Titel: | Ueber die Anwendung des Kupferchlorids zur Darstellung des Chlors, nach Laurens; von C. Barreswil. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXXIV., S. 286 |
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LXXXIV.
Ueber die Anwendung des Kupferchlorids zur
Darstellung des Chlors, nach Laurens; von C. Barreswil.
Aus dem Répertoire de Chimie appliquée, März
1861, S. 110.
Barreswil, über die Anwendung des Kupferchlorids zur Darstellung
des Chlors.
Das neue Verfahren zur Darstellung des Chlors, welches C. P. Laurens, Professor der Mathematik in Rouen, vorschlägt,55) besteht in der Zersetzung des Kupferchlorids durch Einwirkung der Wärme. Man
bereitet sich einmal Kupferchlorid nach einer der bekannten Methoden, indem man
Kupferoxyd in Salzsäure auflöst, oder durch Zersetzung von schwefelsaurem Kupferoxyd
mit Chlorbaryum etc. Die erhaltene Auflösung von Kupferchlorid wird abgedampft und
der Krystallisation überlassen; die krystallinische Masse wird mit ihrem halben
Gewicht Sand vermischt und dann vollständig entwässert (wahrscheinlich in einem
Flammofen). Das trockene Gemenge wird in thönernen Retorten, wie sie zur
Leuchtgasbereitung dienen, auf 250–300° C. erhitzt, wodurch sich das
Salz in Chlorgas und Kupferchlorür zersetzt. Wenn man
gußeiserne Retorten anwenden will, so muß man dieselben mit einem Futter aus Thon
und Kohle versehen, damit das erzeugte Chlorgas nicht auf das Metall einwirken
kann.
Das Kupferchlorür, welches den Rückstand dieser Chlorbereitung bildet, verwandelt man
wieder in Chlorid, indem man es mit der erforderlichen Menge Salzsäure gemischt,
etwa 12 Stunden lang der Einwirkung der Luft aussetzt; um die Oxydation zu
beschleunigen, kann man die Luft mittelst eines Mechanismus durch die Flüssigkeit
hindurchtreiben; die Lösung wird dann verdampft und durch Abkühlung zur
Krystallisation gebracht.
Mit dem so erhaltenen regenerirten Kupferchlorid wird die Operation in oben
angegebener Weise wieder vorgenommen, und das Material kann daher fortwährend zur
Chlorbereitung benutzt werden.56)
Hinsichtlich der Anwendung im Großen kann man diesem Verfahren vielleicht einen
Vorwurf wegen des hohen Preises des Kupfers machen, weil der Verlust an solchem
durch Verzettelung nicht unbedeutend seyn dürfte, sowohl in Form von Chlorid während
dessen Zersetzung, als in Form von Chlorür oder Chlorid bei dem unvermeidlichen
Uebertragen vom einen Gefäß in ein anderes; dann kommt noch in Betracht, daß in den
Chlorkalkfabriken etc. der bei Behandlung beträchtlicher Quantitäten von
Kupferchlorid entstehende feine Staub nicht ohne Gefahr für die Gesundheit der
Arbeiter wäre.
Jedenfalls ist dieses sehr interessante Verfahren aber für die Laboratorien zu empfehlen, weil man mittelst desselben im Kleinen leicht
und nach Belieben trockenes Chlorgas darstellen kann,
ohne eines zerbrechlichen und complicirten Apparats zu bedürfen.57)