Titel: | Ueber die Herstellung phosphorfreier Zündhölzer; von Dr. Wiederhold. |
Autor: | Wiederhold |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LXXVII., S. 296 |
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LXXVII.
Ueber die Herstellung phosphorfreier Zündhölzer;
von Dr. Wiederhold.
(Schluß von S. 211 des vorhergehenden
Heftes.)
Wiederhold, über die Herstellung phosphorfreier
Zündhölzer.
V. Versuchsreihe.
1)
Chlorsaures Kali
26 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
26 „
Gummi
5 „
Entzündungstemperatur = 168 – 199° C.
Die Verbrennungsproducte bestehen aus SO², CO²; PbS; PbO, SO³;
KCl; KO, SO³; C in kleinen Mengen.
Auf der Maschine wurden + Resultate erhalten bei:
I a und b; III, IV; V, VI a und b; VIII a und b;
IX b; X b ; XI a und b.
Die Hölzchen verloren während des Stehens im Keller ihre Entzündbarkeit nicht; nach
dem Trocknen in der Stube wurden + Resultate erhalten auf allen Flächen, mit
Ausnahme von II a und b.
2)
Chlorsaures Kali
52 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
26 „
Gummi
8 „
Entzündungstemperatur = 136 – 176° C.
In den Verbrennungsproducten hatte die Menge des PbS merklich abgenommen, dagegen
fanden sich geringe Mengen von Mennige gebildet.
Auf der Maschine entzündeten sich die Hölzchen bei:
I a und b; III; IV, V; VI a und b; VII b; VIII a
und b; IX b ; X a und b; XI a und b.
Während des Stehens im Keller und nach dem Trocknen verhielt sich die Masse = der Nr.
1.
3)
Chlorsaures Kali
78 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
26 „
Gummi
10 „
Entzündungstemperatur = 169 – 183° C.
In den Verbrennungsrückständen findet sich weder PbS noch C vor; sie enthalten aber
unzersetztes KO, ClO⁵; PbO, SO³; KO, SO³; KCl und geringe
Quantitäten Mennige.
Auf der Maschine entzündete sich die Masse auf I a und
b; III, IV, V a und b; IX a und b; XI a.
Nach dem Stehen im Keller und Trocknen auf:
I a; III, IV, V a und b; VI a und b; VII a; IX b; X und XI a und b.
Jedenfalls gebührt der Vorschrift Nr. 2 vor allen anderen der Vorzug. Betrachtet man
die Hygroskopität, so nimmt dieselbe mit dem verminderten Gehalte an PbO,
S²O² merklich ab. Rücksichtlich der Cohärenz lassen diese Massen noch
viel zu wünschen übrig, obgleich sich dieselbe in diesen letzten drei Vorschriften,
gegenüber der in der Isten Versuchsreihe enthaltenen Vorschrift Nr. 6, wesentlich
vermehrt findet.
Im Laufe meiner Untersuchungen habe ich noch mit Bleisuboxyd, einem Gemisch von
Bleisuboxyd und Kohle, sowie mit Zinnoxydul Versuche angestellt, die aber zu
durchaus unbefriedigenden Resultaten führten.
Als Anhang
zu den Zündmassen, die im Wesentlichen auf der Anwendung des
chlorsauren Kalis beruhen, theile ich die Resultate der Prüfung mit, welche ich mit
den von anderen Autoren veröffentlichten Vorschriften, so weit mir dieselben bekannt
geworden sind, unternommen habe.
1) Die älteste Zündmasse von Hochstätter.
Ich habe in meiner früheren Abhandlung in diesem Journal Bd. CLXI S. 223 berichtet,
daß sich nach der dort angegebenen Vorschrift eine zweckentsprechende Zündmasse
nicht herstellen läßt. Modificirt man aber die Vorschrift folgendermaßen:
Zweifach-chromsaures Kali
4 Theile.
chlorsaures Kali
14 „
Bleisuperoxyd
4,5 „
Kermes
12 „
Bimsstein
6 „
Gummi
4 „
so läßt sich eine tupfbare Zündmasse herstellen.
Entzündungstemperatur = 174 – 177° C.
Auf der Maschine erhält man + Resultate bei:
I a und b; III a und b; IV a und b; V a und b; VI a und b; VII a (?) u. b; IX a und b; X b; XI a und b.
