen Rost d, der Thüre gegenüber. Die
Feuergase gehen durch e nach dem oberen Theil des Ofens,
in welchen sie durch die Canäle e' und f eintreten, um sich überall durch das Holz hindurch zu
verbreiten. Aus der Trommel treten die Gase durch die Canäle f' aus und durch e² in den
Haupt-Zugcanal g.
Den Herd kann man beweglich auf einer Eisenbahn aufstellen, damit er für eine ganze
Reihe von Oefen nacheinander zu benutzen ist. In diesem Falle verbindet eine Röhre
alle Oefen so miteinander, daß die Verbrennungsgase, nachdem sie ihre Wirkung im
ersten Ofen ausgeübt haben, dann auch die übrigen durchziehen, und das Holz darin
zur Verkohlung vorbereiten, so daß, wenn der Herd am letzten Ofen angebracht wird,
dessen Inhalt schon sehr weit verkohlt ist.