Titel: | Ueber die Veränderungen des Wassers in großen Behältern; von Coste. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXVI., S. 223 |
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LXVI.
Ueber die Veränderungen des Wassers in großen
Behältern; von Coste.
Aus Armengaud's Génie industriel, September 1861, S.
145.
Coste, über die Veränderungen des Wassers in großen
Behältern.
Wenn es sich darum handelt, große Städte mit Wasserleitungen zu versehen, so ist die
Frage nicht ohne Interesse, wie sich das Wasser in den großen Sammelbehältern unter
dem Einfluß des Lichtes und der Wärme verhält. Es müssen sich daselbst wie in
stehenden Lachen organische Substanzen entwickeln. Die Einwirkung der
Sonnenstrahlen, verbunden mit der Wärmestrahlung der umgebenden Mauern, bringt im
Sommer die Temperatur des Wassers bis auf 35° C., und mikroskopische Pflanzen
und Thiere entstehen daher in großer Menge; diese ephemeren Gebilde vermehren sich
rasch und stark, tragen somit zur Entstehung von Fermenten bei, deren Wirkung
namentlich bei Gewittern bemerklich wird.
Ich habe seit mehr als 10 Jahren täglich und stündlich die Veränderungen verfolgt,
welche diese ungesunden Niederschläge dem Wasser mittheilen, welches aus dem
Reservoir des Pantheons in Paris ununterbrochen nach einem Laboratorium des Collége de France fließt. Ich bemesse nämlich
diese Veränderungen nach ihrem schädlichen Einfluß auf das Ausbrüten von Fischeiern,
welche hier als Versuchsinstrumente von der größten Empfindlichkeit dienen. Die
Sterblichkeit derselben steht immer im Verhältniß zu der Gährung, deren
Vorhandenseyn das Auge, der Geruch und das Mikroskop leicht constatiren.
Um den Unterschied zwischen den verschiedenen Theilen eines Behälters nachzuweisen,
je nachdem dieselben im Lichte oder im Schatten liegen, ließ ich gewisse Stellen der
Fischbehälter bedecken und die anderen frei im Lichte stehen. Keine Spur von Pflanzenwuchs zeigte sich an
den Wänden, welche im Dunkeln waren, während überall sonst die Vegetation sehr
lebhaft war.
Es ist nach diesen Versuchen einleuchtend, daß Licht und Wärme die Ursache der
Veränderungen des Wassers, namentlich des stehenden, sind. Man hat also die größte
Sorgfalt darauf zu verwenden, die Behälter vor deren Einfluß zu bewahren. Die Römer
hatten dieß wohl begriffen; Beweise dafür finden sich überall, wo sie Wasserbehälter
errichtet hatten, namentlich in Afrika und Italien. Dieselben sind mit ungeheuren
Gewölben aus cementirtem Mauerwerk überdeckt, und erhalten das Wasser stets
vollkommen frisch und rein. Noch jetzt befindet sich ein solcher Behälter am Fuße
des Berges Cirse bei Terracina (am Platze einer Villa von Lucullus) in solcher Unversehrtheit, daß man daraus allein schon die
Wichtigkeit ermessen kann, welche die Alten auf derartige Bauten legten.
Auch frischer Luftzug läßt sich unter diesen Gewölben leicht herstellen und so jede
der Bedingungen erfüllen, welche Chevreul für die
Reinheit des Wassers volkreicher Städte aufgestellt hat.In seiner Abhandlung „über mehrere chemische Processe, welche auf
die Gesundheit volkreicher Städte von Einfluß sind,“ im
polytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
377. Man braucht z.B. nur in dem Zuleitungscanale ein durch den Wasserstrom
selbst bewegtes Rad anzubringen, welches Luft und Wasser genügsam mischen wird.
Uebrigens wird die neuere Wissenschaft, wenn sie sich einmal mit diesem Problem
beschäftigt, sehr bald zur befriedigenden Lösung desselben, sowohl in Bezug auf die
Circulation des Wassers wie auf die Ventilation der Behälter gelangen.