Die Masse ist hygroskopisch, so daß die Hölzchen sich im Keller selbst nicht
entzünden. Nach dem Trocknen dagegen entzünden sie sich wiederum bei:
I a; IV a
und b; V a; IX a und b; X b; XI a und b.
2) Canouil'sche patentirte Vorschrift.
Entzündungstemperatur = 163 – 174° C.
Auf der Maschine konnten nur bei IX b und XI a
+ Resultate erzielt werden. – Die Hygroskopität
der Masse ist gering.
3) Erstes Recept von Lutz.
Entzündungstemperatur = 148 – 152° C.
Auf der Maschine wurden + Resultate gewonnen bei:
I a und b; III a; IV a; V a und b; VI a und b; VII a und b; VIII a und b; IX a und b; X a und b; XI a und b.
Im Keller geprüft, entzündete sich diese Masse nicht; nach dem Trocknen bei:
I a; III; IV; V; VI; VII; VIII; IX;
X; XI a und b.
4) Zweites Recept von Lutz.
Entzündungstemperatur = 125 – 131° C.
Die Masse entzündete sich auf allen Reibflächen mit Ausnahme von II a und b; im Keller dagegen
eben so wenig wie Nr. 3, aber nach dem Trocknen bei:
I a; III a; IV, V, VI, VII; VIII, IX a und b; X b; XI a und b.
Die Masse ist hygroskopischer als Nr. 3. Die genauen Zahlenangaben finden sich in der
unten folgenden Tabelle.
5) Die im Précis de chimie industrielle par M. Payen 4me
édition, 1859, pag. 737 (polytechn.
Journal Bd. CLXI S. 148) veröffentlichte Vorschrift von Baudaux und Paignon, bestehend aus:
Chlorsaurem Kali
90 Theile.
zweifach-chromsaurem Kali
45 „
Bleisuperoxyd
25 „
Mennige
20 „
Spießglanzsafran
20 „
grauem Schwefelantimon
15 „
Glaspulver
15 „
Blutlaugensalz
5 „
Gummi
15 „
hat eine Entzündungstemperatur, die zwischen 182° und
192° C. liegt.
Auf der Maschine + Resultate bei I a und b; IV a und b; V a ; VI a; VII b ; VIII b ; IX b. – Die Masse ist ziemlich hygroskopisch; im Keller
ist sie nicht entzündbar, nach dem Trocknen dagegen bei:
I a u. b;
III; IV, V a u. b; VI a; VII b; VIII a; IX a; X a; XI a u. b.
In einer
VI. Versuchsreihe
prüfte ich, ob sich Nitromannit und pikrinsaures Kali in ihrer
Eigenschaft als explosive Körper zur Herstellung phosphorfreier Zündhölzer verwenden
lassen. Bereitet man die Massen so, daß man die genannten Körper nur mit Gummi
anreibt, so wird die Masse so locker, daß sie sich zu leicht abbröckeln läßt.
– Diesen Uebelstand kann man aber durch Zusatz eines eckigen Körpers, wie
Bimsstein oder Glaspulver, vollständig beseitigen. – Die Zündmassen, in denen
beide Körper für sich allein oder nur mit dem Zusatz eines indifferenten Körpers
angewendet wurden, konnten durchaus nicht entzündet werden. Ich versuchte daher die
Entzündlichkeit durch den Zusatz eines Oxydationsmittels, nämlich durch
zweifach-chromsaures Kali, zu erhöhen. Eine erfolgreiche Wirkung zeigte sich
nur bei dem pikrinsauren Kali, und zwar in folgenden Verhältnissen:
Pikrinsaures Kali
10 Theile.
Glaspulver
3 „
zweifach-chromsaures Kali
2 „
Gummi
2 „
Die Entzündungstemperatur der Masse liegt über 220° C. Die Hölzchen entzünden
sich leicht bei der Vorprüfung und brennen, ebenso wie die Masse, wenn sie mit einer
Flamme angezündet wird, mit eigenthümlichem Funkensprühen (pot à feu artig). Der Rückstand von der Verbrennung besteht aus
Cr²O³; KO₂, CrO³ und einer lockeren porösen Kohle. Durch
die Geruchsorgane wahrnehmbare Gase schienen sich bei der Verbrennung nicht zu
bilden. – Es ist mir bis jetzt nicht gelungen diese Zündmasse weiter zu
verbessern, obwohl ich nicht zweifle, daß sie einer Verbesserung fähig ist.
