Titel: | Versuche über die Saftgewinnung aus der Zuckerrübe durch die Centrifugalmaschine; von P. Ilienkoff. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. CXIX., S. 420 |
Download: | XML |
CXIX.
Versuche über die Saftgewinnung aus der
Zuckerrübe durch die Centrifugalmaschine; von P. Ilienkoff.Vom Verf. mitgetheilte Uebersetzung (im Auszuge) seiner in russischen technischen
Journalen erschienenen Abhandlung.
Ilienkoff, Versuche über die Saftgewinnung aus der Zuckerrübe durch
die Centrifugalmaschine.
Im Jahre 1854 kam zu den bekannten Methoden der Saftgewinnung aus der Zuckerrübe
– dem Preßverfahren und den verschiedenen Arten der Maceration – noch
eine Methode mittelst der Centrifugalmaschine oder Schleuder. Diese Methode wurde
von Frickenhaus in Deutschland erfunden, welcher im März
1854 seine erste Mittheilung darüber der Direction des Vereins für
Rübenzuckerindustrie im Zollverein machte.
Während der Campagne von 1857–58 sah ich in Deutschland schon einige
Zuckerfabriken, in welchen die Saftgewinnung ausschließlich mittelst der Schleuder
geschah. Man versicherte mir, daß mehrere derselben, welche nach dem Preßverfahren
mit gutem Erfolg gearbeitet hatten, es vortheilhaft fanden die Pressen abzuschaffen,
um an ihrer Stelle die Schleuder einzuführen.
Als Hauptvortheil des neuen Verfahrens wurde die Möglichkeit, bis 90 Proc. Saft der
Rübe zu entziehen, besonders hervorgehoben. Diese hohe Ausbeute an Saft wurde aber
dadurch erzielt, daß man zum Verdrängen des Saftes aus dem Rübenbrei sehr große
Quantitäten Wasser verwendete, was den Saft verhältnißmäßig verdünnte und folglich
die Ausgaben für seine Concentration vermehrte. Beim Besuch der mit Schleudern
arbeitenden Fabriken konnte ich wohl sehen, daß die Arbeit mit der Schleuder eine
große Reinlichkeit gestattet, daß die Anzahl der Arbeiter im Vergleich mit der
Preßarbeit fast auf die Hälfte vermindert werden konnte und daß die Bedienung der
Schleuder eine viel leichtere Arbeit ist, als die Arbeit an den Pressen; aber es war
auch leicht zu sehen, daß das Anlagecapital viel bedeutender seyn mußte, daß der
Aufwand an mechanischer Kraft, um die Schleuder mit der Geschwindigkeit von
1000–1200 Umdrehungen pro Minute zu bewegen, für
gleiche Leistung viel größer seyn mußte, als beim Gebrauch der Pressen. – In
der technischen Literatur fand ich damals keine Angaben, welche mich über die
Details der neuen Saftgewinnungsmethode belehren konnten; was über das Frickenhaus'sche Verfahren veröffentlicht war, beschränkte sich meines
Wissens 1) auf den Bericht von Kindler (38ste Lieferung
der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie), in welchem mitgetheilt wird, daß aus
181500 Pfd. nach diesem Verfahren verarbeiteter Rüben 20214 Pfd. Zuckermasse erzielt
wurden, d.h. 11,14 Proc. vom Gewicht der Rüben, welche 77,5 Proc. Zucker enthielt,
und daß man aus derselben Quantität zu derselben Zeit nach dem Preßverfahren
verarbeiteter Rüben nur 18473 Pfd. Zuckermasse von demselben Zuckergehalt erhielt,
d.h. nur 10,18 Proc. vom Gewicht der Rüben. 2) In der 42sten Lieferung derselben
Zeitschrift fand ich Resultate einer Prüfung des Frickenhaus'schen Verfahrens, ausgeführt durch eine Commission vom Verein
für Rübenzuckerindustrie, aus welchen folgt, daß nach diesem Verfahren 90,9 Proc.
