Titel: | Ueber den Einfluß des Terpenthinöles auf die Gesundheit der Anstreicher und der Bewohner frisch angestrichener Räume; von Leclaire. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XXIV., S. 73 |
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XXIV.
Ueber den Einfluß des Terpenthinöles auf die
Gesundheit der Anstreicher und der Bewohner frisch angestrichener Räume; von Leclaire.
Aus dem Répertoire de Chimie appliquée,
August 1861, S. 320.
Leclaire, über den Einfluß des Terpenthinöles auf die Gesundheit
der Anstreicher etc.
Man hat viel von der Gefahr gesprochen, welcher man sich durch das Bewohnen frisch
mit Oelfarbe angestrichener Räume aussetzt; meistens schreibt man sie auf Rechnung
des Terpenthinöls.
Hr. Leclaire hat sich bemüht, zu ergründen, ob diese
Gefahren wirklich existiren, ob man ihre Ursache bestimmen kann und ob es ein
sicheres Mittel gibt, um den Moment zu bestimmen, wo keine Gefahr mehr vorhanden
ist.
Versuche, welche der Verf. mit Thieren anstellte, welche er unter Luftzutritt in
Behältern sich aufhalten ließ, die mit Oelfarbe unter Terpenthinölzusatz
angestrichen waren, brachten ihn zu dem Schluß: daß der frische Anstrich ohne Terpenthinölzusatz,Dieß suchte eine an die französische Akademie der Wissenschaften gerichtete
Denkschrift, welche die Arbeit des Hrn. Leclaire
veranlaßte, zu beweisen. Der Verfasser derselben glaubt, nachdem er von den
Gefahren des Terpenthinöls gesprochen, daß diese (von ihm übertriebenen)
Gefahren dem Bleiweiß zugeschrieben worden sind, und setzt hinzu:
„Und doch hat sich auf diesem groben Irrthum die Fabrication
des Zinkweißes und dessen Anwendung entwickelt.“ Hr. Leclaire, dem wir diese Industrie verdanken, hat
gegen diese Behauptung Widerspruch erhoben und erinnert an die zahlreichen
durch das Bleiweiß hervorgerufenen Krankheitsfälle, namentlich unter den
Arbeitern welche nicht mit Terpenthinöl umgehen, wie die
Spitzenarbeiterinnen, die Fabrikanten der Visitenkarten etc. sowohl einer Blei- wie einer Zinkweißfarbe, kein Unwohlseyn veranlassen
kann.
Es sind die Personen, welche in einem frisch angestrichenen Raum schlafen, keinen
erheblichen Zufällen ausgesetzt, wenn man darin einen starken Luftstrom
unterhält.
Man kann ohne Gefahr einen frisch angestrichenen Raum bewohnen, selbst wenn kein
Luftzug darin vorhanden ist, sobald die Farbe trocken
ist.
Der Verfasser fährt fort:
„Der frische Oelanstrich, mit oder ohne
Terpenthinölzusatz, entwickelt einen flüchtigen Körper, welcher gesammelt werden
kann, und zwar in desto größerer Menge, je mehr Terpenthinöl der Farbe
beigemischt war.“
Dieser Schluß ist aus folgenden Versuchen hergeleitet: Hr. Leclaire hat in frisch angestrichenen Kästen destillirtes Wasser in
Tellern stehen lassen, um zu sehen, ob in diesem Wasser keine Veränderung vorgehe;
es sollte darnach die
Zweckmäßigkeit der Gewohnheit mancher Personen beurtheilt werden, weiche in frisch
angestrichene Zimmer ein nasses Bündel Heu legen.
Er fand, daß das in dieser Ausdünstung gestandene Wasser beim Verdampfen mehr oder
weniger reichlich Krystalle absetzt (sehr wenig, wenn dem
Oel kein Terpenthinöl zugesetzt war).
Der letzte Schluß des Verfassers ist folgender: „Sobald die mit
Terpenthinöl bereitete Farbe trocken ist, liefert das
erwähnte Verfahren den krystallinischen Körper gar nicht mehr, selbst wenn sich
noch ein starker Geruch zeigt.“
Jene Krystalle sind nach Barreswil sehr groß, zu Gruppen
vereinigt, und scheinen in beiden Fällen, ob man Terpenthinöl oder Steinkohlenöl der
Farbe zugesetzt hat, dieselben zu seyn. (Wenn diese scheinbare Identität eine
wirkliche wäre, so würde dieß darauf hindeuten, daß die Krystalle aus einer vom Oele herrührenden Substanz stammen, oder daß das von Leclaire angewandte Steinkohlenöl verfälscht war, was
allerdings am wahrscheinlichsten ist.)
Diese Krystalle sind nach Chevreul von der Natur
derjenigen, welche Deville (als Terpenthinöl-Hydrat)
durch Verdampfung von Wasser erhalten hat, welches mit Terpenthinöl zusammen unter
einer Glocke aufbewahrt worden war. Es wäre dieß übrigens nicht die einzige
Substanz, welche. Leclaire in seinen Krystallen erhielt,
da nach seiner Angabe auch das Oel ohne Terpenthinöl Krystalle hervorbringt und
außerdem einen nicht krystallinischen Körper im Wasser absetzt.