Vergleicht man die Resultate der bisher mitgetheilten Gesammtuntersuchungen, so kann
es keinem Zweifel unterliegen, daß den Compositionen von chlorsaurem Kali und
unterschwefligsaurem Bleioxyd vor allen der Vorzug gebührt. Die Zündmassen welche
aus chlorsaurem Kali, grauem Schwefelantimon und salpetersaurem Bleioxyd
zusammengesetzt wurden, stehen allerdings rücksichtlich der Leichtentzündlichkeit
nicht nach, dagegen ist abgesehen von der größeren Hygroskopität, die Zersetzbarkeit
der Masse ein so ungünstiges Moment, daß schon allein aus diesem Grunde voneiner Concurrenz mit den
eben genannten Massen Abstand genommen werden muß.
Die Anwendung des unterschwefligsauren Bleioxyds hat aber einen nicht unwesentlichen
Nachtheil im Gefolge, nämlich die geringe Cohärenz der Masse, die freilich bei den
in der IV. Versuchsreihe mitgetheilten Vorschriften bei weitem nicht so stark
hervortritt, wie bei den Zündmassen der I. Versuchsreihe. – Es gelingt
leicht, der Masse eine größere Festigkeit zu ertheilen durch den Zusatz eines
eckigen Körpers, z.B. Glas- oder Bimssteinpulver. Es scheint als ob die
Wirkung dieser Substanzen, ähnlich wie es zum Theil bei der Kieselsäure im
Luftmörtel stattfindet, auf einem Adhäsionsvorgange beruht. – Durch den
Gehalt von einem nicht entzündlichen Körper, wie Glas etc., wird aber
begreiflicherweise die Entzündlichkeit der Masse vermindert. Setzt man z.B. zu der
Vorschrift 28, I. Versuchsreihe, 2 Gewichtstheile Glaspulver, so wird die
Entzündlichkeit nicht unwesentlich herabgesetzt; die Masse brennt langsam und man
sieht deutlich, daß die Verbreitung der Entzündung durch die Masse einen Widerstand
zu überwinden hat. – Es lag daher die Aufgabe nahe, einen Körper ausfindig zu
machen, welcher die Festigkeit der Masse vermehrt, ohne die Entzündlichkeit zu
beeinträchtigen. Diesen Körper glaube ich in dem käuflichen kieselsäurehaltigen
grauen Schwefelantimon gefunden zu haben. Der Zusatz von grauem Schwefelantimon
vermindert die Entzündlichkeit nicht nur nicht, songern er erhöht dieselbe, wie die
nachfolgenden Untersuchungen zeigen werden. – Der Grad der Entzündlichkeit
läßt sich so weit steigern, daß man bei Anwendung bestimmter Gewichtsverhältnisse
die Masse gerade so wie Phosphorzündhölzchen durch Ritzen mit dem Fingernagel
entzünden kann. Ich habe hierauf keine weitere Rücksicht genommen, weil ich dieß
nicht für einen Vorzug bei einer Zündmasse halte. Die größere Entzündlichkeit dieser
Massen ist darin begründet, daß durch die vermehrte Festigkeit die Zündmasse von den
stark rauhen Reibflächen nicht zertrümmert wird, ohne entzündet zu werden. –
Folgende Vorschriften mögen das oben mitgetheilte näher veranschaulichen:
1)
Chlorsaures Kali
10 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
7 „
graues Schwefelantimon
3 „
Gummi
2 „
Entzündungstemperatur = 162 – 180° C.
Die Verbrennung ist mit der Bildung von SO² verbunden. Im Rückstande finden
sich: SbS³; SbCl³; SbO³; PbS; PbO, SO³; KO, SO³;
KCl; C (Spuren).
2)
Chlorsaures Kali
7 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
7 „
graues Schwefelantimon
3 „
Gummi
1,5 „
Entzündungstemperatur = 142 – 168° C.
Die Verbrennungsproducte im Wesentlichen = Nr. 1.
3)
Chlorsaures Kali
10 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
3 „
graues Schwefelantimon
7 „
Gummi
2 „
Entzündungstemperatur = 193 – 211° C.