Saft erhalten wurden. – Seitdem wurden in dem ursprünglichen Verfahren von
Frickenhaus einige Abänderungen getroffen, es wurde
nämlich das Verdrängen mit Dünnsaft ganz aufgegeben und das Wasser ist ein
ausschließliches Verdrängungsmittel geblieben.
Da das neue Verfahren, so wie ich dasselbe in deutschen Fabriken im Jahre 1857
beobachtete, die Mehrausbeute fast von 10 Proc. SaftWir nehmen an, daß wenn der Wasserzulauf auf der Reibe nicht sehr groß ist,
80 oder 81 Proc. Saft als ein guter Durchschnittsertrag beim Preßverfahren
zu betrachten ist. versprach, da derselbe eine sehr reine und im Vergleich mit der Preßarbeit
eine viel leichtere Arbeit war, so entschloß ich mich durch eigene Versuche mir eine
selbstständige Meinung darüber zu verschaffen, in welchem Grade diese Vortheile
durch ungünstige Umstände, namentlich große Verdünnung des Saftes, größere
mechanische Kraft, bedeutenderes Anlagecapital, geschmälert werden. Meine damalige
Stellung als Director einer der großen Zuckerfabriken, die dem Hrn. Grafen A. A. Bobrinski gehören, gab mir alle Mittel zur Ausführung
solcher Versuche. Ich wandte mich, um mir eine Saftschleuder anzuschaffen, an die
HHrn. Albert Fesca u. Comp. in
Berlin, welche mir mit der größten Bereitwilligkeit eine vollständige Saftschleuder
mit Breikutsche, Brauserohr etc. lieferten.
Im Herbst 1858 wurde in der Zuckerfabrik zu Michailofsko (Gouvernement Tula) neben
dem Preßlocal die Saftschleuder aufgestellt und zwar ganz so, wie es in den besten
nach dieser Methode arbeitenden deutschen Fabriken zu geschehen pflegt; den Plan und
die nöthigen Angaben dazu lieferten mir die HHrn. Alb. Fesca u. Comp. Die Trommel meiner Saftschleuder hatte 36
Zoll im Durchmesser und 18 Zoll Siebhöhe; das Deckgefäß mit Wasser stand 6 Fuß höher
als der obere Rand der Trommel; das Brauserohr hatte 1 Zoll im Durchmesser; eine
Seite desselben hatte vier parallele Reihen Löcher von 1 Millimeter Durchmesser und
so angeordnet, daß keine Stelle der Breischicht der Wirkung des Wassers entgehen
konnte, vorausgesetzt daß alle Löcher des Brauserohrs ihre volle Wirkung hatten.
Die erste Reihe der Versuche hatte zum Zweck zu bestimmen, wie viel Saft die
Schleuder aus dem Rübenbrei ausziehen kann ohne Anwendung von
Wasser. Bei diesen Versuchen bestand die Ladung aus 200 Pfd. Brei. Die
Reiben arbeiteten ohne Zulauf von Wasser; der Saft zeigte 7°,8 Baumé
bei 17°1/2. Die Schleuder wurde nicht eher geladen, als bis sie die volle
Geschwindigkeit von 1000 Umdrehungen per Minute hatte.
Während 5 Minuten wurden folgende Quantitäten Saft gewonnen:
118; 117; 119; 119,5; 118,5 Pfund,
im Mittel also 59 Proc. vom Gewicht des Breies.
Als man die Schleuder mit größerer Geschwindigkeit gehen ließ, so daß das Minimum
1200 Umläufen per Minute entsprach, erhielt man von 200
Pfd. Brei in 5 Minuten folgende Quantitäten Saft:
122; 124; 124; 123; 124 Pfund,
im Mittel 61,7 Proc.
