Titel: | Ueber Oberflächencondensation und die verschiedenen Methoden sie anzuwenden; von Th. Davison. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CXIII., S. 422 |
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CXIII.
Ueber Oberflächencondensation und die
verschiedenen Methoden sie anzuwenden; von Th. Davison.
Aus den Transactions of the Institution of Engineers of Scotland, durch das Mechanics' Magazine,
März 1861, S. 214.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Davison, über Oberflächencondensation und die verschiedenen
Methoden sie anzuwenden.
Eine große Menge verschiedener Pläne sind entworfen und zahlreiche Apparate versucht
worden, um den Dampf der Maschinen auf Seeschiffen zu condensiren und statt
Meerwasser zum Speisen der Kessel zu verwenden. Ein sicherer Erfolg ist so wenig
erreicht worden, daß sogar die ganze Sache als eine mit zu viel Schwierigkeiten
verbundene und daher unausführbare betrachtet zu werden pflegt. Dennoch wäre die
Brennstoffersparniß, wenn man reines statt Meerwasser zum Kesselspeisen verwerden
könnte, eine sehr erhebliche.
Das Seewasser bietet nämlich zweierlei erhebliche Nachtheile: erstens müssen die
durch das Verdampfen sich ansammelnden Salze von Zeit zu Zeit aus dem Kessel
entfernt werden, und zweitens bilden die Kalk- und Magnesiasalze trotz aller
angewandten Vorsichtsmaßregeln sehr bald nicht unbeträchtliche
Kesselsteinkrusten.
Die Entfernung der Salzlösung geschieht durch Ausblasen und muß so häufig wiederholt
werden, daß die Wärme, welche mit dem abgelassenen heißen Wasser nutzlos verloren
geht, einen bemerklichen Mehrverbrauch von Brennstoff repräsentirt.
Schiffskessel auf dem nördlichen Theil des atlantischen Oceans mit 20 Pfund Druck
können nicht hinreichend krustenfrei bleiben, wenn das in denselben befindliche
Wasser mehr als den doppelten Salzgehalt des Seewassers hat; es muß daher die Hälfte
des verbrauchten Speisewassers abgeblasen werden. Dabei stellt sich der Wärmeverlust
folgendermaßen:
Bei 20 Pfd. Druck ist die Temperatur des kochenden Wassers 261° Fahr. Die
Temperatur des Speisewassers, wie es die Maschine liefert, ist 110° Fr.; da
die Wärmemenge, welche erfordert wird um Wasser von 0° in Dampf zu
verwandeln, 1210° ist, so ist klar, daß wenn 2 Pfd. Wasser von 110° in
den Kessel kommen und eines davon in Dampf verwandelt werden soll, 1100
Wärmeeinheiten dazu erforderlich sind, so wie weitere 151 W.-E. um das zweite
Pfund von 110° auf 261° – bei welcher Temperatur dasselbe
ausgeblasen wird – zu bringen. Diese verlorenen 151 W.-E. bilden 13,7
Proc. der wirklich nutzbaren 1100 W.-E. und es wird also durch dieses
Ausblasen ein Verlust an Brennmaterial von 13,7 Proc. verursacht.
Auf anderen Meeren steigt der Verlust noch höher, er beträgt z.B. in den
westindischen Gewässern, wo 2/3 des Speisewassers abgelassen werden müssen, 27,4
Proc.
In der Praxis mögen die Resultate zwischen diesen Extremen schwanken: doch ist der
Verlust noch höher, indem sich trotz aller Vorsicht, immer Kesselstein absetzt, der
nur mit großer Mühe zu entfernen ist, und stets durch die Verminderung der
Leitungsfähigkeit erhöhten Brennmaterialaufwand bedingt.
Bei höherem Druck ist der Nachtheil noch größer, indem sich mehr Kesselstein bildet
und das auszublasende Wasser heißer ist. Außerdem aber erheischt die Anwendung von
Seewasser viel größere und kostspieligere Kessel.
Wendet man Oberflächencondensatoren an, so wird der Verlust durch Abblasen vermieden
und daher ein größerer oder geringerer Vortheil erzielt. Der Nutzen, welchen
außerdem der gänzliche Wegfall des Kesselsteins veranlaßt, wird verschieden, jedoch
selten unter 5 Proc. angegeben.
Kessel, mit reinem Wasser gespeist, dauern natürlich viel länger, was ein fernerer
großer Vortheil ist. Endlich erfordert die Luft- und Speisepumpe bei
Anwendung von Oberflächencondensatoren viel weniger Arbeitskraft, da einerseits nur
der condensirte Dampf und nicht auch die – zwanzigmal so große – Menge
condensirenden Einspritzwassers wegzupumpen, und andererseits nur etwa die Hälfte an
Speisewasser nothwendig ist. Allerdings beansprucht auch die Bewegung des
Kühlwassers Kraft, doch braucht es nur von einer Seite des Schiffes zur andern
geführt und mithin nur die Reibung in den Röhren überwunden zu werden.
Betrachtet man, dem nicht zu verkennenden großen Vortheile gegenüber, welchen
hiernach Oberflächencondensatoren bieten, die große Anzahl in den letzten 30 Jahren
versuchter und patentirter Constructionen, und vergleicht man damit die sehr geringe
Anzahl von wirklich im Gebrauche stehenden Condensatoren, so muß man die
Ueberzeugung erlangen, daß die Ausführung dieser Apparate mit irgend einer großen
Schwierigkeit verbunden ist. Aus der näheren Untersuchung scheint hervorzugehen, daß
diese insbesondere in der Dichtung der Condensationsröhren an die betreffenden
Platten besteht.
