Titel: | Neue Methode, die Sulfuride des Eisens, Kupfers, Zinks und Calciums vollständig zu entschwefeln, und den Schwefel als solchen zu gewinnen. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. CII., S. 372 |
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CII.
Neue Methode, die Sulfuride des Eisens, Kupfers,
Zinks und Calciums vollständig zu entschwefeln, und den Schwefel als solchen zu
gewinnen.
Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1861, Nr.
48.
Methode die Sulfuride des Eisens, Kupfers etc. vollständig zu
entschwefeln.
Im Journal des mines, 1861 Nr. 5, wird von Hrn. J. Brunfaut über diesen Gegenstand Nachstehendes
mitgetheilt: Die Entschwefelung der Kiese u.s.w. in Stücken mittelst atmosphärischer
Luft oder Wasserdampfes gelang in einem cylindrischen Schachtofen nur unvollständig;
es blieb in den Stücken stets ein schwefelhaltiger Kern, wiewohl sich überhitzter
Wasserdampf etwas wirksamer als atmosphärische Luft zeigte. Die Entschwefelung
gelang aber, angestellten Analysen zufolge, ganz vollständig, wenn dem Erz 10 Proc.
Kohks oder magere Steinkohle beigemengt, etwa 1 1/2 Stunden lang überhitzter
Wasserdampf und dann eben so lange erhitzte atmosphärische Gebläseluft in den
Schachtofen eingeführt wurde. Während bei der gewöhnlichen Röstung die gebildete
Qxydkruste das Eindringen der oxydirenden Agentien ins Innere der Stücke verhindert,
so wird durch das bei Einmengung von Kohle gebildete Kohlenoxydgas das Eisenoxyd
reducirt, der Schwefel aus dem Inneren verbindet sich von Neuem mit dem reducirten
Eisen in seinem Entstehungszustand, und kann dann oxydirt werden. Das Mineral bleibt
in Schwammform zurück.
Die bei der Röstung gebildeten Gase und Dämpfe (Schwefel, Schwefelwasserstoff,
schweflige Säure, Stickstoff, Kohlensäure und Kohlenoxydgas) werden aus dem oberen
Theile des Ofenschachtes in zwei Condensationskammern geleitet, in welchen sich der
Schwefel absetzt. Je nachdem man in den Ofen Wasserdampf oder atmosphärische Luft
eintreten läßt, wird derselbe mit der einen oder anderen Condensationskammer in
Verbindung gesetzt, um schweflige Säure und Schwefelwasserstoffgas separirt zu
halten. Nachdem die Gase noch eine Kohksschicht passirt haben, um alle mechanisch
fortgerissenen festen Theile zurückzuhalten, leitet man schweflige Säure und
Schwefelwasserstoff, beide getrennt, durch Düsen in je eine Abtheilung eines
Tonnenregulators, indem die Düsen ins Wasser einmünden. Aus dem Regulator werden die
Gase beim Sinken der Glocke in eine gemauerte, mit Scheidewänden versehene
Reactionskammer gepreßt, in welcher sich durch Einwirkung derselben auf einander
Schwefel abscheidet
(2SH + SO² = 2HO + 3S).
Von Zeit zu Zeit wird der Schwefel vom Boden jeder Abtheilung durch eine Oeffnung
ausgezogen. Dabei werden die Wände von Zeit zu Zeit mit Wasser benetzt und
abgesetzter Schwefel herabgespült. Die abziehenden Gase werden noch durch eine
Wassersäule geleitet, ehe sie in die Esse gelangen, um den ganzen Gang der Operation
zu regeln und noch vorhandene schweflige Säure und Schwefelwasserstoffgas auf
einander wirken zu lassen. Fremde Gase behindern, wie man mehrfach behauptet, die
Reaction nicht. Der erfolgende, sauer reagirende Schwefel ist entweder gleich
Handelsproduct, nachdem er getrocknet, oder er wird gemahlen und mit Wasser
angerührt in Bütten zum Absatz gebracht. Die Waschwasser werden durch Ammoniak oder
kohlensaures Natron gesättigt.
Je nach der beim Rösten angewandten Menge Kohle, des Wasserdampfes und der Luft,
sowie nach dem Grade der Erhitzung des Ofens ist es möglich, aus Schwefelkies nur
oxydirtes Eisen oder Roheisen zu erhalten, und aus Blende gleich metallisches Zink
darzustellen. Kupferkies wird im oxydirten Zustande behufs seiner weiteren
Verarbeitung erzeugt werden müssen.
Für chemische Fabriken wird dieses System große Vortheile bieten.