Die Verbrennungsproducte enthielten dieselben Körper wie Nr. 1, nur SbS³ in
größerer Menge.
4)
Chlorsaures Kali
10 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
5 „
graues Schwefelantimon
5 „
Gummi
2 „
Entzündungstemperatur = 164 – 170° C.
Verbrennungsproducte = Nr. 1.
Zur Beseitigung der schwefligen Säure läßt sich mit bestem Erfolg braunes Bleioxyd
einführen.
5)
Chlorsaures Kali
10 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
7 „
graues Schwefelantimon
3 „
Bleisuperoxyd
2 „
Gummi
2 „
Entzündungstemperatur = 186 – 197° C.
Die Verbrennungsproducte im Allgemeinen = Nr. 1, nur mit dem Unterschiede, daß die
Menge des PbO, SO³ erheblich vermehrt war.
Die Zündhölzer welche nach diesen fünf Vorschriften dargestellt wurden, entzündeten
sich auf allen Reibflächen mit Ausnahme von II a und b. Sie entzünden sich ferner noch während des Stehens im
Keller, nach dem Trocknen wiederum wie vorher auf allen Reibflächen, II a u. b ausgenommen.
Die Phosphorzündhölzer welche in derselben Weise geprüft wurden, lieferten ein
durchaus gleiches Resultat. (Die Phosphorzündmasse bestand aus: Phosphor,
chlorsaurem Kali, Mennige, Kohle und Leim.)
Wie aus der Hygroskopitätstabelle hervorgeht, ist die Zündmasse Nr. 5 die am
wenigsten hygroskopische; dann folgt die Zündmasse Nr. 3, welche zugleich die größte
Cohärenz besitzt.
Die geringe Festigkeit, welche den Massen anfangs eigen ist, beruht auf dem langsamen
Austrocknen des unterschwefligsauren Bleioxyds. Im Laufe der Zeit verschwindet
dieser Uebelstand. Zündhölzer nach der Vorschrift Nr. 4 dargestellt, die bereits
älter als 1 1/2 Jahr sind, haben eine so vortreffliche Cohärenz erhalten, daß es
schwer wird die Zündmasse mit den Nägeln von dem geschwefelten Ende des Hölzchens
loszumachen, während die 8–14 Tage alte Masse, obwohl sie die angeführte
Entzündlichkeit schon nach Verlauf weniger Stunden erhält, sich leicht durch Kratzen
abbröckelt. Aus diesem Grunde versagen die Zündmassen auch öfters auf den gewöhnlich
auf den Phosphorzündholzschachteln angebrachten Reiben, die verhältnißmäßig sehr
große Unebenheiten haben, oft nur 2–3 hervorstehende Klümpchen Farbe, an
welchen die Masse vom Hölzchen abgerissen wird. Auf gleichmäßigeren Reibflächen, wie
an der Zimmertapete, auf nicht allzu schlechtem Fußboden, auf einem Stück Zeug,
sowie auf allen nur etwas sorgfältig hergestellten Reiben (vortrefflich ist die auf
den Kummer- u. Günther'schen Zündholzschachteln befindliche Reibe) ist das nicht der Fall.
– Das langsame Austrocknen ist, wie ich schon früher bemerkte, in der
teigigen Consistenz des mit Wasser angeriebenen unterschwefligsauren Bleioxyds
begründet. Die obere Schicht der Masse bildet eine Decke über die unterliegenden,
und verzögert so deren Consolidirung. – Das Austrocknen der Masse und die
Cohärenz stehen demnach in einem conditionellen Verhältnisse. Man kann auch hier
abhelfen, und zwar dadurch, daß man der Masse Körper zusetzt, welche derselben eine
lockere Beschaffenheit ertheilen. Der gewünschte Erfolg wird nun schon durch Zusatz
von eckigen Körpern wie Glaspulver etc. ziemlich gut erreicht, vorzüglich geeignet
für diesen Zweck finde ich aber die Pulverkohle oder das durch Behandeln mit Wasser
entsalpetrisirte Pulver, welches noch im feuchten Zustande angewendet werden muß.
Als Beispiele mögen die folgenden Vorschriften dienen, von denen die letztere schon
vor längerer Zeit von mir angewendet wurde.
6)
Chlorsaures Kali
10 Theile.
unterschwefligsaures Bleioxyd
7 „
graues Schwefelantimon
3 „
Pulverkohle (Faulbaum)
2 „
Gummi
2 „
Entzündungstemperatur = 182 – 199° C.