Es ist klar, daß bei der großen Zahl von solchen Röhren sehr ungleiche Ausdehnungen
stattfinden müssen, und daß, wenn hierauf nicht Rücksicht genommen ist,
Undichtheiten die Folge seyn werden. Ein guter Condensator muß also jeder Röhre die
Ausdehnung frei gestatten.
Eine zweite Bedingung ist die, daß jeder Theil der condensirenden Oberfläche eine
gleiche und hinreichende Menge Kühlwasser erhalten muß, da sonst eine größere
Oberfläche, als eigentlich nothwendig, erfordert wird.
Drittens müssen die Condensatoren so wenig Raum wie möglich einnehmen: dieß ist
namentlich für ihre Anbringung auf bereits im Gebrauche befindlichen Schiffen von
Wichtigkeit, da dieselben selten in der Nähe der Maschine viel überflüssigen Platz
haben.
Viertens muß der Condensator leicht in Ordnung zu erhalten seyn: Reinigung,
Untersuchung, Reparatur dürfen nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Es ist dieß wichtiger,
als es scheinen möchte. Man nehme nur an, daß zum Dichten einer Röhre an ihren
beiden Enden 5 Minuten Zeit erforderlich sey, so stellt sich die zum Einsetzen und
Dichten aller Fugen für gewisse große Apparate erforderliche Zeit zu sieben Wochen
heraus. Meistens ist die Einrichtung der Condensatoren so, daß nur wenige Arbeiter
zugleich daran arbeiten können.
Endlich ist eine fünfte Bedingung, daß alle Fugen vollkommen dicht halten müssen und
der Apparat möglichst wenig kosten soll.
Sewell's Oberflächencondensator. – Nachdem der
Verf. die vorstehenden Bedingungen, als das Ergebniß zahlreiche Beobachtungen und
Untersuchungen, wohl erwogen hat, kann er folgende Construction, als allen
Erfordernissen genügend, empfehlen. Dieselbe ist von Hrn. Sewell in New-York erfunden und in Fig. 5 im
Durchschnitt dargestellt.
Die Condensationsröhren liegen horizontal und gehen frei durch die durchlöcherten
Endplatten hindurch, indem sie an jeder Seite etwa 1/2 Zoll weit vorstehen. Eine
dünne Gummischeibe mit einem Loch in der Mitte wird über diese Enden gezogen. Das
Loch in dieser Scheibe ist viel enger als der Durchmesser der Röhre, und es wölbt
sich daher jeder Ring nach Außen in Gestalt der Manschetten an hydraulischen
Pressen.
Diese Gummiverpackung der Röhre wird dann durch eine darauf passende und die Röhren
umgebende Platte an ihrer Stelle festgehalten, deren Löcher den Röhren entsprechen
und weit genug sind, um deren Enden und Manschetten aufzunehmen, aber nach Außen
sich so verengen, daß die Röhren ihren Ort nicht verändern können.
Das Kühlwasser geht durch die Röhren und der Dampf wird an deren Oberfläche
condensirt.
Diese Construction erfüllt alle Bedingungen eines guten Condensators. Die Ausdehnung
jeder Röhre nach beiden Seiten ist ermöglicht und zwar ohne die Reibung, welche jede
andere Verpackung verursacht, da die Gummipackung sich ausdehnt, statt daß die Röhre
hindurch zu gleiten braucht. Auf diese Weise wird die Abnutzung jeder Röhre oder
Verpackung und mithin die Entstehung von Undichtheiten verhütet und die Herstellung
der Dichtung ohne besondere Geschicklichkeit im richtigen Anziehen oder Lösen
ermöglicht.
Der Druck des Wassers selbst hält die Fugen dicht, indem die Manschette sich um so
fester anlegt, je größer der Wasserdruck ist.
Zweitens kann das Wasser, welches sich innerhalb der Röhre befindet, in jede
zweckmäßige Strömung der Reihe nach durch alle Röhren versetzt und so die beste
Wirkung erzielt werden.
Drittens können die Röhren dichter an einander gelegt werden, als bei jeder andern
Construction, da ein Zwischenraum von 5/16 Zoll zwischen ihren äußern Rändern für
diese Verpackung vollkommen ausreichend ist. Es kann daher der Condensator auf ein
sehr kleines Volumen reducirt und in manchen Fällen angebracht werden, wo andere
Constructionen zu viel Raum einnehmen würden.
Viertens ist es sehr leicht, die Röhren herauszunehmen und zu reinigen. Das Wegnehmen
und Wiedereinsetzen von 1000 Röhren kann in einer Stunde geschehen, und da hiedurch
schon von selbst die Reinigung der Außenfläche bewirkt wird, so kann gewiß nicht
mehr in dieser Beziehung verlangt werden.
Fünftens gestattet dieser Condensator die Anwendung sehr langer Röhren, und es
stellen sich daher die Kosten sehr niedrig, da die Verpackung äußerst billig ist.
Der Verf. hat eine Röhre gesehen, welche sechs Monate hindurch auf dem Dampfer
„Mona's Isle,“ dem ersten, welcher in England mit diesem
Apparat versehen worden, im Gebrauch gewesen war. Die Röhren wurden gereinigt und
mit derselben Verpackung wieder eingesetzt, welche augenscheinlich so elastisch wie
eine neue war.
Endlich ist der Condensator so leicht zusammengesetzt, daß er, wenn ein Unfall die
Röhren, die Circulationspumpe oder andere Theile treffen sollte, in wenig Minuten in
einen Einspritzcondensator verwandelt werden kann.