Da bemerkt wurde, daß die Quantität des ausgeschleuderten Saftes außerordentlich
schnell nach der Ladung ihr Maximum erreichte und daß sie eben so schnell sank, so
daß nach Verlauf von 5 Minuten nur sehr wenig Saft aus der Schleuder floß, so hielt
ich es für interessant zu bestimmen, in welchem Verhältnisse die Quantität des
ausgeschleuderten Saftes zur Zeit steht. Zu diesem Zweck wurde eine Anordnung
getroffen, welche den während jeder Minute ausgeschleuderten Saft besonders zu
sammeln gestattete. Man erhielt bei dieser Reihe von Versuchen folgende Zahlen; die
Trommel machte dabei 1000 Umläufe per Minute.
Erhalten an Saft
Erster Versuch.
Zweiter Versuch.
Dritter Versuch.
Pfund.
Pfund
Pfund
in der 1sten Minute
80
81,5
81,4
„
2ten „
18
17,0
16,0
„
3ten „
11
9,5
10,6
„
4ten „
5
6,0
5,5
„
5ten „
4
4,7
4,0
„
6ten „
3,5
4,0
3,2
„
7ten „
3,0
3,5
2,6
„
8ten „
2,5
3,0
2,0
„
9ten „
1,5
1,5
1,4
„
10ten „
0,7
1,0
0,7
„
11ten „
0,5
0,5
0,5
„
12ten „
0,4
0,3
0,3
„
13ten „
0,4
0,3
0,2
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
in der 13ten Minute
130,5
132,8
128,4
Aus diesen Versuchen folgt: 1) daß in der ersten Minute die Schleuder mehr als die
Hälfte, 60 Proc. der Quantität Saft gibt, welche sie während 13 Minuten zu liefern
im Stande ist; 2) daß man in 3 Minuten Zeit 84 Proc. und während der übrigen 10
Minuten nur 16 Proc. Saft erhält; 3) daß im Ganzen in 13 Minuten Zeit die Schleuder
nur 65 Proc. Saft aus 100 Th. Rübenbrei ausziehen kann.
Ich gehe jetzt zu den Versuchen mit Anwendung des Wassers über, wie sie bei der
Fabrikarbeit geschieht.
Bei dieser Versuchsreihe ließ man die Schleuder im Mittel 1100 Umdrehungen per Minute machen; die Ladung bestand aus 200 Pfd. ohne
Wasser zerriebenem Rübenbrei; das Decken mit Wasser geschah 5 Minuten nach der
Ladung und seit dem Moment, wo das Wasser in die Schleuder eingelassen wurde,
sammelte man den Saft von jeder Minute besonders. Diese jeder Minute entsprechende
Portionen ausgeschleuderten Saftes, können uns, wenn man ihre Dichtigkeit und
Quantität bestimmt, ein Bild geben von der Art und Weise, wie das Wasser das
Verdrängen des Saftes bewirkt.
Zur Bestimmung der Dichtigkeit des Saftes diente ein sehr genaues Aräometer, an
welchem noch Zehntel eines Grades abgelesen werden konnten.
Man ließ die Schleuder, von der Ladungszeit an gerechnet, im Ganzen 15 Minuten
umlaufen; dann wurde sie angehalten, der Rückstand sorgfältig herausgenommen und
gewogen. – Der Gehalt der Rüben an Saft wurde vor jedem Versuch nach den
bekannten Methoden bestimmt.
Erster Versuch. Die Ladung war 200 Pfd., die Dichtigkeit
des normalen Saftes 7°,7 Baumé; die Rüben enthielten 95,2 Proc. Saft.
Vor dem Einlassen des
Wassers lieferte die Schleuder in 5 Minuten 119 Pfd. Saft. Dann wurde:
Dichtigkeit in
Der erhaltene Saft enthielt:
Im Verlauf
erhaltenan Saft:
Baumé'schenGraden.
unverdünntenSaft.
Wasser.
Pfund.
Pfund.
