Titel: | Joubert's Verfahren zum Ueberziehen gestochener Kupferplatten mit Stahl. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CXXX., S. 447 |
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CXXX.
Joubert's Verfahren zum Ueberziehen gestochener Kupferplatten mit
Stahl.
Aus
Ure's Dictionary of
Arts, edited by R. Hunt, London 1860, vol. II p. 141.
Joubert's Verfahren zum Ueberziehen gestochener Kupferplatten mit
Stahl.
Ein Verfahren, Stahl (Stickstoff-Eisen) auf einer gravirten Kupferplatte
niederzuschlagen, ist kürzlich von Frankreich nach England herübergebracht worden.
Dasselbe wurde von dem französischen Kupferstecher Joubert erfunden, welcher darüber der Society of
Arts Mittheilungen gemacht hat, wonach die so mit Stahl überzogene
Kupferplatte eine fast unendliche Anzahl Abzüge gestattet, da der Stahlüberzug, wenn
er abgenutzt ist, mehrmals entfernt und durch einen neuen ersetzt werden kann, ohne
dem Stich zu schaden. Joubert beschreibt sein Verfahren
im Journal der genannten Gesellschaft folgendermaßen:
„Wenn man die beiden Drahtenden einer galvanischen Batterie getrennt in
eine Eisenlösung taucht, deren Basis Ammoniak ist, so wird sofort das positive
Polende angegriffen und auf den negativen das gelöste Metall abgelagert: dieß
ist das Princip des Verfahrens, welches der Erfinder Stählung nennt.
Die Operation wird in folgender Weise ausgeführt: – Dadurch daß man an dem
positiven Pol eine Eisenplatte anbringt und dieselbe in eine Salmiaklösung
taucht, wird das Metall unter der Einwirkung des Stroms gelöst und Eisenchlorür
gebildet, welches sich mit dem Salmiak der Lösung zu einem Doppelsalz verbindet.
Bringt man an das entgegengesetzte Polende eine Kupferplatte, und ist die Lösung
gesättigt genug, so bildet sich darauf ein glänzender und vollkommen glatter
Eisenüberzug. Zugleich entwickelt sich in Folge der Zersetzung des Wassers,
dessen Sauerstoff zu dem sich als Oxydul in der Salzsäure lösenden Eisen tritt,
freier Wasserstoff.
Der Gegenstand meiner Erfindung ist, Druckplatten so herzustellen, daß sie eine
weit größere Anzahl Abdrücke zu machen gestatten, als dieß sonst der Fall ist.
Die Platten, mögen sie vertieft oder erhaben gravirt seyn, und mögen sie aus
Kupfer oder aus einem anderen weichen Metall bestehen, werden nämlich mit einem
sehr dünnen und gleichförmigen Eisenüberzuge auf galvanischem Wege versehen. Es
ist hierbei gleichgültig, ob das Graviren durch Hand- oder
Maschinenarbeit geschehen und ob die Platte eine Originalplatte oder ob sie eine
galvanoplastische Copie ist.
Ich gebe von den gebräuchlichen Batterien der Bunsen'schen den Vorzug, da eine Intensitätswirkung beabsichtigt wird. Die
Zersetzungszelle ist mit Gutta-percha ausgekleidet, 45 Zoll lang, 22
breit, 32 tief. Dieselbe wird mit Wasser gefüllt, in welchem 1/10 seines
Gewichtes Salmiak aufgelöst ist. In der Lösung steht, in Verbindung mit dem
positiven Pole der Batterie, eine Eisenplatte von etwa der Größe einer Seite des
Troges. Eine andere Platte von etwa derselben Größe ist am andern Pole befestigt
und ebenfalls in die Lösung getaucht, und wird, wenn die Lösung die richtige
Beschaffenheit erlangt hat, wozu mehrere Tage erforderlich sind, herausgenommen
und durch die zu überziehende gravirte Platte ersetzt, welche man so lange in
der Lösung läßt, bis der gewünschte Ueberzug erzeugt ist. Wenn derselbe sich
nicht gleich nach dem Eintauchen der Platte auf der ganzen Oberfläche bildet, so
hat die Lösung nicht die richtige Beschaffenheit und es muß nochmals die
Eisenplatte eingesetzt werden.
Die Zeit, welche zur Entstehung des Eisenüberzuges erforderlich ist, wechselt aus
verschiedenen Ursachen, kann aber leicht nach einiger Uebung erkannt werden.
Jedenfalls soll man die Kupferplatte herausnehmen, wenn der blanke Ueberzug an
den Kanten eine schwärzliche Farbe annimmt. Beim Herausnehmen hat man sofort die
Platte mit der größten Sorgfalt abzuwaschen, am besten mittelst eines stark
auffallenden Wasserstrahls. Dann trocknet man die Platte und wäscht sie mit
Terpenthinöl, worauf sie zum Abdrucken in gewöhnlicher Weise fertig ist.
Eine so präparirte Platte kann, ohne sich merklich abzunutzen, eine große Anzahl
von Abdrücken liefern und dann das Ueberziehen mit Eisen noch mehreremale
wiederholt werden. Eine galvanische Platte, auf diese Weise behandelt, zeigte
sich nach 12000 Abdrücken noch vollkommen unverändert.“