Titel: | Ueber Prüfung der Thone auf ihre Feuerfestigkeit; von Dr. C. Otto. |
Autor: | C. Otto |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LVI., S. 193 |
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LVI.
Ueber Prüfung der Thone auf ihre Feuerfestigkeit;
von Dr. C. Otto.
Otto, über Prüfung der Thone auf ihre Feuerfestigkeit.
Die im polytechnischen Journal enthaltenen Aufsätze von Hrn. Dr. C. Bischof
„über Bestimmung der Güte feuerfester Thone“ veranlassen mich
im Folgenden die höchst einfache Art der Versuche mitzutheilen, welche ich als
Chemiker der Fabrik feuerfester Producte von H. J. Vygen
und Comp. in Duisburg anzustellen pflege, um sowohl
Thone, als feuerfeste Steine in Bezug auf ihre Feuerbeständigkeit zu
vergleichen.
Das Verfahren wird, soviel mir bekannt, in ähnlicher Weise auch auf einigen
Hüttenwerken Westphalens angewendet, und besteht darin, daß aus Thonen, welche mit
einander verglichen werden sollen, Probesteine gleicher Dimensionen angefertigt und
in einem Sefström'schen Gebläseofen zusammen einer sehr
hohen Temperatur ausgesetzt werden, deren Einwirkung auf die Thone beobachtet
wird.
Der zu den Versuchen dienende Sefström'sche Ofen hat im
Lichten 12'' Weite, 18'' Höhe, ist mit acht schmiedeeisernen Düsen von je 3/8''
Durchmesser versehen, welche sich in einer Höhe von 3 1/2'' über dem Boden befinden,
und steht mit einem Gebläse in Verbindung, welches im Stande ist, dem Ofen Wind mit
einer Pressung von 1/2'' Quecksilbersäule zu liefern. Der Wind ist in den als
Regulator dienenden Mantel des Ofens so eingeleitet, daß die Pressung in allen Düsen
eine gleiche ist. Die Probesteine sind aus gleichen Theilen gebrannten und
ungebrannten Thones angefertigt, und werden vor dem Versuch gebrannt. Der Größe des
Ofens entsprechen am besten die Dimensionen 4'', 2 1/4'', 1 1/2'', weil man dann je
zwei Steine von je zwei einander zu vergleichenden Thonen auf eine Unterlage von
etwa 2 1/4'' Höhe aus sehr gutem feuerfesten Material stellen kann, ohne daß der
Raum zwischen Düsen und Probesteinen für das Verbrennen der Kohks zu sehr beengt
würde.
Textabbildung Bd. 163, S. 193
Vor dem Beginn des Versuchs stellt man die vier Probesteine der beiden zu
vergleichenden Thone in der Weise, wie nebenstehende Figur andeutet, einander
kreuzweise gegenüber.
Das Anheizen des Ofens geschieht mit Holzkohlen; später feuert man mit Kohks von etwa
Wallnußgröße. Jede Probe wird natürlich solange fortgesetzt, bis einer der Thone
stark abgeschmolzen ist. Die beiden Steine jedoch, welche aus demselben Thon
verfertigt sind, müssen vollständig gleich von der Hitze angegriffen seyn: sobald
einermehr gelitten
als der andere aus demselben Material, so haben sich während des Blasens Düsen
verstopft, die Temperatur war nicht gleichmäßig und der Versuch ist zu verwerfen.
Auf diese Art enthält jeder Versuch die Controle seiner Richtigkeit.
Giebt man während der ganzen Dauer der Probe eine Windpressung von 1/4''
Quecksilbersäule, so schmelzen solche Thone, deren Feuerfestigkeit für
Kesselfeuerungen genügt, etwa 2 Stunden nachdem die Kohks im Sefström'schen Ofen bis oben hin rothglühend gewesen; die feuerfesteren
Thone halten 3–3 1/2 Stunden. Bei einer Windpressung von 1/2''
Quecksilbersäule dagegen schmelzen auch die besten Thone schon nach 1 Stunde.
Da es nun einerseits vortheilhaft ist, langsam anzuheizen, damit die Steine sich
nicht krumm ziehen, andererseits bei 1/2'' Quecksilberpressung die Kohksschlake so
leichtflüssig ist, daß kein Zusetzen einer Düse eintritt, der Versuch also stets
geräth, so giebt man am besten zuerst bloß 1/4'' Quecksilberpressung, bis die Kohks
bis oben im Ofen rothglühend sind, und erhöht dann die Pressung auf 1/2''
Quecksilbersäule. Die Methode ist in diesem Falle sehr sicher und macht sehr kleine
Unterschiede in der Feuerfestigkeit bemerkbar.
Die Schnelligkeit der Untersuchung eines Thones nach diesem Verfahren läßt nichts zu
wünschen übrig, denn wenn man das Brennen des Thones und der Probesteine im Ofen
selbst vornimmt, kann eine Untersuchung in höchstens zwei Tagen ausgeführt
werden.
Bei der Vergleichung feuerfester Steine hat man nur je zwei Steinchen obiger
Dimensionen hauen zu lassen und diese im Ofen nach obigem Verfahren zu behandeln.
– Eine Pressung von 1/2'' Quecksilbersäule ist natürlich bloß bei gutem
Gebläse anwendbar; für die Pressung von 1/4'' Quecksilbersäule genügt aber schon ein
kräftiger Schmiedebalg, so daß die Anwendung der Methode mit wenig Umständen zu
bewerkstelligen ist. Ganz besonders empfehlen sich diese Versuche den
Hauptconsumenten der feuerfesten Fabrikate, den Hüttenwerken, für welche es von der
größten Wichtigkeit ist, auf diese leicht und rasch ausführbare Weise einen sicheren
Aufschluß über die Güte eines feuerfesten Materials vor dem Gebrauch im Großen zu
erlangen.