Pfund.
der 6ten Minute
15,5
6,0
12,0
3,5
„
7ten „
57,1
4,1
30,6
26,5
„
8ten „
15,2
3,0
6,0
9,2
„
9ten „
8,3
2,9
3,2
5,1
„
10ten „
6,3
2,7
2,1
4,2
„
11ten „
3,4
2,5
1,1
2,3
„
12ten „
„
13ten „
„
14ten „
„
15ten „
2,3 1,6 1,0 0,9
2,02,02,02,0
1,5
4,3
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
111,6
56,5
55,1
Der Rückstand wog 60 1/2 Pfd. Im Ganzen wurden erhalten 230,6 Pfd. Saft von
5°,8 Baumé; dieß entspricht 175,5 unverdünnten Saftes von 200 Pfd.
Rüben oder 87,7 Proc.
Zweiter Versuch. Ladung = 200 Pfd.; Dichtigkeit des
Saftes 8°,8 Baumé; Saftgehalt der Rüben 94,7 Proc. Vor dem
Wassereinlassen lieferte die Schleuder 116 Pfd. Saft und dann:
Dichtigkeit in
Der erhaltene Saft enthielt:
Im Verlauf
erhaltenerSaft:
Baumé'schenGraden.
unverdünntenSaft.
Wasser.
Pfund.
Pfund.
Pfund.
der 6ten Minute
14,5
6,2
11,2
3,3
„
7ten „
64,0
4,0
32,1
31,9
„
8ten „
15,1
3,4
6,4
8,7
„
9ten „
7,7
3,1
3,0
4,7
„
10ten „
5,4
2,8
1,9
3,5
„
11ten „
4,5
2,5
1,4
3,1
„
12ten „
2,9
2,2
0,8
2,1
„
13ten „
1,1
2,1
0,3
0,8
„
14ten „
„
15ten „
1,0 0,8
2,02,0
0,5
1,3
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
117,0
57,6
59,3
Der Rückstand wog 54,5 Pfd., das Gesammtquantum des erhaltenen Saftes betrug 223 Pfd.
von 5°,9 B.; dieß entspricht 173,6 Pfd. unverdünnten Saftes, oder 86,8
Proc.
Dritter Versuch. Ladung 200 Pfd.; der normale Saft hatte
8°,8 B. Gehalt der Rübe an Saft 94,7 Proc. Vor dem Wassereinlaß erhielt man
116 Pfd. Saft und dann:
Dichtigkeit in
Der erhaltene Saft enthielt:
Im Verlauf
erhaltenerSaft:
Baumé'schenGraden.
unverdünntenSaft.
Wasser.
Pfund.
Pfund.
Pfund.
der 6ten Minute
16,4
6,5
13,1
3,3
„
7ten „
56,1
4,2
29,5
26,6
„
8ten „
20,2
3,2
8,1
12,1
„
9ten „
11,5
2,8
4,0
7,5
„
10ten „
7,7
2,4
2,3
5,4
„
11ten „
5,8
2,2
1,6
4,2
„
12ten „
1,9
2,1
0,5
1,4
„
13ten „
0,9
1,8
0,2
0,7
„
14ten „
„
15ten „
0,6 0,6
1,51,5
0,2
1,0
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
121,7
59,5
62,2
Gewicht des Rückstandes = 52 Pfd.; Dichtigkeit des gemischten
Saftes 5°,9 B.; seine Quantität = 237,7 Pfd.; dieß entspricht 87,5 Proc.
unverdünnten Saftes von 100 Rüben.
Die hier angeführten drei Versuche sind, ohne Auswahl, einer ganzen Reihe entnommen,
welche alle die Saftausbeute von 88 Proc. als Mittel ergaben; das Maximum war 90,5
Procent und das Minimum 86,7 Procent. Die unbedeutenden Abweichungen der Mittelzahl
von diesen letzteren zeigen, mit welcher Regelmäßigkeit die Schleuder arbeiten kann;
ich habe Gründe zu glauben, daß bei der Fabrikarbeit und zuverlässigen Arbeitern
diese Regelmäßigkeit noch auf einen höheren Grad getrieben werden kann.
