Titel: | Das Chromatoskop, ein neuer Apparat für Musterzeichner. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XXIX., S. 106 |
Download: | XML |
XXIX.
Das Chromatoskop, ein neuer Apparat für
Musterzeichner.
Aus dem Monatsblatt des hannoverschen
Gewerbevereins, 1861, Nr. 11.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ueber das Chromatoskop.
Aus Paris kommt seit Kurzem unter der Bezeichnung „Chromatoskop“
ein Apparat in den Handel, der als ein wesentlich verbessertes Kaleidoskop
betrachtet werden kann, und der neben dem, in neuerer Zeit bekannt gewordenen und
jetzt schon vielfach benutzten Debuskop ein schätzenswerthes Hülfsmittel zum
Entwerfen von Mustern abgibt.
Fig. 11 zeigt
eine Seitenansicht und Fig. 12 die Vorderansicht
desselben in 1/3 der wahren Größe.
In dem Messingrohre a, dessen Querschnitt in Fig. 13
gezeichnet ist, liegen der ganzen Länge nach, wie beim Kaleidoskop, zwei Spiegel b, b, die unter einem Winkel von 30, 36 oder 45 Graden
zusammenstoßen, je nachdem die erzeugte Rosette resp. 12, 10 oder 8 Felder haben
soll. Diese Spiegel dürfen nicht aus gewöhnlichem mit Quecksilber amalgamirtem
Spiegelglas bestehen, da dieselben sowohl auf der Rückseite, als auch auf der
Vorderseite spiegeln und dadurch in diesem Falle sehr unregelmäßige und schlechte
Bilder erzeugen würden; nur die vordere Fläche darf das Licht reflectiren. Bei dem
vorliegenden Instrument bestehen die Spiegel aus geschliffenem schwarzen Glase.
Solche Glasspiegel verschlucken übrigens eine ziemliche Menge Licht, wodurch die
Helligkeit der Bilder beeinträchtigt wird. Hellere Bilder würden Metallspiegel
geben, die aber theurer sind und leichter blind werden. Das Rohr a ist an seinem oberen Ende mit einer schwachen Loupe
versehen, die eine Vergrößerung des Bildes hervorbringt und zugleich einen Verschluß
des Rohres bewirkt, so daß die Spiegel vor Staub, Feuchtigkeit etc. geschützt
sind.
Das Object zur Erzeugung der Bilder ist hier eine hölzerne Walze d, die mit einer Menge Läppchen von Wolle, Seide,
Sammet, mit künstlichen Blümchen und Blättern, mit Federn, Chenille, farbigem Papier
etc. in bunter Unordnung bekleidet ist. Nur hat man beim Ueberziehen der Walze
darauf zu achten, daß solche Farben neben einander kommen, die möglichst gut
zusammen harmoniren. Die Walze liegt unmittelbar unter dem Rohr a in dem hölzernen Kasten c,
der auf seiner vorderen, schrägen Seite mit einer Glasplatte versehen ist, die das
Innere vor Staub etc. schützt, ohne die Helligkeit zu beeinträchtigen.
Damit die Mannichfaltigkeit der Bilder recht groß werde, muß jede Stelle der bunten
Walze unter das Rohr a gebracht werden können. Zugleich
muß sich die Walze leicht auswechseln und durch eine neue ersetzen lassen. Beides
wird in sehr einfacher Weise erreicht. Die Walze selbst ist der Länge nach
durchbohrt und mit einem Ende auf das Röhrchen e
gesteckt, auf dem es durch Friction festsitzt. Durch das andere Walzenende geht ein
Draht f, der so lang ist, daß er noch zum Theil in das
Röhrchen e hineintritt. Der Draht sowohl als das
Röhrchen stehen nicht direct mit den Seitenwänden des Kastens in Verbindung, sondern
werden durch die Schieber g und h, die sich ziemlich leicht bewegen lassen, gehalten, so daß also die
Walze nicht nur eine Drehung und seitliche Verschiebung, sondern auch eine
Verschiebung vor- und rückwärts gestattet. Soll die Walze ganz herausgenommen
werden, sobraucht man
nur das Röhrchen e herauszuziehen, worauf sie sich
leicht entfernen und durch eine andere ersetzen läßt.
Die wesentlichen Vorzüge, welche das Chromatoskop, gleich dem Debuskop vor dem
Kaleidoskop hat, sind die, daß sich als Object zur Erzeugung der Bilder, nicht wie
dort nur farbige Glasstückchen, sondern alle beliebigen farbigen und verzierten
Gegenstände anwenden lassen; und ferner, daß sich durch Feststellung der Walze jedes
entstehende Muster leicht fixiren läßt, um mit Muße abgezeichnet zu werden.
Zweckmäßig würde es seyn, für die Walze eine kleine Bremsvorrichtung herzustellen,
z.B. eine das Röhrchen e umfassende, an der Kastenwand
befestigte Feder, welche eine zufällige Drehung der Walze sicherer verhindern würde,
als die Friction, welche das Röhrchen in dem Loche der Kastenwand erleidet.
Mit dem Debuskop verglichen, hat das Chromatoskop allerdings den Nachtheil eines
höheren Preises. Dafür sind aber sowohl die Spiegel als das Object besser vor
Schmutz und Staub geschützt. Durch die verschiedenartige Beleuchtung bei beiden
Instrumenten wird der Charakter der erzeugten Bilder ein wesentlich verschiedener;
auch hat die Rundung der Walze Einfluß auf deren Eigenthümlichkeit.
Das Chromatoskop ist gewiß, neben dem Debuskop, als ein sehr schätzenswerthes
Hülfsmittel für Musterzeichner, Decorationsmaler etc. zu betrachten, und liefert
außer dieser nützlichen Anwendung ein recht artiges Spielwerk für den Nipptisch der
Wohlhabenden.