Verbrennungsproducte im Allgemeinen = Nr. 2, im Rückstand findet sich mehr C.
7)
Chlorsaures Kali
10 Theile.
graues Schwefelantimon
8 „
unterschwefligsaures Bleioxyd
5 „
entsalpetrisirtes Pulver
2 „
Gummi
2 „
Entzündungstemperatur = 180 – 192° C.
Die Verbrennungsproducte gleich Nr. 6, der Kohlenstoffgehalt ist in dem Rückstand
jedoch geringer.
In Betreff der Entzündlichkeit wurden dieselben Resultate erhalten, wie bei den
ersteren fünf Vorschriften.
Hygroskopitätstabelle.
Die Hygroskopität wurde bei dieser Tabelle in der Art bestimmt, daß auf vorher
gewogene Uhrschälchen nahezu 1 Grm. der betreffenden Masse gelegt und dann genau
gewogen wurde. So vorgerichtet wurden die Massen gleichzeitig mit den Zündhölzern in
den Keller gestellt. Der Feuchtigkeitsgehalt derselben schwankte an den
verschiedenen Tagen zwischen 80–90 Proc., so daß die genaue Angabe der
Messungen ohne Werth erscheint, zumal es hier nur auf einen Vergleich der Massen
unter sich ankommt. Alsdann wurden die Uhrschälchen mit den Massen rasch im Zimmer
gewogen, von dem erhaltenen Gewichte das bekannte des Uhrschälchens abgezogenBei der Aufstellung der beiden ersten Hygroskopitätstabellen war dieß nicht
der Fall, dort muß es eigentlich heißen von... Grm. Masse + Uhrschälchen.
Die Masse selbst betrug im Durchschnitt 2,5 Grm. und schließlich die Gewichtszunahme in der feuchten Atmosphäre auf 1 Grm.
Masse reducirt. In dieser Weise bestimmt, betrug die Gewichtszunahme von 1 Grm. der
Zündmasse von
1)
Canouil (Anhang)
0,014 Grm.
2)
Kummer und Günthe
0,022 „
3)
Combinirte Masse Nr. 5
0,023 „
4)
IV. Versuchsreihe Nr. 3
0,023 „
5)
V.
„
Nr. 3
0,025 „
6)
VI. „
Nr. 4
0,027 „
7)
Combinirte Masse Nr. 3
0,028 „
8)
III. Versuchsreihe Nr. 8
0,028 „
9)
„ „
Nr. 9
0,029 „
10)
V.
„
Nr. 2
0,029 „
11)
Combinirte Masse Nr. 1
0,030 „
12)
Lutz'sche Vorschrift Nr. 1
0,030 Grm.
13)
IV. Versuchsreihe Nr. 5
0,030 „
14)
Combinirte Masse Nr. 2
0,032 „
15)
V. Versuchsreihe Nr. 1
0,034 „
16)
III.
„
Nr. 6
0,038 „
17)
Combinirte Masse Nr. 4
0,039 „
18)
„
„ Nr. 6
0,042 „
19)
Vaudaux und Paignon
0,043 „
20)
III. Versuchsreihe Nr. 7
0,044 „
21)
IV.
„
Nr. 2
0,044 „
22)
III.
„
b
0,045 „
23)
IV.
„
Nr. 1
0,045 „
24)
III.