Aus den angeführten Versuchen sieht man, daß von 45 Proc. des gebrauchten Wassers 30
in den Saft übergehen und 15 im Rückstand bleiben.
Wenn man dieselbe Quantität Wasser (45 Proc.) auf die Weise vertheilt, daß man 15
Proc. auf die Reibe gibt und die übrigen 30 Proc. in die Schleuder, so erhält man
stets weniger Saft als in dem Falle, wo man auf die Reibe kein Wasser gibt und das
ganze Quantum von 45 Proc. in der Schleuder verbraucht. Das ist ganz natürlich, weil
die Hauptwirkung des Wassers, in der Schleuder in einem Verdrängen des Saftes besteht, wie aus den oben
angeführten Versuchen leicht zu ersehen ist.Neulich ist mir von Hrn. Fesca mitgetheilt worden,
daß man, um das Verschleimen der Siebe zu vermindern, es doch für nützlich
hält, 10 bis 12 Proc. Wasser auf die Reibe zu geben.
Die Versuche mit geringeren und größeren Quantitäten Wasser gaben folgende Resultate.
Der normale Saft bei diesen Versuchen hatte 7°,7 Baumé.
Textabbildung Bd. 161, S. 426
Ladung; Verbrauchtes Wasser;
Erhaltener Saft; Der Saft zeigte; Der Saft enthält; unverdünnten Saft; Wasser;
Auf 100 Thle. Rüben; erhielt man unverdünnten Saft; in den Saft übergegangenes
Wasser; Pfd.; Baumé
Diese Zahlen zeigen, daß man mittelst größerer Quantitäten Wasser größere Ausbeuten
an Saft erhält, aber sie zeigen zugleich, daß die Quantität des in den Saft
übergehenden Wassers schneller steigt als die Saftausbeute. Jeder Fabrikant muß also
für seine Verhältnisse selbst bestimmen, welche Quantitäten Wasser für ihn die
vortheilhaftesten sind.
Einen sehr wichtigen Umstand bei der Arbeit der Schleuder bildet die Art und Weise,
wie das Wasser auf die Breischicht in der Schleuder geleitet wird. Es ist durchaus
nöthig, daß keine Stelle der Breischicht der Wirkung des Wassers entgehe. Jedes
Wassertheilchen, welches auf die mit großer Geschwindigkeit umlaufende Breischicht
fällt, dringt zur äußeren Peripherie derselben mit einer Geschwindigkeit, welche die
Resultirende zweier Wirkungen ist – der der Centrifugalkraft und der
Widerstände, welche die Breischicht der Bewegung des Wassertheilchens darbietet; die
Richtung, nach welcher ein Wassertheilchen durch die Breischicht sich bewegt, ist
abhängig von der Schwere, von der Centrifugalkraft und von der
Umlaufgeschwindigkeit der Breischicht. Wenn das Wasser aus einem mit Löchern
versehenen vertical gestellten Rohre in die Schleuder strömt, so fallen auf die
Breischicht fast in horizontaler Richtung einzelne Wasserstrahlen; die rotirende
Bewegung der Breischicht macht es sicher, daß jeder Strahl eine seiner Lage
entsprechende horizontale Zone der Breischicht mit Wasser versorgt. Damit auch in
verticaler Richtung eben so sicher jeder Theil der Breischichtoberfläche sein
Wasserquantum erhalte, ist es nöthig, die Reihen der Löcher auf dem Brauserohre so
anzuordnen, daß jeder vertical zur Röhre gedachte Schnitt wenigstens ein Loch
treffen soll. Daraus folgt, daß das Vermehren der Reihen der Löcher auf dem
Brauserohre zweckentsprechend ist. Anstatt der Löcher, macht man auf dem Rohre auch
einen seiner Achse parallelen sehr engen Schlitz; das Wasser soll aus solchem
Schlitz in der Form einer continuirlichen Wasserhaut ausströmen; das geschieht auch,
wenn der Schlitz überall dieselbe Weite hat und nirgends verstopft ist; unter
solcher Voraussetzung aber wirkt ein Rohr mit genügender Anzahl der Löcherreihen
eben so gut; vermehrt man aber die Zahl der Reihen so, daß jedem Querschnitt mehr
als ein Loch entspräche, so kann die Verstopfung weniger Einfluß haben als bei einem
Schlitz. Folgende Versuche können ein Bild über den Einfluß geben, welchen ein
unvollständiges Durchdringen des Wassers auf die Saftausbeute ausüben kann: 1) Man
hat durch Verstopfen die Anzahl der Löcher auf dem Brauserohre um 3 Proc.
