Titel: | Ueber Verbrennung im luftverdünnten Raume; von E. Frankland. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XXXII., S. 100 |
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XXXII.
Ueber Verbrennung im luftverdünnten Raume; von E.
Frankland.
Der Royal Institution
in London mitgetheilt den 8. März 1861. – Aus der Zeitschrift für Chemie und
Pharmacie, 1861 S. 375.
Frankland, über Verbrennung im luftverdünnten Raume.
Bei einer Besteigung des Montblanc im Herbst 1859 beobachtete F., daß eine
Stearinkerze, in Chamouny brennend per Stunde 9,4 Gramme
an Gewicht verlor, während eine Kerze derselben Art auf der Spitze des Montblanc
stündlich 9,2 Gramme verzehrte. Es ist auffallend, welch geringen Einfluß die
erhebliche Verschiedenheit des Luftdrucks auf die Geschwindigkeit der Verbrennung
ausübte. Aehnliche Resultate wurden später erhalten, als die Versuche in künstlich
verdünnter Luft von nur 9 Zoll Quecksilberdruck wiederholt wurden. Es wurde hierbei
bemerkt, daß bei fortschreitender Verdünnung der untere blaue nicht leuchtende Theil
der Flamme sich mehr und mehr nach oben ausdehnte und zuletzt den gelben leuchtenden
Theil gänzlich verdrängte. Um den Einfluß zu bestimmen, welchen der Luftdruck bei
gleichbleibendem Verbrauch an Brennmaterial auf die Leuchtkraft einer Flamme ausübt,
wurde eine Reihe von quantitativen Versuchen mit Leuchtgas angestellt, nachdem
vorläufige Versuche gezeigt hatten, daß sich mit diesem regelmäßigere Resultate
erzielen ließen als beim Arbeiten mit einer Kerze.
Mittelst eigenthümlicher Vorrichtungen gelang es, das Einströmen des Gases in den
luftverdünnten Raum regelmäßig und den Gasverbrauch constant (nämlich 0,65 engl.
Kubikfuß per Stunde) und von der Spannung der künstlichen
Atmosphäre unabhängig zu machen. Die Leuchtkraft der zu untersuchenden Flamme wurde
nach Bunsen's Methode mit derjenigen einer unter
gewöhnlichem Luftdruck brennenden und mit einer Glasglocke umgebenen Gasflamme
verglichen. Bei allen zu einer Reihe gehörigen Bestimmungen wurde die
Lichtintensität der unter vollem Luftdruck brennenden Versuchsflamme als = 100
angenommen. Wir geben im Folgenden eine Zusammenstellung der erhaltenen Resultate;
jede gegebene Lichtintensität ist das Mittel aus 20 Bestimmungen.
Erste Reihe:
Quecksilberdruck in engl. Zollen
29,9
24,9
19,9
14,6
9,6
6,6
Lichtintensität
100
75
53
20
5,4
0,9
Zweite Reihe:
Druck
30,2
28,2
26,2
24,2
22,2
20,2
18,2
16,2
Lichtintensität
100
91
81
73
61
48
37
29
Druck
14,2
12,2
10,2
Lichtintensität
20
12
3,6
Dritte Reihe. Die Drucke wurden dießmal mit einem Wassermanometer gemessen und dann
auf Quecksilber umgerechnet.
Druck
30,2
29,2
28,2
27,2
Lichtintensität
100
95
90
84
Es geht aus diesen Zahlen hervor, daß von 1 Atmosphäre ausgehend, die Lichtintensität
der Flamme für je 1 Zoll Druckabnahme sich um etwa 5 Proc. der ursprünglichen
verminderte, bis der Druck auf 14 Zoll fiel; von da an abwärts war die
Lichtverminderung langsamer.
Directe Versuche zeigten, daß die Verbrennung im luftverdünnten Raume mindestens
ebenso vollständig stattfand wie bei gewöhnlichem Drucke. Andere Versuche bewiesen,
daß auch die Temperatur der Flamme bei Verminderung des Drucks nicht wesentlich
sank. F. erklärt deßhalb die Abnahme der Leuchtkraft durch die mit der Verdünnung
wachsende Beweglichkeit der Gasmolecüle, derzufolge die Luft in das Innere der
Flamme rascher eindringt, als bei gewöhnlichem Drucke, und einen größeren Theil des
Kohlenstoffs zu Kohlenoxyd verbrenne, bevor derselbe Zeit habe sich in festem,
leuchtendem Zustande abzuscheiden.
Der Verf. ist gegenwärtig damit beschäftigt, seine Untersuchung auch auf Drucke von
mehr als einer Atmosphäre auszudehnen.