„
a
0,046 „
25)
Hochstätter's Masse
0,049 „
26)
III. Versuchsreihe Nr. 1
0,050 „
27)
„
Nr. 5
0,050 „
28)
Lutz's zweite Vorschrift
0,050 „
29)
III. Versuchsreihe Nr. 2
0,054 „
30)
„
Nr. 3
0,058 „
31)
„
Nr. 4
0,065 „
32)
Phosphorzündmasse
0,099 „
Bei einer vorurtheilsfreien Vergleichung der zuletzt mitgetheilten combinirten
Zündmassen, in welchen unterschwefligsaures Bleioxyd die Hauptrolle spielt, mit den
von uns zur Untersuchung gezogenen anerkannt guten Phosphorzündhölzchen, vermag ich
keinen wirklich nennenswerthen Vortheil der letzteren anzugeben. Man müßte denn
dahin rechnen wollen, das Abbröckeln der noch frischen Masse, was zuweilen auf sehr
schlechten Reiben der gewöhnlichen Zündholzschachteln stattfindet, sowie den im
Allgemeinen etwas kräftigeren Strich der bei den eben genannten Reibflächen zur
Entzündung erforderlich ist, welchen aber Jedermann leicht durch das Anstreichen von
1–2 Zündhölzchen kennen lernt. Diese angeblichen Uebelstände kommen aber
meiner Meinung nach gar nicht in Betracht gegenüber den großen Vortheilen, welche
die Elimination des Phosphors aus der Zündholzfabrication mit sich bringt; sie
fallen auch sofort weg, wenn man nur der Anfertigung der Reiben etwas mehr
Aufmerksamkeit zuwendet. Gewöhnlich finde ich unter 6–8
Phosphorzündholzschachteln eine, welche die gerügten Uebelstände besitzt. Es bliebe
mir demnach nur noch übrig, die Herstellungskosten der Zündmassen zu besprechen. Die
Angaben mehrerer Zündholzfabrikanten, die ich um den Preis ihrer Phosphorzündmasse
befragte, variiren von 7–10 Sgr. für 100,000 Stück Zündhölzchen. Ich muß die Genauigkeit dieser
Angaben dahin gestellt seyn lassen. – Da ich den von mir getupften Hölzchen
nicht die nöthige Garantie der Gleichmäßigkeit und Uebereinstimmung mit den
fabrikmäßig dargestellten zutraute, so habe ich die Zündmasse von 100 Stück Kummer- u. Günther'schen Zündhölzchen abgeschabt und gewogen. Im Durchschnitt von drei
solchen Operationen betrug die Masse von 100 Stück Zündhölzchen 0,6 Grm. –
Dieses Gewicht, sowie die nachfolgend verzeichneten Preise der angewendeten
Materialien, bilden die Anhaltspunkte für meine Berechnung:
Chlorsaures Kali
per Ctr.
50 Rthlr.
graues Schwefelantimon
„
11 „
unterschwefligsaures Bleioxyd
„
25 „
Gummi
„
14 „
Bleisuperoxyd (braunes)
„
29 „
Schießpulver
„
25 „
pulverisirte Faulbaumkohle
„
15 „
Darnach kostet die Masse für 100,000 Hölzchen:
bei der
combinirten
Masse
Nr. 1
12 Sgr.
„ „
„
„
Nr. 2
11,2 „
„ „
„
„
Nr. 3
11,1 „
„ „
„
„
Nr. 4
11,5 „
„ „
„
„
Nr. 5
12 „
„ „
„
„
Nr. 6
11,5 „
„ „
„
„
Nr. 7
10,6 „
Es steht sicher zu erwarten, daß die Preise der Materialien, falls sich ein größerer
Verbrauch herausstellt, nicht unbedeutend erniedrigt werden. Wenn man sich erinnert,
daß der Preis des Phosphors durch seine Anwendung in der Zündholzfabrication auf circa 1/10 seines früheren Betrages reducirt ist, wenn
man ferner annimmt, daß bei meiner Zündmasse der Preis nur eines einzigen Körpers,
obwohl unzweifelhaft die meisten eine bedeutende Preisherabsetzung erfahren werden,
z.B. des chlorsauren Kalis bloß um die Hälfte herabgesetzt wird, so werden die neuen
Zündmassen, bei denen schon jetzt eine nur unbedeutende Preisdifferenz besteht,
unbedingt billiger werden, als die Phosphorzündmassen.
Das Ergebniß meiner Untersuchungen ist demnach die Herstellung
einer Zündmasse, welche in ihrer Leistungsfähigkeit den Phosphorzündmassen
mindestens gleichsteht, und welche außerdem noch zwei
wesentliche Vortheile hat:
1) die Beseitigung des Phosphors und damit die mit seiner Anwendung verbundenen
Mißstände, welche vorzugsweise in dem Mißbrauch desPhosphors als Gift und in der
mit seiner Benutzung verbundenen Gefahr für die Gesundheit der Arbeiter in den
Zündholzfabriken besteht. Damit liegt zugleich die Möglichkeit eines
sanitätspolizeilichen Verbots der Phosphorzündhölzer vor;
2) die Aussicht auf ein wohlfeileres Product.