vermindert; die Saftausbeute verminderte sich in Folge dessen um 0,75 Proc. 2) Die
Saftausbeute fiel um 3 Proc., wenn die Zahl der Löcher um 10 Proc. vermindert wurde.
Daraus ist zu ersehen, daß das Verdrängen des Saftes durch Wasser in der Schleuder
eine große Aufmerksamkeit erheischt. – Eine schlechte Reinigung der Siebe
beim Herausnehmen des Rückstandes aus der Schleuder wirkt in demselben Sinne wie
eine unvollständige Wirkung des Wassers, doch in geringerem Grade.
Man befürchtete, daß durch die große Berührung des Saftes mit der Luft, wie sie bei
der Schleuderarbeit stattfindet, leicht eine Säuerung eintreten dürfte, daß sich
Fermente bilden können, welche zersetzend auf den Zucker einwirken werden. Diese
Befürchtungen stützen sich nicht auf directe Versuche, sondern gründen sich nur auf
die allgemein bekannte Thatsache, daß die Pflanzensäfte, wenn sie mit der Luft in
Berührung bleiben, sich verändern, gähren, sauer werden oder in Fäulniß übergehen.
Directe Versuche mit dem Rübensaft ergaben mir, daß im Verlaufe einer viel längeren
Zeit, als irgend eine Methode der Saftgewinnung zu ihrer Durchführung bedarf, die
Wirkung des Sauerstoffs nur in der Oxydation einer stickstoffhaltigen Substanz
besteht, und daß diese Wirkung auf den Zuckergehalt von keinem Einflusse ist, wenigstens in den
Grenzen der Genauigkeit, welche der Polarisationsapparat zuläßt.Im polytechn. Journal Bd. CLVI S. 215 hat Dr. Stammer Versuche mitgetheilt, welche dasselbe
Resultat lieferten. Hierbei darf ich nicht unerwähnt lassen, daß bei der Pressenarbeit der
Rübenbrei eine viel längere Zeit in der Arbeit bleibt, als bei Anwendung der
Schleuder; daß der auf den Packtischen und später in der Presse aus dem Brei
ausfließende Saft auch genug Gelegenheit hat mit der Luft in Berührung zu kommen,
und daß die wollenen oder hanfenen Tücher, welche 12 Stunden mit dem Saft imprägnirt
bleiben, eine viel größere Gefahr der Fermentbildung darbieten, als die metallenen
Siebe der Schleuder. Frickenhaus
In seiner Broschüre: „Die Anwendung des Braunsteins in der
Rübenzuckerfabrication.“
hält sich für berechtigt, der großen Berührung des Saftes mit der Luft, wie
sie in der Schleuder stattfindet, sogar einen bessernden Einfluß zuzuschreiben.
Die Praxis in Deutschland hat schon ein günstiges Urtheil über das Frickenhaus'sche (modificirte) Verfahren gefällt, wie aus
dem Werke von L. Walkhoff
Der praktische Rübenzuckerfabrikant, von L. Walkhoff, 2te Auflage, S. 50. Braunschweig, 1858. zu ersehen ist; doch glauben wir durch unsere Versuche, insofern dieselben
über die Art und Weise, wie die Centrifugalkraft das Ausschleudern des Saftes
bewirkt, ein genaues Bild geben, einen nützlichen Beitrag zu dem, was die technische
Literatur über dieses Verfahren enthält, geliefert zu haben.